weiß jemand, wozu diese wuchtigen katamaranschiffe da sind? sie sehen wie arbeitspferde aus – kann man damit auf eine besondere weise fischen?
sassnitz hafen
heute morgen mußten wir nur ein paar schritte fahren, um auf unseren platz zu kommen auf einer schraffierten fläche, die auch gestern abend schon frei war. mir war eingeschärft worden, auf keinen fall abends auf diesen platz zu fahren. wir haben also vierzehn euro parkgebühren für unseren schlafplatz ausgegeben.
hier ist wenig los – gegenüber parkten immer wieder wohnmobile und um uns herum legen manchmal schiffe ab. schön ist das maritime ambiente und sehr schön sind die wilden schreie der möwen.
es gibt hier weit und breit keinen bioladen, kein vollkornbrot, keine grünen manitou und nicht mal frischen blattspinat. maike ist für die einkäufe mit dem bus nach binz gefahren und hat dort auch nur ein reformhaus gefunden.
am vormittag ist kilian angekommen, auf den ich mich schon lange gefreut habe. er ist 23 und jetzt zum ersten mal am omnibus. ich habe ihn im winter in witten bei dem treffen der jungen mitarbeiterinnen kennengelernt. und dann hat er uns mit dem goldenen tesla vom vitra-campus in weil am rhein abgeholt zum unternehmen mitte in basel und uns nach einem lekkeren abendessen wieder nach hause gebracht. ich fühlte mich wie in einem paralleluniversum … und erinnere mich sehr gern daran.
schon wieder einer aus der gattung der gutmütigen riesen – die konkurrieren jetzt schon ernsthaft mit den alfamädchen, wobei ich die lateinische bedeutung zugrundelege (concurrere = zusammen laufen, zusammentreffen).
alle verstehen sich prima. maike wird uns am donnerstag vormittag verlassen (und dann erstmal für mindestens ein jahr in übersee sein) und mathias fährt am freitag nachmittag nach hause (er hat einen sehr weiten weg zum bodensee). ihn sehe ich allerdings schon bald in wiesbaden wieder.
und wir sitzen hier drei tage fest – und sind anschließend in bergen, dem verwaltungssitz mitten auf der insel. wir beraten darüber, wie wir den beiden ermöglichen können, wenigstens einen kleinen eindruck von den charakteristischen schönheiten der insel zu bekommen (kreidefelsen, cap arkona, prora, putbus, hiddensee) und wenigstens ein stranderlebnis zu genießen. schließlich sollte der besuch auf der insel auch ein dankeschön für ihre lange & fleißige mitarbeit sein.
da ganz hinten steht der omnibus, als ich von meinem erkundungsbummel in die „innenstadt“ von sassnitz zurückkomme. die atmosfäre ist sehr stimmungsvoll, aber es kommen einfach tagsüber zu wenige menschen vorbei. morgen soll eine ankündigung in der ostsee-zeitung erscheinen und am mittwoch auch ein artikel mit foto. vielleicht hilft das ja.
immer schön lokker bleiben !!!
malheur
jetzt habe ich beim experimentieren mit meinem goldenen leuchter flüssiges wachs über meine tastatur vergossen – und die leertaste, das f, das g, das b und das v waren verklebt. das hat mich jetzt eine stunde freilegungsarbeiten mit dem kleinsten opinel-messer gekostet … und beim g muß ich immer noch fester aufdrücken – aber es scheint wieder zu funktionieren (am ende habe ich noch meine kleinen helferinnen eingesetzt).
(da fällt mir jonathan ein und die frage, ob inzwischen eine lösung aufgetaucht ist für das problem mit den bildformaten auf anderen endgeräten ???)
vollmond auf rügen
nach einer besinnlichen fahrt, schön gesprenkelt mit klatschmohn & kornblumen stehen wir nun im hafen von saßnitz und harren der dinge (wir können erst morgen auf unseren platz fahren und wissen noch nicht, wo der sein soll).
wir waren lekker essen: ich hatte lachsfilet im sauerkrautmantel gebacken auf petrasilienschaum mit kartoffelrösti. köstlich & bewußtseinserweiternd.
schloß hugolsdorf
so stelle ich mir ein gasthaus vor. immer wieder hat sich jemand nach unserem wohlbefinden erkundigt und florian hat uns dann alle zusammen bei unserer gemächlichen begehung auf den neuesten stand gebracht …
gegen mittag ist tatsächlich mein alter freund theo mit der geheimnisvollen djuna nach hugolsdorf gekommen: wir hatten uns 20 jahre nicht gesehen. daß djuna ihm sehr gut tut, war gleich zu sehen. es war ein schönes wiedersehen. und wir konnten fleißig an unserem netzwerk stricken und gleich mindestens drei knotenpunkte miteinander verbinden. die mikrobiotischen wirkungen außer acht gelassen.
