die schülerinnen

in witten haben am letzten freitag mit kreide einen schönen spruch auf den rathausplatz geschrieben:

lieber eine zukunft ohne abi

als ein abi ohne zukunft

ich bin ja so froh, daߟ ich von dem medienrummel zu diesem thema wenig mitbekomme auߟer den spöttisch razzionalen und grauenhaft überheblichen kommentaren des gedruckten SPIEGEL (in groߟbuchstaben).

die kinder haben den zivilen ungehorsam neu erfunden, weil wir in der hinsicht wirklich keine vorbilder sind. das und ihr umgang mit den digitalen medien sorgen für die kolossale wirkung. ohne gewalt. da staune ich und bin guter dinge …

enoch hat sich handschriftlich aus japan gemeldet & christopher wird in mein zimmer einziehen, wenn ich ausgezogen bin – die idee gefällt mir und ich gebe mir mühe, das zimmer nicht zerfleddert zu hinterlassen …

in bälde

muss ich meine höhle verlassen – die uhr fängt an, zu tikken & mein herz flattert. ich versuche noch, schön herumzutrödeln. letzte woche war schönes wetter – ich konnte barfuߟ laufen und in meiner wohnung bekam ich besuch von der sonne – aus dem norden !

gestern konnte ich endlich meine kleine postkarten-edition bei herrn schade abholen. 4 x 4 motive, jeweils in einer auflage von 40 bzw. 20 exemplaren. jede karte kommt in eine gebrauchte lohntüte (da kann ich bei gelegenheit eine geschichte drüber erzählen).

bei der produktion war ich auf äuߟere hilfe angewiesen – herr schade war überfordert und es brauchte mehrere anläufe. jan hagelstein hat mir eine matrizze gebastelt & jedes motiv 4 x da rein praktiziert, auf einen Adrei-bogen. jetzt bin ich froh – ich habe diesen winter meinen ganzen ausdruckswillen in meine bilder gelegt und mir die unglaublichen ereignisse des letzten jahres nachsinnend vergegenwärtigt. auf diese weise habe ich alles viel besser verdauen können als durch reden oder schreiben. jetzt werden meine bilderstapel immer höher und ich tanze vergnügt durch diese sinnliche reportage meiner arbeit und bade in ihrer reichhaltigkeit …

oder ich lese …

damit ist es jetzt vorbei – ich habe nervöse anwandlungen, wenn ich ans pakken denke.

übrigens habe ich vorgestern den omnibus aus der werkstatt geholt und bin mit kolja durch die waschstraߟe gefahren. das italienische stirnband haben wir drangelassen – das soll uns noch bis zur europawahl schmücken. kolja wohnt jetzt in einer schule und wird dem omnibus auf dem schulhof noch den letzten schliff geben und den schreibtisch hinten umbauen – da kommen jetzt zwei metallene unterschränke hin und ersetzen endlich meine vier pappkästen, die nach fast zwanzig jahren völlig abgeranzt sind und kaum noch zu handhaben.

nächsten mittwoch zieh ich um.

die gemeinde sind wir

so hieߟ die veranstaltung, zu der michael von renß© roco aufs podium eingeladen war. es war ein freudiges wiedersehen mit renß© roco, den wir in bozen kennengelernt haben. und mit unserem alten freund stefan lausch aus alto adige. wir haben die frau von renß© roco und die freundlichen menschen, die seit über 20 jahren alle zwei wochen die zeitschrift „zeitfragen“ herausbringen, kennengelernt – die hatten auf der buchmesse einen kleinen stand. das kann ich aus vollem herzen „ehrenamt“ nennen – die sind immun gegen miߟliebige äuߟere einflüsse! ich hab die zeitschrift gleich für den omnibus abonniert und wir sind reich mit büchern & informationen beschenkt worden.

die veranstaltung hatte eine lebendige dramaturgie und endete mit einem praktischen beispiel, das den titel leibhaftig verkörperte: die bürgermeisterin einer kleinen sächsischen gemeinde, die sich ganz unverdrossen des schicksals dieser gemeinde angenommen und die kommunalen lebensgeister aufgeweckt hat. die gemeinde sind wir. tolle frau.

„kommunale intelligenz“ – dieses büchlein von professor hüther habe ich zehnmal für den omnibus bestellt und auf mein kindle geladen …

anschlieߟend hatte renß© für uns alle in dem unglaublichen gewimmel einen tisch reserviert, wo wir unser palaver bei lekkerem essen fortsetzen konnten.

und dann: jeder für sich – rein ins monumentale getümmel & schlaraffenland der bücher. das menschengewimmel war märchenhaft gesprenkelt mit aufwendig & bunt verkleideten & geschminkten manga & fantasy-enthusiastinnen – dafür gab es eine eigene halle. ich habe mich lieber auf die bücher konzentriert und interessante entdeckungen gemacht und antiquarische schätze gefunden. am stand des fischer verlags habe ich mich persönlich über die vergewaltigung von naomi klein beschwert.

das messegelände ist ein groߟkotzig auftrumpfendes westbauwerk, das ich als bewuߟte demütigung empfinde. leipzig ist wahrscheinlich schon viel länger ein messestandort als zum beispiel frankfurt oder düsseldorf. leipzig ist gleich nach der wende von westlichen aasgeiern für den massenkonsum zugerichtet worden. dabei wirkt die mit westkohle gebaute neue architektur ziemlich gesichtslos & gleichgültig & langweilig gegenüber den eleganten altbaupassagen der innenstadt und den charaktervollen auߟenbezirken.

