bis sonntag abend sind wir auf dem bauck hof in stütensen gut aufgehoben – ohne netz !!!
bis sonntag abend sind wir auf dem bauck hof in stütensen gut aufgehoben – ohne netz !!!
heute habe ich den letzten strunk der petrasilie abgezupft, die ich vor drei oder vier wochen aus dem garten von thomas in ingolstadt ernten durfte. ich erinnere mich gern an unsere gemeinsame zeit.
danke für alles, lieber thomas – dieses morfo widme ich dir – ich will es dir gern als „fliegenden teppich“ rüberschicken.
wir sind buchstäblich auf dem akker gelandet – allein auf weiter flur, die als parkfläche für die „kulturelle landpartie“ im wendland vorgesehen ist. wir sind durch eine bundesstraße vom geschehen getrennt und dem parkplatz zugewandt. wir sind noch winziger als in bremen zwischen den monumenten von staat & kirche. herrenhaus salderatzen heißt der „wunder punkt“ in unserem rücken. stromanschluß ist ausgeschlossen.
wunderfitziges laufenlassen & freie improvisation machen mich heil und alles ist offen …
wir sind den ganzen tag auf landstraßen & umwegen unisono durch die geliebte lüneburger heide gegondelt und haben die landschaft biotopisch bewundert. das wetter bessert sich langsam – am weiten himmel eine wildbewegte interpretation der bayrischen nationalfarben. ich fühle mich im wendland sofort wohl und stephan ging es genauso. bevor wir auf den akker gefahren sind, haben wir noch lüchow ausgekundschaftet und den freundlichen frauen von der touristeninformation alle möglichen fragen gestellt. in einem regional ausgerichteten biomarkt in einem ehemaligen, eiskalt auf kommerz getrimmten supermarkt. der wandel ist ziemlich gut gelungen – das angebot ist vielfältig, aber lange nicht so aufdringlich & aalglatt steril. spuren der nutzung sind überall zu sehen. da haben wir dann – überraschung – corinna köbele aus kalbe/milde getroffen, die plakate & fleier für das potenziale-festival überall zu verteilen, auf dem wir im vorigen jahr waren. was für ein wunderbarer zufall mal wieder …
es ist spät – als betthupferl noch ein bild, das stephan & ich gemeinsam gemacht haben:
hier im takt zu bleiben – die ereignisse wollen meine vollständige hingabe und ich lasse mich wunderfitzig fallen.
deshalb nur blitzlichter – oben ein absurdes worst case szenario: landeshauptstadt des kleinsten bundeslandes – am sonntag hatten zwei wahlen und ein volksentscheid stattgefunden – wir standen umringt von den überresten eines medienspektakels zwischen neptunbrunnen (der dritte dieses jahr) und dom, gegenüber vom rathaus und vom landesparlament. zwischen den monumentalen klötzen von kirche & staat schrumpelte der omnibus ganz klein zusammen.
jetzt deutet alles darauf hin, daß nach siebzig jahren spd-herrschaft der cdu herausforderer die wahl gewonnen hat: ein smarter quereinsteiger aus der digitalen welt, der für seine kampagne wahrscheinlich sehr viel geld ausgegeben hat – die werbeagentur hat einfach „orange is the new black“ optisch umgedreht in „black is the new orange“ und knakkige sprüche dazu erfunden. der kerl ist ein begnadeter selbstdarsteller, der den bremern das ultimative update und die erlösung von allen übeln verspricht.
im falle seines sieges hat er großspurig angekündigt, allen bremern einen kaffee zu spendieren – und bevor er überhaupt im amt ist, hat er das dann mit einem „schwarz ist das neue orange“-vehikel direkt neben dem omnibus getan: ein kurzgeschorener & sorgfältig unrasierter hüne ohne krawatte, das geborene alfamännchen.
