Monat: Oktober 2015
am hellichten tag
bin ich dann mit johanna ungefähr hundertfünfzig kilometer durch eine herbstlich glühende landschaft gefahren.
nach frankfurt an der oder, wo wir wieder nur einen tag arbeiten. kurz nach uns kam auch gabriele an, die jetzt für zwei wochen freya’s aufgaben unternehmen und das biotische klima pflegen wird. ich bin sehr froh, daß sie so schnell wieder am omnibus auftaucht.
weil es noch so früh war, konnten wir einen schönen spaziergang an der oder machen und nach polen schauen.
später haben wir uns in ein riesiges restaurant in einem gotischen kreuzgewölbe (hinter dem berühmten giebel) verirrt, in dem es nur riesige portionen gab – so ein all you can eat-tempel. wir haben das kleinste bestellt, was es gab, und ich habe etwa ein drittel davon essen können.
trotz des schönen kreuzgewölbes fühlten wir uns völlig fehl am platze …
rolle rückwärts
das sind die tücken dieses digitalen gefummels – die software hat mir einen streich gespielt und die beiden letzten beiträge zeitlich vertauscht (und ein seltsamer balken taucht irgendwo am schluß auf).
mit dem füllfederhalter wäre das nicht passiert, aber damit kann man auch keine bilder verschicken.
hier noch mal der campus – der ist so groß, daß er nicht auf ein bild paßt …
es wird wärmer
ich habe ein wenig mehr geschlafen und einen geruhsamen vormittag allein verbracht. bin noch ein wenig über das gelände des zegg gestreift – ich fühle mich wohl hier und sehe ausdrucksstarke & tatkräftige ibus (so heißen – unabhängig vom geschlecht – die einzelnen menschen in bolo ‚bolo). das zegg ist schon die praxis zu dieser fibel, die mir so gut tut.
antonius war ein wohlwollender gastgeber, der uns alle freiheiten gelassen und aufmerksam mit allem versorgt hat. im umgang mit ihm dehnte sich die zeit und ich konnte mich durch seine erzählungen über seine lebenspraxis in dieser gemeinschaft schön der vielen möglichkeiten vergewissern, der fülle, die immer da ist.
er betreibt dort eine schlosserei und ist bestimmt auch ein bildhauer, obwohl er darüber nicht gesprochen hat. er hat mir seine werkstatt gezeigt – archetyp eines arbeitsplatzes.
noch ein paar bilder:
aktivist …
… hat mich die inter-essante & freundliche redakteurin in bad belzig genannt und ein schönes foto von mir gemacht. ich fühle mich verstanden.
dann kam auch noch das fernsehen – gestern wurden zum ersten mal die offiziellen zahlen genannt. knapp über 30.000 stimmen. alle atmeten erstmal erleichtert auf, aber ich kann ein lied davon singen, wieviel beharrliche arbeit das noch erfordert.
wir hatten mit ca. 150 unser bisher schlechtestes tagesergebnis – nieselregen, ein bißchen wärmer als in brandenburg.
wir haben unsere zahlen einmal mit denen der volksinitiative verglichen und uns ist klargeworden, daß es dieses mal eine riesige dunkelziffer gibt – wenn wir wie in bad belzig direkt neben dem rathaus stehen und die sachlage gut erklären, sagen viele: „das ist mir zu umständlich, ich gehe jetzt gleich ins rathaus.“
so gesehen können wir mit unserer bisherigen arbeit sehr zufrieden sein.
am nachmittag ist antonius zu fuß vom zegg zum omnibus gekommen und hat uns die letzten anderthalb stunden gesellschaft geleistet. und uns dann zum zegg gelotst, wo wir im dunkeln rückwärts mit viel hin & her neben die gärtnerei manövriert sind. da haben wir strom & wasser – aber die ausfahrt wird durch ein unglücklich geparktes auto kompliziert, dessen besitzerin wir noch nicht ausfindig machen konnten (hier finden gleichzeitig drei veranstaltungen mit vielen gästen statt).
