voll des heiligen geistes

da schlummerten wir in der pfingstnacht – felicitas hat mir dieses bild geschickt – und ich konnte das an dieser stelle prima gebrauchen.

unmöglich, das bildungsfestival im einzelnen zu beschreiben – aber insgesamt war es ein köstliches menschenbad mit frei fließenden modalitäten.

zum beispiel habe ich mich mit alten menschen befreundet, die mich jeden tag besucht haben und mir furchtbar dankbar waren – nur, weil ich ehrlich interessiert an ihnen war und gesprochen habe, wie das maul mir gewachsen ist.

ein 96-jähriger mann, der den OMNIBUS schon lange kannte, kam zu mir und hat sich für immer verabschiedet. er wollte mich unbedingt noch einmal ausdrücklich in meiner arbeit bestärken und hat mir die nötige energie & gelassenheit gewünscht.

oder:

claas, der in den nuller jahren ein schülerpraktikum am OMNIBUS gemacht hat, war unabhängig vom bildungsfestival als bauer im gelände – mit seinem bruder, der heute den michaelshof in der lüneburger heide bewirtschaftet, wo wir mal unsere winterklausur gemacht haben (als johannes noch zigarren rauchte). claas bewirtschaftet jetzt mit seiner frau und zwei kleinen kindern eine farm in patagonien. jedes jahr geht er – wie schon seit seiner jugend – in der schweiz auf die alm und besucht seine familie in deutschland. bei mir leuchteten tausend knotenpunkte auf, zwischen denen es bei unserem gespräch lebendig oszillierte.

ich habe es schon einmal gesagt: meine größte freude ist es, zu erleben, wie aus OMNIBUS studentinnen richtige vollblüter werden.

oder:

ich hab mich wie ein teil einer weitverzweigten verwandtschaft gefühlt – und viele seit jahren zum ersten mal wiedergesehen. mit freude habe ich erlebt, wie brigitte meinen bruder tobias hartkemeyer, den bauern vom hof penthe, kennengelernt hat.

und:

ich habe jede menge vielversprechende aspirantinnen für ein OMNIBUS studium kennengelernt – siehe na i ma

ich bin immer & überall auf der spur des heiligen geistes, der von den kristen an pfingsten gefeiert wird – ich hatte das gefühl, daß er auf dem festival mutter erde geschwängert hat, auf der ich seine signaturen überall finde:

genug jetzt davon !

tribute to coltrane

dieses frische morfo schenk ich naima zum abschied – ich konnte mir am anfang ihren namen nicht merken, bis mir john coltrane einfiel, der eine ganze wilde langspielplatte „naima“ nannte – „my favorite things“ hat mein leben verändert – das war die geburt des sopransaxofons.

dann habe ich erfahren, daß seine erste frau so hieß:

„na i ma“ – auf dem „i“ müßten eigentlich zwei punkte stehen.

addio principessa

blutsgeschwister

in der band: naima & danilo musso – da sehe ich sofort die gemeinsamen wurzeln – zu allem überfluß auch noch italienisch!

naima hatte pfingstmontag ihren einundzwanzigsten geburtstag und ich gehörte in der nacht zu den ersten gratulanten – seitdem habe ich sie wunderfitzig nicht mehr los gelassen. die „bachelaurette of omnibus“ hat sie graziös gemeistert. sie hat eine blanko einladung in jedwede band.

nach ihrem glänzenden abitur hat sie ein jahr in einem indischen waisenhaus gearbeitet.

ihr tun jetzt & hier

die rechtecke genauso weh

wie mir.

war das jetzt ein haiku ?

& danilo – dasmussosein.

ich wünsch den beiden von herzen, daß sie weiter so unbekümmert ihren eigenen spuren folgen können – bisher sind sie echte lebenskünstler.

ihhbaix

voriges jahr in bramsche (wo ich beate & siegbert kennengelernt habe), ist lisa & mir aufgefallen, daß mehr ihhbaix unterwegs waren als normale fahrräder. angesichts dieses absurden fänomens ging eine ziemlich düstopische fantasie ging mit mir durch.

reiche rentner im partnerlook (helm, kleidung, smartfonhalter usw.) auf ihhbaix, für die ich mir mit anfang zwanzig jeweils eine nagelneue ente hätte kaufen können, wenn nicht gar einen käfer. diese räder sind so schwer, daß sie ohne künstlichen antrieb völlig wertlos sind. zuhause gibts dann noch drei „normale“ fahrräder, auf die ganz sicher niemals zurückgegriffen wird. und natürlich mindestens ein auto und vielleicht noch ein wohnmobil.

