kapriolen

das leben hat mit mir gespielt mit synkopischen zwischenfällen & extremen szenenwexeln und ich stimme mich wunderfitzig ein und bleibe schön lokker.

von freiburg im breisgau sind wir fast achthundert kilometer richtung osten gefahren – ins land der sorben, nach cottbus, wo wir schon einige male eine brandenburg tour begonnen haben.

zwei nächte haben wir an der autobahn verbracht – und beim letzten tankstop funktionierte der frisch eingebaute anlasser nicht mehr. erst als lisa mit dem hammer auf die stelle geschlagen hat, auf die auch der monteur des notdienstes geschlagen hatte, ist der motor angesprungen. wie bitte ???

in cottbus hat mich dann lisa verlassen, die seiltänzerin aus dem osten. sie hat der band eine einmalige klangfarbe geschenkt, die in allen besetzungen eine bereicherung ist. deshalb ist sie mir immer herzlich willkommen.

ich, allein im geliebten osten, wo ich in den nächsten wochen anknüpfend an das bayrische beispiel gute laune sammeln betreiben kann – mit einer neuen band – vier mädels, von denen ich zwei noch nie gesehen habe.

diese wilden morfos sind im nachsinnen über dieses szenario entstanden …

inzwischen haben wir einen fulminanten start hingelegt und ich bin ganz erleichtert & beruhigt – was das technische problem angeht, weil ich bei michael um hilfe gerufen habe und er voll analog mit peter, dem chef unserer heimatwerkstatt, eine lösung ausgehandelt hat, für die ich meine arbeit nicht unterbrechen muߟ.

vor allem aber über meine mädels – simone ist schon eine alte häsin und hat ganz souverän sofort die praktische ausbildung der frischlinge übernommen. presse & rundfunk waren da, wir sind mit strom versorgt und haben uns mit den arbeitsmaterialien vertraut gemacht. dieses mal gibt es auch aufkleber & ein büschel kugelschreiber mit dem logo der initiative.

am frühen nachmittag sind die mädels dann losgezogen und haben in der kurzen zeit eine ganz beachtliche menge unterschriften gesammelt … besser gehts nicht.

sie haben sich einhellig geweigert, für das foto ihre sandwiches anzuziehen. ich hatte dafür vollstes verständnis.

platz der alten synagoge

so sind wir eingelaufen: drumherum liefen dreharbeiten für eine netflix serie und wir standen für die nacht hinter den lastwagen der produktion. das bild habe ich aus dem inneren des „todessterns“ aufgenommen, so nennen die studentinnen die schwarz spiegelnde, klotzig moderne universitäts-bibliothek.

dieser platz erwies sich als ideal für unsere arbeit – er wurde erst vor zwei jahren so eingerichtet und hat sich zu einem pulsierenden städtischen netzknoten entwickelt – mit müߟiggängerinnen bis in die späte nacht hinein. inmitten von todesstern, theater und universitätsgebäuden, durchkreuzt von neu eingerichteten straߟenbahnen & tausend fahrrädern. keine autos. frappierend, wie belebend das wirkt …

… selbst auf so einem riesigen, relativ kahlen platz, ohne viel schatten.

jonathan hat uns fürsorglich begleitet und alle hilfe angeboten. anne ist für ein paar tage zu uns gestoߟen und war gleich wieder im omnibus zuhause. am ersten abend haben wir mit johannes & jakob zusammen in einem von menschen & geräuschen wimmelnden traditionsreichen restaurant gegessen und sind anschlieߟend durch die stadt geschlendert, in der ich in meiner bisherigen laufbahn ziemlich ambivalente erfahrungen gesammelt habe.

ich habe dieses wunderschöne pflaster entdeckt, das ich noch nicht kannte. sehr angenehm für meine nackten füߟe.

nachts habe ich lieber an meinen bildern gearbeitet …

es ist mal wieder spät, aber ich will mich noch unbedingt bei johannes & jakob für ihren tatkräftigen einsatz bedanken. sie wohnen zusammen in einer dreier wehgeh und studieren an der juristischen fakultät. johannes ist der busenfreund von enoch (er wuߟte aber auch nicht, wie es ihm geht). zuletzt habe ich ihn im vorigen jahr nach der italien tour bei vitra in weil am rhein gesehen, wo wir uns zusammen die sammlung in dem neuen gebäude von herzog & de meuron angeschaut haben. jakob kommt aus düsseldorf und hat schon interesse angemeldet, vielleicht im nächsten jahr mal mitzufahren. johannes war schon mal im spätherbst mit uns im rheinland unterwegs.

es hat freude gemacht, mit den beiden zu arbeiten. sie waren sozusagen die studentischen dolmetscher … und haben uns am ersten tag ein rekordergebnis beschert … soweit erstmal.

übrigens

hat sich herr vetter telefonisch nach unserem wohlergehen erkundigt. ein meister seines fachs!

ich bin sehr froh, ihn gefunden zu haben.

hoch soll er leben !!!

am meisten hätte es mich geschmerzt, jonathan nicht wiedergesehen zu haben in freiburg …

nachdem wir frisch geheilt ungefähr 300 kilometer südwestlich durchs schwabenland gegondelt waren, sind meine wildesten erwartungen mühelos übertroffen worden und ich bin von der neuen wirkungsstätte von jonathan restlos begeistert: ein denkmalgeschützter ehemaliger lokschuppen, groߟ wie eine kathedrale.

intelligent & sinnlich knisternd auf den stand der zeit gebracht. wieder diese wunderbare vermählung zwischen alt & neu, low tech & high tech, analog & digital – ich habe mich spontan verliebt in diesen ort:

und jonathan ist voll ins leben eingestiegen und macht ziemlich lässig seine hausaufgaben als mensch. es macht mir viel freude, zu erleben, wie er seine neigungen ausleben und das beste aus sich herausholen kann.

wegen der groߟen ungewiߟheiten am anfang der woche haben wir einen tag in der stadt ausfallen lassen und ich hatte ausgiebig gelegenheit, überall herumzustöbern in diesem architektonischen wunderland.

und jonathan hat die volle verantwortung für ein drittel dieses avantgardistischen unternehmens übernommen und ist der gutmütige bär geblieben, mit dem ich immer gern im omnibus zusammengearbeitet habe. er hat mir schon bei vielen digitalen wehwehchen aus der patsche geholfen und ist immer auf der höhe der zeit.

sowas macht mich glücklich.

meine schwäbischen erlöser

gegen mittag kamen herr vetter & herr fink mit der reparierten steuereinheit und einem viel stabileren getriebedeckel aus aluminiumguߟ vorbei und haben zielstrebig ein problem gelöst, mit dem ich mich schon seit fünf jahren herumschlage und zu dessen lösung wir insgesamt schon 20.000 euro erfolglos ausgegeben haben. in der ganzen zeit habe ich keinerlei befriedigende antworten von den „fachleuten“ bekommen und bin in die abenteuerlichsten situationen geraten, weil ich ihnen vertraut habe.

jetzt bin ich auf die quelle gestoߟen – gestern abend gab es so einen moment zwischen herrn fink und herrn strohm, wo sie sich abgeklatscht haben, weil sie den fehler gefunden haben – da wuߟte ich, daߟ nur sie das problem heilen könnten – und sei es, daߟ sie uns ein neues getriebe einbauen oder eine neue steuerung. ich werde sie jedenfalls bei allen zukünftigen getriebefragen zu rate ziehen. mit vorsintflutlichen meߟgeräten hat sich herr fink mit dem zentralen nervensystem des getriebes verkabelt und an blinkenden ell eh dehs die elektrischen signale abgelesen, während ich alle möglichen knöpfe bediente.

als alles eingebaut war, haben wir – weiterhin verkabelt – eine ausgiebige probefahrt unternommen und alle lämpchen blinkten in der richtigen reihenfolge. madonna lief wie eine junge stute und mir fiel ein felsen vom herzen. wir haben uns prima verstanden und sie haben mich und den omnibus empathisch bestaunt. akribisch haben sie alles zusammengebaut & aufgeräumt. anschlieߟend haben wir uns gemeinsam bei den bauern mit handwaschpaste die hände gewaschen und uns herzlich voneinander verabschiedet.

derweil ist der talhof eine aussichtsreiche omnibus haltestelle geworden …

heilsames warten

herausgerissen aus dem trubel und dem erbarmungslosen tick tack – das ist es wahrscheinlich, was die ökonomen als disruption bezeichnen und mich zur besinnung bringt. jetzt erst kann ich das ereignisreiche wochenende in ruhe verdauen und auf mich wirken lassen.

ein mustergültiges projekt des talhofs ist der waldkindergarten, den ich mir erst gestern richtig anschauen konnte …

das ist die empfangsstation für die kinder – die mütter müssen ihre ess juh wiehs spätestens dort abstellen, wo der omnibus steht und die kinder laufen bei jedem wetter noch etwa 500 meter bis zum kindergarten und treiben sich tagsüber (das konnten wir gestern erleben) weiträumig in der landschaft herum.

die menschen vom talhof haben sehr hilfsbereit & mitfühlend auf unsere „panne“ reagiert und stellen uns ihre infrastruktur bereitwillig zur verfügung.

das tal bildet eine eigene klimazone und die nächte sind zur abwechslung mal richtig kalt. die voraussetzungen für die landwirtschaft sind hier eher karg – umso beeindruckender ist, was 90 jahre biologisch dynamische wirtschaftsweise bewirkt haben, völlig unberührt von kunstdünger & pestiziden.

