gegenüber vom todesstern

sind wir gegen sieben eingelaufen. vorn rechts lisa & carl, die heute wahre heldentaten vollbracht haben: sie haben nun auch die obere hälfte des omnibus von den schwarzen streifen befreit. so weiߟ war der omnibus seit jahren nicht mehr.

der todesstern ist die universitätsbibliothek – 24 stunden geöffnet und dadurch für uns bisher ein ständiger zugang zu den toiletten …

jetzt macht er seinem namen alle ehre: mensch kommt da nur verstümmelt rein. die linientreue der akademischen welt entsetzt mich jedesmal aufs neue. ich bin einfach unterm radar mit offenem visier da reingegangen und hätte mich über jede art zurechtweisung gefreut, um zu antworten: „das leuchtet mir nicht ein.“. um mich abzureagieren, habe ich noch zwei todesstern-morfos aufgenommen:

der grünhof

der grünhof und der winzige omnibus – ich könnte da einfach reinfahren und würde nicht besonders auffallen. dieses unternehmen ist in meinen augen ein meisterwerk der digitalen eingeborenen, das ich dankbar bestaune und das mich auch heute wieder begeistert hat.

ich konnte ganz für mich in der riesigen lokhalle auf entdeckungsreise gehen und ein sinnliches vollbad nehmen.

wie gesagt: ich bin bezaubert von der intelligenten verspieltheit auf der höhe der zeit – frage mich allerdings, wie ich digitaler idiot da zurechtkommen würde. ich freue mich sehr für jonathan, der in diesem avantgardistischen unternehmen genau seine aufgabe gefunden hat – die perfekte erfüllung einer biografie.

ent-setzen

neben allen diesen schönen erlebnissen klebt mir im hinterkopf etwas fest, was ich in „wer schweigt, stimmt zu“ von ulrike gueron gelesen habe:

laut eine umfrage des „spiegel“ vor einigen monaten fand eine mehrheit der menschen in deutschland „verstümmelte“ grundsätzlich sympathischer & vertrauenswürdiger als menschen, die ihr gesicht herzeigen.

ich muߟte das einfach loswerden (ent-setzen) – auch in der hoffnung, daߟ das „mit-teilen“ den kleber auflöst.

traumreise

der freitag machte seinem namen alle ehre: wir sind nämlich genüߟlich durch das weltkulturerbe mittelrhein gegondelt – bis koblenz rechts- und ab da über die b9 linksrheinisch weiter. in diese richtung war ich noch nie über die b9 gefahren – also gab es auch für mich lauter neue perspektiven und eine wundervolle überraschung: vom anderen ufer konnte ich endlich mal den loreleyfelsen in seiner eindrucksvollen gesamtgestalt wahrnehmen.

leider schaffe ich es noch nicht, durch augenzwinkern bilder abzuspeichern.

zum ausgleich habe ich im schloߟ freudenberg, wo wir die nacht zum samstag verbracht haben, diese beiden „postkarten“ aufgenommen. das trio ist ein herz & eine seele und alles läuft wie von selbst – ich kann langsam lokker lassen. technische macken werde ich versuchen, durch zauberei zu heilen.

heute ging es dreihundert kilometer weiter nach freiburg. unterwegs haben wir einen wandergesellen aufgegabelt und vorwitzig ausgefragt. es war ziemlich ungewiߟ, ob wir vor oder in der nähe der lokhalle einen platz finden würden, aber mein alter freund jonathan, der die lokhalle als mitunternehmen verwaltet und selbst im schwarzwald war, hatte in anatalem austausch mit mir alles, was er konnte, perfekt organisiert und wir haben uns in unschuldigem vertrauen diesen abgesperrten platz erschlichen. auf die vielen menschen, die hin & her wexeln, wirkt unser ensemble ganz selbstverständlich.

das schönste ist: wir haben einen schlüssel zu dieser architektonischen perle, in die ich mich vor jahren auf den ersten blick verliebt habe – ich hab mich sooo darauf gefreut …

herrlichkeit erpel

herrlichkeit erpel am vater rhein – ich liebe den rhein lieber als muttersöhnchen.

