mein begleiter

in die neue band war jan, unser sechzehn jahre junger schülerpraktikant. er kann die vorzüge der beiden volksinitiativen besser rauf & runter beten als ich. er hat sich sehr schnell assimiliert und prima mit allen verstanden. er war ein halbes jahr in toronto und wir können unsere angelsächsischen vorlieben austauschen. er steht früh auf & geht früh schlafen. alles, was ich mir von einem enkel wünschen kann.

das da oben ist ein sehr authentisches brustbild von ihm. er ist der kleine bruder von anna isfort:




diese wiederum ist geschwisterlich mit stephan in der weltgeschichte herumgereist, der mir immer wieder getreulich seine zeit schenkt und jetzt für zwei wochen am omnibus ist. er ist immer voll bei der sache und ich kann lokkerer lassen.

gabriele macht das quartett perfekt – sobald sie da ist, atmen wir – der omnibus & ich – erleichtert auf und die verhältnisse ordnen sich. sie ist schon mit stephan zusammen am omnibus gewesen und als omi da lang hat sie jan gleich in ihr herz aufgenommen.


und überhaupt

das quintett war einmalig – besser gehts nicht. auch hier gilt: wer ist denn der kleine da? ich danke euch allen aus vollem herzen!


adjöh, durchlaucht

prinz aus dem morgenland. du hast mich schön nach osten geöffnet – hier, tief im deutschen osten, der mich unwiderstehlich fasziniert. du warst die perfekte eskorte. meinen remix kann ich dir jederzeit als fliegenden teppich durch die luft schicken … und auch die anderen bilder.




yunus hat mir zum abschied ein schön mit der hand geschriebenes gedicht geschenkt, dessen anfang ich der welt nicht vorenthalten mag:

lieber werner

ich fuhr mit dir jeden tag gerner

und ferner, lernte ich hier bei dir

so manches, was in meiner seele

schlummerte, wonach sie hungerte

für mich war es durchaus

eine schule und zugleich ein

fahrendes haus …


das streichelt meine seele und ermuntert mich in meinem sosein. der oszillierende rollentausch hat mal wieder blendend funktioniert. danke, meister!




wer ist denn der kleine da?




yunus war jetzt fast vier wochen am omnibus und konnte im omnibus nirgends aufrecht stehen – ich finde das ganz erstaunlich, wie er in seiner haltung völlig unbeschädigt blieb. das bewundere ich ja sowieso bei den gutartigen riesen, die er alle deutlich überragte.

wir hatten super wetter und er hat jede gelegenheit wahrgenommen, sich im wasser zu bewegen – das fing an mit der wasserfalldusche in bad urach und endete mit täglichem schwimmen im unteruckersee in prenzlau.



brodowin

für mich war das schon lange eine potenzielle haltestelle, an der ich völlig arglos inter-essiert war. dies war mindestens mein dritter versuch einer kontaktaufnahme. 

am morgen haben wir uns auf die suche nach jemanden begeben, der uns einen platz zuweisen könnte und sind überall nur auf freundliches desinteresse & passiven widerstand gestoߟen. wir wurden von hü nach hott verwiesen. wir fühlten uns überhaupt nicht willkommen. es gab keinen strom, kein wasser, kein netz.

nach einer aufschluߟreichen betriebsführung und lekkerem essen drauߟen hinter dem hofladen sind wir abgedampft – wir suchten ja ruhe & frieden, und ich wollte lesen & senden.

also sind wir wieder auf gut glück & wieder durch den wald nach prenzlau gefahren, an den ort unseres auftritts mit der neuen band am montag.



finale

in einem rauschenden, virtuosen, ganz langsam abebbenden crescendo löst die band sich auf. am freitag war markt auf dem groߟen platz und wir haben eine ganz unerwartet erfolgreiche abschiedsvorstellung gegeben und unseren bisherigen rekord um hundert unterschriften überboten …




wir sind jetzt bei fänomenalen 4.377 unterschriften. die eltern und der jüngere bruder von milena haben uns aus berlin besucht und milena’s vater hat sich gleich mit ins gewimmel gestürzt und unterschriften gesammelt. für ihn war das eine durchaus inter-essante erfahrung.




wenn wir nicht aus berlin mit neuem material versorgt worden wären, wären wir mit den faltblättern & unterschriftenbögen nicht ausgekommen. am nachmittag gab es auf dem platz noch eine veranstaltung zum weltfriedenstag, denn am 01.09.1939 ist der zweite weltkrieg ausgebrochen.



nach einem gemütlichen abendmahl in einer kneipe, mit der wir uns angefreundet hatten, sind pauline & milena abgereist. beide sind sie für immer herzlich am omnibus willkommen.




