pfingsten

pfingsten war paradiesisch schön. wir standen in neu-darchau, auf einer landzunge an der elbe. die beste stelle für das überirdische blitztrio, sich in einem ruhigen einklang zu verabschieden. samstags ist simone gefahren – und am sonntag jonathan, nachdem er – ganz ohne entsprechenden auftrag – die hälfte des goldenen gürtels auf hochglanz poliert hatte. erst ganz am ende habe ich von seiner liebe zur musik und seinem klavierspiel erfahren. da war ich sofort hellwach und ausnahmsweise mal richtig neugierig. ich suche schon ewig nach einem schöneren wort.

wir waren bestens mit allem versorgt und fühlten uns willkommen & beteiligt an einem abwexlungsreichen geschehen. ich hatte eine sehr schöne begegnung mit einem pensionierten unternehmensberater, der hierhergezogen ist und sich sehr für diesen wunderschönen landstrich engagiert. dabei stöߟt er auf die wirklichen prioritäten. unsere bekanntschaft begann mit einem gespräch über die „95 thesen zur befreiung der arbeit“ und endete damit, daߟ ich ihm zum abschied das kleine büchlein dazu und die „blütenstaubwirtschaft“ geschenkt habe. als ich zu später stunde bei kerzenlicht hier saߟ & schrieb, haben wir uns durch das aufgeklappte fenster unterhalten, ganz ernsthaft & besinnlich. er hat mich darauf hingewiesen, daߟ es in dieser gegend einen auߟerordentlich schönen sternenhimmel gibt und allerlei lokale geschichten erzählt …

das ist die tanja, die direkt neben uns anlegte und wie ein paralleler zeitanzeiger den tag strukturierte. ihre besatzung kam morgens als paralleler wecker in einem eckigen metallboot von der anderen seite der elbe herübergeknattert, denn die tanja schlief an unserem ufer.

jeden abend sang eine nachtigall und tagsüber hatte ein rotmilan die aufsicht. jetzt ist es wieder spät und ich schicke nur noch schnell ein paar bilder:

übrigens: am samstagmorgen ist zu meiner groߟen freude seit urlanger zeit sofia wieder zum omnibus gekommen …

gandalf

im beluga-dreieck habe ich einen groߟen bruder gefunden – wir waren sofort ein herz & eine seele. ein graziös strahlender zweimetermann, 79 jahre alt. ich zitiere:

dr. med. hans-peter greb, geb. 22.06.1941, hat als arzt und humanmorphologe während jahrelanger praxistätigkeit das gangverhalten seiner patienten beobachtet und erforscht.

ergebnis: der mensch ist ein genetisch angelegter ballengänger.

unvermittelt & ohne viele worte hat sich ein weites erfahrungsfeld geöffnet, das ich sofort am eigenen leib erproben kann. danke.

gleichzeitig hat der omnibus eine groߟe schwester gefunden: den lurchi-bus aus den sechziger jahren, den die firma salamander als marketingwerkzeug zum verkauf ihrer schuhe eingesetzt hat.

das ist das gehäuse von peter – der innenausbau ist mit rotem samt überzogen. nochmal danke.

wir konnten unser glück nicht fassen – deshalb gibt es auch kein volkfoto.

beluga-dreieck

das ist ein flaggschiff von greenpeace als denkmal – namensgeber für ein dreieckiges gelände, auf dem jedes jahr diese groߟkundgebung mit festival-charakter stattfindet – winzig zwischen dem endlager und der schachtanlage.

das ist das imposante solar sound system. wir standen gleich links am eingang zu dem kunterbunten treiben.

den donnerstag über waren wir bester laune über vertrackte wege & sträߟchen durch meckpomm nach gorleben gefahren. traumhaft schönes wetter. bevor wir bei dömitz die elbe überquert haben, haben wir wohlweislich einen abstecher nach dömitz gemacht – himmlische ruhe & viele alte bäume. wir haben einen lässigen & aufmerksamen erkundungsgang durch das einstmals schöne städtchen unternommen und ich konnte ausführlich nach den 15 fundamental properties ausschau halten.

zur feier unseres bevorstehenden abschieds haben wir noch vorzüglich in einem zum seminarhotel & restaurant & aussichtscafe umgebauten hafensilo gespeist … eine mutige & kraftvolle, sichtlich ihr potenzial entfaltende investition in dieses niemandsland. ich atme immer erleichtert aus, wenn ich sowas sehe. der groߟe abstecher ins wendland hatte sich schon gelohnt, bevor wir die elbe überquert haben.

ein unverschämt schöner ausklang für unser glorreiches blitztrio. simone ist jetzt voll im omnibus assimiliert und jonathan freut sich auf alles weitere.

kommen lassen

lübeck war ein beispiel für die nutzlosigkeit von vorstellungen. meine erfahrungen prognostizierten widrige umstände.

es war wunderbares wetter, ich stand im schatten, die presse erschien gleich zweifach und am zweiten tag war ein guter artikel in den lübecker nachrichten und eine audio-aufzeichnung in einem lokalen internet-medium. ich war voll in meinem element und simone & jonathan waren unermüdlich unterwegs. wir haben abends ein köstliches mahl in einem schlichten & edlen koreanischen restaurant eingenommen. am dritten tag kamen zwei gemischte doppel von greenpeace stundenweise zur unterstützung. als zugabe gab es dann noch das abenteuer des stromausfalls, das ich ja schon beschrieben habe.

die glorreichen drei haben in den drei tagen neunhundertvierundneunzig unterschriften aufgetrieben – allen unkenrufen zutrotz.

im lauf des dritten tages haben wir entschieden, nicht am abend ins dunkle hinein ins ungewisse gorleben zu fahren, wo erst am freitag die jährliche groߟveranstaltung mitten im wald zwischen endlager & schachtanlage auf dem sogenannten „beluga-dreieck“ stattfinden sollte.

stattdessen standen wir fuߟläufig von der altstadt auf einem parkplatz an der trave, wo ich die vorbeifahrt dieser amphibischen artgenossin bewundern durfte:

der heilige geist

ist schon lange da, aber ich hatte ein paar tage kein netz. die schönsten erlebnisse stapeln sich auf und ich wandere zufrieden um den stapel herum und betrachte ihn von allen seiten.

mir wird klar, daߟ der heilige geist immer da ist – als das, was mein freund johannes maind nennt, die übermenschliche gegenwärtigkeit des prallen lebens.

als ich heute, am pfingstsamstag, die gelegenheit hatte, habe ich erst einmal stunden damit verbracht, an den bildern zu arbeiten, die in diesen ereignisreichen tagen entstanden sind.

jetzt stehe ich unter einem unglaublichen sternenhimmel an der elbe und werde begleitet vom gesang einer nachtigall – da braucht wirklich kein heiliger geist zu erscheinen und erst recht nicht in gestalt einer taube.

vor drei wochen habe ich ein majestätisches seeadlerpaar im offenen himmel gesehen.

ich wünsche allen eine gute nacht.

blackout

heute ist hier im norden weiträumig der strom ausgefallen. und damit auch das netz. für mindestens fünf stunden. die aha-erlebnisse ploppten allenthalben auf. eis wurde zu schleuderpreisen angepriesen und mittags gabs keine warme mahlzeit. das maind weitete sich aus und alle versuchten, sich ihre apokalyptischen ahnungen nicht anmerken zu lassen.

ich fantasierte über anarchistische hacker & verwitternde machtstrukturen. und realisiere gleichzeitig: wenn sowas sich häuft, bin ich in meiner inspirierenden & belebenden symbiose mit dem omnibus ganz schön aufgeschmissen. odrrr?

fliegender wexel

schlagartig sind wir in der groߟstadt – auf einem unbekannten kahlen platz im flutlicht. zwei niedere amtspersonen wollten mich für die nacht verjagen – am ende sind sie mit drohend erhobenen zeigefingern abgedampft.

ein neues trio für drei tage in der groߟstadt: das fühlte sich ziemlich absurd an. jonathan war noch nie am omnibus und in der groߟstadt gehen einzelne sammler im gewimmel unter, wenn sie keinen ankerplatz finden oder aus dem sammeln einen tanz im rhythmus der stadt machen. in meinem kopf ratterte die rechenmaschine.

die beiden haben mir richtig leid getan, denn ich hatte ideale bedingungen. ich stand mit schlanken füߟen wie auf dem präsentierteller im schatten und konnte mich lokker verausgaben. jonathan ist sofort voll eingestiegen und auf simone kann ich mich sowieso verlassen. hier sind sie am ende des zweiten tages zu sehen, als sie errechnen, daߟ wir bis jetzt 5.035 unterschriften gesammelt haben – besser gehts nicht.

nachtisch

wenn ich unterwegs bin, läuft ein gedicht aus autokennzeichen immer mit. konkrete poesie.

als ich die hoffnung längst aufgegeben hatte, diese kombination zu finden, habe ich sie am sonntag auf einer abgeranzten vw-pritsche auf dem hof dannwisch entdeckt: noch ein bild von pinneberg.

die wundersammlerinnen

simone & isa nehme ich nach einer woche mit kuߟhand in die riege der wundersammlerinnen auf, was in etwa einem omnibus-bachelor entspricht.

mit deva könnten die beiden das ultimative mädchentrio bilden – wir wären meistinnen zusammen.

isa muߟte samstag mittag abreisen und ist noch mit zum hof dannwisch gefahren, wo wir aufmerksam empfangen & liebevoll in ruhe gelassen wurden. und wir hatten gelegenheit, runterzukommen und in friedlicher eintracht & vertraulichen gesprächen diese prallvolle woche ausklingen zu lassen …

das ist die einzige zufahrt zum hof dannwisch – schleuse zu einem erholsamen paralleluniversum und einer idealen omnibus-haltestelle. esther & thomas sind einverstanden.

hof dannwisch ist eine 800 jahre alte hofstelle am urstromtal der elbe, die ursprünglich zu einem kloster gehörte. der hof wird seit 60 jahren biologisch-dynamisch bewirtschaftet. drei bauernfamilien teilen sich die arbeit und möglichst viele der produkte werden direkt vermarktet. es arbeiten rund 60 menschen dort. soweit ich das beurteilen kann: ein mustergültiger betrieb.

es war schon wieder ein traum-wochenende. am samstag abend sind esther & thomas mit einem groߟen topf spargelsuppe & lekkeren schinkelröllchen zu uns in den omnibus gekommen zu einem unterhaltsamen abendmahl mit kennenlernen. die landwirtschaft ist für mich ein groߟes thema und ich hatte viele fragen.

bei einer kleinen betriebsführung haben sie uns auch den hofkindergarten gezeigt, in den ich am liebsten gleich reingekrochen wäre. zum abschluߟ haben wir die hühner ins bett gebracht – die am tag tausend eier legen.

die zeit verfloߟ unaufgeregt & lokker und nebenbei habe ich noch 600 seiten in dem superspannenden neuen roman von frank schätzing gelesen.

laut & deutlich: danke an alle beteiligten.

andersrum

am zweiten tag in pinneberg war der sorgfältig ausgesuchte platz durch die staatsgewalt verboten. ich habe überhaupt keine lust zu streiten und versucht, andersrum den besten platz zu finden.

ich stand mal wieder den ganzen tag mit geschwollenen füߟen in der prallen sonne – die drostei, das gesicht der stadt, stand uns gegenüber. die wenigen menschen suchten nach schatten und konnten den omnibus weiträumig umgehen. es war doch kein artikel in der zeitung, obwohl die redakteurin uns wohl gesonnen war. uns allen kam die stadt schon ziemlich abgegrast vor. die beharrlichkeit, mit der isa & simone & benjamin unterwegs waren, kann ich nur bewundern.

am nachmittag ist benjamin abgedampft zu neuen taten. er hat absolut zuverlässig sein pensum erfüllt und sogar noch zwischendurch den gröߟten teil des goldenen gürtels gewienert.