nach uns die sintflut ?

dreimal ist das nun passiert: in bern, in genf und heute in berlin: der himmel weinte in sturzbächen, nachdem bei den jeweiligen aktionen alles bestens geklappt hatte. was für ein schöner zufall.

die strategie der schweizer ist mal wieder aufgegangen: wahrscheinlich haben sie die 35.000 euro für den hubschrauber mit der professionellen vermarktung der bilder schon mehr als hereingeholt. die ganze welt hat von der aktion erfahren. unter der schlagzeile „geht’s noch?“ war ein fast ganzseitiges foto aus der hubschrauberperspektive in der bildzeitung. 

auf dem mittelstreifen der paul-löbe-allee fand dann „die übergabe“ statt. es war extrem schwierig, überhaupt jemanden von den „herrschaften“ zur entgegennahme unseres geschenks zu bewegen. ich finde das regierungsviertel ekelhaft aufgeblasen & kalt. rundum hocken die unternehmensberater in ihrer schieߟschartenarchitektur, mit echten lounge chairs in der menschenleeren lobby.

es ist uns gelungen, da zeitweilig ein wärmefeld schaffen, denn unsere aktion entfaltete sich in einer überraschenden lebendigkeit – unter. die deutschen medien hatten die genfer aktion verpaߟt. deshalb waren dieses mal waren für unsere verhältnisse ziemlich viele medienverteterinnen da. ich bin mal gespannt auf das echo. 

am ende entschwand michael mit dem eigens gemieteten transporter im administrativen keller. 

und als wir uns nachher reihum verabschiedet hatten, fielen schon die ersten tropfen.

letzte nacht

mitten im trubel war die letzte nacht auch die letzte nacht von sofia im omnibus. sie kam, als ich gerade mit dem schreiben fertig war. wir haben bis halb vier uhr morgens in innigstem gespräch zusammengesessen und unsere tanks mit analoger nähe bis zum nächsten wiedersehen aufgefüllt.

wir sind beide mit diesem schnell improvisierten intermezzo sehr zufrieden. alle verbindungen geöffnet. heute ist sie noch mit uns nach hamburg gefahren. weil die anderen beiden oben im omnibus ihren zeitvertreiben nachgingen, konnte ich mit sofia noch eine alfa-version version von nähe erleben: fahren & reden. ich habe schon immer gesagt, daߟ das omnibusfahren einen alfa-zustand voraussetzt: weitest gespannte gegenwärtigkeit. das fahren hatte eine besänftigende wirkung auf unser reden & schweigen, richtig schön & nahrhaft.

leb wohl und machs gut, „y.t.“ !!!

income


aus dem himmel ist zu sehen, daߟ der omnibus genau unter dem „o“ von „income“ stand.

als wir noch beim frühstück saߟen, kam daniel häni ganz lässig angeradelt und verschaffte sich einen überblick. mit seiner sonnenbrille sah er aus wie ein general. seine quirligen truppen trudelten dann nach und nach ein und ich fühlte mich auf angenehme weise zurückversetzt nach genf. volle dröhnung schweiz mal wieder …

am omnibus herrschte ein unglaubliches getümmel – alle wollten nur mal kurz was abstellen oder ausleihen. ich habe mich davon nicht bekümmern lassen und in vielfältiger direkter mensch zu mensch kommunikation gebadet und alte freundinnen getroffen (z.b. irina, das covergirl unserer schulbroschüre, und daniel schily). ich habe durch wiederholten zuruf spielerisch versucht, mir die namen schöner mädchen zu merken.

es war richtig heiߟ, wenn kein lüftchen wehte. prachtwetter. in dem trubel konnte ich nicht einmal in den weiߟen strampelanzug überwechseln. ich wurde mehrmals auf meine schwarzen klamotten und den gleichklang von „fahrer“ und „pfarrer“ angesprochen. alter witz, ha ha. ich muߟte an den 97-jährigen, voll aktiven maler pierre soulages denken, meine entdeckung des winters: seit 1946 malt er schwarze bilder und hat damit eine optische mauer durchbrochen und neue räume erschlossen …

im übrigen bin ich ja in der tat eine art seelsorger.

