gestern nacht habe ich bis halb zwei geschrieben – und als ich publizieren betätigt habe, gabs ne fehlermeldung und der ganze beitrag war weg …
das ist also ein testballon
jetzt bin ich mit freya zu dritt in ihrer alten heimat und ich beginne, mich für die schwäbinnen zu inter-essieren, denn dieser landstrich hat schließlich meine meistin hervorgebracht. das kommende wochenende werde ich allein bei ihr zu hause verbringen – alle werden ausgeflogen sein.
nach gelsenkirchen ist dies schon die zweite gelegenheit, mit freya allein zu arbeiten. auch wieder drei tage. wir sind in albstadt gelandet, einer seltsamen mischung von sigmaringen & singen. der omnibus ist zum ersten mal hier und die menschen sind noch scheu, aber heute morgen waren gleich drei praktikantinnen von zwei tageszeitungen da. ich bin neugierig auf ihre artikel.
nachts hat der platz hier eine schräge atmosfäre – schöne junge fremdlinge rotten sich zusammen und balzen und rauchen wasserpfeifen – mich lassen sie in frieden. wenn sie den platz verlassen, kommen sie noch an meinem fenster vorbei und verabschieden sich freundlich winkend.
dies ist das land der „hidden champions“, an denen ich ein brennendes inter-esse habe. in kürzester zeit habe ich die schönsten beispiele erlebt: sonett, regionalwert ag, naturata, hof dannwisch, moin biologische backwaren … und passend dazu lese ich gerade ein brandeins sonderheft zum thema innovation, in dem die schwaben ziemlich gut abschneiden.
dann finde ich auf meinem spaziergang diesen steuerberater / wirtschaftsprüfer / unternehmensberater / rechtsanwalt / holding tempel – unwillkürlich kommt mir mcdonald’s in den sinn … und dann eine trump immobilie im hundehüttenformat. das gegenteil von innovation.
an der jungen donau – malerisch um ein hoch aufragendes hohenzollernschloß drapiert – angeblich war ich vor zehn jahren schon einmal hier, aber der platz ist nicht wieder zu erkennen: in jüngster vergangenheit zu tode modernisiert, mit ein paar krank aussehenden bäumchen, frisch aus der baumschule. kalt, quadratisch und kahl, dafür umgeben mit haltestellen, was den diagonalen verkehr stimuliert. allerdings nicht bei dreiunddreißig grad im schatten. wir haben uns über jedes wölkchen gefreut.
gestern abend sind wir in einen wolkenbruch geraten, den freya als dusche genutzt hat, indem sie im bikini um den omnibus herumgelaufen ist – sie sah aus wie ursula andress in einem frühen james bond film, fehlte nur das messer an der hüfte. noch eine amazone. mein glück zu fassen will ich lieber lassen.
später hat es noch gewittert – mit unvermittelt heftigen donnerschlägen, während ich hinten an meinem tisch bilder bearbeitet & geschrieben habe, ohne dabei – wie sonst – musik zu hören.
es wird immer so verdammt spät – wenn ich tagsüber still sitze, fallen mir gleich die augen zu.
wir fühlten uns in sigmaringen willkommen & gut aufgehoben. freya war voll zufrieden mit der reibungslosen bürokratie und die menschen, mit denen wir es zu tun hatten, waren freundlich & zuvorkommend. wir hatten auch einige regelmäßige besucher:
es gab einen sehr schönen zeitungsartikel, der sich deutlich auf unseren betrieb am zweiten & dritten tag auswirkte. ich wünsche mir bei den ersten besuchen kleinerer städtchen drei tage – das zahlt sich aus.
eine fröhliche & resolute 81-jährige dame hat uns am ersten tag herzlich begrüßt und gleich was in die spendendose geworfen. sie war begeistert von unserer arbeit und nur deshalb keine regelmäßige förderin geworden, weil sie ihre nachkommen nicht mit bürokratischen zwangsläufigkeiten belästigen wollte. sie hat einen überweisungsträger und unsere unterlagen mitgenommen und versprochen, eine spende zu machen.
am zweiten tag kam sie wieder und sagte: „ich habs mir überlegt – ich will doch förderin werden.“ nachdem sie ihr formular bis auf die iban ausgefüllt hatte (die hat sie mir später noch am telefon durchgegeben), hat sie uns alle noch zu einem eis eingeladen.
besser gehts nicht.
und wenn wir den omnibus und die außenwelt hinzuzählen – sind wir gleichzeitig ein ultraquintett, wobei die rhythm section oszilliert. in friedlichem einklang & kitzeligen konversationen.
wir haben uns schon darauf gefreut, am abend mal wieder omnibus kino zu machen: „gilbert grape“ mit johnny depp und dem blutjungen leonardo di caprio. ein film, den freya & ich lieben und mit behaglichem vergnügen anna vorgeführt haben. sie muß uns schon bald verlassen und die zeit mit ihr ist so kostbar: sie ist meine gute fee – eine neue spezies, der ich den namen „amazelle“ verliehen habe – mischling von amazone & gazelle. sie folgt ihrer spur mit intrinsischer aufmerksamkeit und mutigem vertrauen in das leben.