wir verbleibenden jungs sind dann auf gut glück im dunkeln durch den wald ins ökodorf brodowin gefahren, wo einer der gröߟten demeter-höfe deutschlands ist, der mich schon immer sehr inter-essiert hat. wir haben uns einfach an den straߟenrand in der nähe vom hofladen gestellt und dort im vertrauen darauf, daߟ es auf dem riesigen gelände oder im dorf bestimmt einen platz geben würde, an dem wir das wochenende verbringen könnten & mit allem versorgt wären, die nacht verbracht. es gab kein netz, also konnte ich auch nicht schreiben. stattdessen habe ich gesessen und stundenlang bilder bearbeitet.



donnerstag

in eberswalde hat es zum ersten mal seit langem wieder geregnet. das ist das schlimmste, was einem in so einem städtchen beim kampfsammeln passieren kann. da funktioniert nämlich für die sammlerinnen nur unermüdliches herumtigern oder die eroberung der konsumknotenpunkte. mit zwei kladden, faltblättern, briefumschlägen, kugelschreibern und regenschirm ist das reinste akrobatik. die band hat seelenruhig & lokker auf diese erschwernisse reagiert und ihr bestes gegeben. unser ergebnis war besser als an manchen trockenen tagen.  am abend sah es dann so aus:




wir standen im „modernen“ zentrum von eberswalde, auf dem platz vor dem:




dessen arbeiten schaue ich mir jedesmal gern an, wenn ich hier bin. er ist vielleicht der berühmteste sohn der stadt und hat auf seine alten tage hier nach neunundachtzig sehr viel in bewegung gesetzt.



kühlung



konnte ich mir zwischendurch in der zurückhaltend restaurierten ruine der achthundert jahre alten marienkirche. der raum groߟ & leer, mit feinen überraschungen:



erfurter passe

drei tage habe ich mich auf diesem schönen pflaster bewegt, jeweils ab mittag in der prallen, heiߟen sonne. ein pflasterer hat mir mal erzählt, daߟ diese variante „erfurter passe“ heiߟt. ich hatte viele stunden zeit, die mikroflora & die mikrofauna zu studieren, jedenfalls den anteil, der mit bloߟem auge sichtbar und mit bloߟen füߟen spürbar ist. da hinein konnte ich mich versenken, wenn die sonne zu heiߟ & die zeit zu lang wurde …




… das wirkt sich aus wie eine zen gymnastik und ich bin immer voll bereit zu allem kontakten, auch simultan – dann springe ich eifrig hin & her von tisch zu tisch. manchmal muߟ ich sogar zulassen, daߟ jemand einen dieser ekligen plastikkugelschreiber verwendet, weil ich nur zwei caran d’ache stifte im halfter habe. ich erwäge, in zukunft zwei rechts & zwei links zu tragen.




die omnibus tour hat polen geküߟt und wir haben uns alle ziemlich wohlgefühlt. die band hat mir für meine solonummer am omnibus den rücken freigehalten und alle besorgungen übernommen. heute morgen haben sie in aller frühe aus dem rathaus unseren groߟen wassertank aufgefüllt, während ich noch im seligen reich der sekundenträume war:




in den drei tagen in frankfurt haben wir eintausendvierhundertsiebenunddreiߟigunterschriften gesammelt. das ist – gemessen am verkehr – ein unglaublich gutes ergebnis. und wir haben noch jede menge spielraum nach oben …

rekord

gestern war der erste tag des volksbegehrens gegen die gebietsreform und wir stehen ja direkt vor dem rathaus in frankfurt, wo die menschen sich jetzt eintragen müssen. bis zu seiner abreise gegen mittag hat uns auch enoch noch tatkräftig unterstützt und es gab diesen aktivierenden zeitungsartikel …




das hat uns ein rekordergebnis beschert – über fünfhundert unterschriften. unser material geht dramatisch zur neige: wir haben fast keine faltblätter & unterschriftenbögen mehr …

omnibus an zentrale:  hiiilllfee !!!


das quintett



enoch hat die band fotografiert. diese band ist hitverdächtig – lauter individualistinnen & freiwillige, die rund um die uhr ihr bestes geben.



neu hinzugekommen und sofort voll dabei ist jan, der jüngere bruder von anna isfort, die mich vor zwei jahren vor ihrem studium am omnibus beglückt hat. er absolviert ein dreiwöchiges schülerpraktikum und ich bin gespannt, was ich von ihm lernen kann.




von durchlaucht, meinem märchenprinzen, habe ich ja schon berichtet …