heute habe ich wunderfitzig dieses über 950 jahre organisch gewachsene fachwerk-städtchen erkundet und bin ganz bezaubert. schon als kind hat das leben der menschen in diesem engen tal meine fantasie beschäftigt – bei hochwasser war ich ganz fassungslos fasziniert.

zum ersten mal seit langem hatte ich wieder lust, bilder sprechen zu lassen:

analog zur berühmten lorelei gibt es hier die erpeler ley: einen riesigen basaltfelsen vulkanischen ursprungs:

allerdings dominieren die martialischen tortürme der zerstörten brücke von remagen, die aus militärischen erwägungen gebaut wurde …:

rechts oben sind die vom anderen ufer:

fundstück

auf dem hof von herrn eicker habe ich auf einem wohnmobil diesen wunderbaren spruch entdeckt, den ich am liebsten als postkarte mindestens neunundneunzigmal ausdrucken würde.

letzte hoffnung

heute hatten wir dann den entscheidenden termin bei dieter eicker, dem einzig verbliebenen spezialisten für unser heizungsproblem, den wir nach langer suche gefunden haben. er ist der prototyp eines leutselig schwadronierenden rheinländers und stolzer chef dieses skurillen unternehmens, das hinter einer imbiߟbude versteckt liegt. der hof war trotzdem voll mit wohnmobilen, an denen geruhsam gedoktert wurde. lisa & carl haben die untere hälfte des omnibus „poliert“ und ich habe auf standby in der neuen oya gelesen,

die ursache aller launen, die diese heizung in den letzten jahren hatte, scheint zu sein, daߟ meiner lieben alten dame zur „bequemeren“ bedienung ohne unseren auftrag ein superkomplizierter gasregler verpaߟt wurde, für den sie nicht gebaut ist. man konnte damit im handumdrehen und womöglich automatisch zwischen zwei gasflaschen hin & her schalten. dieser regler ist kein teil der heizung und herr eicker, der in den letzten jahren immer wieder die heizung so gut wie möglich repariert hat, hatte mir schon im vorigen jahr gesagt: „mit diesen reglern haben wir nur probleme.“

wir haben uns dann einvernehmlich auf die primitivste lösung zurückfallen lassen: ein schlauch wird an eine gasflasche geschraubt – gas aufgedreht. wenn flasche leer – gas zugedreht, schlauch abgeschraubt und an einer vollen flasche angeschraubt. ganz einfach. ich bin an bequemlichkeit nicht interessiert und muߟ herzlich lachen, wenn das jetzt die lösung ist … und vor allem der armen heizung und dem lieben herrn eicker verzeihen,

ich finde es lustig, mit solchen typen geschäfte zu machen und stamme selbst vom linken niederrhein – der sound ist, seit ich ambulant unterwegs bin, musik in meinen ohren. er hat mit lisa geflirtet und sagte wiederholt: „ich fahr bei euch mit.“

in bester laune haben wir beschlossen, daߟ ich auf unserem weg nach süden (sonntag abend müssen wir in freiburg sein) lisa & carl meine lieblingsstrecke am rhein entlang vorführe …

jetzt erbringen wir die nacht in erpel, direkt am rhein an der ruine der berühmten „brücke von remagen“, die am ende des zweiten weltkrieges eingestürzt ist.

das leben ruft mir zu: „entspann dich!“

alte heimat

bei michael durften wir vorwitzig um die ecke lugen – ich empfinde das als ehrentribüne und kann dort immer zuversicht tanken und mich geborgen fühlen. ich zeige auch gern meiner bande diesen besonderen ort, wo die mit uns verbundenen menschen besonnen & groߟzügig miteinander umgehen.

wir sind vorige woche mit dem sehr schmutzigen omnibus samt neuen solarfolien zweimal durch die waschstraߟe gefahren – zwischendurch haben wir mit langstieligen bürsten gewischt & geschrubbt – die schwarzen schlieren, die an den seitenflächen senkrecht herunterlaufen, waren noch deutlich zu sehen. wir haben versucht, sie gezielt mit der hand abzuwaschen – da löste sich nach heftigem schrubben ganz viel farbe ab und das ergebnis hat uns nicht überzeugt.

