mit diesem mir am herzen liegenden thema bin ich jetzt noch einmal auf mehreren ebenen in berührung gekommen.
(es gibt ja das ausführliche gespräch mit meinem freund johannes heim(r)at(h) zu diesem thema … und übrigens jetzt auch noch einen kleinen neuen film)
durch einen hinweis meiner tochter habe ich die „heimat trilogie“ von edgar reitz entdeckt, der in den bewegten achtundsechziger-zeiten in der filmklasse der ulmer hochschule, die von otl aicher gegründet wurde, studiert hat. er setzt sich darin auf eine ganz eigenartige weise mit der geschichte eines hunsrück-dorfes auseinander. beginnend mit dem ende des ersten weltkrieges wird der erzählfaden bis zur jahrtausendwende gesponnen …
da bin ich jetzt mitten drin – und es tun sich welten auf, die ich auch direkt auf meine biografie beziehen kann. das ist ein echtes lebenswerk mit den inter-essantesten weiterungen & verästelungen.
und dann habe ich noch ein buch von maria mies entdeckt, das ich noch nicht kannte:
Maria Mies
Das Dorf und die Welt
Lebensgeschichten – Zeitgeschichten
PapyRossa Verlag
ISBN 978-3-89438-387-9
darin erzählt sie sehr kohärent und klar ihre unglaubliche lebensgeschichte: sie ist 1931 als tochter von bauern in einem „armen“ eifeldorf geboren und hatte elf geschwister. sehr schön fand ich ihre aussage, daß sie sich nie arm gefühlt hat. sie ist eines meiner großen weiblichen vorbilder; und es paßt sehr gut zu ihr, daß sie sich als alte frau regelrecht verpflichtet fühlte, ihre ganze geschichte selbst zu erzählen – fast wie eine orale überlieferung – und als schutz vor lügen & verdrehungen. ich liebe dieses buch und kann es nur wärmstens empfehlen!
das führt mich unmittelbar zu einem absatz über die epen des „analphabeten“ homer, den ich heute in „im bann der sinnlichen natur“ von david abram gelesen habe:
„… offenbar setzte homer eine formelhafte wendung nach der nächsten ein, um in den gesängen das treibende versmaß einer trancehaften, rhythmischen improvisation zu bedienen. damit soll nicht homers genialität in abrede gestellt, sondern lediglich gezeigt werden, daß seine poetische brillanz ebenso darstellerischer wie kreativer natur war – sein genius war wohl weniger der eines schriftstellers, der einen großen roman verfaßt, als der eines inspirierten und wortgewandten rappers.“