oxford
es ist schön hier – der ganzen frühen hektik zutrotz – unser ergebnis war besser als in würzburg am ersten tag. die stimmung war entspannt und ich hatte gut zu tun. ich liebe es, in bayern zu arbeiten. es gibt hier in allen altersklassen schöne, kernige menschen, die dem leben voll zugewandt sind. statt kommunikation will ich da lieber über kommunion sprechen, obwohl ich schon lange kein christ mehr bin …
das füllt mich auf mit lebensenergie
und es gibt so schöne frauen hier!
kurz nach mittag hatten wir volle sonne bei strahlend blauem himmel. am abend haben wir einen großen salat gegessen und sind anschließend ins kino gegangen (sowas gibts hier in oxford) und haben einen schwarzweißfilm angeschaut: „der schamane und die schlange“. sehr eindrucksmächtig – spielt am amazonas. der film hat mich in vieler hinsicht an „im bann der sinnlichen natur“ erinnert und eine schöne nachdenklichkeit erzeugt. wir hatten im omnibus noch ein langes gespräch …
von wegen geruhsam
heute morgen wurde ich aus den seligsten träumen gerissen, weil die müllabfuhr genau in die kleine gasse, aus der ich gestern abend das foto gemacht hatte, reinfahren mußte …
auf nüchternen magen umrangieren, abwarten, bis alle mülltonnen geleert waren, wieder kompliziert zurückrangieren, während rundherum eine tolle hektik ausbrach … wenn es hier so etwas wie einen verkehrsknotenpunkt gibt, dann stehen wir genau da …
zweite runde
da ganz hinten am ende der gasse zeigt der omnibus sein hinterteil.
nächste woche sind wir im konsumtrubel von münchen. also will ich gern darauf achten, die beiden tage in diesem schönen kleinen städtchen, das mich jetzt schon beruhigend einhüllt, voll auszukosten.
nach meiner runde habe ich mir einen tee aufgebrüht, meine tastatur herausgeholt, eine kerze angezündet und hinten im omnibus diese zeilen geschrieben.
gute nacht allerseits …
zweiter tag
das ist das verhüllte rathaus von würzburg gleich gegenüber und links der berühmte vierröhrenbrunnen.
im rathaus gibt es eine ständige ausstellung über die vollkommen sinnlose bombardierung würzburgs, als der zweite weltkrieg eigentlich schon zu ende war. 95 % der stadt waren total zerstört.
die repräsentativen gebäude von kirche & staat wurden natürlich alle aufwändig restauriert, aber es gibt in der altstadt kaum ensembles von bürgerhäusern, die zeugnis ablegen könnten über die stadt in ihrer blüte, denn mit dem beginn der industrialisierung hat würzburg zunehmend an bedeutung verloren. heutzutage ist sogar ingolstadt größer.
aber die stadt hat eine der ältesten universitäten deutschlands – und es gibt etwa 38.000 studenten, die das milieu spürbar erfrischen. die arbeit fließt gelassen dahin. heute hatten wir quantitativ ein mehr als doppelt so gutes ergebnis.
und nach der arbeit einen völligen filmwechsel auf der fahrt nach ochsenfurt. das deutsche oxford. oder der deutsche bosporus. etymologisch haben diese namen die gleiche bedeutung. das städtchen am main hat elftausend einwohnerinnen und eine alte und intakte befestigung mit türmen & mauern, die nur eine einzige lücke für den omnibus hatte (wie in dinkelsbühl). ein spaziergänger mit einem hündchen, den kolja auf einem erkundungsgang angesprochen hatte, ist mit ihm in den omnibus gekommen und hat uns gelotst – wir wären sonst bestimmt noch eine stunde herumgeirrt. so sind wir in fünf minuten über einen sehr vertrackten weg zum rathausvorplatz gefahren – in die tiefstehende abendsonne hinein, die für schöne lichteffekte sorgte:
erster tag
brigitte hat vorbildliche pressearbeit gemacht: wir waren angekündigt – und zwei schulklassen von ganz unterschiedlichen schulen kamen kurz hintereinander spontan mit ihren lehrpersonen zum omnibus.
das war gut zum warmlaufen, aber während der ganzen zeit konnte ich nichts anderes machen und vor allem nicht auf den
kommen: einen vollkontakt mit auswirkungen auf den haushalt.
aber ein redakteur und eine fotografin der mainpost waren gerade am omnibus, als eine der schulklassen da war. und morgen wird es einen artikel mit bild geben. susann aus würzburg ist zum „schnuppern“ gekommen und wird auch morgen wieder dabei sein – leider hatte ich nicht genug zeit, sie richtig kennenzulernen – das nehm ich mir gleich hier für morgen vor.
in den meisten gesprächen mußten wir bei eva & adam (na, wie hört sich das an?) anfangen. ich mag das, weil ich dann das gespräch klar & knapp strukturieren kann und nicht dis-ku-tieren und lange sinnfrei herumreden muß. ich will auf interaktive poesie hinaus! wenn das gelingt, ist es immer eine helle freude. die stimmung im team war prima und die arbeit in einem ruhigen fluß, und am frühen nachmittag war ich dann auf betriebstemperatur – mit dem ergebnis können wir alle zufrieden sein. mehr war nicht drin.