am samstagmorgen klemmte hinter dem scheibenwischer ein strafzettel, der zwischen 00:20 und 00:25 ausgefertigt worden war, obwohl wir eine genehmigung hatten bis 10:00 uhr morgens.
Allgemein
eine neue freundin
vera, vier jahre alt. tochter von katharina, die vor neun jahren als gestandene lehrerin im omnibus mitgefahren ist und sich mit allen – und besonders mit den jungen mitarbeiterinnen – prächtig verstanden und mich sehr inspiriert hat. nebenbei ist sie eine echte prinzessin.
katharina hat mich eine zeit lang mit blauen manitous versorgt und viele postbotinnen entzückt mit ihren kunstvollen verpackungen, auf denen als adresse bilder des omnibus und unser jeweiliger standort angegeben waren.
die sagten dann lachend: „der steht ja wirklich hier.“ und ich habe diese sendungen genossen wie wundertüten.
vor vier jahren habe ich vera zuletzt gesehen bei unserem 25-jährigen jubiläum. vorher kannte ich nur ein frischgeborenes bild von ihr mit hellwachen säuglingsaugen, das johannes nach seinem schwellenvortrag zum bedingungslosen grundeinkommen in hamburg in die höhe gehalten hat, was sehr schön seinen gedanken: „die kinder erwarten von uns die soziale plastik“ illustrierte.
vera & katharina haben uns gestern nachmittag besucht und ich habe mit vera eine ausgiebige omnibus-führung unternommen.
heute morgen sind sie zum frühstück gekommen und wir konnten noch vertrauter miteinander werden.
himmlische ruhe
überhaupt war der himmel uns die letzten beiden tage wohlgesonnen. auf dem gehsteig am maximiliansforum standen wir in der prallen sonne und haben schon richtig farbe bekommen.
auf der riesigen kreuzung standen jungs mit spiegelreflexkameras, die den ganzen tag exotische autos fotografiert haben. nur vor der sansibar auf sylt gibt es mehr porsche cayennes als hier. wie auf dem laufsteg röhrten testarossas und andere ferraris vorbei, seltene mercedes cabrios, lamborghinis, maseratis, bentleys, ein jaguar e und so weiter.
mit den ängstlichen oder eingebildeten konsumenten, die sich an uns vorbeidrückten und von nirgendwo einen klaren anblick des omnibus oder unserer gesichter hatten, konnten wir kaum kontakt aufnehmen. aber ich habe mich wohlig wie ein schwarzer kater in der sonne geaalt und fand den tag auf eine skurrile weise inter-essant.
brigitte, freya, johannes und michael standen derweil im stau und waren fast den ganzen tag unterwegs. deshalb mußte ich zwischendurch geld für die kaution und schlüssel des veranstaltungsorts besorgen und die übergabe organisieren. so hatte ich die gelegenheit, mich in das urbane frühlingsgetümmel zu stürzen. ganz in der nähe des viktualienmarkts war der nächste geldautomat, ich kam am hofbräuhaus vorbei und habe meinen inneren stadtplan von münchen verfeinern und mir nebenher noch zweimal high fashion ansehen können. wunderschöne blüten, erbaulich wie ein museumsbesuch.
der raum für die veranstaltung war wunderbar – und wieder der himmlische beistand: drei tage vorher wäre es dort eiskalt gewesen.
die veranstaltung ist rundum gelungen. die einzigartige susanne wiest hat mir am besten gefallen. eine echte menschin.
der abbau war ein lässiger tanz, der ausklang in einem gut geführten modernen restaurant mit bedienungskünsterinnen beiderlei geschlechts.
und jetzt ist freya für eine woche dabei. die arbeit läuft leicht & inspirierend dahin – wir sind ein dream team!
szenenwechsel
jetzt sind wir in einer richtig mondänen gegend gelandet: gucci, armani, ferragamo, dior, chanel, hermßšs, valentino und wie sie alle heißen. da kleide ich im geiste die alfamädchen ein.
wir stehen an einer riesenkreuzung auf dem gehsteig. nach einem lekkeren abendessen mußten wir uns im takt einer fußgängerampel rückwärts in unseren endgültigen platz einfädeln – das klappte wie geölt.
