zang

war der ideale ort für unsere häutung. gabriele hat mir angeboten, einige tage länger zu bleiben und die beiden frischlinge serafine & carsten in unseren haushalt einzuweihen. nack allem, was wir mit diesem beschissenen volksantrag in bawü zusammen durchgemacht hatten, war das heilige ökonomie und ich bin ihr unendlich dankbar dafür …

als trauliches trio konnten wir den stall ausmisten & klar schiff machen und fühlten uns gastlich willkommen bei daniel. am samstag mittag hat er ein lekkeres essen für uns gekocht und wir konnten uns kurzschlieߟen & austauschen. ich würde mich freuen, mit ihm zusammen etwas maߟgeschneidert wirkendes in heidenheim auf die beine zu stellen – meine fantasie schlägt da purzelbäume:

workshops für direkte demokratie im training center von voith … ins haus der gesundheit gehört der omnibus ohnehin, denn der gesundheitliche nutzen der direkten demokratie ist ziemlich allumfassend.

zang – waren wir in einer ganz anderen welt. der name kommt von „sengen“, denn hier wurden die wälder traditionell als primäre energiequelle genutzt. auf dem holzplatz eines nachbarn von daniel durften wir den omnibus aufstellen. auf meinen spaziergängen durch das dorf sind mir die überall die schönsten holzstapel aufgefallen

ich fühle mich von solchen stapeln magisch angezogen – wahrscheinlich haben sie eine heilende wirkung auf mich, ähnlich wie die filzstapel von joseph beuys, die er „grond“ genannt hat. ich habe sie immer als erdungsanker verstanden, als batterien für die kunst des lebens.

zang – ort der metamorfose – ich freue mich schon auf bayern

auߟerdem habe ich zwei wunderhübsche katzenmädchen kennengelernt – also hier: meine allerersten katzenbilder

rechts oben ist der reifen des omnibus zu sehen, in dessen schatten sie es sich gemütlich gemacht hatte.

zang

haus der gesundheit

das war unser finale – donnerstag abend sind wir vor das haus der gesundheit gefahren, wo wir dienstag abend schon zusammen mit ein paar leuten den film von unserer südost-europa-tour angeschaut hatten. wir waren mit allem versorgt, konnten wäsche waschen und duschen und alles.

letzter tag „volksantrag“ – wir waren wirklich froh, das unbeschadet überstanden & durchgehalten zu haben, abends gab es noch ein gespräch mit den bundestagsabgeordneten, das von daniel moderiert wurde. linda war nachmittags abgereist – das blieb ihr also erspart. gabriele hat es nicht ausgehalten und muߟte rausgehen. das niveau war wirklich niederschmetternd für uns, die wir unter den widrigsten umständen alles gegeben hatten. das war das genaue gegenteil der volksinitiative in schleswig-holstein – schlimmer gehts nicht. bawü gebührt im ranking der allerletzte platz.

ich weiߟ nicht, wie ich das linda gegenüber gutmachen kann, denn sie hatte sich ja extra urlaub genommen und ist in ein worst case szenario geraten, das sie mit bravour gemeistert hat. wie schön muߟ es sein, unter besseren umständen mit ihr zu arbeiten. kurz gesagt: die band war fänomenal – nichts konnte uns die stimmung verderben. freya hat aus der ferne dafür gesorgt, daߟ die tour eine groߟe sinnliche bandbreite hatte – ich konnte an meinem netz spinnen und hatte einige urerlebnisse: den blutmond am titisee zum beispiel und die quelle der donau und das bildschöne rottweil. also: schwamm drüber. der omnibus atmete spürbar auf, als wir alle utensilien & überreste des volksantrags rausgeschmissen haben.

jetzt kann es nur besser werden. und heidenheim sollten wir regelmäߟig beackern … das hat potenzial!

schluߟakt

zum (feierlichen) abschied von bawü und dem vermaledeiten volksantrag sind wir jetzt für ein paar tage in heidenheim – hier haben wir viele freundinnen – unser empfangskomitee waren daniel und sein sohn benjamin, von dessen existenz ich bei dieser gelegenheit erfahren habe.

der platz ist viel besser als der platz vor dem rathaus, wo wir vorher im lauf der jahre fünf mal gestanden haben. die stadt hat etwa 50.000 einwohnerinnen und ein gigantisches rathaus, das leicht 500.000 seelen verwalten könnte – ein monumentaler fremdkörper aus einem dystopischen paralleluniversum. das funktioniert wie geschmiert und die mitarbeiterinnen sind freundlich und hilfsbereit – in zukunft sollten wir bitte bitte immer diesen platz buchen.

