auf der reeperbahn
sind wir gelaufen: so heißt die hauptader der fußgängerzone in eckernförde. da sind wir nach einer schönen fahrt mit vielen binnengewässern & meeresadern gelandet und stehen auf dem rathausmarkt:
rollatorenÂ
waren heute vormittag hauptverkehrsmittel in schleswig, aber enoch’s pressearbeit wirkte noch voll nach, denn es kamen auch immer wieder resolute menschen, die den artikel aus flensburg hier in der zeitung gelesen hatten. dort waren die restlichen termine der woche dankenswerter weise angekündigt worden.
mißgünstige & verbitterte alte männer haben versucht, auf meinen jungen mitarbeiterinnen herumzuhacken. besonders auf maike hatten sie es abgesehen. es war mir ein vergnügen, mitzuerleben, wie maike & enoch damit umgegangen sind – jede auf ihre weise. sie haben sich die gesprächsführung nicht aus der hand nehmen lassen und freundlich, aber bestimmt versucht, an den jeweiligen menschen wesensgemäß heranzukommen. wenn es sein mußte, haben sie sich klar abgegrenzt von den zum teil haarsträubenden ansichten & tiraden. beide waren bewundernswert gelassen & freundlich.
verglichen mit den beiden letzten tagen war unser ergebnis dürftig, aber überdurchschnittlich.
dreißig zu dritt
das gab es schon lange nicht mehr – eben: dream team. und wir fühlen uns wohl dabei und sind entspannt.
zur feier des tages: ein star-foto von maike, der siebzehnjährigen amazone, am abend in unserer nächsten stadt: schleswig,
aber erst nochmal das team bei der arbeit:
in einem ungeraden, samba-artigen rhythmus sind wir nach schleswig gegondelt – mir kamen die erinnerungen. in unseren standplatz mußte ich mich erst einfinden – früher standen wir immer schräg gegenüber, direkt vor den fahnenmasten der sparkasse. da wollen die uns anscheinend nicht mehr haben. fast wären wir ins kino gegangen: mission impossible, auf der anderen seite des capitolplatzes. so heißt das nämlich, wo wir gelandet sind.
wir sind auf der suche nach essen durch die fußgängerzone geschlendert … viele leerstehende geschäfte und weit & breit kein restaurant, das offen war. dafür sind wir aber in der altstadt gelandet, mit sehr schönen ensembles und bewegten fluchten. aber die steine waren auch das einzige, was sich dort bewegte. schade, die proportionen waren wunderbar. das gehört wahrscheinlich alles der sparkasse, die der immobilienspekulation verfallen ist. zocker, die alles vergammeln lassen. eigentlich ist es ja gut, wenn wir uns mit dem omnibus von denen distanzieren.
vielleicht sollten wir zu den sachbearbeitern unserer anträge sagen: „aber bitte nicht vor einer sparkasse !“.
in einer schleife sind wir dann noch am dom vorbeigelaufen. der hatte einen hundert-meter-turm (ich kann das nur schätzen und hab mich gefragt, ob das hier auch eine hansestadt war). am ende unseres weges, ein paar meter neben dem kino, haben wir bei einem italiener gegessen …
ich gehe jetzt nach oben.
gleich in der ersten stunde
haben wir heute das ergebnis der sylt-woche übertroffen, weil sofort ganz gezielt menschen zu uns kamen, die einen der zeitungsartikel gelesen hatten …
… es gibt hier im stadtrat und im bundesland eine dänische minderheitspartei und eben auch eine dänische zeitung – ich finde es immer lustig, fremdsprachige zeitungsartikel über den omnibus in deutschland zu sehen (voriges jahr war es eine sorbische zeitung).
dream team
heute haben wir zu dritt fast das gesamtergebnis der gesamten sylt-woche erreicht. obwohl es zeitweise geregnet hat. es lief konzertant wie am schnürchen. eingespielt. je hundert fleißkärtchen für maike & enoch, die sich ja gestern abend erst kennengelernt haben.
und es wimmelt hier von blondinen. viele nordfriesinnen sind mir sehr sympathisch – sie sind oft selbstbewußt & stolz. keine untertanen. ich vermute: das meer spendiert ihnen energie im überfluß. das habe ich ja gerade am eigenen leib erfahren.
mehrere menschen haben mir erzählt, wie furchtbar sylt im winter ist, ungemütlich, neblig, dunkel und wie ausgestorben, denn die sylterinnen seien dann in goa. und ich dachte: oh, ja, wie wunderbar. genau das, was ich brauche …
flensburg
ich habe dann entschieden, in den abend hinein auch noch quer durch schleswig-holstein an die andere küste zu fahren, gleich auf den südermarkt in flensburg, wo wir ab montag eine genehmigung haben. gegen zehn sind wir dort angekommen und es war so ungemütlich kalt geworden, daß ich mir zum ersten mal wieder socken angezogen habe.
wir sind ein gutes stück durch die fußgängerzone gelaufen – fast bis zum nordermarkt – und haben nur noch ein „extrablatt“ gefunden, wo wir draußen in trauter runde gegessen haben.
