saukalt

elf grad mitte mai – wir stehen uns frierend & trampelnd die beine in den leib – was meinen langsam abklingenden rückenschmerzen überhaupt nicht zuträglich ist.

um wenigstens für eine weile mal nicht zu frieren, haben wir im restaurant „romantica“ italienisch gegessen, nachdem wir in den letzten wochen immer im OMNIBUS gekocht haben.

gleich am vormittag haben wir aus verschiedenen perspektiven von einem bürgerbegehren erfahren, bei dem die bürger mit einer schlüssig begründeten einstweiligen verfügung die stadt gehindert haben, einen bahnhof abzureißen, dessen weitere nutzung schon seit 10 jahren ein umstrittenes thema ist. die stadt hat auf der nächsthöheren ebene widerspruch eingelegt … und es besteht die gefahr, daß sie, ohne den bürgerentscheid abzuwarten, durch einen abriß vollendete tatsachen schafft. wir haben die initiatoren zur beratung an mehr demokratie verwiesen …

jetzt ist mitternacht und ich mache noch mal kurz die heizung an …

erste station

ich habe mich schon sehr auf den osten – und besonders auf saxen – gefreut. dieses mal werden wir vorwiegend städte ansteuern, in denen wir bisher noch nicht gewesen sind.

die erste station ist werdau, wo wir auf einem schönen weitläufigen platz gelandet sind und neugierig beäugt werden.

ab nach saxen

mit der neuen band: sabine & elias & danilo & ich und dem blitzsauber leuchtenden OMNIBUS sind wir heute nachmittag nach saxen aufgebrochen – alle verstehen sich blendend …

nach hause

am dottenfelder hof sind wir mit allem versorgt gewesen und haben uns im neuen hofsupermarkt mit den köstlichsten lebensmitteln eingedeckt. elias ist für seine schnupperwoche zu uns gestoßen und hat von regine eine kompakte einführung in den OMNIBUS groove erhalten. wir haben lekker geschmaust, edles trinkwasser getankt und sind am samstagmittag nach weimar gestartet, um die liebe regine nach vier unglaublich dichten wochen in angemessen feierlicher weise nach hause zu bringen. in weimar ist danilo zu uns gestoßen. die beiden jungs haben unseren goldenen gürtel poliert und einen kratzer, den wir uns beim manövrieren in frankfurt zugezogen haben, mit weißem gaffa tape abgedeckt.

wir haben emil, clara & joshua getroffen – und joshua hat mir geholfen, auf meinen digitalen endgeräten eine komplizierte verschlüsselungseinstellung für die emails zu bewältigen, vor der ich zurückgeschreckt war. am ende blieb nur eine kleine unklarheit übrig, die wir hoffen, telefonisch regeln zu können …

frankfurt uhrtürmchen

wieder mittendrin im trubel der großstadt – etwas weniger regen als gestern und interessanterweise auch etwas weniger erfolg – wohlweislich habe ich deshalb gestern von „quantitativem erfolg“ gesprochen – denn großstadt bedeutet auch immer viele kleine kostbarkeiten und besonders innige gespräche, an deren ende sich die menschen herzlich für meine arbeit bedanken.

inzwischen stehen wir in himmlischer ruhe auf dem dottenfelder hof, der im lauf der jahre zu einer OMNIBUS haltestelle geworden ist, an der wir immer willkommen sind. heute wäre joseph beuys 102 jahre alt und morgen hat regine geburtstag und wird vom OMNIBUS nach hause gebracht …

hier & heute

erlebten wir den denkbar größten kontrast zum beschaulichen mayen: wir standen mitten im gewimmel am „uhrtürmchen“ in frankfurt-bornheim – nach einem irrsinnigen manövrieren inmitten von schaulustigen, die uns auch noch dauernd fragten, wer wir sind & was wir wollen.

leider hat es den ganzen tag erbarmungslos genieselt & getröpfelt – das ist das schlimmste wetter für unsere arbeit. wir haben also die menschen in den OMNIBUS gelockt, wo es dann sehr schnell eng & laut wird. trotzdem hatten wir quantitativ das beste ergebnis bisher.

nochmal rückwärts

nach dem langen wochenende waren wir in hückelhoven auf einem gut geeigneten platz, den uns wilma (omi da lang 2) besorgt hatte – oben ein suchbild. wir standen vor dem alten rathaus – und den ganzen tag fuhren autos & busse auf einer einbahnstraße im spaziergängertempo an uns vorbei. um meinen rücken zu schonen, bitten wir immer passanten, an unserem stehtisch anzupacken, was sie dann auch nutzen, um mit uns ins gespräch zu kommen. die menschen in diesen kleineren städtchen sind regelrecht dankbar, wenn wir mit dem OMNIBUS auftauchen …

in all den bisherigen orten waren wir zum ersten mal. nach hückelhoven waren zwei tage in erkelenz geplant, auf einem sehr zugigen platz in der nähe des bahnhofs, von dem aus es geradewegs ins zentrum führte, das zwar ganz hübsch, aber voller baustellen war. zu der zeit, als uns die sondernutzungserlaubnis erteilt wurde, konnte der bearbeiter noch nicht wissen, daß am zweiten tag genau auf unserem platz der wochenmarkt stattfinden würde, weil der marktplatz gerade umgebaut wurde. dem durchaus hilfsbereiten sachbearbeiter, der sich kleinlaut bei uns entschuldigt hat, ist es nicht gelungen, einen platz für den freitag zu finden …

und wir haben spontan entschieden, noch eine nacht auf unserem luxus-wohnmobilplatz zu verbringen, wo wir wie alte freunde begrüßt wurden.

am freitagnachmittag sind wir dann für das wochenende zur alanus hochschule in alfter gefahren, die im lauf der jahre schon eine richtige OMNIBUS haltestelle geworden ist. dort hatten wir eine eigens für uns programmierte schlüsselkarte, mit der wir auch über nacht zugang zu toiletten & dusche hatten. es ergaben sich neugierige gespräche mit dozenten, studenten & besuchern …

außerdem haben wir die gelegenheit genutzt, elias zu beschnuppern, einen studenten, der ab morgen (12.05.23 – joseph beuys‘ geburtstag) im OMNIBUS mitfährt und später auch für eine längere zeit mitfahren will. er scheint ein echter glückstreffer zu sein, denn wir sind sofort in einen interessanten groove geraten. mir ist ein stein vom herzen gefallen.

sonntag nachmittag sind wir am rhein entlang bei wolkenbruchartigem regen über koblenz ins schöne mayen gefahren und ich mußte die ganze zeit an eine ähnliche fahrt auf dieser strecke denken, während sich – wie wir später erfuhren – die katastrophale überschwemmung von rur, erft & ahr ereignet hat (also in der gleichen gegend, in der wir bisher unterwegs waren). in mayen haben wir dann erfahren, daß sich dieses mal tatsächlich im westerwald ein ähnliches unwetter ereignet hatte.

ja, kunst – ich meine das ernst

heute morgen habe ich einfach so ausprobiert, ob ich nicht wieder selbst hier in der vertrauten weise schreiben kann – und konnte mein glück nicht fassen …

… auch jetzt noch nicht, nachdem ich so viel geschrieben habe – und ich spüre, wie heilsam das schreiben für mich ist – da vergesse ich sogar meine rückenschmerzen …

und kann mich hoffentlich allmählich meinen anderen prioritäten zuwenden, die noch wie ein weites feld vor mir liegen …

heilige oase

nach einer reihe glücklicher zufälle sind wir – endlich regine & ich allein – am langen wochende vor dem ersten mai auf einem sehr komfortablen wohnmobilplatz gelandet, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet hatten. vor einer schon für die nacht geschlossenen schranke. die betreiber hatten überstunden gemacht und waren noch auf dem gelände. sowas wie unseren OMNIBUS hatten sie noch nie gesehen und kamen mit kindlicher neugier gelaufen – und haben uns gleich reingelassen – es gab noch genau einen platz, auf den der OMNIBUS paßte.

wir waren mit allem versorgt einschließlich waschmaschine – wir hatten eine menge bettwäsche, denn wir waren eine woche zu fünft im OMNIBUS – aufgrund eines mißverständnisses – diese stressige woche gipfelte darin, daß ich in der nacht feststellte, daß die gasflasche leer war – und wütend im dunklen zwei leere flaschen entfesselt und herausgewuchtet habe und anschließend vor allem zwei sauschwere volle flaschen runtergeschleppt und umständlich hineingewuchtet habe – beleuchtet mit einer taschenlampe. dabei habe ich mir meine filetstücke gerissen und ungeahnte rückenschmerzen erlitten – zum ersten mal in meinem leben! ich vermute: wenn ich mein oft propagiertes motto: „immer schön lokker bleiben“ besser beherzigt hätte und nicht so wütend gewesen wäre, hätte ich mir das ganze elend sparen können – aber ich fühlte mich von allen guten geistern verlassen mit meinen oszillierenden prioritäten.

was besseres hätte uns nicht passieren können – die drei tage waren die ultimative kur für alle beteiligten wesen.

denn mit regine arbeite ich in perfekter einmütigkeit zusammen, obwohl wir oft völlig unterschiedlicher meinung sind. wir streiten nicht. allein ihr lachen ist gold wert. das symbiotische zusammenspiel mit dem OMNIBUS läuft mühelos und ohne viele worte. und wenn der OMNIBUS sein wohlbehagen ausdrücken könnte wie eine zufriedene katze, hätte er die ganze zeit geschnurrt: alles blitzt & strahlt in voller schönheit. wir dienen intrinsisch dem größeren ganzen und ernten die volle bandbreite des lebens …

das ist soziale praxis als kunst!

besser gehts nicht.

salto rückwärts

ans andere ufer der kronologie:

nach heinsberg waren wir in viersen-dülken – in der periferie meiner alten heimat. auch da war ich noch nie mit dem OMNIBUS – ich fühlte mich tief verbunden.

dort mußten wir uns umstellen, nachdem ich mich – für meine verhältnisse sehr früh ins bett gequält hatte mit höllischen rückenschmerzen.

aber wir ließen

uns nicht

verdrießen