der letzte tag

   
 
in senftenberg war nicht berauschend, aber auch dort hat kolja uns 100 meter entfernt bei einem blumenladen strom besorgt. wir standen vor einem konsumhöllchen und haben beim besten willen & höchster motivation „nur“ 108 anträge gesammelt. damit sind wir bei einem gesamtergebnis von:

  
gelandet – mit einer unwägbaren dunkelziffer.

gegen 17:00 uhr ist jens-martin rode gekommen und hat alle möglichen kampagnen-utensilien abgeholt und wir haben in einer blitzaktion das stirnband des omnibus entfernt. back to normal. in der dunkelheit kam dann noch ein sehr inter-essierten zeitungsredakteur, der lange mit mir und auch noch mit jens-martin gesprochen hat und wahrscheinlich einen schönen abschluߟ-artikel über unseren einsatz in brandenburg schreiben wird.

jens-martin hat dann benjamin mit nach berlin genommen und wir sind richtung thüringen aufgebrochen und haben am „dresdner tor“ die nacht verbracht.

   
   
am hellen tag sind wir dann über die glänzend ausgebaute a4 bei schönem warmem wetter nach eisenach gefahren. hinter jena war einer der modernsten tunnel europas endlich fertig geworden, durch den ich jetzt das erste mal gefahren bin.

   
 

auf dem frauenplan

  
so heiߟt ein omnibus-parkplatz in eisenach direkt am bachhaus, wo man tagsüber sehr teure parkscheine ziehen muߟ, aber ab 18:00 uhr nicht mehr. da haben wir die nacht verbracht. kolja, der eine besondere begabung dafür hat, unter den aussichtslosesten umständen einen stromanschluߟ zu besorgen, hat in einem kosmetikstudio gegenüber die damen überredet, uns mal für ein paar stunden anzuschlieߟen, damit wir staubsaugen und mit den reinigungsarbeiten beginnen konnten …

   
 
ich bin von den rapiden filmwechseln noch ganz angenehm benommen (deshalb habe ich auch hier nichts geschrieben). die anspannung der letzten wochen ist von mir abgefallen und wir haben unseren aufenthalt hier ganz raffiniert organisiert: von unterwegs haben wir eintrittskarten für den neuen james bond-film bestellt und haben vorher besonders lekker gegessen. am kino haben wir uns dann mit enoch getroffen, der aus erfurt für die baumpflanzung vorbeigekommen ist und sogar ein auto zur verfügung hat. christopher ist heute früh für ein vorstellungsgespräch mal schnell nach würzburg gefahren … und während kolja mit einem groߟreinemachen begonnen hat, sind enoch & ich in den bioladen und auf den markt gelaufen, um unsere vorräte aufzufrischen.

  
in dem bond-film spielte monica belucci mit, meine lieblings-filmdiva. die anzüge, die james bond trug, sahen aus wie die auf schaufensterpuppen hinten unsichtbar mit sicherheitsnadeln zusammengezwängten, über die man dann nach dem kauf bitter enttäuscht ist. bei der action müߟte eigentlich immer wieder der knopf abgerissen sein. slim-fit heiߟt das in der marketingsprache. insgesamt war der film eine gelungene abend-unterhaltung.

später werden wir nach creuzburg auf die tankstelle fahren, wo wir immer wieder bei den baumkreuz-veranstaltungen gestanden haben. durch das auto von enoch sind wir trotzdem beweglich.

quantitativ

  
war der tag natürlich ein reinfall. ein viertel von finsterwalde und schlechter als der halbe samstag in eisenhüttenstadt. aber es ist wie mit dem wetter: von was, auf das ich keinen spürbaren einfluߟ habe, lasse ich mir nicht die laune verderben.

