enoch’s ausbeute

  
mir wurden noch zehn jahre angedichtet
und eine karikatur aus der heutigen ausgabe der dithmarscher landeszeitung:

  
das wetter ist scheuߟlich …

bauernrepublik

mir hat mal ein schweizer selbstironisch erklärt, daߟ die direkte demokratie im deutschsprachigen raum genauso gut in dithmarschen entstanden sein könnte. aber das ist flachland und die bauern waren militärischer gewalt hilflos ausgeliefert. 

wir stehen genau im zentrum der bauernrepublik dithmarschen, auf dem marktplatz von heide, von den bauern im frühen fünfzehnten jahrhundert zu ihrem versammlungsort erkoren. dieser marktplatz rühmt sich, neben freudenstadt im schwarzwald der gröߟte unbebaute marktplatz deutschlands zu sein. ich sehe sofort eine gesunde dreigliederung des sozialen organismus am werk und geb mich träumereien hin über den lebendig verwobenen betrieb auf diesem platz. diese bauernrepublik dithmarschen hat hier über hundert jahre gedeihlich prosperiert und endete erst mit der völligen zerstörung der stadt durch militärische gewalt von auߟen. da geht mir das herz auf – ich bin auf geweihtem boden.

irgendwie verloren am rand dieses riesigen platzes, auf dem jetzt nur noch autos parken, steht eine kleine wohlproportionierte kirche, die simultan mit der republik & dem platz entstanden ist. vor dieser kirche stehen wir. und: typisch für diese eigensinnigen friesinnen haben sie sie „st. jürgen-kapelle“ getauft, obwohl sie dem heiligen georg (dem drachentöter) gewidmet ist – inter-essante symbolik.

soweit für heute – es ist schon spät

   
   

happy weekend

  

wir haben ein lebendiges & reichhaltiges wochenende bei holger in der alten lotsenstation verbracht. das ist ziemlich genau in der mitte des nord-ostseekanals, der am höchsten frequentierten künstlichen wasserstraߟe der welt (laut holger). da verdunkelt sich manchmal der himmel – solche riesenpötte tuckern da durch.

   
    
   

holger ist ein lustiger vogel. ehemaliger leistungssportler auf hohem niveau, dann trainer und trainer-trainer. irgendwann hat er sein leben entsichert und sich in einen lachenden macher verwandelt – ohne netz und doppelten boden. er hat sich um die begleitung seines sohnes gekümmert und sich gleichzeitig bei allen wahlen als parteienfreier kandidat beworben – mit zum teil verblüffenden ergebnissen (was seine beliebtheit bei den bürgerinnen anging) und ernüchternden illegalen winkelzügen des system. er wurde diffamiert und gefoult.

heute ist er elegant umgeschwenkt zum selber machen. er hat schon immer gröߟere sportliche events in seinem gemeinde organisiert und inspiriert. seine sportfeste waren immer auf ein positives gemeinschaftserlebnis und inter-essante kommunikation ausgerichtet und machten insofern ihrem namen alle ehre.

in und an der lotsenstation wimmelt es von lustigen sinnsprüchen aller art.

   
    
 

den ersten abend haben wir am strand verbracht. sie hatten sich zwei tonnen sand anliefern lassen und holger hat aus paletten bequeme & zweckmäߟige möbel gebaut, es gab kissen und decken und sogar einen richtigen strandkorb für zwei. und feinen sand für die bloߟen füߟe… 

  

maike & enoch haben gleich auf der wiese mit nils & holger ein witziges spiel gemacht und ich habe endlich mal cordula besser kennengelernt – sie ist ein tatkräftiges prachtweib und kennt sich gut mit digitaler kommunikation aus. frauen wie sie sind unsere idealen mitarbeiterinnen..