die situation war so absurd, daß sie schon wieder lustig war – für die menschen auf dem bild oben, das übrigens stephan aufgenommen hat, war der omnibus unsichtbar. ich kam mir vor wie ein sozialwissenschaftler im labor …
buona notte
für mich ist ottersberg ein kurort – am nordwestlichen rand der lüneburger heide, die zu meinen lieblingslandschaften gehört. in den siebzigern habe ich fast dort kunst studiert. dreißig jahre später bin ich mit dem omnibus da aufgetaucht und habe lauter anknüpfungspunkte gefunden, beginnend mit dem freigekauften bahnhof und prinz christoph bai, der an der hochschule theaterwissenschaften studierte und in den ersten jahren oft im omnibus mitgefahren ist. das rotierende kollektiv des bahnhofs hat den omnibus von anfang treu gefördert und der bahnhof war eine der ersten „omnibus-haltestellen“, an der wir immer wieder gern angedockt haben. wir haben mit dem bahnhof und der hochschule veranstaltungen organisiert und ich habe mein netz immer weiter ausgesponnen – es würde zu weit führen, alle verästelungen aufzuzählen …
dieses mal war ich zum ersten mal in der waldorfschule und ich bin hin & weg von diesem traumhaften ort & der heilsamen zeit, die ich dort verbringen konnte.
noch mal stephan & die kinder – da hatte ich viel freude dran:
und der schiefen eiche bin ich immer weiter auf die pelle gerückt:
an der seite, an der das wasser herunterläuft, ist sie nämlich bewaldet.
freitag waren wir in der traumhaft schönen waldorfschule in ottersberg. ich hab mir ausgemalt, wie es gewesen wäre, jeden morgen auf dem weg in die schule durch eine solche allee zu gehen.
unsere zielgruppe war schon so schlau, lieber zur demonstration nach bremen zu fahren – das hätte ich ihnen auch geraten.
also ergaben sich die schönsten situationen mit den kleinen kindern, lustig über den tag verteilt. eine klasse hat spontan ihr interesse bekundet.
die atmosfäre ist mit einer warmen energie aufgeladen und ich habe versucht, mich mit dem schiefen baumriesen anzufreunden – nach dem spaziergang über das holprige pflaster der allee habe ich mich wie ein schwein an ihm gerubbelt & massiert. mit der musik in meinen ohren hat sich daraus ein tanz entwickelt, bei dem ich mit voll aufgespannten sinnen auf das gelauscht habe, was der schiefe baumriese mir zu erzählen hatte und habe ihn dabei pantomimisch unterstützt.
offenbar ist das gut gelungen – wir sind dikke freunde geworden.
dieses bild hat stephan am tag danach von uns aufgenommen. das ist zu einer bildnerischen koproduktion geworden, die mehr sagt als tausend worte. sowas ist mir mit stephan schon öfter passiert und ich bin ihm ewig dankbar dafür.
das ganze wochenende hatte ich ausführlich gelegenheit, ihn im umgang mit kindern zu bewundern. immer auf augenhöhe. ich drükk ihm die daumen für seinen pilotenschein.
ich geh jetzt schlafen …
in kleinen städtchen wie jetzt in rotenburg an der wümme ergeben einen stimmigen rhythmus für mich, selbst unter widrigen umständen. ich kann mikroskopische anthropologie betreiben und wahre prachtexemplare kennenlernen, mit denen ich mich analog in voller bandbreite wunderfitzig austauschen kann, getragen von dem empfinden äußerster wirksamkeit und dem zusammenspiel mit den anderen musikantinnen – mit stephan ist das einsame klasse.
wir sind jetzt für drei tage in rotenburg (wümme). am ersten tag hat es genieselt – ziemlich ungemütlich. am abend hatten wir eine veranstaltung im rathaus, die brigitte mit dem ziel organisiert hat, die aktiven der extrem von fracking betroffenen region mit reinhard knof, dem protagonisten der wunderbaren „volksinitiative zum schutz des wassers“ in schleswig holstein in verbindung zu bringen. wir waren vor ein paar jahren schon einmal hier und haben eine veranstaltung „gegen fracking“ in dem gleichen saal organisiert und dabei das aktionsbündnis und den bürgermeister kennengelernt, der in mustergültiger weise sein amt erfüllt hat und sich von der politik auf landes- & der bundesebene völlig allein gelassen fühlte. und er hieß auch noch „andreas weber“. wir haben uns mit sabine holsten angefreundet, deren zuhause die perfekte omnibus-haltestelle war. sie hat auch dieses mal unter ziemlichem zeitdruck eine beachtliche veranstaltung organisiert & moderiert, bei der reinhard ausführlich von seinen erfahrungen in schleswig-holstein und den manövern der parteien berichten konnte.