und schon gegen mitternacht lagen wir alle im bett – und ohne noch irgendwas zu machen, bin ich mit laufendem schoßcomputer eingeschlafen. heute morgen haben wir es gemächlich angehen lassen und ausgiebig gefrühstückt. wir waren uns alle einig, daß die vorgezogene rückfahrt eine gute idee gewesen ist, weil gegen mittag zunächst kolja zurück ins ruhrgebiet gefahren ist, die mädchen in ruhe ihre sachen packen und enoch & ich sie schön zu fuß zum bahnhof begleiten und gebührend verabschieden konnten zum kampfsammeln bei „rettet den volksentscheid“ in hamburg. freya fährt anschließend nach hause und natalie kommt donnerstag wieder zum omnibus zurück.
freya war mal wieder meine muse. wir hatten so inter-essante & aufschlußreiche konversationen – und für die atmosphäre im omnibus ist sie eine gute fee. alle mögen sie. obwohl sie ferien hatte,, hat sie mir sehr geholfen und ermöglicht, diese woche auch wirklich zu genießen. ich rufe: leb wohl & machs gut !
bei schönstem wetter haben enoch & ich noch einen ausgedehnten spaziergang zur flensburger förde gemacht – so heißt der zipfel der ostsee, der hier landet. von hier aus gibt es einen eifrigen schiffsverkehr und eine vielfältige flotte liegt hier vor anker. maritimes flair in strahlendem sonnenschein.
enoch ist ein schlauer, weltläufiger bursche, mit dem ich sehr gut reden kann. er hat uns die letzten tage gerettet, weil er in den gesprächen immer besser wird. es war schön, mal mit ihm allein zu sein. wir haben noch zusammen eis gegessen und sind dann jeder unserer wege gegangen.
gegen acht ist dann noch maike vom bahnhof gekommen. ihre haare waren schon wieder kürzer und wir haben darüber gescherzt, daß sie noch nicht so kurz sind wie sofia’s haare. ihr gefällt sofia mit den raspelkurzen haaren gut, aber wir haben jetzt keine haarschneidemaschine mehr an bord.
es ist erstaunlich, wie gut wir diese woche zu fünft mit den zusätzlichen badesachen und strandutensilien und dem früheren aufstehen überstanden haben.
maike hatte übrigens gestern geburtstag und ihr geburtstagsgeschenk des himmels war das feuerwerk „rhein in flammen“ in koblenz, wo sie zur schule geht und ihre freundinnen hat.
dicht gepackter szenenwechsel
unsere rekordhoffnungen für den letzten tag haben sich nicht erfüllt – nur die hälfte des vortages kam zustande, aber list ist klarer rekordhalter geworden. wir hatten so die zeit verloren, daß wir erst spät begriffen, daß schon samstag war – und da läuft ein anderer film, der uns einen gleitenden übergang zu unserer überfahrt aufs festland beschert hat.
für wohlig träge anderthalb stunden haben wir dann noch auf platz eins der anlegestelle auf die fähre gewartet … und sind am ende als letzte rauf & runter gefahren.
auf der überfahrt blies eine erschreckend kalte brise, da half auch die lederjacke nicht. ich interpretiere das wie einen weckruf nach dieser traumverlorenen woche, da mußte kaschmir her und ich mußte entschlossen ans ruder … in so einer stimmung und im vertrauten gespräch mit freya bin ich dann durch dänemark gefahren und habe neugierig (jetzt schreibe ich das mal ausdrücklich) versucht, möglichst viel von diesem fremden land wahrzunehmen – die landschaft, die häuser, die stimmung, die zeichen & wörter usw.
erst einmal ging es über einen schnurgeraden endlosen damm auf das festland, in einer unglaublichen weite.
auf sylt findet sowas wie ein permanenter autosalon statt. der porsche cayenne ist allgegenwärtig und supergepflegte klassiker der automobilgeschichte paradieren über den laufsteg, auf dem der omnibus diese woche ein kurzes gastspiel gegeben hat, mit dem ich rundum zufrieden bin. bitte, bitte, laßt uns das jedes jahr machen und geduld haben für die ernte.
andererseits: in dänemark ist mir angenehm aufgefallen, daß es dort fast keine protzigen autos gibt – die däninnen sind einfach zu vernünftig für sowas. und sie haben regelrecht zierliche windräder im vergleich zu den growianen, die etwas grundfalsches, grobschlächtiges ausstrahlen und nur dort stehen, wo die menschen arm und erpreßbar sind. die dänen sind die erfinder & und entwickler dieser technologie und haben damit schon in den siebziger jahren des vorigen jahrhunderts begonnen, direkt nach der ersten ölkrise. ich bin wirklich fasziniert von den skandinavierinnen und ihrer vernunft, aber wenn hier zum beispiel gesetz ist, daß alle autos am hellichten tag das licht einschalten müssen, dann finde ich das übertrieben paranoid und überhaupt nicht zielführend. andererseits: die skandinavischen künstlerinnen inspirieren mich sehr: terje rypdal zum beispiel oder ketil bjornstadt oder björk …
wo war ich stehen geblieben ?































