hat es in kalifornien mal wieder geregnet ! die blumensamen haben jahre ohne wasser überdauert.
beginnt der abschied von witten – hier komme ich gerade vom herrn schade, bei dem ich die letzten monate stammkunde geworden bin. und habe die neue version vom jimi-bild (dateiname blu) und dreimal die „95 thesen zur befreiung der arbeit“ auf azwei, die die schweizer an die tür der johanneskirche „genagelt“ haben, bei ihm abgeholt. ein exemplar werde ich an der tür zu den wassertanks im omnibus befestigen. die originaldatei steht bei mir zur freien verfügung:
über ostern muß ich jetzt irgendwie meine belege für das erste quartal zusammensuchen und mir überlegen, was ich spätestens nächsten donnerstag mit in den omnibus nehme. ich habe die ahnung, daß es viel bedeutsamer ist, was ich nicht mitnehme – der omnibus ist immer pickepacke voll.
um nicht in hektik zu verfallen, habe ich mir heute zum starttermin in der fünf minuten entfernten „burg“ in witten „the fast and the furios 8“ angeschaut, ein bewährtes lösungsmittel mit erheblichem abreaktionspotenzial.
ich tue mein bestes, um lokker zu bleiben.
auf der rückfahrt von maxie hat jan mein eifohn so manipuliert, daß in der zukunft die zeitumstellung automatisch erfolgt und so ist sichtbar, was für eine nachteule ich immer noch bin.
am mittwoch ist maxie dreiunddreißig geworden – also sind jan & ich wild entschlossen zum jadebusen gefahren (in mein geliebtes friesland), wo sie als bäuerin in dörflicher stille & weite lebt – ein traum.
wir hatten uns zwei jahre nicht gesehen – und vor allem auch die kleine inse (die einzige inse, die ich kenne) und hinnerk, den mann von maxie noch nie leibhaftig gesehen. leider war scheußliches wetter, so daß wir weder das meer noch den hof butendiek anschauen konnten, aber das dorf und die soziale atmosphäre haben wir ganz gut mitbekommen und sogar noch die schwiegereltern kennengelernt.
in diesem klima hat die kleine inse uns wahrscheinlich erst einmal wie endringlinge aus dem weltraum wahrgenommen. vielleicht hat sie auch ihre mutter noch nie so reden hören. jedenfalls hat sie erstmal geweint, als sie uns gesehen hat. ich war untröstlich. sie ist so ein schönes kind – krabbelt überall herum und räumt die schränke aus – mit spielzeug kann sie gar nichts anfangen. im lauf des tages ist sie aufgetaut und wir durften sie beide halten und rumschaukeln.
die bilder sind beide aus dem februar. jan & ich waren uns einig, maxie noch nie so zufrieden erlebt zu haben. sie steht voll in ihrer blüte – wir kennen sie beide seit anfang der nuller jahre.
damals gab es den legendären girl’s club am omnibus mit jana li, maxie & andrea, die bis morgens um drei fröhlich gegackert haben: wir haben zum beispiel „sex and the city“ zusammen angeschaut – und dann hieß es immer: „bitte, bitte, werner, noch eine episode!“
eine vision aus dieser zeit ist für mich in erfüllung gekommen:
(jetzt macht mir wieder ein blöder algorhitmus einen strich durch die rechnung und fügt das bild hier nicht ein)
aber so leicht gebe ich nicht auf – ich bin ohnehin im augenblick eifrig dabei, die digitale schwelle ungeschmälert zu überschreiten …
bei meiner lektüre habe ich entdeckt, daß ein sohn von charles eisenstein „jimi“ heißt – wegen der eigenartigen schreibweise unverkennbar eine referenz an den großen meister.
und dann war ich heute voller vorfreude auf meine blauweißen bilder bei herrn schade im copy shop – die wolkenbilder und die akribischen muster waren alle ganz prima, aber meine wilde improvisation war total im blau abgesoffen. wahrscheinlich waren die algorithmen heißgelaufen.