raban & pauline

auf dem markt der möglichkeiten habe ich dieses plakat gesehen – das war ungefähr so, wie wenn ein blitz einschlägt – wahre poesie mit schönen schleifen. ich habe sofort die spur aufgenommen und tatsächlich den urheber ausgemacht, einen 9-jährigen jungen mit dem geheimnisvollen namen raban. ein lebhafter schöner junge mit einer schwungvollen asymmetrischen frisur.

in leipzig gibt es einen ableger von schloߟ freudenberg, der besonderes augenmerk auf kinder & kunst legt. dafür lebe ich schon lange. dieses plakat ist ein unikat – es ist das erste & einzige. ich konnte mein glück kaum fassen, als raban es mir am ende feierlich überreicht hat. ich habe ihm den omnibus gezeigt und ihn herzlich eingeladen. er hat bestimmt eine unleserliche handschrift – deshalb hat pauline, ebenfalls 9, das schreiben für ihn erledigt. bei ihm kündigt sich an, was passiert, wenn die kunst aktiv das ruder übernimmt. das wäre doch mal ein weites  empathisches arbeitsfeld für die ganzen werbefuzzies, die immer nur vernichtung preisen müssen – wie galeerensklaven.

nur die kunst kann heilen, das erlebe ich immer deutlicher. ich bin überglücklich, also noch mal:

havelhöhe

weit & breit die schönste natur, mit vielen stillen ecken – ich muߟte an die van gogh bilder vom park des irrenhauses denken. und an das ambiente der rheinischen landeskliniken, wo unser johannes aufgewachsen ist. irgendwie gelingt es der natur dort, die kranken zu trösten. und seit ich die geburtsstation gesehen habe, ist das richtig verführerisch. wenn ich schwanger bin, werde ich auf jeden fall dort entbinden.

das wetter war prächtig und unser betrieb entweder ganz dünn – da konnte ich meine sendung gut auf die jeweilige person konzentrieren – oder schwallweise – dann brach ein chaotisches tohuwabohu aus, bei dem alle durcheinander redeten. mir macht im moment die arbeit viel freude und ich bin sehr fundamentaldemokratisch gestimmt. ich stelle die frage: „sind wir eine hammelherde?“. mein besuch in der schweiz war sauberes doping. hat mich nachhaltig stimuliert.

maria hat uns mit einem dänischen freund an beiden tagen besucht und bei der arbeit geholfen. am frühen nachmittag kamen dann alle aus dem rheinland. auch unverhofft jan, der immer artikulierter aussieht, weil er sich jetzt wenigstens einmal in der woche irgendwie rasiert (ich fürchte, mit einer maschine). groߟe freude meinerseits. ich weiߟ, wie schön er ist.

groߟe geschäftigkeit brach aus. ich hatte keine mühe, mich da rauszuhalten und einfach weiter meine arbeit zu machen.

nach einer gelungenen, pfingstlichen veranstaltung sind wir dann wieder an die reviera gepilgert, in weit auseinander gezogenen grüppchen. christiane & ich waren die vorhut und haben allen noch einen abstecher mit einer besonders schönen aussicht auf den wannsee gegönnt.

an die reviera kam dann endlich auch sofia – ich habe sie schon ganz von weitem erspürt.

anschlieߟend – im dunkeln – filmwechsel. omnibusfahren in berlin gefällt mir schon immer. unsere symbiose hat einen schönen groove. ist ja klar: mein omnibus ist hier aufgewachsen! wir sind geradewegs ins herz von berlin gefahren und stehen nun bereit für die groߟe aktion.