endlich mal !
herzlich und in schönstem einvernehmen haben wir uns rundum verabschiedet.
maike & mathias
beim kochen und beim abwaschen – und bei einer ausführlichen begehung mit florian, dem schloßherrn …
ich kann nur wieder sagen: wir sind ein dream team. ich vergesse immer mein alter. die arbeit läuft wie geschmiert und ich bestaune hochinter-essiert ihre persönlichkeiten und will alles von ihnen wissen, ohne sie auszufragen.
dann fällt mir mein alter wieder ein und daß ich älter als ihre eltern & lehrer bin. sie behandeln mich mit vorbildlichem respekt und trauen sich wahrscheinlich nicht, ganz frei & unbekümmert mit mir zu reden wie mit einer gleichaltrigen.
ach, wäre das schön: wir könnten die gegenwart weit ausdehnen und alle was lernen. ich sage das jetzt aus meiner perspektive: wer nicht mit mir redet, von dem kann ich kaum was lernen und meine fertigkeiten verfeinern. da hilft mir nämlich mein ganzes gedankenlesen nicht weiter, wenn die analogen kanäle geschlossen sind. es geht ja um freiwilligkeit. die kann nur ein willensimpuls auslösen.
am horizont winkt die aussicht auf vollpraxis – ich könnte auch fluxus sagen. vermählung von kunst & arbeit im fluß.
also rufe ich hiermit laut & deutlich:
redet mit mir !!!
ich schenke euch zum dank eine rosa kornblume:
fast vollmond
wir fühlen uns hier pudelwohl. nach dem abendessen (regie wieder mal maike) sind wir noch über das weite gelände gestreift und am ende jenseits des baches im ehemaligen park hinter dem schloß gelandet und haben auf einer bank unter einer uralten kastanie gesessen und lange geredet. eine schöne katze hat uns da draußen besucht und zufrieden geschnurrt.
wir sind jetzt wieder ein trio von eigenwilligen, ganz unterschiedlichen interpretinnen und halten den laden mühelos ohne viele worte am laufen. der omnibus ist sauber & aufgeräumt. wir sind froh, daß wir hierher gefahren sind: das ist rekreation pur.
und das ist jetzt mein gestirn.
endlich muße
ich habe spontan entschieden, daß wir nach hugolsdorf fahren. unsere besuche dort scheinen auf eigenartige weise mit fußballmeisterschaften zu korrelieren – wir haben da mal ein weltmeisterschaftsendspiel angeschaut. sozusagen in einem geschützten feld. das paßte mir damals wunderbar in den kram.
eine insel der ruhe & beschaulichkeit. tiefste ost-provinz. ich atme wirklich auf. für mich ist das ein echtes gasthaus – wie bei bolo‘ bolo. wir sind willkommen und mit allem versorgt. wir brauchen keinem programm zu folgen und fühlen uns ganz frei.
und wenn es denn klappt, kommt theo mit seiner frau hier vorbei und wir können endlich mal reden.
abstecher
auf dem weg nach rügen wollte ich gern meinen alten freund theo altenberg besuchen, den ich jetzt 20 jahre nicht gesehen habe, obwohl wir beide voneinander wußten …
das war schwieriger als ich dachte. er wohnt im nirgendwo in mecklenburg, wo nur winzige sträßchen hinführen und er auch erstmal keinen platz für den omnibus finden konnte, denn wir wollen ja am wochenende auch putzen & aufräumen und brauchen dafür strom & wasser.
also haben wir eine nacht in kühlungsborn auf einem omnibus-parkplatz verbracht – nahe beim ostseestrand, wo wir uns zusammen mit den touristen den sonnenuntergang angeschaut haben:
das ist ein seltsamer ort: die nazis haben unter dem schwülstigen namen kühlungsborn drei stranddörfer zusammengefaßt, die vorher heftig konkurriert hatten, um eine rechte „kraft durch freude“-stadt aus dem boden zu stampfen für die ferien der massen. die stadt hat den längsten zusammenhängenden strand hier in der gegend … und die besiedlung umschließt halbkreisförmig einen stadtwald. die ganze installation hängt an der ost-west-achse, die gleichzeitig der strand ist.
wir hatten das gefühl, daß da seit zehn jahren nur noch parkhäuser gebaut worden sind (die bilden richtige stadtviertel). als fußgänger fühle ich mich backstage sehr unerwünscht und onstage angebrüllt von konsumlärm.
wir wollten da weg.