im muli modus

seit der kaa ell peh bin ich im muli modus und funktioniere gleichmütig. die szenerie hat sich rapide verändert. anne & yunus sind am pfingstwochenende abgereist und wilma ist gekommen – eine frau anfang sechzig, total motiviert und hilfsbereit, die einfach beherzt eingesprungen ist, weil ich sonst alleine am omnibus gewesen wäre. es beschämt mich, zu sehen, welche mühe sie sich gibt, eine eingespielte band zu ersetzen – ein unmögliches unterfangen. ich überlege, wieviel schmerzensgeld sie erhalten soll.

trotz allem war neu darchau ein traum. und überhaupt die ganze kaa ell peh – ein echtes wunschkonzert. dafür werde ich freya immer dankbar bleiben.

am montag muߟten wir fünfzig kilometer herumirren auf der suche nach einer tankstelle, ehe wir nach celle fahren konnten. der zweiten hauptstadt der lüneburger heide. bei der einfahrt haben wir uns total verhaspelt mit schrägen wendemanövern und barfüߟigen erkundungsgängen.

wir standen auf dem „groߟer plan“, umgeben von fünfhundert jahre alten individuellen fachwerkhäusern, von stolzen baumeistern errichtet – in harmonischem ensemblespiel. ohne architekten organisch gewachsen.

ein türkischer schneider hat mir die lederjacke gerettet, die ich zu meinen farbigen strampelanzügen am liebsten trage. derweil habe ich den gehrock dazu angezogen, den ich sonst immer anhabe – mit aufgekrempelten ärmeln. auch dem sieht man sein alter und seine beliebtheit zunehmend an.

in zwei etappen sind wir aus der lüneburger heide nach neustadt an der weinstraߟe gefahren, wo wir im vergangenen jahr interessante anknüpfungspunkte gefunden haben.

pfingsten

dieses mal habe ich pfingsten unbeschadet eine gelassenheitsprüfung gemeistert. drei katastrofen & lauter widrige umstände haben mich nicht erschüttert. ich habe mich an das letzte jahr erinnert und an mein filosofieren über den heiligen geist.

wieder war mein aufenthalt die festliche krönung der kaa ell peh – ein heiliger ort, den ich zufrieden verlassen habe mit der gewiߟheit, immer willkommen zu sein. ich habe mich mit einem travestie künstler und einem jungen schmied angefreundet, die mir bereitwillig aus den patschen geholfen haben.

leider konnte ich dieses mal den spektakulären sternenhimmel nicht sehen. dafür majestätisch kreisende milane und kreuzende störche. die elbe & die tanja, an deren rampe wir standen.

ganz winzig läߟt sich die silhouette des omnibus erahnen. die tanja ist akut vom artensterben bedroht – durchgeknallte technokraten wollen das land mit einer brücke über die elbe und den zugehörigen trassen zerschneiden – ohne rücksicht auf verluste.

es gibt eine bürgerinitiative gegen diesen plan, die ich an tim weber verwiesen habe, um auszuloten, auf welcher hoheitsebene es da einen direktdemokratischen hebel geben könnte. mir fällt da „wir sind die matrosen von der tanja“ ein, ein lied, daߟ wir als pfadfinder gesungen haben.

hoffentlich gibt es wegen der tanja einen aufstand im wendland – ich bin dabei.

beluga dreieck

ich habe versucht, unseren vierundzwanzig stunden besuch beim gorleben tag in bildern zu verdauen …

das beluga dreieck liegt im zentrum der streng bewachten riesigen atom anlagen.

die beluga, ein ausgedientes greenpeace schiff, hat ein adliger waldeigentümer als denkmal gestiftet.

erst freitag mittag ging „der gorleben tag“ richtig los – ein festliches kulminationsdatum der kaa ell peh.

die quantitative ausbeute ist bei solchen groߟen festen komplementär zur qualitativen – ich kann wunderfitzig in der menge baden und meine anthropologischen studien betreiben. ich kann es niemandem miߟgönnen, hier den widerstand zu feiern. die bäuerinnen des wendlands sind von anfang an meine heldinnen & vorbilder.

voriges jahr habe ich mich hier mit gandalf angefreundet und den ballengang eingeübt – das hat mir die praktische bedeutung von friedfertigkeit in der kommunikation enthüllt und ich kann immer besser gespräche entkrampfen und mit blauen wundern beschenkt werden.

uns haben eltern, schülerinnen & lehrkörper der freien schule hitzacker besucht und ich habe moria kennengelernt, in deren geburtsnacht ich 2003 zum ersten mal auf dem bauck hof in stütensen war.

ich habe mit allen geredet, wie mir der schnabel gewachsen ist und gleite wunderfitzig durch den alltag …

erst gegen mitternacht konnten wir uns dem menschengewimmel rausmanövrieren und uns für die pfingsttage auf die landzunge in neu darchau zu begeben, wo die tanja

auf der elbe hin & her fährt – das nördliche tor zum wendland, wo ich im vorigen jahr begriffen habe, daߟ der heilige geist jederzeit dienstbar bereitsteht.

am horizont zukkten grelle blitze – dann überholte uns ein auto namens HE:XE und ein heftiger gewittersturm prasselte los. gegen halb zwei haben wir uns provisorisch auf den parkplatz vor der landzunge gestellt und sind erschöpft ins bett gefallen …

freie schule hitzakker

unser besuch war eine runde sache: die schülerinnen haben, nachdem ich vor dem omnibus meinen vorstellungstanz aufgeführt und gleichzeitig vor meinem redeschwall gewarnt habe, im musiksaal spontan einen stuhlkreis gebildet. alle drei klassen waren lebendig & offen. nur ganz selten und stets auf augenhöhe haben die lehrerinnen etwas gesagt. yunus war der exotische prinz aus dem morgenland.

mich freut, daߟ diese dem widerspenstigen geist der wendländerinnen entsprungene schule sich bei der gründung nicht „waldorfschule“ nennen durfte. die castortransporte verliefen direkt daneben und katharina von bechtolsheim war in ihrer punk-phase lehrerin dort. es gab überlegungen, die schule „joseph beuys schule“ zu nennen. mir alles voll sympathisch.

das schönste war, daߟ die lehrerinnen sich gewünscht haben, daߟ wir ihnen am nachmittag unsere arbeit vorstellen. sie haben auch ganz selbstverständlich einen stuhlkreis gebildet, den ich wie ein offenes ohr empfunden habe. sie haben uns wunderfitzig begutachtet und wollten auch unbedingt yunus & anne hören. alle beteiligten haben sich einhellig gewünscht, unsere verbindung auszubauen zu einer neuen wärmequelle und ich freue mich schon auf die nächste gelegenheit.

nachträglich

will ich mich bei jakob schererz für das aufschluߟreiche & inspirierende wochenende auf dem bauckhof in stütensen bedanken. das wetter war traumhaft schön.

am sonntag hat uns jakob den betrieb gezeigt und uns nachhaltig beeindruckt. ich freue mich über jede bäuerin! nach & nach spinne ich mir permakulturelles netz, das eine höhere bandbreite hat als das straߟennetz. auch mit jakob habe ich mich spontan angefreundet (stephan ging es genauso). für mich ist damit der bauckhof auch im zusammenhang mit der kaa ell peh zu einem wichtigen knotenpunkt geworden.

mich hat der aufenthalt inspiriert zu einigen wilden anthropogenen morfos:

also: danke für alles, lieber jakob !!!

drachen am himmel

zwei tage hintereinander hatten wir jetzt heftige gewitter – in lüchow wurden die sehr stabil wirkenden quadratischen sonnenschirme des „ratskeller“ zerfetzt. ansonsten echte sommerhitze.

da fällt mir das panorama von seiner wetterkanzel ein, das stephan mir geschenkt hat:

als dank von mir ein morfo-hochformat:

die ka ell peh

(so nennen die einheimischen die kulturelle landpartie) füllt meine tage vollkommen aus – ich fühle mich sehr wohl im wendland und will alles darüber erfahren. lüchow & dannenberg sind städtchen nach meinem geschmack. ich übe mich in regionaler hingabe und bestaune die menschen & die fachwerkhäuser. ich liebe die vielen alten eichen. usw.

hier gerate ich allerdings hoffnungslos ins hintertreffen, weil wir ein volles programm fahren. ich merke das hier an, weil ich vorschlagen möchte, die kaa ell peh in zukunft möglichst fest in unsere tour einzuplanen. ich sammle emsig kontakte & informationen.

konkrete poesie

im landkreis lüchow-dannenberg bin ich immer gleich auf der suche nach DAN:TE – dieses mal habe ich über die tage verteilt immer wieder erfolg gehabt. und die variationen purzelten lustig dahin:

DAN:Y / DAN:DY / DAN:CE / DAN:A / DAN:E / DAN:N / DAN:K und schlieߟlich DAN:KE

als DAN:N kurz nach einem DAN:KE ein BIT:TE vorbeifuhr, haben sich raum & zeit heftig verstrudelt und ich wurde zum dankbaren subjekt dieses wirbels.

besser gehts nicht

mit stephan an meiner seite fühle ich mich jedes mal allem gewachsen. wir gleiten gut eingespielt durch den alltag und lassen uns frei. null getue. das fühlt sich an wie ein eigenes raum/zeit kontinuum – die gegenwart verdichtet sich zu den schönsten spinnereien.

verglichen mit stephan bin ich eine schlampe – bei ihm ist immer alles sauber & aufgeräumt – wenn er da ist, kann ich freier atmen. unsichtbar wie ein heinzelmännchen frischt er das ambiente auf. die ganze zeit liegen unsere identitäten fraglos offen und wir fühlen uns jeweils wohl in unserer haut.

heute früh gegen sechs hab ich ihn zu seinem „rufbus“ geleitet – bis zu hause muߟte er fünfmal umsteigen..

vollste zufriedenheit meinerseits – lieber stephan – fare well & good luck to you …

bäuerliche haltestelle

schon wieder ein kurort: im bauckhof konnten wir die seele baumeln lassen und die ersten echten sommertage genieߟen. wir sind von jakob herzlich willkommen geheiߟen und liebevoll betreut worden. nachdem er sich vergewissert hat, daߟ wir wunschlos glücklich waren, hat er uns erst mal in ruhe ankommen lassen …

stephan muߟ am montag in aller frühe aufbrechen. der hof war der perfekte ort, unser beisammensein bis zum letzten auszukosten und einträchtig ausklingen zu lassen …

hier als betthupferl unsere neueste gemeinsame arbeit:

ich muߟ morgen früh um sechs raus aus den federn …