zweiter akt potsdam

als ob ich es geahnt hätte: am zweiten tag in potsdam wurden wir eingekesselt & zugebaut




mit absurdem aufwand wurden eine bühne und das ganze technische zubehör für eine wahlkampfveranstaltung mit martin schulz aufgebaut, die am freitag mittag stattfinden sollte. es wuselten den ganzen tag über dirigenten mit smartphones & klemmbretter herum, um einen chor von subunternehmen zu koordinieren.




das wetter war zunächst so beschissen wie am vortag. ich konnte darüber nachsinnen, wie viele jahre der omnibus von dem geld fahren könnte, was hier für eine halbe stunde nichtssagenden redens verschwendet wurde. die trupps, die alles montierten, waren echte profis und es machte spaߟ, sie bei der arbeit zu beobachten. das nenne ich absurdes theater!




das wetter klarte am nachmittag wieder auf und am ende hatten wir in der hauptstadt in zwei tagen hundert unterschriften weniger gesammelt als an einem tag in eberswalde  …



der schatten der macht

streifte den omnibus am späten nachmittag in potsdam, auf dem platz vor dem brandenburger tor. zum ersten mal stehen wir so rum (im rechten winkel zum tor) auf dem platz und schrumpfen auf zwergengröߟe.




den ganzen vormittag über hat es so stürmisch geregnet, daߟ es die klitschnassen plakate von unseren selbstgebastelten aufstellern gefetzt hat. die wenigen menschen hasteten ins trockene. auch lautes rufen hat da nicht geholfen.

also habe ich unserer gemeinsamen sache geholfen, indem ich mit stephan zusammen die aufsteller nicht schnell geflickt, sondern so gut es ging restauriert habe. 

stephan hat morgen seinen letzten regulären tag. wenn ich ihn im rücken habe, weiߟ ich immer, daߟ der laden läuft. er ist die männliche variante von freya, meiner meistin. er weiߟ den wert von guten werkzeugen zu schätzen und hat mich bisher ohne herablassendes getue aus jeder digitalen klemme befreit.



es hat mich nicht gewundert, daߟ wir in der hauptstadt das schlechteste tagesergebnis hatten – das ist hier ein ziel des massentourismus und ein reservat für reiche promis …




der vorteil ist, daߟ wir zum beispiel gestern abend in diesem ambiente österreichisch geschlemmt haben.

7.000

am zweiten tag in brandenburg haben wir mit unterstützung aus berlin 7.000 unterschriften überschritten – besser gehts nicht!




ich war gern hier – beim nächsten mal können wir ruhig länger bleiben, denn wir sind im zentrum des betriebs. alles spielt sich im weichbild des omnibus ab und wir können uns oszillierend motivieren & vergewissern.
am abend sind wir in die landeshauptstadt gefahren … und da ist dann diese wundervolle koproduktion mit dem lieben stephan entstanden:



brandenburg an der havel

unser platz ist der zentrale knotenpunkt der über tausend jahre alten namenspatronin des bundeslandes brandenburg. wir hatten gut zu tun.




mit benjamin, dem berufssammler, sind wir jetzt wieder ein quintett …






in friedlicher eintracht haben wir heute über fünfhundert unterschriften gesammelt und zur krönung in einer direkt am wasser gelegenen, sehr schön zu einem biorestaurant umgebauten ehemaligen werft getafelt. unter der decke des riesigen raums hing kopfüber ein leerer achter mit steuermann!



vor zwei jahren war hier die bundesgartenschau – auf meinem abendspaziergang konnte ich schöne entdeckungen machen …




derweil versuche ich, mein eifohn so zu spielen, wie jimi hendrix die elektrische gitarre mit allen digitalen äpps wie wahwah & verzerrer & echohall & rückkoppelungen gespielt hat. in dankbarer reverenz an den groߟen meister nenne ich solche bilder ab jetzt „jimi hendrix teppiche“.



optische abstraktionen von lebendigkeit.



fortsetzung

es klappt wieder …

in der schule war am samstag die einschulung – so sah der eurhythmiesaal aus, wo ich immer nachts klavier spiele. den jungs hat die schule sehr gefallen und sie konnten zweimal im wannsee schwimmen gehen.




obwohl jede von uns gelegenheit hatte, für sich herumzukramen, haben wir den omnibus in lokkerem einvernehmen aufgeräumt & geputzt & für die weitere arbeit präpariert. vom zusammenspiel des quartetts bin ich restlos begeistert.