auf dem heimweg mußte ich schon wieder an jimi hendrix denken und habe die datei mit dem eifohn gepimpt und noch mal an herrn schade geschickt – eine bearbeitung wie mit den verschiedenen effektgeräten bei der elektrischen gitarre … jetzt bin ich zuversichtlich gespannt (?!)
mir ist übrigens jetzt erst aufgefallen, daß der algorithmus von wordpress zu blöd ist, die zeitumstellung mitzuvollziehen – da muß ich wohl wieder einen hilferuf an jonathan schicken, der das die letzten jahre aus der ferne für mich geregelt hat.
heute bin ich zum ersten mal wieder auf meiner verlobten geritten – das war ein schönes gefühl: volle bandbreite – eine komplementäre umstülpung (um mal johannes stüttgen zu zitieren).
mit brigitte zusammen habe ich den omnibus aus der werkstatt geholt und durch die waschstraße gefahren – hin & zurück abwechslungsreiche 30 km fahrt, die bei mir eine vertraute vorfreude auslösten.
lasse ich die kupplung kommen, um mich in das tick tack des öffentlichen lebens einzuklinken, ohne meinen synkopatischen groove zu verlieren, den ich mir in meiner freien zeit zu eigen gemacht habe. anders gesagt: ich bin bereit, mich nach der uhr zu richten und in bewährter weise meine zwanghaften veranlagungen zu instrumentalisieren, aber der rhythmus ist nicht das ticken der uhr, sondern der wilde puls des lebens.
was die zeit angeht, werde ich mit größtem inter-esse meine dehnübungen in der öffentlichkeit fortsetzen. und ich habe keinen anlaß, hektisch zu werden. also koste ich die letzten tage in meiner eremitage noch richtig aus und arbeite an meinen wolkenbildern:
ich muß mir bald noch eine weitere sammelmappe für meine ausdrucke besorgen – die arbeit mit der digitalen schiefertafel hat meinen ausdruckswillen tiefgründig befriedigt und mich jeweils von allem äußeren druck befreit. und das lustigste ist: ich habe „opi da lang“ auf mich bezogen und das gerät gegen den strich genutzt, wie es eine digitale eingeborene niemals machen würde. mit dem „zeichnen“, für das die äpps mit den ausgefeiltesten werkzeugen & presets ausgestattet sind, habe ich noch nicht mal begonnen. mein ewiges vorbild ist das, was jimi hendrix mit der elektrischen gitarre gemacht hat. sowas konnte ich hier volle kanne rauslassen, ohne meine sehr lärmempfindliche nachbarin zu belästigen! also: ganz wichtiger tip: die bilder immer mit kopfhörer anschauen.
das schreiben fühlt sich auch schon extrovertierter an …
und jetzt gibt es zum nachtisch auch noch ein paar frische bilder von gerhard richter:
am freitag habe ich eine schöne & nützliche rundreise nach köln gemacht: einen gerade eben noch in letzter not ergatterten zahnarzttermin zur inspektion & profi-reinigung (ich bin jedes mal total erleichtert, wenn ich das hinter mir habe, denn ich hatte früher eine neurotische angst vor zahnärzten) habe ich mit einem besuch bei meinem alten freund günter verbunden, er war früher eine beliebte anlaufstelle für mich in köln – wir haben viele gemeinsame interessen. kennengelernt haben wir uns in den achtzigern auf dem moerser jazzfestival. und uns dann oft hin & her besucht. einmal hatte ich für ein paar wochen seine fender stratocaster samt amp und lauter effektgeräten zur freien verfügung …
in den letzten beiden jahren ist er, nachdem er ganz lange in einer wohnung in ehrenfeld gelebt hat, dreimal umgezogen. schon von weitem konnte ich erkennen, daß das ganze umziehen sich ausgezahlt hatte: schöne ruhige gegend, riesen-parkanlage in der nähe und schnelle schneisen in die stadt – es gab sogar gleich vor der tür einen freien parkplatz. es war deutlich zu spüren, daß er ein wohltuendes zuhause gefunden hat – und ich konnte das so gut mitempfinden.