das zegg ist ein inter-essantes bolo mit einer hohen gästetoleranz. wir konnten im gästehaus mit essen und die toiletten rund um die uhr benutzen. freya hat mir noch eine gnadenfrist gegeben und ist erst heute morgen gefahren. so konnten wir noch reden und morgens schön zusammen frühstücken.
heute vormittag bin ich über das gelände gestreift – ganz wunderbar finde ich das kinderhaus, wo die kinder die lage bestimmen. am rand des riesigen, kreisförmigen campus, saß wie eine majestätische statue eine schneeweiße katze. überall gab es schöne winkel.
und ich war in dem laden, in dem ich ursprünglich bolo ‚bolo gekauft hatte und habe dort „mysterium geld“ von bernhard lietaer gefunden, das ich schon seit jahren vermisse.
ich kann mich hier gut erholen & besinnen. nach dem abendessen bin ich bei antonius in eine heiße badewanne gestiegen und kann gerade ohne mantel auf der rückbank sitzen & schreiben.
fast genauso
wie gestern, aber ich war schon viel entspannter. ich hab die mädels losgeschickt und freya immer in reichweite gehabt. so konnte ich den betrieb am omnibus schön alleine managen.
und freya konnte mich jederzeit vertreten. morgen geht für sie die bisher längste mitfahrt am omnibus zu ende – und ich weiß noch nicht, wie ich das ohne sie schaffen soll. sie hat für die brandenburg-tour viel verantwortung übernommen und handfeste vorarbeiten geleistet. wir verstehen uns ohne viele worte – die heben wir uns für die schönen & wesentlichen wahrnehmungen auf, über die wir zum beispiel beim essen sprechen.
freya ist die friedfertigste frau, die ich kenne. von mir aus könnte sie gern immer am omnibus sein. auch auf jedwede omnibus-besatzung hat sie eine magische wirkung, die sich ganz still entfaltet. ohne ihre phänomenale soziale integrationsfähigkeit hätte ich die letzten wochen nicht unbeschadet überstanden. ich bin ihr unendlich dankbar!
ganz nebenbei hat sie mir heute noch eine gelegenheit zum heißßßen duschen organisiert.
die temperaturen schwankten seltsam zwischen sechs und acht grad: gegen abend wurde es wärmer bis elf uhr vormittags, dann wurde es wieder kälter. und die ganze zeit hats geregnet. wir sind alle davon ausgegangen, daß wir nur das schlechteste ergebnis unserer bisherigen tour erreichen würden. am abend hatten wir dann das ergebnis von gestern noch knapp übertroffen.
also: in der ruhe liegt die kraft.
unsere fahrt ging im dunkeln durch alleen mit eingeschränktem luftraumprofil. das ist immer leicht gruselig. in letzter minute haben wir noch eine tankstelle gefunden, wo wir unseren wassertank füllen konnten – ich hätte die frau an der kasse küssen können und habe ihr gern fünf euro dafür gegeben.
jetzt sind wir in bad belzig, wo auch das zegg beheimatet ist – da gibt es einige verbindungen für mich. das letzte mal sind wir beim aufrechten gang hier gewesen (da waren maria & enric am omnibus – hallo).
sechs grad, unbarmherziger regen
im engen omnibus spielte sich am meisten ab – wir sind ohnehin schon zu fünft, also randvoll. zwischendurch habe ich noch den steuer-papierkram für das dritte quartal abgearbeitet – deadline.
die nasse kälte drang uns bis auf die knochen. die mädels haben keine sammelplätze gefunden, an denen es sich lohnte, auszuharren und zu frieren. nur in der konsumhölle schräg gegenüber war es einigermaßen auszuhalten. aber wir hatten exakt das gleiche ergebnis wie an unserem ersten total verregneten tag in königs wusterhausen.
damit haben wir die 2.500er-hürde übersprungen !!!
und ich muß jetzt ins bett.