noch verrückter
heute morgen um zehn durften wir uns an den hinterausgang des marktes quetschen – wir machten den sack zu und hatten ein kribbeliges szenario vor augen: am hinterausgang wimmelte es von autos, die hektische einpark- & wendemanöver vollführten oder das kaufhof-parkhaus frequentierten.
und von was es so wimmelt am hinterausgang.
von da, wo das leben wimmelte, waren wir kaum zu sehen.
dann hat mir namia den tag gerettet. eine junge frau, die einen altsaxofonkoffer umhängen und eine gitarre auf dem rücken hatte – und mich schon aus 50 metern entfernung voll anstrahlte – traktorstrahl nenne ich das. vollkontakt in beide richtungen – reichhaltiger austausch … über die kunst (also über unsere arbeit und ganz besonders über musik). vielleicht schleppt sie morgen bei der veranstaltung noch alternative medienleute an … ich freue mich schon auf das wiedersehen.
und auf yutta & gerd, die auch kommen wollen.
ein verrückter tag

wie ich schon gestern abend geahnt hatte, war hier viel mehr los – wir hatten unseren deutlich besten tag – gabriele hatte zwei volle listen und hat uns alle überflügelt …

geschneit hat es auch immer wieder. yutta & gerd haben uns neue gasflaschen geholt und für den abend zu sich eingeladen zum fußball kukken. ich konnte die berühmte dusche nutzen, wir sind lekker bewirtet worden und konnten uns richtig schön aufwärmen. das hat uns den tag gerettet, denn es wurde noch kompliziert, weil morgen auf dem platz der wochenmarkt ist und die dame vom amt, die uns die genehmigung erteilt hatte, das übersehen hat. wir haben versucht, eine lösung zu finden, aber es wurde dann ganz kleinkrämerisch & bürokratisch. so sind wir verdonnert worden, am abend dort wegzufahren und stehen jetzt für die nacht im nirgendwo am straßenrand. morgen um zehn können wir dann auf einen ersatzplatz am rand des marktes fahren, der sehr behelfsmäßig wirkt und womöglich zugeparkt ist …
soo dicke flocken
hat es heute geschneit – und es ist kälter gewesen als den ganzen winter über in witten. in den schaufenstern sind bademoden dekoriert und in oxford haben wir uns schon entblättert. und jetzt: eiskalte füße. widrigste umstände. kaschmirschal & mantel & regenschirm und drei paar strümpfe. da helfen nur noch zen-übungen.
da können wir uns bewähren und das beste daraus machen. so gesehen läuft die arbeit wie geölt, obwohl wir – in der millionenstadt – nur ein trio sind. der vorteil bei einer trio-besatzung ist, daß sich niemand drücken kann vor der notwendigen arbeit. genau deshalb sind in meinen ohren trios in der musik auch die höchst differenzierte form kollektiven ausdrucks.
wir sind in einem guten groove. es ist schön, zu beobachten, wie gabriele auf ihre einzigartige weise bei ihren gesprächen in die tiefe geht. sie ist das gegenteil einer fachidiotin. eine weise frau, die sich dessen kaum bewußt ist – von mir aus könnte sie noch einen tick resoluter sein. oder ich sags mal anders: selbstbewußter. sie kann sich vom energiestrom des lebens ernähren und deshalb auch schöne er-fahrungen machen. sie handelt aus innerer überzeugung und findet ihre eigene spur. mir tut das sehr gut.
und sie ist ja jetzt schon ein filmstar – edda war ganz angetan von ihr und hat sie in das startvideo aufgenommen – da kam sie besser rüber als ich (ich seh aus wie eine schildkröte).
abends kochen wir lekker. wir wickeln duschbekanntschaften ab und ich will unbedingt noch die dschungeldusche bei yutta genießen. sie wird uns morgen mit ihrem auto helfen, zwei neue gasflaschen zu besorgen – bei der kälte erinnert mich das schon an kaminholz-nachlegen.
jetzt sind wir auf dem rotkreuzplatz – hier ist es viel lebendiger. menschen wohnen hier. auf dem platz ist der häßlichste brunnen, den ich je gesehen habe (morgen gibts ein bild). und es schneit noch immer …



