mit der straßenbahn sind wir in die stadt gefahren und haben uns im museum die ausstellung „neue bilder“ von gerhard richter angeschaut, sehr schön angelehnt an die große richter-sammlung des museums, das schon in den sechziger jahren arbeiten von ihm erworben hat. diese arbeiten haben eine unglaubliche bandbreite, der ich schon lange höchste bewunderung zolle.
und da legt nun dieser über achtzig jahre alte maler 26 bilder aus dem letzten jahr vor, die mich mit ihrer frischen lebendigkeit umgehauen & hingerissen haben. ich habe oben nur kleine bilder gewählt, weil ich mich mit den großen monatelang auseinandersetzen könnte. die ausstellung war für mich eine wirkliche sternstunde der malerei – freie improvisationen eines alten meisters, verspielt & weise. es hat mich wirklich glücklich gemacht, diese bilder leibhaftig gesehen zu haben, obwohl sie natürlich in ihrer bandbreite nicht zu erfassen waren.
es gab einen schönen kleinen katalog, den ich jetzt mit auf meine tour nehmen und immer wieder mit der lupe betrachten kann.
und wo wir gerade über musik sprechen: hier ist noch eine kleine improvisation von mir mit dem dateinamen blu:
auf wo lang hat freya ihre langsamkeit beklagt und ich will ihr genau dafür ein loblied singen – mit ihr läßt sich so trefflich die gegenwart gaaanz weit ausdehnen – auf mich wirkt das wie ein zaubertrank. allein das wort lang sam zergeht doch auf der zunge.
und freya ist nicht nur angenehm langsam – sie ist auch ungemein langmütig. wie ein fels in der besinnungslosen hektik des alltags.
also, meistin, gräme dich nicht – dein beispiel hat mir den schönsten aller winter beschert.
als ich las „… wie ein büffel im visier …“ fiel mir ein bild ein, das ich gesehen hatte:
das ist der berühmte bulle von der wall street im visier von freya.
heute war ein gutes beispiel: herrliches wetter … ich lese im moment charles eisenstein in der deutschen übersetzung auf papier mit bleistift und empfinde das als schöne vertiefung – und so habe ich das immer zur hand, wenn ich unterwegs sein werde. ich habe das zehnmal für den omnibus bestellt …
an den platanen ist schon das erste grün. erst in den letzten tagen ist mir bewußt geworden, daß das ausgeprägte alleen-gefühl in meinem straßenabschnitt von nur vier gigantischen platanen ausgelöst wird – eine dieser riesinnen steht gleich gegenüber auf der anderen straßenseite. wenn theoretisch in der wohnung mehr sonne seit könnte, werden die groß ausgebreiteten blätter im weg sein.
also ist diese wohnung auch insofern perfekt auf mich zugeschnitten, weil ich auf meiner tour mehr als genug sonne haben werde. ich freu mich schon auf den afrikanischen strampelanzug, den ich bei meiner schneiderin bestellt habe. sie wird auch die beiden schwarzen strampelanzüge und meine storchenbeinhose vom vorigen jahr liebevoll restaurieren.
auf meiner digitalen schiefertafel habe ich heute mein erstes himmelsbild gemacht:
die gegenwart beschleunigt – und das wird jetzt bis zu meinem start wahrscheinlich so bleiben. jetzt muß die devise wieder lauten: immer schön lokker bleiben. ich rekapituliere, was mich genährt hat in diesem entspanntesten aller winter und besänftige meine ambitionen.
einige male musste ich früh aufstehen und die sonne hat mich heimgesucht. überhaupt ist das wetter wunderbar – am liebsten würde ich wieder barfuß laufen. ich habe mir einen graumelierten anzug hervorgeholt und an den füßen immer noch die leguanos. überall fange ich mir anerkennende kommentare ein. am schönsten war die reaktion von freya – ich muß so lachen, wenn ich daran denke. ich vermute, die neutralität gefällt ihr und werde mir das zu herzen nehmen.
und ich werde mich jetzt neu synchronisieren und kann damit sofort anfangen …
wenn es sowas überhaupt gibt, dann habe ich den frühlingsblues und kann mich ganz prima einklinken in diesen groove.