  

she made our day

kerstin hoppe hatte uns schon gestern abend erwartet und ganz umstandslos mit allem versorgt.

im lauf der nacht bildete sich eis an unserer decke – und am morgen war es klirrend kalt & klar. nah am rand der welt, eine weitmaschige siedlung ohne mitte. und ich hampelte erstmal lange im schatten herum, bis ich mich durch einen sonnenspalt bestrahlen lassen konnte.

  
es war menschenleer in einer fast absurden weise. es gab drei verstreute marktstände mit ganz wenig kunden und von einem 100 meter entfernten einkaufszentrum, dessen supermarkt bis 22:00 uhr geöffnet hatte (ohne nennenswerte kundschaft), wurden die jungs nach kurzer zeit weggejagt.  

dann kam frau hoppe und kümmerte sich um unsere sorgen: sie hat sich erboten, kolja & benjamin zu dem weit entfernten zweiten einkaufszentrum zu fahren und zwei leere gasflaschen (alarmbestand bei der kälte) mitzunehmen. als die jungs dann beim sammeln dort auch nach kurzer zeit weggeschickt wurden, hat frau hoppe sie zusammen mit den vollen gasflaschen wieder zurück zum omnibus kutschiert und sie noch mit lekkeren krapfen gefüttert.

  
am abend hat sie uns noch verabschiedet und darauf geachtet, daߟ wir reibungslos abfahren konnten. wir haben ihr honig & postkarten geschenkt.

finsterwalde

  
war überhaupt nicht finster:

kolja ist dazugekommen und wir sind jetzt wieder eine boygroup. zum ersten mal seit langem sind wir wieder zu viert – da atme ich gleich auf. heute haben wir gutgelaunt & effizient zum ersten mal wieder über zweihundert anträge gesammelt und damit auch gleich die fünftausender-hürde  übersprungen – womit wir überhaupt nicht gerechnet hatten. 

   
 
die letzten drei tage sind wir jetzt in drei winzigen städtchen (ca. 15.000 einwohnerinnen), die nach dem ende der ddr die hälfte der bevölkerung eingebüߟt haben. es ist spektakulär provinziell, aber angenehm ruhig & weiträumig  … im südlichen wurmfortsatz von brandenburg, am rand der lausitz, im siedlungsgebiet der sorben, die mich im vorigen jahr so sehr fasziniert haben mit ihrer freundlichen friedfertigkeit.

am abend sind wir fünfundzwanzig umständliche kilometer nach lauchhammer gefahren. der direkte weg war durch geflutete tagebaue versperrt – die ganze gegend hier soll als wassererholungsgebiet vermarktet werden. hier in diesen städtchen ist noch nicht viel davon zu spüren. hier ist so wenig los, daߟ kolja am abend noch ein lekkeres essen für die hungrigen jungen männer herbeigezaubert hat.

  
   
   

adieu gabriele

heute mittag habe ich gabriele nach spandau zum bahnhof gebracht – sie konnte von dort in einem rutsch nach köln fahren.

gabriele hat in den letzten beiden wochen umstandslos die stelle von freya übernommen und hat mich voll geerdet. ohne die beiden hätte ich diese tour nicht geschafft. ich staune und bewundere sie beide, jede für ihre eigene weise. wenn ich mir eine mutter aussuchen könnte – so eine sollte es sein!

  

war wohl nix

   
   

nach einem schönen langen frühstück mit gekochten eiern begann das reinemachen. ich habe mit gabriele einen noch um eine schlaufe mit seeblick erweiterten spaziergang bei schönstem warmem wetter zu den tietzens gemacht und bin dort in die badewanne gestiegen, während gabriele versucht hat, online ihre fahrkarte zu bestellen. vergeblich. aber wir sind hier zehn kilometer von spandau entfernt – da fährt stündlich ein ice bis köln durch …

gabriele & johanna haben heute ihren letzten tag im omnibus. das wollten wir auskosten …

und dann – gelungene überraschung – bekam ich unverhofften besuch von einer lieben freundin, die ich jetzt seit fast einem jahr nicht mehr gesehen hatte.

abends haben wir alle zusammen (auߟer johanna, die abends sowieso nie mit gegessen hatte und mit unserer wäsche kämpfte) zur feier des tages schon wieder vorzüglich beim italiener geschlemmt. die behandeln uns dort schon wie stammgäste.

jedes mal sind wir den weiten weg zu fuߟ gelaufen.

und eine halbe stunde vor mitternacht war da noch das klavier im eurythmiesaal.

   
 selfie