übrigens haben wir alle so viel freude an unserem schiffsjungen, wie er an seinem praktikum hat. ein lustiger & leibhaftiger enkel. sechzehn jahre. ich staune.



zuhause

alt kladow & die havelhöhe bieten mir immer wieder eine friedliche sabbatruhe, die mich in form bringt für die kommende arbeit.




der austausch mit christiane & egon ist jedes mal erfreulich & inter-essant. dieses mal hat egon uns durch das „aenigma archiv“ geführt, das er mit viel herzblut im keller der schule aufgebaut hat, eine veritable raumflucht mit sammlungen & konvoluten, die sachgerecht geordnet & gelagert werden. da steckt so viel geduldige & demütige zuwendung drin, so viel liebe zur sache!

es war schön, diese seite von egon kennenzulernen. samstag abend haben wir mit christiane & egon zusammen beim italiener gegenüber lekker getafelt.

… ich unterbreche hier mal, denn ich kann mal wieder keine bilder hochladen. dem muߟ ich erstmal auf den grund gehen.


überschlag

wir haben die letzte nacht noch in frankfurt verbracht und haben dort nach dem frühstück getankt und eine gasflasche gekauft. so konnten wir am hellichten tag in schöner eintracht hundert kilometer nach königs wusterhausen fahren, wo am abend eine podiumsdiskussion zum thema massentierhaltung vonstatten ging. die firma wiesenhof will hier ihre hähnchenmastanlage von 120.000 auf 240.000 tiere erweitern bzw. hat sie schon ohne genehmigung erweitert.  die bürgermeisterwahl & die bundestagswahl stehen kurz bevor.




niemand hat uns begrüߟt geschweige denn willkommen geheiߟen. niemand hat sich im geringsten für unsere arbeit interessiert. in der abmoderation hat der moderator nebenbei erwähnt, daߟ der omnibus drauߟen stehe … die band war von der veranstaltung – gelinde gesagt – ziemlich irritiert & enttäuscht. ich hatte darauf gehofft, freundschaften aufzufrischen & netze zu pflegen. wir waren pünktlich zur stelle … und es kam nichts. über nacht wurden wir vom strom abgeklemmt und haben keinen zugang zu den toiletten.





wenn ich an die demo vor dem mastbetrieb denke, auf der wir am samstag dekorativ herumstehen sollen, überkommt mich das kalte grausen. das kann ich meinen lieben gegenüber nicht verantworten – wir sind mitten in der parallelwelt des kampfsammelns – das funktioniert nur bei guter stimmung & voller geistesgegenwart.




also lassen wir die demo sausen und fahren nach alt kladow.

wettersturz

jetzt sind wir in schwedt an der oder. das ist die östliche variante von leverkusen mit vielsagenden ähnlichkeiten. viele menschen hausen in wohnmaschinen. hier hat die plattenbauweise ihren zenit erreicht.




wir stehen am platz der befreiung und das wetter wird ungemütlich kalt & regnerisch- ich muߟ mich wohl oder übel von meinem afrikanischen strampelanzug verabschieden. hier ist nichts los und für die band ist das ein echter härtetest, den sie bravourös gemeistert hat: ich sage nur: sechstausend!



debüt in prenzlau

wir haben einen groߟen teil des wochenendes in prenzlau verbracht. auf dem platz vor dem union kino, auf dem wir aufgetreten sind. niemanden hat es gestört – wir wurden freundlich wahrgenommen. die jungs konnten schwimmen gehen und ich hatte endlich gelegenheit, mich meinen musen hinzugeben.




ich werde nach & nach zum brandenburg experten und lerne durch meine wiedersehen viel über karakter & atmosfäre von landschaften & orten & menschen.




sonntag abend war dann der wexel komplett. wir sind zu einem lekkeren essen ausgegangen und haben uns umgesehen & eingestimmt auf unser debüt in diesem städtchen mit knapp 20.000 einwohnerinnen, genau gegenüber von rossmann, einem der ertragreichsten sammelknotenpunkte im menschenleeren brandenburg.




wir surfen elegant auf der welle der gebietsreform, weil alle irgendwie hoffen, bei uns unterschreiben zu können.  wir können beispielhaft & sinnfällig aufzeigen, wie unsinnig die amtseintragung ist.




wenn ich beim kampfsammeln sowas wie der kleine regisseur bin, lief es mit dem neuen quartett so, als habe ich die anweisung „volle kraft voraus“ gegeben. dabei kam alles freiwillig zusammen und wir haben souverän & lokker die fünftausendermarke weit übersprungen. besser gehts nicht!