wirbel

um 24 stunden versetzt sind maike & sofia nach lüneburg abgezischt – maike ist inzwischen wieder wohlbehalten bei uns gelandet. sofia hatte an ihrer uni ein seminar mit andreas weber, dessen bücher ich immer in griffweite habe und viral zu verbreiten suche. das ist also wichtig für uns beide (und vielleicht ja auch für uns drei). auf der anderen seite hat die arme sofia soviel um die ohren, daߟ mir ganz schummrig wird, wenn sie das beschreibt – und wir können um jeden tag froh sein, den wir miteinander verbringen können.

das meine ich mit wirbel, denn die arbeit mit den jeweils verbleibenden zwei lief wie am schnürchen. hier ist zu sehen, wie mathias mit einem t schon ganz lässig-routiniert alle informationen bereithält:

übrigens melde ich mich jetzt schon mal freiwillig für die arbeit in den berliner vorstädten, wenn es tatsächlich bei der nächsten bundestagswahl zu diesem volksentscheid mit dem fünfzigprozentigen zustimmungsquorum kommt. endlich einmal eine sinnvolle beschäftigung während des wahlkampfs! quoren sind grundfalsch und keine verhandlungsmasse, das muߟ immer wieder klargestellt werden.

wir sind von der vorstadt nach alt kladow gefahren: mein ultimatives tor zu berlin, das ich im vorigen jahr für mich entdecken & erkunden konnte. das wiedersehen mit tietz & tietz & tietz & tietz war ganz erbaulich und gipfelte in einem gemeinsamen abendessen in der dämmerung – drauߟen und mit blick auf den wannsee.

die letzte nacht haben wir voll in der symmetrieachse der groߟanlage havelhöhe verbracht – daߟ das ganz einfach möglich war, war ein schönes willkommen – ich fühlte mich magnetisch von dieser position angezogen.

an dieser stelle möchte ich leon ein groߟes kompliment machen. er hat hier eine sehr lebendige und anregende veranstaltung organisiert und sich fleiߟig für alles verantwortlich gefühlt. seit wir in berlin sind, treffen wir ihn fast jeden tag – und es ist immer ein inter-essantes vergnügen. ich sehr ihm gern bei seiner entwicklung zu.

inzwischen stehen wir auf dem klinikgelände, wo morgen nachmittag unsere veranstaltung mit johannes stüttgen stattfindet. 

die vorstadt

daran könnte ich mich gewöhnen. zum preis von eher gewöhnlichen erträgen. vielleicht sollte ich dieses feld einmal gezielt beackern und nicht nur zu veranstaltungen und zum kampfsammeln hierher fahren. das könnte fruchtbar sein, denn die berlinerinnen sind aufs äuߟerste gereizt von der politik und völlig desillusioniert.

heute habe ich eine der protagonistinnen von „volksentscheid retten“ kennengelernt. wir waren uns auf anhieb sympathisch und ich habe ihr ein paar goldene punkte und ein kleines glas honig geschenkt. ich kann die initiatorinnen nur bewundern – ohne ausgeklügelte strategie kommen sie gleich auf den „goldenen punkt“ und wagen das unmögliche. kein biߟchen verbittert oder verklausuliert. und siehe da: alle verstehen das sofort und es entspinnen sich inter-essante gespräche über grundlegende fragen.

„sind sie berlinerin?“ – haben wir immer als erstes gefragt. und wenn ich sagte: „die hütte brennt!“, hatte ich sofort die volle aufmerksamkeit. selten haben sich so viele menschen ausdrücklich für unsere arbeit bedankt.

ich bin jedenfalls neugierig darauf geworden, wie die berlinerinnen der vorstädte auf unsere „normale“ arbeit reagieren würden.