diese ubahnstation fand ich allerdings gelungen zeitgenössisch. apropos ubahn: da hatten wir bei der anfahrt tokyotische zustände – vollgestopft mit menschen auf tuchfühlung. enoch ist am samstag abend zurück nach erfurt gefahren – er hat mir umsichtig mitfühlend ein wichtiges kleines buch zurückgebracht: „nach hause kommen“ von der initiative „neustart schweiz“.

michael & ich sind am sonntagvormittag mit dreimal umsteigen nach hause gefahren – ereignisvoll-besinnlich.

premiere

ich habe am wochenende einen ganz verrückten ausflug mit michael unternommen – freitag ganz früh aufgestanden, mit dem zug nach bochum gefahren – dort mit michael, der alles gebucht & organisiert hatte, in den zug nach eisenach gestiegen, wo wir umsteigen sollten. ich bin bei solchen ausflügen aufgeregt wie ein kleiner junge. unter der obhut von michael fühle ich mich immer total geborgen. ich bewundere seine ruhige entschlossenheit. und konnte mich neugierig fallen lassen und alle möglichen sachen zum ersten mal ausführlich erleben: zum beispiel die verrichtungen, um in eine digital gebuchte airbnb übernachtung in einer rechtsanwaltskanzlei reinzukommen, in der man „natürlich“ nicht rauchen durfte. das hab ich ausgenutzt, um die stadt in der umgebung zu erkunden (auf dem weg zur unterkunft waren mir schon einige sachen aufgefallen, die ich mir nach & nach angesehen habe – eine kleine buchhandlung mit dem schönen namen „wörtersee“, wo ich ein quadratisches buch mit texten und bildern von der besetzung des gezi-parks gefunden und ein schönes gespräch mit dem buchhändler geführt habe. überhaupt haben mir die leipzigerinnen gefallen und ich habe meine erinnerungen an die stadt aufgefrischt.

in der unterkunft waren wir mit enoch verabredet – ich hatte die gelegenheit ergriffen, ihn einzuladen. so konnten wir uns noch einmal leiblich sehen, bevor er am ersten april für sechs wochen wieder nach tokyo geht. und ich konnte ihm persönlich mein zeugnis über seine mitarbeit am omnibus überreichen. groߟe freude!

ich hatte auf meinem spaziergang ein begehrtes und schön gestaltetes vietnamesisches restaurant ausgekundschaftet. das essen war zwanzig minuten anstehen allemal wert, zumal wir uns viel zu erzählen hatten. anschlieߟend sind wir noch ausführlich durch die innenstadt geschlendert und haben unsere gedanken & erinnerungen zu leipzig ausgetauscht und uns auch allgemein auf den neuesten stand gebracht …

der anlaߟ für diese reise war für mich eine ganz besondere premiere. als 69-jähriger bücherwurm war ich zum ersten mal auf einer buchmesse …

ich hab gerade mal auf die uhr geschaut – es ist 03:33 und morgen kommt ein handwerker – ich sollte besser schlafen gehen.

fridays for future

freitag früh habe ich gewaltsam meinen verrückten rhythmus unterbrochen, um mein gesicht zu zeigen auf der schülerdemonstration und meine freude & solidarität auszudrücken. und um mein netz feiner zu spinnen und vielleicht interessante kontakte zu knüpfen. das wetter war ungemütlich kalt & verregnet.

ich wollte hier eigentlich ein schönes bild von meiner meistin einsetzen, aber die algorithmen spinnen auch öfters mal, vielleicht klappts ja später.

denn, wen erblicke ich zuerst: freya – wir haben uns unisono gefreut.

ja, es geht wieder!

wir haben uns die kundgebung angeschaut und sind anschlieߟend mit durch die stadt gelaufen … am ende ist auch noch yunus aufgetaucht.

beim nachsinnen habe ich die ahnung entwickelt, vielleicht an der gröߟten demonstration teilgenommen zu haben, die jemals stattgefunden hat – auf jeden fall in deutschland. ein digitales fänomen – die virale ausbreitung. sehr interessant – das begegnete mir ja schon beim „leap manifesto“.

das würde ich gern lernen, sowas zu starten und bin dabei heillos auf die hilfe der digitalen eingeborenen angewiesen …

ich mach ja schon selbst jede menge digitale experimente …

zum beispiel:

das ist die haarbürste von freya, die in italien manchmal hinter meinem fahrersitz lag …

folksabstimmung

auf längere sicht würde ich den omnibus am liebsten mit der hand neu beschriften, in der oberen reihe:

OMNIBUS für direkte demokratie

und unten:

folksabstimmung

das soll unbedingt musikalisch wirken – deshalb versuche ich gerade, mir ein kleines f anzugewöhnen, das an die f-löcher in den celli & geigen erinnert.

OMNIBUS in groߟbuchstaben, weil das ja auch wie ein OMNIBUS aussieht – sonst nur demokratisch-gleichberechtigte kleinbuchstaben mit betonung auf den tätigkeitswörtern.

und DEUTSCHLAND fliegt raus – ich bin auf einer ganz anderen spur.

freiheitlicher kommunalismus – da kommen wir den bolos schon näher. alle meine erfahrungen der letzten jahre laufen darauf hinaus – wie hieߟ es so schön in alto adige:

meine vorfreude läߟt sich kaum zügeln.

meine postkarten-edition kommt stotternd ins rollen – heute habe ich mit der hand die ersten piloten ausgeschnitten – wir müssen die vorlage noch einmal an herrn schade’s anforderungen anpassen. derweil schaue ich mir viele bilder an … dabei kam mir die idee, dieses bild für mein rosa zimmer auf anull ausdrucken zu lassen und den razzionalen demokratie-teppich neben den biologisch-dynamischen in die küche zu hängen.

und es finden sich sooo schöne bilder!