ganz organisch hat es sich ergeben, daß ich als letzter auf dem podium zu wort kam und voll auf sendung war – wie mir der schnabel gewachsen ist … im gehrock & mit nackten füßen.
nachher wurden wir regelrecht bestürmt und einige menschen wollten sich unbedingt mit persönlichem händedruck bei mir bedanken.
ich gehe zu bett – hier noch ein bild vom abend unserer ankunft.
seit jahren suche ich nach einem wort für „neugierig“ ohne die gier. heute hat stephan, der sympathischste digitale eingeborene, den ich kenne und jederzeit alles fragen kann, ganz selbstverständlich auf digitalem weg das wunderschöne wort „wunderfitzig“ gefunden und mir damit einen alten herzenswunsch erfüllt.
wie jedesmal, wenn wir zusammen am omnibus sind, ist er ein archetypisches beispiel von intrinsischer motivation und wir können zusammen konzertant voll aufdrehen.
er ist ein künstler, wäre aber der allerletzte, der das von sich behaupten würde. deshalb nehme ich mir die freiheit, das bild, das er heute gemacht hat, zur allseitigen begutachtung vorzuzeigen.
die ereignisse haben sich mehrfach überschlagen …
freitag nach der arbeit sind christopher & ich als wohleingespieltes trio bis in die nähe von würzburg gefahren und haben auf eine raststätte übernachtet. samstag früh weiter in die zweite etappe – zusammen fast 800 kilometer. gegen drei waren wir fast „zuhause“, als die dicke rote warnleuchte anzeigte: „fahrzeug nicht betriebsbereit“. das kühlwasser kochte und tropfte eifrig hinten links aus einem kaputten schlauch …
ich habe peter, den chef unserer werkstatt angerufen und um rat gefragt. wir haben dann mit flaschen 16 liter wasser eingefüllt, sind flugs über den berg von blankenstein die letzten kilometer gefahren und haben uns auf den heimischen hof gestellt. die werkstatt ist schräg gegenüber und peter hat den schaden in augenschein genommen und versprochen, gleich montag früh um halb acht einen mechaniker vorbei zu schicken …
brigitte hat christopher abgeholt, damit er endlich mal zu sich nach hause (in meine wohnung) kommen kann.
ich habe einen besinnlichen abend allein mit kramen & aufräumen verbracht und bin zu „maria“ gelaufen, einer dynastisch geführten pizzeria im industriegebiet. ich liebe das proletarische ambiente und haben „tortellini industriale“ gegessen.
nach & nach wurde mir bewußt, welches glück ich mit dieser panne hatte. ich malte mir die gleiche situation auf der autobahn im allgäu aus. der himmel war mir wohlgesonnen. besser gehts nicht.
am sonntag hat christopher stephan zum omnibus gebracht, den ich jederzeit freudig im omnibus willkommen heiße und der voriges jahr nur deshalb nicht am omnibus war, weil er in toronto war. gänzlich unverhofft hat er sich zwei wochen zeit genommen. wir hatten verabredet, das stirnband vom omnibus zu entfernen und den schmutz, der sich seit einem halben jahr dahinter gesammelt hat.
anschließend sind wir in schönster eintracht nach bochum gefahren, haben lekker bei einem edel-vietnamesen gegessen und danach auf meine empfehlung „green book“ angeschaut, deutsch synchronisiert. ich hatte den film schon zweimal im original mit untertiteln gesehen und war positiv überrascht von der deutschen fassung. wir alle waren rundum zufrieden.
montag früh: sieben uhr aufstehen, coffee & cigarettes, und ab in die werkstatt, wo wir dann unser reguläres frühstück eingenommen haben, während unsere lady liebevoll & fachmännisch repariert wurde. eine ausgiebige probefahrt haben wir als gelegenheit genommen, durch die waschstraße zu fahren und voll zu tanken. christopher hat unsere fertige wäsche vorbeigebracht, frisch geduscht sind wir am frühen nachmittag nach norden aufgebrochen …
mit stephan bilde ich immer sofort ein trio.