in der zeit bei michael bin ich schräg über die straߟe in unsere heimatwerkstatt gelaufen und habe den meister um rat gefragt: der hat uns empfohlen, es mit der billigsten autopolitur zu versuchen: das war die lösung !!! und inzwischen glänzt der omnibus unter der gürtellinie in streifenfreiem weiߟ.

das haben wir auch unserer alten heimat zu verdanken …

heilige oase

am montag ist lisa – die seiltänzerin – gekommen und das ultimative trio ist wieder beisammen, das die tour 2021 virtuos beendet hat. wir sind sofort im einklang und zu allem bereit … an so einem bezaubernden ort …

im zuge meines einheimisch-werdens ist mir gleich aufgefallen, daߟ ein ziemlich lebenswichtiges organ des omnibus verrückt spielte: die heizung & warmwasserbereitung, die auch schon im letzten herbst sehr launisch war. wir muߟten drei tage trier absagen, weil wir das unbedingt bei dem einzigen skurilen spezialisten reparieren lassen müssen, die die erforderlichen ersatzteile hat. da haben wir erst am donnerstag um 14:00 uhr einen termin bekommen. bis dahin stehen wir bei michael im heimathafen. wir nutzen diese unfreiwillige unterbrechung der tour, uns mit den umbauten des winters vertraut zu machen und uns neue gestaltungslösungen auszudenken.

ansonsten scharren wir mit den hufen und versuchen, bei laune zu bleiben.

beim ausmisten meines eifohns bin ich auf diese bilder gestoߟen und mich daran erinnert, daߟ dieses jahr der hundertste geburtstag von otl aicher ist, dem gründer der legendären ulmer hochschule für gestaltung

ich bin sein ergebener schüler und glühender bewunderer. ein solitär wie joseph beuys, der im vergangenen jahr100 jahre alt geworden wäre. ich habe auch schon mit dem omnibus die zwergrepublik rotis besucht, wo er bis zu seinem tod (mit 65 wie beuys) gelebt & gearbeitet hat. und habe das wasserkraftwerk bewundert, das die ganze republik mit energie versorgte.

ich bin ihm ewig dankbar.

von schloߟ zu schloߟ

schon samstagnachmittag bin ich mit carl vom schloߟ freudenberg zum schloߟ türnich gefahren, dem idealen ort, mit der praktischen arbeit zu beginnen und in den heiligen alltag einzutauchen. ich fühle mich dem jungen grafen und seiner familie inzwischen eng verschwistert und bestaune, was sie hier voll in meinem sinne praktisch auf die beine stellen …

den ganzen sonntag habe ich dann vor dem omnibus verbracht, die öffentlichkeit abzuschmecken und meine sinnlichen fähigkeiten auszuprobieren: ich war sofort voll drin und habe es genossen …

sonntag mittag ist pia per bahn & rad zu uns gekommen. in den letzten jahren hat sie sich treulich bemüht, ein- oder zweimal für ne woche im omnibus mitzufahren. gleichzeitig hat sie verstanden, welche sehnsucht ich nach analogem vollkontakt habe und wie sehr auch blitzbesuche mein herz erwärmen. ich darf sie – ohne daߟ sie das kitschig findet – mit „mein sonnenschein“ titulieren. sie hat im omnibus geschlafen. wir hatten also die nacht und den halben montag für uns …

der „feierabend“ war dann wunderbar: pia war auch im vorigen jahr dabei und wir hatten uns herzlich mit philomena & jolanda angefreundet. dieses mal war auch die dritte prinzessin dabei: aimeß©, die auf dem bild neben mir sitzt. es ging sehr lustig zu und aimeß© hat sich mit den worten verabschiedet: „schön, euch kennengelernt zu haben.“

zur nacht noch ein frisches morfo zum weiterspinnen: