bravo, lieber tim

und das schönste war, mit dieser friedlichen oase die gelegenheit zu kombinieren, den frisch gekürten bürgermeister tim weber zusammen mit dem omnibus zu seiner neuen aufgabe zu beglückwünschen und ihm meine wunderfitzige begleitung anzubieten. er ist für mich die verkörperung eines intrinsisch motivierten mandatsträgers – ich würde ihm sorglos meine stimme anvertrauen. das will bei mir was heiߟen!

abends waren wir zum essen eingeladen und haben uns auf der veranda in den abend hinein in einem entspannt perlenden gespräch über kommunale spielräume ausgetauscht und alles, was uns dabei sonst noch einfiel …

ich konnte duschen und meine stoppeln abrasieren.

zum abschied gab es einen fototermin mit omnibus.

lieber tim – ich wünsche dir alles mögliche – auf meine bewunderung kannst du dich verlassen.

friedenstankstelle

wo ich mit der unermüdlichen paula das verkürzte wochenende verbracht habe, nach einem arbeitstag zu zweit, angefeindet von den bauern, von denen mir nach ausführlichen gesprächen einige sehr sympathisch sind.

die wenigen echten bauern

sind echt zu bedauern

sie sollten auf keinen fall mit mehr bürokratie & struktureller gewalt geschurigelt werden – bei zu viel kontrolle ist niemand mehr verantwortlich. wie wärs mal mit vertrauen? wir hätten allen grund, die echten bauern im voraus groߟzügig für ihre grundlegende arbeit zu belohnen. sie brauchen dringend wieder bodenkontakt – und ganz tief drinnen wissen sie es auch. die planetarische bedeutung von humus haben sie „erfolgreich“ verdrängt und sich in einem gestrüpp von zahlen verheddert. wir müssen ihnen da raus helfen:

feldversuch bedingungsloses grundeinkommen für bäuerinnen – kann ich da nur folgern.

wenn ich ihnen von den höfen erzähle, die ich kenne und solidarischen landwirtschaften, die überall gemeinsam mit intrinsisch motivierten bäuerinnen gegründet werden – sehe ich es sehnsüchtig in ihren augen blitzen.

von freya habe ich gelernt, besänftigend auf menschen einzuwirken, indem ich mich offen & ehrlich für sie interessiere und vorbehaltlos mein wesen offenbare. bislang kann ich mühelos in dieser aufgehetzten, mit parteistrategien & machtspielchen & eitelkeiten verdreckten atmosfäre navigieren und begreife, daߟ es meine urtümliche aufgabe ist, frieden zu stiften und verbindungen zu spinnen. die arbeit ist mir ein vergnügen …

und wir haben uns gut erholt.

verden an der aller

ganz winzig da hinten ist der omnibus zu sehen. verden ist ein fast tausend jahre altes städtchen und wir stehen vor einem der ältesten sakralbauten in norddeutschland. heute habe ich mich wieder mit einem „landwirt“ und später noch mit drei landtagsabgeordneten (einer spd frau & zwei cdu männern) ausgesprochen, die immer denken, mensch müsse vor ihnen gleich ehrfürchtig auf die knie sinken. ich fange immer bei null respekt an.

hinter meinem fahrersitz liegt eine phrasendreschmaschine, mit der mensch durch das drehen von rädchen völlig sinnentleerten jargon produzieren kann in endlosen kombinationen – so reden die und merken es nicht mehr. alle versuchen, mich parteitaktisch einzuspannen und von ihren machtinteressen abzulenken. ich bin friedlich & höflich und lasse sie einfach auflaufen und erkläre ihnen geduldig die rolle des omnibus.

zwei frauen & ein schüler sind gekommen, um uns beim sammeln zu helfen – die zahlen bleiben bescheiden: wir haben knapp tausend unterschriften gesammelt und in jeder stadt einen neuen wust von gemeinden – wir haben uns ein alfabetisches register gekauft, in das wir die vielen gemeinden einordnen und brauchen abends eine stunde zum zählen und markieren.

bingo

in delmenhorst habe ich in einem second hand laden das perfekte oberteil zu meinem neuen strampelanzug gefunden – für zweiundzwanzig euro (ich hab freiwillig achtundzwanzig bezahlt). der ladenbesitzerin habe ich von effektiven mikroorganismen & meiner wunderlichen arbeit erzählt – sie kam aus bremen und konnte leider nicht für das volksbegehren unterschreiben. später habe ich ihr noch meine berater-nummer & einen em-katalog & alle omnibus unterlagen vorbeigebracht.

heute war es endlich warm genug, diese neue haut auszuprobieren. eine dame mit glitzerbrille im empfang der zeitungsredaktion sagte: „geiler anzug“. ich wundere mich sehr darüber, welche menschen „geil“ sagen – scheinbar ohne nachzudenken.

derweil fühle ich mich ganz zuhause in diesem outfit und habe ihn schon ausgiebig spazieren geführt.

unsere niedersäxischen bauern

ohne mich von der arbeit abhalten zu lassen – verbringe ich viel zeit im gespräch mit „modernen“ bauern, die mir allemal sympathischer sind als politiker & verbandsfunktionäre. sie fühlen sich heimtückisch hintergangen und können überhaupt nicht verstehen, warum die initiatoren (politiker & verbandsfunktionäre) nicht erst einmal das gespräch mit der arbeitsgemeinschaft bäuerliche landwirtschaft gesucht haben.

in rotenburg trennte uns nur ein kiosk. sie haben auf unaufdringliche weise das gespräch gesucht, indem sie uns einzeln erstmal zugehört haben. dann kamen sie mit zahlen & fakten, die ich nicht überprüfen konnte & wollte. sie empfinden den gesetzesvorschlag des volksbegehrens wie die steinernen tafeln der zehn gebote – irreversibel & der sichere weg in den wirtschaftlichen ruin, jedenfalls als existenzielle bedrohung.

wie die meisten betrachten sie demokratie als rein quantitatives geschehen, dem wir als einzelne hilflos ausgeliefert sind – direkte demokratie ist dann die blanke willkür, weil die abstimmenden ja keine ahnung haben können und ganz gewiߟ nicht acht seiten kleingedrucktes juristenkauderwelsch verstehen und alle fakten & zahlen nachprüfen können, ehe sie die volksinitiative unterschreiben. fakten & zahlen sind ja schlieߟlich die werkzeuge der vernunft und ohne experten kann es keine razzionalen entscheidungen geben.

von den fakten & zahlen der niedersäxischen volksgesetzgebung haben sie keine ahnung und die rolle des omnibus in dem ganzen können sie zunächst überhaupt nicht verstehen. am anfang sind wir pauschal ihre gegner, denen sie sich vorsichtig & höflich nähern – und dann werden daraus sehr aufschluߟreiche begegnungen, die mit zahlen & fakten nicht zu beschreiben sind. ich bin mitten dazwischen und kann mich nach allen seiten offen & friedlich verständigen – das ist genau die erfüllung meines geduldigen strebens nach souveränität – ursache des omnibus.

salto rückwärts

in delmenhorst hat paula schon auf uns gewartet und am ersten tag aus dem stand alle rekorde gebrochen – sie ist mit sandwich in die fuߟgängerzone gegangen und hat beim ersten anlauf 30 unterschriften gesammelt – das wetter war ideal und zum pressetermin sind drei zeitungsredakteure erschienen. am omnibus habe ich nicht über zahlen spekuliert und alle sinne weit aufgespannt. von den menschen, die zum omnibus gekommen sind, hat niemand nicht unterschrieben, aber dazwischen gab es lükken, in denen ich auch zu allem bereit war und keine menschen kamen.

ein egomanischer architekt hat der stadt in der gründerzeit mit seltsamen auswüchsen seinen stempel aufgeprägt.

heute hat es unablässig geregnet. zwei zeitungsartikel, mein namensvetter werner, susanne, eine demeter-bäuerin, und zwei kinder, die mit den anderen zum sammeln losgezogen sind, haben für einen gewissen ausgleich gesorgt, denn gleich nach dem frühstück kamen die zeitungsleser zum omnibus. bei meinen erledigungen in der stadt wurde ich erkannt und hatte schöne gespräche. ich lerne, das gemüt der menschen im norden zu schätzen.

das ist paula mit der älteren schwester. gepaart mit einer sammlerin entfalteten die kinder eine magische anziehungskraft …

bei miesem wetter haben wir das beste rausgeholt.

orakel

auf meinem ersten streifzug durch rotenburg (wümme) hat mir dieser wink des himmels ermöglicht, mich lachend in die pralle gegenwart fallen zu lassen. schöne erinnerungen tauchten auf und ein ganzes spektrum von möglichkeiten. wir sind mit dem bürgermeister und sabine holsten, einer polizeibeamtin, befreundet und haben schon mehrere veranstaltungen zusammen organisiert. das thema „fracking“ treibt die menschen um.

mein lieblingsbild des vorigen jahres heiߟt: „wie ein fisch im wasser“, weil es die idealen arbeitsbedingungen für den omnibus beschreibt und mir fällt ein, daߟ rotenburg (wümme) etwa die gleichen bedingungen bietet – ein stilles städtchen mit individuellen zweistöckigen häusern und einer „fuߟgängerzone“ aus den sechzigern, die völlig aus der zeit gefallen ist und deshalb ganz überraschende wirkungen entfaltet – sowas wie den konsumentenblues, da kann mensch gleich mal zwei gänge runterschalten und freundlich kontakt aufnehmen zu irgendwie zugänglicheren menschen. ich freue mich schon auf die arbeit.

lustig finde ich auch, daߟ der überaus sympathische bürgermeister andreas weber heiߟt wie der autor eines meiner lieblingsbücher: „alles fühlt“.

hof michael

von braunschweig aus sind wir freitag nach der arbeit vom südlichen rand her durch die geliebte lüneburger heide zum hof michael gegondelt, einer altbewährten omnibus haltestelle, wo wir ein traumhaft erholsames wochenende verbracht haben und uns ganz willkommen fühlten.

hof michael war auch die erste wexelstation: charlotte, die uns liebevoll betreut hat, hat mir ganz umstandslos ihren archetypischen volvo kasten geliehen, um am samstag christopher zum bahnhof von eschede zu bringen, wo in den siebziger jahren ein ice entgleist und gegen eine brücke geprallt ist – der super gau der eisenbahn im zwanzigsten jahrhundert.

jetzt verschwindet da ein ganz zarter moderner bahnhof hinter mächtigen eichen, die mir schon auf der hinfahrt überall aufgefallen waren. fast jede hofstelle ist von über hundertjährigen eichen umstanden. stellvertretend diese bilder vom eschweger bahnhof:

am sonntag habe ich dann in einem vorgang kolja an diesem bahnhof abgeholt & pia verabschiedet …

zum abschied noch ein bäuerliches morfo zum meditieren: