san alfredo & ich

san alfrede ist mein schutzheiliger & groߟes vorbild geworden. wanja hat heute ein blitzschnelles fotoshooting mit uns gemacht – nur durch san alfredo kann ich die groߟstadt aushalten und mich in den strom des lebens fallen lassen. dann geht mir die arbeit leicht von der hand & ich hab tausend kommunionen.

asyl

heute haben wir – so gut es ging – alfredo und sein hab & gut unter unsere fittiche genommen, als ein übereifriger & ahnungsloser polizist ihm angedroht hat, alle seine sachen auf den sperrmüll zu werfen.

dabei kümmert er sich ganz rührend um das wohl & wehe der anderen obdachlosen. als friedensstifter & multilingualer dolmetscher. als sanitäter & fliegender organisierer. er kennt tausend leute & ist vielfältig vernetzt. lebenslustig & sinnenfroh. der beste seelsorger, den mensch sich wünschen kann.

wir haben uns herzlich angefreundet und ich habe ihn dankbar in die riege meiner getrennt aufgewachsenen geschwister aufgenommen. auch die band hat ihn gern als gastsolisten dabei.

das neue bühnenbild ist quicklebendig & zeitgenössisch:

ein geschenk des himmels!

ich will frieden

auf dem stehtisch habe ich einen springbrunnen der lebendigkeit installiert als quelle der besänftigung.

obwohl ich mich abgeklemmt habe von den medien, ist es unvermeidlich , daߟ ich die schlagzeilen sehe:

„reichsbürger greifen bundestag an“

im lauf des tages haben mir vier vertrauenswürdige augenzeugen des geschehens in berlin unabhängig von einander versichert, daߟ ganz besonders die gewaltfreie & friedliche atmosfäre sie tief berührt habe – einer in meinem alter hat gesagt, ihn habe das an woodstock erinnert. ein andreas, den ich schon vorige woche kennengelernt hatte. hat mir videos gezeigt, die er an verschiedenen orten aufgenommen hat: viele bunt gemischte menschen jeden alters lokker verteilt – null fanatismus.

jede menge fanatismus dagegen bei der antifa und den razis, wie ich die angsthasen bezeichnen will, die sich vor dem leben in sicherheit bringen wollen und auf die „wissenschaft“ berufen.

das nenne ich infokrieg – ich reihe mich freiwillig bei den friedensaposteln ein und versuche, bei laune zu bleiben.

es sieht nach vollmond aus

back in town

sonntag nachmittag sind wir wieder zurück auf unseren platz gefahren. anna lydia ist am freitag abend abgereist. in schönstem einvernehmen & mit guten aussichten. wilma ist zu einer zweiten „omi da lang“ avanciert. sie schenkt mir freie räume, in denen ich mich entfalten kann. ich bewundere ihren mut & ihre praxis.

wir haben einen fliegenden wexel zelebriert, denn sonntag abend sind lisa & wanja zu uns gestoߟen. wilma hilft mir noch beim übergang in die neue band und wird morgen heimfahren.

auf lisa hab ich mich schon die ganze zeit gefreut. eine eurhythmistin (absichtlich so geschrieben), die in der ddr aufgewachsen ist – 1968 geboren. heutzutage ist sie seiltanzlehrerin. sie war voriges jahr mehrmals am omnibus und hat in den letzten wochen des jahres bitterlich mit uns gefroren. die biografien von frauen aus dem osten wunderfitzig zu bestaunen ist eine meiner lieblingsbeschäftigungen …

wanja ist 24 und zum ersten mal bei uns. es stellte sich heraus, daߟ er schon einmal in meiner wohnung war, als deva & camilla dort übergangsweise lebten. er ist gerade dabei, seine bachelorarbeit zu schreiben und sein studium zu verdauen. ppö in witten! wir haben gleich viele gemeinsame interessen entdeckt und ich habe ihn gern in den club der gutartigen riesen aufgenommen.

wir waren alle sofort unisono …

bad moorburg

hat uns wieder geheilt & entspannt.

camouflage – und wir haben uns heute eine ausstellung angesehen unter dem motto „garten & kunst“:

mitten im „alten land“, das früher das bedeutendste obstanbaugebiet deutschlands war.

die kunst war architektonisch mit dem garten verflochten – überall strukturelle durchdringungen … meine fantasie schlug purzelbäume:

umstülpung

das ist unsere schleuse in eine komplementäre welt, in der wir uns dankbar zurücklehnen können nach einer ungemein anstrengenden woche in der groߟstadt. auch die einfahrt zum moorburger elbdeich hat sich kolossal verändert:

wir stehen friedlich geborgen hinten im gelände – hier ein entsprechendes camouflage bild:

und ich kann meine wunden lekken und mich an die vielen kleinen kostbarkeiten erinnern, die an so einem urbanen knotenpunkt häufiger vorkommen..