ich muߟ jetzt ins bett, also nur noch ein paar bilder …

tief in westberlin

zehlendorf – am teltower damm. hier war ich noch nie. wo sich vereinzelte breite schneisen kreuzen – und dazwischen wohnen und schlafen die menschen. in gründerzeit-villen oder in gartenkolonien, jedenfalls nicht in wohnmaschinen wie in der innenstadt. wir standen am rand einer solchen lebhaft befahrenen schneise. vor einem riesigen, leicht ramponierten bezirksamt, aus dem aber ein guter geist wehte: kaum waren wir angekommen, haben uns die männer vom wachdienst, ohne daߟ wir danach gefragt hätten, die ganze nacht zugang zu den toiletten angeboten. vollkommen unbürokratisch sind wir mit strom versorgt versorgt worden. diese umstandslose hilfsbereitschaft hat mir sehr gefallen …

ganz schön kafkaesk. ein rechtwinkliges labyrinth. da quietschten die schuhe ganz laut. an der fassade drauߟen waren die baumförmigen schemen einer herabgerissenen bepflanzung zu sehen, die sich offensichtlich ziemlich festgekrallt hatte.

es ist nicht das erste mal, daߟ ich eine solche erfahrung in den vorstädten berlins gemacht habe und ich stelle fest, daߟ die menschen mir sympathisch sind. direkt, sachlich, unglamourös, eigenartig. no nonsense. es ist platz hier und viel grün. ich bin erwartungslos und ganz offen hergekommen und fühle mich wohl  auch ohne effizienz. ich verstehe immer mehr, daߟ effizienz  (bei kampagnen) etwas kaltschnäuzig-technisches ist, voll in der konsumenten-matrix.

da habe ich lieber die helle freude an dem goldenen punkt und dem beherzten ja der schweizerinnen. diese geste will ich bei meiner arbeit beherzigen – auf diese weise komme ich auch auf den punkt und liebevoll zur sache. unser quartett ist so gut eingespielt, daߟ ich nebenher auch noch lauter updates & backups machen und meine emails abarbeiten konnte. meine tage sind so voll, daߟ ich zwar immer zu erreichen, aber kaum noch online bin. zu wenig bandbreite. ich nutze das digitale netzwerk vorwiegend als lebendig vibrierende enzyklopädische datenbank und zum schreiben und telefonieren.

und hier – tief im westen – gibt es sogar „erfurter passe“, die ich sonst im westen nur höchst selten zu gesicht bekomme.

gute nacht und schöne träume.


berlin, alexanderplatz

ich liebe den gleichnamigen roman von alfred döblin  und die epische fernsehserie (!!!) von rainer werner fassbinder, zwanzig jahre vor den „sopranos“ und „the wire“. das ragte aus dem zeitgenössischen filmschaffen damals so einsam heraus wie der fernsehturm, auf dem wir gestern abend waren, zu seiner zeit aus der ddr.

was die möglichkeiten des mediums fernsehen angeht, war das eine magisch schöne prophezeiung.

heute ist zu dem verkehrsgewimmel an diesem wichtigen knotenpunkt noch dessen hemmungslose kommerzialisierung hinzugekommen – mit der daraus resultierenden verwahrlosung in den ritzen & ecken.

wir haben am ende ein ergebnis gehabt, das wir in kleinen städtchen manchmal an einem tag erreichen. mathias hat eine art kickstart hingelegt und war damit heute meister aller klassen. jetzt ist er endgültig in den kreis der alfamädchen aufgenommen. ich hatte quantitativ das schlechteste ergebnis. zwischendurch sind wir durch die stadt gehuscht und haben unsere geschäfte erledigt. maike hatte zum beispiel ein serum in unserem kühlschrank und muߟte sich einen arzt suchen, der sie damit fachmännisch impfen kann (sie braucht das für nicaragua). und ich habe demeter-butter und pastrami gefunden.

alle sind fleiߟig & aufmerksam. dream team. heute wurde maike wieder mal von einem lehrer, mit dem sie ein längeres gespräch geführt hatte, beschworen, doch bitte „in die politik“ zu gehen: menschen wie sie seien die einzige rettung. 

abends sind alle rechtschaffen müde.