   
 

nils, der sohn von cordula & holger, spielt ziemlich gut tischtennis. als ich gestern bei ein paar doppeln, die maike, enoch, holger & nils gespielt haben, zugesehen hatte, juckte es mich wirklich in den fingern – und heute hat enoch geschickt arrangiert, daߟ ich spielen konnte. zum ersten mal seit 20 jahren. lange zeit habe ich mich regelmäߟig beim tischtennis  vollkommen verausgabt. mir gefällt bei diesem spiel die klar abgegrenzte spielfläche und die körperliche distanz zum gegner. man kann sich nur durch blödheit dabei verletzen, aber mit wahrhaft mörderischer energie spielen und sich vollständig abreagieren. die spieltechnik und die strategie lassen sich unendlich verfeinern.

mensch, das hat freude gemacht, wieder zu spielen. mein körper hat sich erinnert und ich habe mich gleich ein wenig ausgetobt (dabei hatte ich gerade vorher geduscht). besonderen spaߟ hat mir das studium meiner mitspieler gemacht – eine ganz neue perspektive hat sich aufgetan. ein eigenartiges medium. es gab auch ziemlich gute schläger & bälle. ganz prima. quality time.

holger können wir auch gut einladen für unsere veranstaltung „selbst machen“ bei jens löwe in stuttgart. er geht jetzt für ein jahr auf die walz …

   
    
 

ach so, es gibt hier auch ein weltwunder. wir sind heute auf dem sinnweg von holger am kanalufer entlangspaziert. er erweckt entsorgte grabsteine zu sinnvollem leben: alle 250 meter (oder so) ist ein stein mit kurz gefaߟten lebensweisheiten in den grünen mittelstreifen des treidelpfads eingelassen. wir sind da entlang gelaufen, bis wie die schwebefähre von rendsburg sehen konnten, ein echtes zeugnis der gründerzeit. eine personenfähre schwebt unter der hohen brücke. in australien soll es noch eine geben. dem ingeniör ist nichts zu schwör. ich finde solche sonderbaren konstruktionen sehr sympathisch. sie sind mit dem rechenschieber kalkuliert und haben eine viel lebendigere ausstrahlung als alles digitale. nur mit mut & entscheidungsfreude beim entwerfer läߟt sich sowas bauen.

   
 

weiter gings

im gleichen groove. ich habe mich nur vergeblich auf eva gefreut, die mich in eckernförde wiedersehen wollte. die arbeit läuft ganz glatt und auf hochglanz poliert. ich muߟ immer an musik denken. das ist jetzt also ein trio. das ist auch im jazz eine ganz besonders konzentrierte form – da kann sich niemand wichtig machen oder rausreden oder nur halb mitspielen. no shit.

es lohnt sich, hier immer wieder hinzufahren. es gibt um diese zeit ziemlich viele feriengäste aus dem süden, die ein segelboot oder was fetteres vor anker liegen haben und sich das ganze jahr über danach sehnen. eine völlig andere sorte mensch als auf sylt. leider sind die sommerferien in nordrhein-westfalen schon vorbei: ich habe so eine ahnung, daߟ viele menschen aus dem ruhrgebiet hier so eine art sehnsuchtsort gefunden haben, von dem aus sie ins wasser gehen. sie sind dann ganz freundlich & entspannt. 

und dann gab es viele um ihre stadt besorgte einheimische angesichts der hektischen bauwut eines gierigen stadtrats in zockerlaune: überall werden die maritimen horizonte mit klötzen zugebaut und inmitten von unterschiedlichsten gewässern wollen sie jetzt als deko für irgendwelche bonzen auch noch einen künstlichen see ausheben. aus reiner geldgier. es gibt immer wieder bürgerbegehren und freie wähler, die versuchen, den stadtrat zu entern, aber das scheint sehr frustierend zu sein. wie überall schneidet die politik sich ohne das geringste bewuߟtsein ins eigene fleisch.

  

vom ergebnis her haben wir die quantitativen einbuߟen der sylt-woche längst wieder eingespielt. in mir reift der gedanke, einmal eine ambulante sylt-woche zu beantragen, in der wir auf der ganzen insel herumfahren, um uns überall blicken zu lassen und spontan zu improvisieren. ich lese gerade eine „gebrauchsanleitung für sylt“ von einer frau, die mit einem eingeborenen fotografen verheiratet und zertifizierte inselführerin ist. da erfahre ich hoch inter-essante eigenarten & gebräuche und vor allen dingen die eventuellen haltestellen für den omnibus.