linda hat am zweiten tag ihren persönlichen rekord aufgestellt und wir hatten das beste tagesergebnis. ich habe das gefühl, daߟ es sich lohnen würde, hier regelmäߟig aufzutauchen – es gibt ja eine menge anknüpfungspunkte …

rolle rückwärts

am sonntag vormittag sind wir vom titisee mit offener tür über die hochebene erst mal zum kuhberg gefahren, wohlweislich zu einem kurzbesuch zur ulmer hochschule für gestaltung – und haben prompt von einer polnischen künstlerin namens gabriela, die in einem der dozentenhäuser wohnt, einen schattigen platz für den omnibus freigeräumt bekommen. bei der konnten die mädels auch duschen, während ich zu meiner vergegenwärtigung wirklich neugierig auf dem gelände herumgestreift bin und meine bekanntschaft mit nick roericht aufgefrischt habe..

eine gleichaltrige vegetation schmiegt sich an die gebäude an und verbindet sich komplementär mit ihrer zweckmäߟigen kargheit zu einem vitalen ganzen, das viel gröߟer ist als die summe seiner teile. aus der entfernung wirkt das so, als würden sich die baukörper nach & nach unsichtbar machen. auch der himmel spielt eine entscheidende rolle.

ich war hin & weg – und wie von selbst entstand dieses haiku für enoch in tokio, das ich ihm gleich anschlieߟend rüberbeamen werde:

abends sind wir zufrieden & entspannt auf unseren platz in der stadt gefahren und haben uns schnuppernd vertraut gemacht mit der neuen umgebung.

pop art

es ist unerträglich schwül und kostet mich einige überwindung, nachts noch im omnibus zu sitzen und zu schreiben. nebenbei arbeite ich an einer reichhaltigen morfoausbeute. also hier eine art bildreportage von ulm:

wir standen winzig kleingedrückt neben dem umstrittenen „stadthaus“ von richard maier, worum es in den neunziger jahren einen häߟlichen bürgerentscheid gegeben hat. das zustimmungsquorum wurde nicht erreicht. also gibt es bis heute keinen frieden.

inzwischen sind schon grobe bauliche mängel entdeckt worden – das bleibt nicht aus, wenn der architekt bei der praktischen ausführung abwesend ist. die idee und den kontrast zum münster, das wegen seiner aufgeblasenen proportionen genauso gut monster heiߟen könnte, finde ich ganz interessant. denn das monster stand ja schon da, fertiggestellt in einem phallischen wettkampf mit dem kölner dom. monumentaler ausdruck erwachenden nationalstolzes. echte gotik ist viel zierlicher & eleganter.

zweiunddreiߟig grad im schatten. unzumutbar für alle beteiligten. wir haben am mittag den tisch & die stühle gegenüber in den schatten gestellt. zwischendurch habe ich die schönsten gespräche mit menschen, die nicht unterschreiben können oder wollen. auf unseren spaziergängen haben wir das malerische fischerviertel entdeckt und ich habe eine stelle gefunden, wo ich im schatten kurz nach einer rauschenden stromschnelle meine füߟe in schnell flieߟendem kühlen wasser baumeln lassen kann.

wir waren auch kurz in bayern am anderen ufer der donau. ich freue mich jetzt schon auf bayern, denn die lage kann nur noch besser werden – so häߟlich & scheinheilig ist dieser volksantrag. wofür wir in schleswig-holstein höchstens zwei tage gebraucht hätten, haben wir hier gerade mal in zwei wochen geschafft. ich bin also die ganze zeit ein glücklicher sysiphus.

heute habe ich in der brand eins gelesen, daߟ die italiener tatsächlich deutlich länger arbeiten als die deutschen. ihr image als „faule südländer“ haben sie nur, weil in der mittagshitze die meisten arbeiten einfach nicht gemacht werden können. das kann ich jetzt gut nachempfinden.

requiem

zum nachsinnen … ich fühl mich ulmig – diese stadt & die hitze machen mich fertig und ich arbeite lieber an solchen bildern …

um meine erfahrungen zu dokumentieren und alle auf dem laufenden zu halten …

titisee

linda entpuppt sich als perfekte lotsin. gleich beim ersten mal hat sie mich über eine komplexe strecke von donaueschingen nach titisee geschleust. mit offener tür sind wir in einem schönen slalom durch den schwarzwald gefahren. bergtraining für mich – ich gewöhne mich schon mal an den süߟen nervenkitzel, wenn es rechts neben mir steil in den abgrund geht und beobachte die kühlwassertemperatur.

der titisee ist ein gewaltiges naturschauspiel, das leider seit den sechziger jahren industriell mit massen von touristinnen bewirtschaftet wird, heutzutage mit chinesinnen & araberinnen, angelockt & rundum versorgt von agenten in ihren heimatländern. in industriell anmutenden gebäuden, auf denen immer der name „drubba“ prangt, kaufen sie wie verrückt teure uhren, kosmetika, teure reiseutensilien, schmuck und den üblichen folkloristischen kitsch.

alle machen selfies oder fotografieren sich gegenseitig mit eingeübten posituren. ich habe mit eigenen augen gesehen, wie voll verschleierte araberinnen selfies machten.

wir standen idyllisch auf der seebühne, die für unser hiersein auch sehbrücke heiߟen könnte – die äuߟeren umstände waren ideal. bis auf die hitze. wir haben schon wieder einen rekord aufgestellt (schlechtestes ergebnis). das beste waren angeregte gespräche mit schweizerinnen (die schweizer grenze ist ganz nah), die sich über unsere arbeit gefreut und uns herzlich viel glück gewünscht haben.

ich bin froh, daߟ wir hier waren: das wasser des sees war ganz weich & klar – viele fische waren zu sehen die landschaft war urwüchsig. das wetter hat kapriolen geschlagen und ich hatte mein urerlebnis mit dem „blutmond“.

als ich den mann vom ordnungsamt, der die genehmigung erteilt hat, vorsichtig gefragt habe, ob wir auch die nacht zum sonntag dort verbringen könnten, hat der erst realisiert, daߟ wir im omnibus leben und eine leichte panikattacke erlitten – wahrscheinlich hat er sich vorgestellt, wie plötzlich lauter wilde wohnmobile die seebühne bevölkern. naja, ich weiߟ jetzt, wie es hier ist und will sowieso nicht wieder hier hin.

salto rückwärts

das ist das tempelchen, das kaiser wilhelm an der stelle errichten lieߟ, wo sich der unterirdisch geführte donaubach in die brigach ergieߟt.

von der donauquelle abgesehen war donaueschingen ziemlich profan. wir standen an einer hektisch befahrenen teekreuzung auf dem seitenstreifen. hinter uns war eine italienische eisdiele mit vielen beschirmten tischen drauߟen. dort herrschte lebhafter betrieb, denn es waren die beiden heiߟesten tage des jahres und der beginn der sommerferien. wir hatten unser bisher bestes ergebnis, aber ich will hier lieber keine zahlen nennen – insgesamt haben wir noch nicht mal 500 erreicht.

am abend hat uns unverhofft leon besucht, der gerade bei sonett am bodensee arbeitet. wir sind zusammen essen gegangen und haben einen schönen abend miteinander verbracht. es hat mich gefreut, mich analog mit leon kurzzuschlieߟen und alle neuigkeiten zu erfahren.

im lauf der beiden tage haben wir uns mit einer warmherzig-resoluten barbara aus der eisdiele angefreundet, die uns wohlgesonnen falsch bestellte eisbecher vorbeigebracht hat.

ich kann nur staunen, wie wir es schaffen, in bestem einvernehmen alle schwierigkeitsgrade zu meistern und dabei friedlich & lokker zu bleiben.

blutmond am titisee

gestern konnte ich einem für meine lebzeiten einmaligen kosmischen ereignis beiwohnen und den mond zum ersten mal mit bloߟem auge als massive kugel wahrnehmen. als dann links der erste grelle streifen sonnenlicht auftauchte, schwand diese dreidimensionalität dahin und der mond sah aus wie eine halbe zitronenscheibe in einem getränk

und ich konnte in einem atemberaubenden zeitraffer einen vollen zyklus durchwandern. das war so inspirierend, daߟ ich hier mal wieder aus der kronologie gefallen bin …

die quelle

hier weist die groߟe mutter ihrer tochter donau den weg nach osten. diese figurengruppe steht auf der einfassung des quelltopfes …

dieser legendäre ort hat mich magisch angezogen. meine fantasie ist mit mir durchgegangen und wilde morfos sind entstanden:

sehen alle meine silhouette ?

diese bilder habe ich freya zu verdanken, der räumlich entfernten dirigentin meiner tour. sie weiߟ, was ich liebe. unser zusammenspiel überwindet lokker zeit & raum. das ist es, was charles eisenstein unter „heiligem wirtschaften“ (sacred economics) versteht. wir üben das praktisch jeden tag am omnibus – und auch gabriele & linda sind leuchtende beispiele, obwohl die äuߟeren umstände absurd anmuten: die schrecklichste unterschriftensammlung aller zeiten, brüllende sonne, zäher betrieb, viele touristinnen und so weiter … diesen frauen gelingt es, mit freundlicher bereitschaft & fürsorglicher aufmerksamkeit, das beste aus mir herauszuholen.

linda hat sich extra urlaub genommen und ist von ganz weit auߟen in dieses worst-case-szenario gestürzt. sie hat sofort & umstandslos ihre rolle verstanden. ich freue mich schon darauf,, sie mit freya bekannt zu machen, wenn wir in münchen sind – ich sehe da viele ähnlichkeiten.

friedfertig & nebenbei das notwendige tun und das leben voll auskosten: das nenne ich „heiliges wirtschaften“. dann ist alles ein geschenk.

also nochmal: danke, mädels !!!