auch fitte oder fette kinder & jugendliche und athletische mannsbilder sausen mit ihhbaix in einer preisspanne von 2.000 bis 10.000 euro herum.

unglaubliche massen von funktionstüchtigen rädern werden weltweit verschrottet.

mich trösten die alten menschen beiderlei geschlechts, die sich nicht zu einem rollator herablassen wollen und ihren alten rädern die treue halten.

derweil ist unser OMNIBUSRAD zu einem vollwertigen mitspieler in unserer band geworden. meine engel unternehmen lauter erledigungen & ausflüge mit ihm – und wenn es keine steigungen gibt, erkunde ich gern weiträumig die städte, wozu ich zu fuß keine zeit hätte. leider gibt es fast überall steigungen – und es ärgert mich, daß ich wegen des niedrigen drehmoments & des hohen gewichts (das schloß allein wiegt soviel wie ein nacktes rennrad der oberen preisklasse) so schnell außer puste komme. die ironie ist, daß ich selbst ein alter mann bin und ein bißchen elektrische hilfe gebrauchen könnte.

salto rückwärts

unsere premiere in oelde begann mit einem atemberaubenden einfädelmanöver, das einiges aufsehen erregt hat. bei unserem abendlichen erkundungsgang haben wir dann einen wunderbar geeigneten marktplatz gefunden – auf dem wir theoretisch auch an beiden tagen hätten stehen können.

aber wir waren an diesem platz in der presse angekündigt und gleich am morgen kam eine freundliche redakteurin der lokalen tageszeitung und hat für den zweiten tag einen schönen artikel mit bandfoto geschrieben …

also für die zukunft: bitte nur noch auf den marktplatz !!!

bildungsfestival

ich bin voll beschäftigt und habe tausend analoge vollkontakte … also keine zeit, zu schreiben.

zum beispiel ist „naima“ – die jüngere schwester von danilo, zu besuch und schläft bei uns im OMNIBUS:

mit elias, der diesmal ohne riesenrucksack da ist, sind wir also voll besetzt …

ich bin in meinem element, obwohl meine mitspielerinnen irgendwo herumflattern – ich gönne es ihnen – und versuche, das unvermeidliche durcheinander wegzuabstrahieren.

nebenbei ergeben sich die schönsten freundschaften wie zum beispiel zu der 86-jährigen marie louise, die ich am ersten abend kennengelernt habe – und die uns jeden tag am OMNIBUS besucht …

lengerich

schon wieder seltsam schräg an einer kirchenmauer – ich habe unentschlossen die jungs nach ihrem rat gefragt …

als sich mir bei meinem abendspaziergang dieser anblick bot, waren alle zweifel wie weggeblasen – dieses torgebäude ist der „römer“, eines der ältesten gebäude der stadt – das war ursprünglich sogar mal das rathaus.

in so kleinen städtchen ist es abends ab neun uhr schwierig, lekkeres essen zu finden. wir hatten uns ein feierliches begrüßungsmahl für jannik vorgenommen, der sonntag abend dort mit dem zug ankam. als sich sein zug verspätete, blieben uns nur zwei optionen:

der „römer“, in dem heutzutage eine „moderne“ gastronomie mit bowls & börgern eingerichtet ist

und ein waschechter italienischer pizza auslieferator, mit dem danilo in seiner muttersprache ausgehandelt hatte, daß er länger offen halten würde, wenn wir sofort die bestellung für jannik aufgeben würden. der laden war etwas weiter entfernt und hörte sich überhaupt nicht „feierlich“ an.

im nachhinein tut es mir wirklich leid, nicht auf danilo gehört zu haben, denn das essen im „römer“ war für alle beteiligten unbefriedigend.

zwei tage standen wir in der prallen sonne – wir hatten uns beide auf jannik gefreut und haben uns wunderfitzig beschnuppert.

ich grüße neuerdings alle leute, die mir in die augen schauen. mit einem freundlichen „hallo“, wie ich es von brigit gelernt habe.

es war wenig betrieb, aber unsere erfolgsquote lag bei satten 70 %.

für den nächtlichen stuhlgang blieb nur eine spielhölle übrig. alle schienen den OMNIBUS sehr wohl wahrgenommen zu haben, denn es hat sich noch ein schöner plausch mit dem türkischen inhaber ergeben.

auf dem heimweg hab ich noch diesen seltsamen vogel entdeckt.

das war jetzt keine epistemologische askese – ich will einfach mal zeigen, was ich unter lükken verstehe – und frage in die runde: ist das erwünscht & bekömmlich ?

zitat:

aus dem klappentext von „kommunale intelligenz“ von gerald hüther …