Monat: Mai 2015
presse
sophia hat sich gestern als presse-agentin versucht und ist zweimal in die redaktion der neu-ulmer zeitung gegangen. mittags kam dann auch ein fotograf zum omnibus, für den wir noch den stehtisch herumgetragen haben, damit er uns und den omnibus schön ins bild setzen konnte. und sophia hatte den ziemlich guten artikel aus gunzenhausen als beispiel mitgenommen (den hat die redakteurin sich kopiert).
aber dann hat sie auch gleich die ganzen frustrationen miterlebt, mit denen sich andrea und wir alle am omnibus immer wieder herumschlagen müssen, denn heute war nur eine schwer auffindbare kurze notiz in der dicken samstagsausgabe, in der vom „bundesweiten bürgerentscheid“ die rede ist. es gruselt mich, wenn ich so was grundfalsches lese.
und gestern hat sie schon ganz selbständig die fühler nach der „neuen presse“ in ulm ausgestreckt und dort eine redakteurin angerufen – die muß jetzt von andrea noch mit material gefüttert werden.
trübsal
heute hat es den ganzen tag genieselt, nur fröstelnd auszuhalten mit mantel & schal. entsprechend war das ergebnis. aber wir haben lekkere kohlrabi gekocht und schweinelendchen gebraten. mmh.
anschließend sind wir zum kino gelaufen und haben uns einen bombastischen, postapokalyptischen kostüm- und maskenschinken angeschaut, völlig überdreht und fast wie ein ballett arrangiert, mit fahrzeugen, die wie wilde tiere aussehen und überall explodieren und schleudern und durch die luft fliegen. und es gibt kein grün in der landschaft, nur wüste und felsen in dramatischem licht.
alles in einer abgenutzten, stacheligen ästhetik – ich mußte immer an sophia’s piercing denken. auch an den körpern der protagonistinnen war alles mögliche geflickt und vernarbt. charlize theron hatte so kurze haare wie sophia und eine ziemlich gut gearbeitete handprothese und war damit so eine art cyborg. aber sie hatte wenigstens einen guten grund, was technisches an ihren schönen körper zu flicken.
der film sprang uns in 3d plastisch ins gesicht, bestens geeignet, alle eventuell angestauten verspannungen aufzulösen und war dabei durchaus amüsant, aber maßlos übertrieben.
nach dem kino mußten wir den omnibus noch rückwärts in eine sacksituation manövrieren, weil morgen auf dem platz wochenmarkt ist.
neu-ulm
von tempelhof sind wir gestern abend über die autobahn nach neu-ulm gefahren, am rechten ufer der donau. die donau bildet hier die landesgrenze zu baden-württemberg. nachdem wir den omnibus auf dem petrusplatz installiert hatten, sind wir zum essen von bayern nach baden-württemberg gegangen (beim „michelangelo“ an der kaimauer des linken donauufers).
diese nacht hat es dann angefangen zu regnen und heute stehen wir wieder mit mänteln vor dem omnibus …
im tempel auf dem hof
das ist ein schöner sozialer tempel geworden. unser aufenthalt war sehr erholsam und wir fühlten uns willkommen, obwohl wir völlig unangemeldet auftauchten. viele ausdrucksstarke, inter-essante menschen. die kinder haben uns zuerst entdeckt und ausgefragt. unverhüllt neugierig (dafür scheint mir dieses wort, das ich sonst vermeide, genau passend). wissensdurst.
auch bei den erwachsenen gab es viele offene gesichter mit der frage „wer bist du ?“, mit denen ich gleich zur sache kommen konnte. hoch verdichteter, frei fließender analoger (!) austausch, soziale schönheiten. hier ist schon viel verwandelt worden.
dann habe ich noch einen künstler namens werner kennengelernt … und als ich dessen atelierwohnung gesehen habe, bin ich doch ganz schön ins träumen gekommen.
ich könnte nur noch an der peripherie einer wie auch immer gearteten lebensgemeinschaft leben. ich bin ein eigenbrötler geworden und damit gehts mir wunderbar. mich gruselt vor ringelpietz mit anfassen. ich habe die radikalsten sozialexperimente schon in meiner jugend (bis 25) bis zum äußersten durchexerziert. und wenn die kinder und die kunst nicht gewesen wären, hätte ich mich danach wahrscheinlich umgebracht. ich finde uns „zivilisierte“ menschen erbärmlich unterentwickelt. und wir labern ohne ende.
also: besser kommunizieren lernen ist die dringenste aufgabe und mein täglich brot zugleich.