ich habe mich mit alfredo, der hinter dem omnibus wohnt, angefreundet und wir haben verabredet, aufeinander aufzupassen – und auf unseren platz, wenn wir weg sind. wir befestigen unser kabel an „ihrem“ baum und lassen sie gern ihre akkus aufladen.

und ich will nicht versäumen, ein loblied auf meine band zu singen. wilma ist 68 und war voriges jahr zweimal am omnibus. anna lydia ist 29 und war vor fünf jahren am omnibus. die kampagne ist ziemlich schwer zu erklären – besonders in diesen kriegszeiten. die unversöhnliche rechthaberei und der kadavergehorsam machen uns schwer zu schaffen – das ist wie eine soziale erkrankung. ich bin froh, daߟ ich weiterhin medienabstinent bleibe und lieber sanddornhonig esse.

das zusammenspiel lief auch unter diesen anspruchsvollen bedingungen vollkommen reibungslos. das ist für mich auch eine heilige oase und eine quelle unablässiger geduld. wilma & anna lydia waren – auch bei prasselndem regen – voll eingestimmt in die arbeit.

und ich konnte mich in schönster eintracht schon wieder mit sofia kurzschlieߟen & blitzartig aufladen. danke danke danke …

nass in nass

erbarmungsloser regen – zuweilen prasselnd – tag & nacht. gestern bin ich um halb zehn ohne tee & zigaretten ins bett gegangen und habe mir eingekuschelt einen film angeschaut.

heute wars noch dreimal schlimmer. ich übe mich darin, herzensverbindungen herzustellen und möglichst viele menschen als ermöglicherinnen zu gewinnen – also nicht nur über die aktuelle kampagne zu sprechen (das kommt natürlich zuerst dran), sondern ihnen einen sinnlichen eindruck von meiner eigentlichen tätigkeit zu vermitteln. das gelingt mir immer besser – meist enden solche gespräche mit einem respektvollen DU und gegenseitigem vertrauen.

ich versuche, möglichst viel über das leben der obdachlosen, die bei jedem wetter hinter dem omnibus schlafen, zu erfahren – ihr schicksal geht mir sehr nahe. der, den ich am besten kennengelernt habe, sagt „professor“ zu mir. er ist ein weltläufiger argentinier mit italienischen vorfahren, der wahrscheinlich schon auf allen kontinenten war und akzentfrei deutsch spricht. hinter dem omnibus ist ein bolo mit einer beispielhaften ökobilanz. auf sowas sollten wir uns besser alle vorbereiten, wenn wir so weiter machen.

ich bin tief beeindruckt, wie sie aufeinander aufpassen & sich austauschen.

heute habe ich zum ersten mal eine kuschelige schwarze jacke – aus der an den nähten weiߟe fäden heraushängen – angezogen, die ich mir im winter gekauft habe. die & mein groߟer kaschmirschal haben mir den tag gerettet. so kann ich mit tee & zigaretten sitzen & schreiben und nicht frieren …

… und intellektuelle morfos machen …

ungemütlich

das ist das hab & gut eines obdachlosen, der hinter dem omnibus sein lager aufgeschlagen hat. wenn ich hier sitze & schreibe, herrscht da ein reges & vielzungiges kommen & gehen. fliegende händler & betrunkene kartenspieler. obdachlose habe ich schon immer bewundert für ihr vertrauen in das nackte leben – jetzt kann ich sie direkt um den omnibus herum erleben und wir bestaunen uns wexelweise & kontrapunktisch.

im omnibus ein tohuwabohu von utensilien & behältnissen. drauߟen kalter & gleichgültiger kommerz.

wahrscheinlich ziehen die bäume die verlorenen seelen magisch an – ich bin jedenfalls sehr froh, daߟ sie da sind.

na, und dann gab es einen temperatursturz von gefühlt zwanzig grad und hat den ganzen tag geregnet. nicht zu frieren hat eine menge kraft gekostet. wir haben unverdrossen gearbeitet & die widrigen umstände gemeistert. und am abend noch ein raffiniertes reste-essen genossen.

ich habe wieder begonnen, hortensien einen sanften tod zu ermöglichen.

zurück in ottensen

gut erholt sind wir am späten nachmittag durch den elbtunnel wieder an unseren platz in der stadt gefahren und haben uns angedockt. schräg gegenüber haben wir lekker asiatisch gegessen …

ich bin in schönem abendlicht zum elbufer gelaufen und habe möglichkeiten für abendspaziergänge ausgekundschaftet.

mir fallen die poetischen nächte wieder ein, die ich als taxifahrer erlebt habe – und: daߟ ich schon als kind fasziniert war, wenn die lichter fäden ziehen.