artenvielfalt – was jetzt auf unserem stirnband steht – kann ich hier bewundern: schmetterlinge & glühwürmchen, vogelgezwitscher & glückliche kühe. sogar einige stubenfliegen sind im omnibus aufgetaucht, wo – weil wir alles mögliche freiräumen muߟten – ein bewuߟtseinserweiterndes chaos herrscht.

glück im unglück

indem ausgerechnet hier am schönen talhof schon wieder der rückwärtsgang versagte, hat madonna mir den entscheidenden schubs versetzt, jetzt den getriebeproblemen auf den grund zu gehen. bei voith, dem ort der ultimativen kompetenz & erfahrung.

brigitte hat einfach telefonisch bei denen um hilfe gerufen und sie haben sofort nach den besten leuten gesucht, ohne daߟ von geld überhaupt die rede war.

zuerst kam herr vetter, betriebsleiter bei einem getriebespezialisten, der fachkundig das problem einkreiste. er war noch ein baby, als das getriebe gebaut wurde und hat deshalb den zuständigen mann bei voith angerufen und ihm die notwendigen werkzeuge für eine genaue diagnose durchgesagt.

das war herr fink, jahrzehntelang im kundendienst für solche getriebe zuständig. und der hat dann noch herrn strohm hinzugezogen, einen kollegen, der schon seit fünf jahren in rente ist und imkert. ich bin also in den allerbesten händen und habe beiläufig viel gelernt. es war eine freude, den beiden bei der arbeit zuzusehen und ich bin eifrig ihren anweisungen gefolgt.

der fehler ist nicht im getriebe, sondern in der steuerung. die hat herr fink ausgebaut und wird sie gleich morgen in der werkstatt reparieren. wir verbringen die nacht mit auswärts gerichteter schnauze auf unserem alten platz und können vielleicht morgen weiterfahren.

alle drei männer waren sympathische schwäbische prachtexemplare.

jubel trubel

auf dem talhof, der seit 90 jahren biologisch dynamisch bewirtschaftet wird – ermöglicht durch den mutigen kapitaleinsatz von hans voith, dem vorvater des familienclans, von dem ich während des fests drei generationen wiedergesehen & kennengelernt habe. meine groߟzügigsten wohltäterinnen. ich konnte sie wunderfitzig studieren.

und widme ihnen dankbar diese beiden aktuellen morfos

in der kronologie wären noch gröߟere lükken zu füllen – aber ich gehe besser schlafen …

remixes

am freitag abend habe ich sarah wiedergesehen und sie hat mir ihre bilder geschenkt, die ich noch mal durchgespielt und in eine reportage der ereignisse gewandelt habe, die wir jede für sich nicht hätten schaffen können. wir haben die daten frei geteilt und sind ein trio geworden.

und heute nacht hat leon mir eine datei zufliegen lassen, aus der schon wieder so eine gemeinsame komposition geworden ist:

an meinem arbeitsplatz, während ich meiner geliebten tochter auf digitalem weg handschriftlich zum geburtstag gratuliere!

malheur

in dieser stellung sind wir gestern nach einem langen tag um elf uhr abends auf dem eugen-jäckle-platz gestrandet, weil das getriebe mal wieder gezickt hat und unser anlasser beim zweiten versuch den geist aufgegeben hat. wir haben die man 24 stunden hotline angerufen und etwa eine stunde auf den notdienst gewartet. diese zeit haben wir damit verbracht, die unterschriftenlisten nach gemeinden zu sortieren, damit wir daniel zumindest die unterschriften aus heidenheim & königsbronn zum beglaubigen dalassen können, um sicherzustellen, daߟ sie rechtzeitig bei pro biene eingehen und mitgezählt werden. wir waren sehr erfolgreich und haben in den beiden tagen über 500 unterschriften gesammelt.

unsere nervöse spannung löste sich, als der man werkstattwagen mit einem freundlichen & kompetenten monteur neben uns hielt. er kam aus aalen, wo wir schon längst angekommen sein sollten. mit einigen gezielten hammerschlägen hat er den kaputten anlasser ein letztes mal dazu gebracht, den motor zu starten und ist bis aalen hinter uns hergefahren, wo wir dann vollkommen erledigt um eins in die betten gefallen sind. in völliger ungewiߟheit, wie schnell es gelingen könnte, einen neuen anlasser aufzutreiben … leon, der am nachmittag angekommen war und den ich ewig nicht gesehen habe, hat so schon an seinem ersten abend die volle dröhnung abbekommen.

ich mal wieder im maultier modus.

inzwischen gab es ein happy end – darüber vielleicht morgen mehr …