ich schweife ab …

  
unsere rose ist das reinste wunder !

working class hero

ein skeptischer grauer mann hat mich heute mit john lennon verglichen und „traumtänzer“ gemurmelt – das hat mir sehr geschmeichelt. john lennon war auch mutter & hausfrau. und von ihm gibt es den wunderbaren song „working class hero“. er hat sich geweigert, die klischees seines ruhms zu bedienen und ist seiner eigenen spur gefolgt. er hat sein inneres bloߟgelegt und seine ehrlichen texte erinnern mich jetzt an das „unsichtbare komitee“ und das neue buch, das sie geschrieben haben: „an unsere freunde“. ich wünsche mir, daߟ sich das viral verbreitet und möglichst viele menschen ansteckt.

  

enoch

erweist sich als der ultimative presse-agent. er ist immer freundlich und kann unheimlich gut reden. er kann kleine kommunikations-feuerwerke zünden, sehr breitbandig, mit einer reichen gebärdensprache, die seine rede aus einer anderen perspektive untermalt.

also hat er heute gleich einen voll inter-essierten redakteur zum omnibus gebracht, der den folgenreichen flensburger artikel bereits gelesen hatte und sich sehr angesprochen fühlte. er konnte mich bei der arbeit beobachten, weil ich gerade in ein sehr intensives gespräch mit einer traktorstrahl-dame vertieft war. er hat aus einer mittleren entfernung aufmerksam & geduldig zugehört, bis wir in groߟem einvernehmen unser gespräch beendet hatten und dann sehr höflich gefragt, ob er der dame einige fragen stellen könne. sie war eine sehr schöne & stolze frau (ende fünfzig) und hat ihm ganz entspannt & sachlich geantwortet und am ende auch ganz selbstverständlich ihren namen und – mit einem winzigen zögern – ihr alter genannt (das war wirklich schwer zu schätzen).

einen besseren einstieg konnte ich mir nicht wünschen … wir hatten dann ein ausführliches gespräch – enoch hatte ihn schon gut vorbereitet – und: nachdem er noch ein paar fotos gemacht hat (eine lebendige szenerie vor dem omnibus), hat er sich in die unterschriften- und in die telefonliste eingetragen.

wir standen behaglich warm in der sonne (weiߟer strampelanzug, himmelfarbenes leinenjackett (von einer anonymen freundin zum einzelstück veredelt), barfuߟ). nach dem ganzen schwarz in den letzten wochen habe ich richtig geleuchtet.  die arbeit lief volle pulle, aber mühelos. wir haben es alle genossen. wir sind hier in einem ostseebad mit vielen touristen – die südländer haben ja noch lange sommerferien. nach der arbeit waren wir in einer eisdiele und haben einen kleinen spaziergang zum strand gemacht.

hier noch ein paar bilder:

   
    
 

auf der reeperbahn

sind wir gelaufen: so heiߟt die hauptader der fuߟgängerzone in eckernförde. da sind wir nach einer schönen fahrt mit vielen binnengewässern & meeresadern gelandet und stehen auf dem rathausmarkt:

   
 

rollatoren 

waren heute vormittag hauptverkehrsmittel in schleswig, aber enoch’s pressearbeit wirkte noch voll nach, denn es kamen auch immer wieder resolute menschen, die den artikel aus flensburg hier in der zeitung gelesen hatten. dort waren die restlichen termine der woche dankenswerter weise angekündigt worden.

miߟgünstige & verbitterte alte männer haben versucht, auf meinen jungen mitarbeiterinnen herumzuhacken. besonders auf maike hatten sie es abgesehen. es war mir ein vergnügen, mitzuerleben, wie maike & enoch damit umgegangen sind – jede auf ihre weise. sie haben sich die gesprächsführung nicht aus der hand nehmen lassen und freundlich, aber bestimmt versucht, an den jeweiligen menschen wesensgemäߟ heranzukommen. wenn es sein muߟte, haben sie sich klar abgegrenzt von den zum teil haarsträubenden ansichten & tiraden. beide waren bewundernswert gelassen & freundlich. 

verglichen mit den beiden letzten tagen war unser ergebnis dürftig, aber überdurchschnittlich.