werner – live in italy

das ist der omnibus in trento, von den heiligen zedern aus gesehen. da ist die kronologie abgerissen, weil ich über jeden tag einen roman schreiben könnte. ich versuche, mich so tief wie möglich in den italienischen alltag fallen zu lassen und interessiere mich für alles. die italienischen stimmen & gesten sind musik für meine ohren & augen. wie schön wäre es gewesen, eine persönliche dolmetschin wie noemi bei mir zu haben.

und wie durch einen schönen zauber taucht patrizia in vignola auf, mit der ich in einem lustigen mix aus deutsch, englisch & italienisch über alles reden konnte. sie hat uns am zweiten tag in vignola selbst gebackene brote & tomaten aus ihrem garten mitgebracht. überhaupt sind wir an allen haltestellen mit fürsorglicher herzlichkeit empfangen & verabschiedet worden.

wir wurden dauernd eingeladen und haben uns fröhlich über unsere jeweiligen leben ausgetauscht.

die stimmung war groߟartig – das hier sind zum beispiel katja, eine deutsche muttersprachlerin, die seit langem mit ihrer familie in italien lebt und uns dadurch sehr gut bei der kommunikation beistehen konnte – und maurizio, der gefühlvolle anarchist, der spontan mein bruder geworden ist und sich von seiner gicht nicht die laune verderben läߟt. er war manchmal zu tränen gerührt und hat uns zum abschied gesagt, daߟ unser besuch seine lebensgeister erfrischt hat.

ich freue mich schon auf die daten.

gli alberi

in trento standen gleich gegenüber diese drei majestätischen zedern mit gemeinsamer krone = superorganismus. ich wäre am liebsten als winzling in ihrer mitte niedergekniet, um sie anzubeten …

ich habe mein katholisches korsett abgelegt und mich damit zufrieden gelassen, sie alle zu berühren, mich an ihre unerschütterliche geduld & friedfertigkeit anzulehnen und mich lange mit weit offenen sinnen in ihrer mitte aufzuhalten. wenn ich in ihrer nähe wohnen würde, würde ich sie in meine tägliche routine einbauen. ich fühlte mich sehr geborgen an diesem heiligen ort.

derweil hat hinter dem omnibus ein ensemble von bäumen mit einem schönen reigen für ein schräges volk-foto posiert:

ein solches zeitloses zusammenspiel am puls des lebens will ich praktizieren, wo ich kann. als eingefleischter baumbewunderer bin ich dem schon immer auf der spur.

heute, in vignola, habe ich einen mir völlig unbekannten straߟenbaum entdeckt. wie elektrisiert habe erst mal in der band herumgefragt, die übrigens um werner schliepkorte & jan hagelstein erweitert ist. niemand kannte diesen baum. von einem fröhlichen anarchisten namens maurizio, mit dem ich mich spontan verbrüdert hatte, habe ich dann den italienischen namen erfahren: „bagolino“, bei wikipedia übersetzt mit „europäischer zürbelbaum“.

hat mich nachhaltig bereichert, Euch kennenzulernen.

piazza dante

diese bilder haben enoch & ich gemeinsam gemacht – ich muߟte fahren. unser platz in trento war traumhaft. natürlich durften wir nicht vor diesem heiligen denkmal stehen, das wie eine sonne im mittelpunkt eines groߟzügigen parks stand – flankiert vom hauptbahnhof, dem fluߟ adige und der autobahn zur einen seite & der regionalen regierung zur anderen, am rand der historischen altstadt.

wir wurden herzlich willkommen geheiߟen von einem quirligen & freundlichen empfangskomittee, das uns die ganze zeit zahlreich & liebevoll unterstützt hat. ich lerne lauter italienerinnen kennen, mit denen ich englisch oder deutsch spreche. zum beispiel cinzia boniatti, die bei der anstehenden wahl für das regionalparlament für die fünf sterne bewegung antritt – die würde ich sofort wählen …

sie wollte unbedingt ein foto mit uns beiden haben. seit dem brenner habe ich immer wieder wunderbare kommunale & regionale politikerinnen (männer & frauen) kennengelernt, mit denen ich viel anfangen könnte. ein höhepunkt war der besuch des neu ernannten italienischen ministers für direkte demokratie, der den omnibus ganz lässig mit seiner frau und seiner drei wochen alten tochter besucht hat. michael hatte jedenfalls mit joshua’s kamera alle hände voll zu tun. es war die ganze zeit viel los am omnibus und der oszillierende sprachenmix hat für eine überaus anregende atmosfäre gesorgt. wenn ich ins stocken gerate, rufe ich enoch zu hilfe.

jetzt ist schon wieder zwei uhr früh und ich muߟ schlafen, obwohl …

ich so beschäftigt bin. dante läߟt schön grüߟen:

per una notte

sonntag mittag muߟten wir den schönen platz in bozen verlassen und sind nach einer bildschönen fahrt und wenigem suchen auf dem weiträumigen parkplatz eines hotels gelandet. in der nähe von levico, einem an einen flachen hang geschmiegten städtchen zwischen hohen bergen, das enoch & ich ausgiebig erkundet haben …

alle waren zufrieden und ich konnte hier schön der kronologie hinterherhinken – mit dem beruhigenden gefühl, daߟ die audiovisuellen medien auch von den anderen gefüttert wurden. jetzt habe ich fast aufgeholt.

halb zwei & gaaanz woanders:

noemi

unverhofft hat uns an zwei tagen in bozen noemi besucht, die eine kommilitonin der wo lang studentinnen ist – und leider nicht meine dolmetschin sein konnte, weil sie anderweitig in ihrer ladinischen heimat beschäftigt war. sie war sofort ein volles bandmitglied mit einer unerwexelbaren stimme, sanft & klar. ihr wesen hat mich bezaubert & inspiriert, über dieses kleine volk nachzudenken, das hier vorwiegend in drei märchenhaften tälern siedelt und mit bemerkenswerter geschmeidigkeit vermeidet, im krieg der sprachen zwischen deutsch & italienisch zerrieben zu werden. jedes mal, wenn ich hier war, habe ich mindestens eine ladinin oder einen ladiner besser kennengelernt – und jedes mal waren sie mir grundsympathisch. in den bergen gibt es keinen anlaߟ für geschwätz & wichtigtuerei. sie strahlten eine friedfertige sinnlichkeit aus und gaben sich der jeweiligen gegenwart bedingungslos hin. noemi ist das beste beispiel und in zukunft meine lieblingsdolmetschin, was die italienische sprache angeht.

da fehlen jetzt nur noch michael & joshua, die mit der audiovisuellen reportage sehr viel zu tun haben. ich kann nicht fahren & reden und gleichzeitig bilder machen. und die beiden haben jetzt schon terabytes eingesammelt.

joshua ist am samstag mit unserem pilotfisch nach münchen gefahren, hat ihn eingetauscht gegen seinen eigenen wagen, den er bei nikolaus in pullach abgestellt hatte, und ist nach weimar weitergefahren zu seiner neuen familie. er steckt gerade mitten in der komplizierten endphase eines films und muߟte sehr viel telefonieren. auf die frage: „wo ist joshua?“ sagten alle im chor: „telefonieren“. was nicht heiߟen soll, daߟ er nicht voll bei der sache war. ich kenne ihn schon seit fast fünfzehn jahren und unsere verbindung ist nie abgerissen. ich verfolge seine entwicklung aufmerksam & wohlwollend. die band ist in einem schönen einklang und hat in ihren interaktionen das volumen eines kammerorchesters.

hier in stiller versunkenheit nach einem prallvollen tag. besonders freut mich, daߟ michael endlich mal mitspielt in der band. ich bin ein groߟer bewunderer seiner praktischen fertigkeiten. gleich am ersten tag konnte ich miterleben, wie er improvisierend eine verblüffend zweckmäߟige & zen-artig schlichte lösung für die befestigung unseres stirnbands gefunden hat, die bisher immer eine ziemlich umständliche angelegenheit gewesen war.

nämlich: kabelbinder

der auslöser dieser erfindung war ich, weil ich eine falsche information ans büro gegeben hatte. es half alles nichts, es muߟte eine neue lösung her. sein gesichtsausdruck, als er das realisierte, wird mir in schönster erinnerung bleiben.

diese stadt

hat mein herz im sturm erobert – ich konnte mich nicht sattsehen an den einblicken & aussichten – eine perle, versteckt in den falten des gebirges.

ich könnte dort in schönstem frieden leben – so italienisch wie möglich.

das ideale spielfeld für eine regelmäߟige grenzüberschreitende zusammenarbeit im hinblick auf regionen & subsidiarität & föderalismus. auch der omnibus ist mehr als einverstanden.

ein paradies für ausländische studentinnen (da zähle ich mich jetzt einfach dazu).

das muߟ für heute reichen …

kuppelung

am zweiten tag in bozen wurde gleich vor dem omnibus zum zweiten mal die „european public sphere“ aufgebaut – das war wie eine bolo-hochzeit – wir haben uns zu etwas gröߟerem verbunden …

es kam zu lebendig oszillierenden mixturen von menschen, initiativen, institutionen, sprachen und „nationalitäten“ …

ich habe emsig an meinem commonalen netz gesponnen und lauter neue andockstellen gefunden. der platz war wie gemacht für dieses zusammentreffen.

danke!

bolzano

wir hatten den ultimativen ort für unsere arbeit, direkt vor einer für die hiesigen verhältnisse riesigen modernen universität und sind mit allem versorgt. viel los hier und wir hatten die ganze zeit viel zu tun mit spontanen & geplanten veranstaltungen. enoch hatte einen wunderbaren soloauftritt vor von einem dozenten, mit dem wir uns angefreundet hatten, zusammelgetrommelten ersties. in flüssigem englisch hat er über unsere arbeit gesprochen, mit einer ständigen bereitschaft, in ein befreites lachen einzustimmen. deshalb habe ich mir ihn als meister der kommunikation für diese tour gewünscht.

jetzt liegt schon der dritte tag in bozen hinter uns und ich weiߟ nicht, wo ich beginnen soll. verzeihung also, wenn ich episodenartig in der kronologie hin & her springe.

wir wurden aufmerksam & liebevoll von unseren südtiroler freunden willkommen geheiߟen. ich war ja 2003 und 2007 mit dem omnibus in südtirol und hatte dieses besondere land und die protagonisten der direkten demokratie in bester erinnerung: stephan lausch & thomas benedikter. silvia hat meine aufmerksamkeit erregt, als sie den begriff „geduld“ in den ring geworfen hat. als ich mich dafür später bedankt habe, haben wir uns gleich angefreundet.

mal sehen, wann & wo meine aufholjagd weiter geht …

runter nach italien

von brennero aus sind wir über die alte paߟstraߟe durch märchenhafte welten runter gefahren nach italien. michael & joshua haben uns umkreist & abgepaߟt. leider muߟte ich fahren und konnte keine bilder machen. oben auf dem brenner hatten wir den wasserfall der eisack gesehen, der in einen gemauerten kanal neben der straߟe geleitet wurde. in bozen hatte sich dieser kanal neben uns in einen reiߟenden fluߟ verwandelt, dem ich diese morfos widme, weil meine sinne überflutet waren bei dieser schönen fahrt.

und noch eins in farbe: