vertieft in die arbeit

laߟ ich das schreiben bleiben, wenn ich morfos malen kann. jetzt liegt schon der zweite tag in

hinter uns – und heute hat es viel geregnet. wir haben lauter sympathische helferinnen von der ödp, obwohl für die am wochenende der wahlkampf beginnt. ich bin immer wieder gern hier. tagsüber komme ich nicht los vom omnibus und jetzt gehe ich lieber schlafen …

rasant & pausenlos

haben wir jetzt in 48 stunden zwei städtchen abgeklappert, die etwa gleich groߟ & total verschieden waren. penzberg eine ausgeburt des industriezeitalters und bad tölz, vor tausendfünfhundert jahren von bajuwarinnen besiedelt.

wir haben jeweils eine nacht verbracht und tagsüber war ich von der arbeit an den omnibus gefesselt und fühlte mich wie mein freund sysiphus. das ergebnis war unglaublich: wir haben die magische zahl 3.037 erreicht – weil wir uns voll & ganz auf die situation eingelassen haben. das ambiente in bad tölz war traumhaft schön aberbayrisch.

wir haben die tische vertauscht – den stehtisch auf die vordere ecke des podests hinter eine groߟe zierpflanze und den bistrotisch mit den stühlen hinten – fühlte sich die aufmerksamkeit kitzelnd wie eine seltene gelegenheit an, die ich voll auskosten wollte. ein junger ödp-kandidat hat uns fast den ganzen tag geholfen und zusätzlich eigene unterschriften beigesteuert. so ist das leben, wenn ich es laufen lasse.

als ich vom mittagessen kam, bot sich mir dieser anblick – auch hier ist der omnibus ganz winzig im mittelpunkt des geschehens. erst spät am nachmittag stand ich in der sonne.

gleich anschlieߟend an die arbeit eine anderthalbstündige fahrt an den alpen entlang durch archetypisches oberbayern …

nachts sieht es dann so aus in meiner guten stube.

im nu

war penzberg vorbei und wir sind in italien – nein – das ist die altstadt von bad tölz und über den schirmen, ungefähr im mittelpunkt des bildes, ist ganz winzig der omnibus.

wir stehen schief zur straߟenaxe auf einer art podest und deshalb ziemlich in der waage, obwohl die straߟe abschüssig ist – die penzbergerinnen hatten uns vorgewarnt – und unser sachbearbeiter im ordnungsamt hatte brigitte eingeschärft, daߟ wir auf keinen fall quer zur straߟenaxe stehen dürften.

aber ich bin ja nicht zwanghaft – haha – und so hat sich alles aufs schönste eingepegelt – wir werden nur den tisch & die stühle woanders oder nicht aufstellen.

am ortsausgang von penzberg hatten wir einen anhalter aufgenommen, der sich als ortskundiger schutzengel erwies und uns auf verschlungenen wegen und durch dieses tor zu unserem platz geleitet hat – wenn wir uns nach dem eipätt orientiert hätten, hätten wir uns fürchterlich verfahren und wahrscheinlich eine stunde gebraucht, um in die stadt hereinzukommen.

wir sind durch die stadt gebummelt und am ende in der „trattoria del ponte“ eingekehrt, wo dieses foto der bezaubernden sofia loren die speisekarte zierte:

das nenne ich eine primadonna !

ostwärts

kundig von milena gelotst sind wir über schön geschwungene sträߟchen hundert kilometer durch den ostallgäu und den schongau nach penzberg gefahren – mit einem alpenpanorama rechts von uns.

hier und in bad tölz werden wir jeweils nur einen tag verbringen – da können wir nur hoffen, in der zeitung angekündigt zu sein!

campingplatz elbesee

heute war das wetter schon wieder blauweiߟ … ich hab mich der körperpflege gewidmet und ein hochinteressantes buch über afrika gelesen, von einem mutigen briten mit einer afrikanischen perspektive live in afrika entstanden. kann ich wärmstens empfehlen:

einen absatz will ich hier zitieren:

„der kongo war ein beispiel dafür: 2013 umfasste das paket für einen mittleren un-manager in goma ein steuerfreies einkommen von 75.099 – 301.443 us dollar, einen wagen im wert von 75.000 us dollar, eine erschwerniszulage von 23.250 us dollar, zuschüsse für die anmietung einer am see gelegenen villa bis zu 10.000 us dollar im monat, erstattung sämtlicher reise- und des gröߟten teils der lebenshaltungskosten, heimflüge in der business class und schulgeld für eine unbegrenzte zahl von kindern an einem beliebigen ort in der welt bis zu 25.129 us dollar pro jahr und kind. für einen un-mitarbeiter mit ein paar kindern, der in goma war, um dort zum beispiel die lage in der provinz nord-kivu hinsichtlich der flüchtlinge, der nahrungsmittelversorgung oder der internen un-logistik zu beobachten, belief sich das gesamteinkommen auf nahezu eine halbe million us dollar. damit verdiente er mehr als der amerikanische präsident und übrigens auch die meisten menschen auf der erde.“

wenn das kein bullshit job ist !!!

die mädels sind unterdessen um den see gewandert. gut erholt sind wir gegen vier aufgebrochen.

wettersturz

unversehens ist das wetter gestürzt und wir stehen an einem nieselig grauen, feuchtkalten tag auf dem campingplatz elbesee. ich hab den grauen zweireiher wieder angezogen & den kaschmirpulli & das groߟe bunte tuch. meine füߟe sehen aus wie meine hände. wir sind mit allem versorgt und haben schön rumtrödeln können – keine termine!

weil es hier kein netz gab, habe ich gestern abend viel lesen können. jetzt habe ich fünf euro für 12 stunden wlan bezahlt und mich eingeloggt: das ist total lahm und für komplexere aufgaben kaum geeignet – ich melde mich womöglich erst morgen abend wieder.

da geht er hin

christopher, der mich über die letzten wochen gerettet hat – ohne bart!

ich wünsche ihm alles mögliche glück auf seinen wegen, die mich sehr interessieren. jetzt will er den bogen von der philosophie zur landwirtschaft schlagen. wunderbar. fast hätte ich „filosofie“ geschrieben. ich bin ganz gespannt, was er zu „körper und erde“ von wendell berry sagt.

gleich von anfang an – vor sechs jahren – brauchte ich ihm alles nur einmal zu erklären – und er machte sich an die arbeit. er hat die aufgabe verstanden und von da an ganz selbstverständlich in seiner aufmerksamkeit gehabt. in allen möglichen besetzungen hat er sich mit einer dem groߟen & ganzen dienlichen mütterlichen grundhaltung eingebracht und ich empfinde uns beide schon lange als trio.

als er sechzehn war, haben alle ihn für mindestens achtzehn gehalten, weil er so „reif“ wirkte.

heavy duty

wir stehen auf dem häߟlichsten platz von kempten, einer stadt, die sich mit trier den titel „älteste stadt deutschlands“ streitig macht. wir stehen zum ersten mal direkt vor der konsumhölle, zu der die konsumentinnen aus der schönen altstadt hinaufsteigen müssen – grobschlächtig & billig auf den hügel geklotzt. igitt. inbegriff einer gescheiterten „kultur“. was machen eigentlich die ganzen kulturwissenschaftler?

und wieder ist so ein liebloser, digital gesteuerter springbrunnen neben uns. das plätschern, spritzen, sprudeln & flieߟen von wasser finde ich allerdings belebend & inspirierend..

wir fühlten uns sehr an augsburg erinnert. die anderen haben aus der stadt berichtet, daߟ die meisten menschen „ihre daten“ nicht hergeben wollten. und ich lief auf diesem kahlen platz die meiste zeit im leerlauf, ohne darauf einfluߟ nehmen zu können. groߟstadtblues, ziemlich kaputt. dabei ist die altstadt richtig hübsch – wir haben gestern abend auf der plaza vor dem rathaus gespeist.

zu unserer statistischen aufmunterung hat uns ein ödp-aktivist nicht nur faltblätternachschub gebracht, sondern auch noch 124 unterschriften zu unserem endergebnis beigesteuert, was uns mit den widrigen umständen versöhnt hat. wir waren uns einig, daߟ die gelingenden kontakte oft echte perlen der kommunikation waren.

hier die mädels bei der arbeit:

runde sache

die drei tage in memmingen waren eine runde sache – wir haben 566 unterschriften gesammelt. weil der zeitungsartikel heute erst erschienen ist, hatte ich gut zu tun – und bis zuletzt kamen schwallweise freundliche menschen. ich hatte die ganze zeit schatten – auch als unmerkliches lockmittel. für die anderen war natürlich der markttag der beste – an den beiden anderen tagen haben sie mir aus der ferne ein wenig leid getan, weil in der stadt nichts los war. ich konnte mich voll auf die arbeit konzentrieren, weil die anderen mir ganz unauffällig den rücken frei gehalten haben. ohne besondere absprachen. christopher war unser zuverlässiger manager & koordinator und die mädels waren völlig selbständig unterwegs. besser gehts nicht.

der allgäu gefällt mir immer besser – ich erfahre hier eine sinnliche vitalität, die ich sonst – ohne es zu wissen – schmerzlich vermisse. das ist eine muster-region mit sympathischen ureinwohnerinnen. auch der dialekt hat musikalische qualitäten – ich muߟ da an die kleinen söhne von brigitte denken und an die netten damen von der sparkasse kempten, mit denen ich vergnügtes telefonbanking mache. ich überlege, ob ich die in kempten mal zum omnibus einlade (ich war noch nie persönlich in die sparkasse allgäu). sie könnten mich bei der arbeit kennenlernen & für die volksinitiative unterschreiben …

übrigens haben wir schon zweimal die alpen gesehen, die ich ja bald überqueren werde. und da fällt mir ein: kann mir irgendeine digitale eingeborene eine äpp für mein eifohn empfehlen, mit der ich presto italienisch lernen kann ???

am zweiten tag

im schönen memmingen haben wir die zweitausend erreicht. tagsüber fühle ich mich an meinen posten gefesselt und habe keine gelegenheit, die stadt bei licht zu erkunden …

also streife ich nachts herum und mache erstaunlich breitbandige entdeckungen. zum beispiel den modernen bahnhof:

oder den zob:

es gibt hier in einer mittelalterlichen kirche eine mit ganz schlichter & ehrlicher zimmermannsarbeit eingebaute moderne orgel, die weithin berühmt ist – die hätte ich mir gern angesehen …

das wetter ist weiterhin hochsommerlich und die atmosfäre freundlich & ferienartig. wir sind mal wieder ganz nah an der grenze zu bawü und müssen alle bawülerinnen daran hindern, zu unterschreiben. da die unterschriften pro gemeinde gesammelt werden müssen, haben wir am abend so einen packen listen auf unseren klemmbrettern, daߟ die klemmen maulsperre kriegen.

das ist lea – sie studiert zusammen mit milena medizin in witten. ich staune mal wieder, wie schnell sie in diese band eingestiegen ist – als wäre sie schon länger dabei. diese band fühlt sich im omnibus sehr zuhause. zuerst hat uns christopher mehrere tage liebevoll bekocht. gestern abend gab es dann zur begrüߟung von lea unter der regie von milena vietnamesische wunderrollen, die sich alle individuell bestücken konnten. und heute hat christopher geräucherte forellen vom markt mitgebracht.

der optiker von schräg gegenüber hat uns erlaubt, in seinem keller unseren schlauch anzuschlieߟen, um den ziemlich leeren wassertank aufzufüllen. der omnibus muߟte dafür nur ein paar meter versetzt werden. er hat uns auch gleich die nutzung einer küche und einer dusche angeboten.

alles flieߟt – fluxus

das ist der gründlich miߟlungene springbrunnen neben dem omnibus – ich würde mich dafür in grund & boden schämen. der läuft nämlich völlig unkontrolliert über und ergieߟt sich chaotisch in die fuߟgängerzone. das wasser sammelt sich zum beispiel am fuߟ einer ladestation für elektrofahrräder. zwischendurch lasse ich mir immer wieder von den kräftigen strahlen die füߟe massieren.