salto mortale

ins jetzt & hier: drei tage mayen – 8. bis 10. mai – ein nettes städtchen in der eifel. ein schöner weitläufiger platz, auf dem wir uns bisher dreimal umstellen mußten – vor dem frühstück! und so von allen seiten zu sehen waren.

wie immer beim ersten mal sind die menschen gleichzeitig scheu und brennend neugierig. in weitem umkreis wird über den OMNIBUS geredet. mit den mutigsten ergeben sich die schönsten gespräche & unverhoffte verwandtschaften. die stimmung ist freundlich & gelassen. das wetter wexelhaft mit regen. ich kann kaum glauben, daß ich offenbar wieder selbst direkt hier schreiben kann – dies hier ist erst der richtige test …

lieber joshua,

danke – ich weiß noch nicht, ob ich die lükken überhaupt noch kronologisch füllen will – es passiert so viel und die lükken werden immer größer – wie wär’s, wenn immer dann, wenn ich nicht schreibe, wenigstens ein bild & datum von diesem standort eingefügt würde – ich würde dir die wahl lassen …

ich will dir nicht auf den wecker gehen oder dich bedrängen – mir ist klar, daß du auch einen harten streifen laufen hast, der dich schon so völlig in anspruch nimmt.

aber ich habe ja auch von meinen oszillierenden prioritäten gesprochen, zu denen noch hinzugekommen ist, daß ich mir unter höllischem stress böse den rücken gezerrt habe. die filetstücke rechts & links der wirbelsäule. ich hatte noch nie was am rücken. da kann ich ja nicht besonders lokker gewesen sein. ich bin wütend auf mich und humpele unter schmerzen herum wie ein alter mann – da bin ich nicht in der stimmung, menschen anzusprechen und um geld zu bitten. gleichzeitig muß ich ja nach außen hin voll dem publikum zugewandt sein und für gute laune sorgen. ich kann mir also überhaupt nicht leisten, krank zu sein.

da ist für mich das schreiben ein heilmittel, das mir über die runden hilft – und außer telefonieren auch das geeignetste medium – nach dem motto: so analog wie möglich.

ich schlage vor, daß du diesen ausführlichen brief, den ich dir von herzen gern geschrieben habe, einfach als schönes intermezzo in den blog einfügst, um allen zu zeigen, daß wir voll bei der sache sind und wunderbar zusammenarbeiten.

ein dreifaches hoch für joshua !

weizen statt kies zweiter teil

das wetter besserte sich – es hörte auf zu regnen und nach & nach kam immer mal wieder die sonne durch, was jedes mal ein rechter jahreszeitenhüpfer war, denn wenn sie wieder weg war, fing das große frieren wieder an.

obwohl unsere gastgeber in ihren normalen arbeitsalltag eingespannt waren, haben sie uns liebevoll betreut und immer waren mindestens zwei von ihnen am OMNIBUS, um ihren mitbürgern die hintergründe & auswirkungen des kiesabbaus zu erklären. es hat mir viel freude gemacht, mich mit allen einzeln anzufreunden, denn sie haben sich auch wirklich ernsthaft für unsere arbeit interessiert und mich neugierig begutachtet.

ich habe ehrlich über unseren finanzcrash gesprochen und eine unglaubliche großzügigkeit erfahren, die balsam für meine geschundene seele war: spontan sind jährliche förderbeiträge in höhe von 450 euro gezeichnet worden; einer hat mir ohne weiteres einen 100 euro schein in die hand gedrückt (neben einer ganzen reihe kleinerer beträge für unsere spendendose); wir haben für 40 euro bücher verkauft; claus hat nicht nur mit seinem auto aus dem baumarkt zwei neue gasflaschen besorgt, sondern einfach abgewunken, als ich ihm die 50 euro dafür zahlen wollte; und zu guter letzt wurde uns vor der abfahrt von der enkelin von claus ein briefumschlag überreicht, in dem eine schöne, von allen unterschriebene karte steckte und 190 euro in kleinen scheinen.

den krönenden abschluß bildete eine fahrt zum haus von suse & klaus, wo wir unseren wassertank auffüllen konnten. klaus & claus & seine enkelin sind im OMNIBUS mitgefahren und die anderen in ihren autos hinterher – unser auftritt hat in der nachbarschaft großes aufsehen erregt – und – wie wir inzwischen erfahren haben – viele neugierige fragen ausgelöst.

und der abschied hätte schöner nicht sein können – alle haben gewunken & gestrahlt … ich war mit diesen drei aktionstagen rundum glücklich & zufrieden.

weizen statt kies

das sind suse & klaus krenkers. klaus ist der bruder von brigitte, die vor 36 jahren die folgenreiche idee hatte, den OMNIBUS FÜR DIE DIREKTE DEMOKRATIE ins rollen zu bringen. nebenbei stellte sich heraus, daß beide in den universitätskliniken in düsseldorf arbeiten, wo ich vor über 50 jahren einen teil meines zivilen ersatzdienstes absolviert habe.

sie sind mitbegründer einer bürgerinitiative, die sich gegen einen plan richtet, auf über 100 hektar kies abzubaggern, was die umgebung von zwei ortsteilen von heinsberg vollständig und für immer brutal zerstören würde. das in einer landschaft, in der es sowieso schon viele baggerlöcher gibt. die roten kreuze auf ihren t-shirts sind die embleme ihres widerstands und stehen in den betroffenen ortsteilen vor jedem haus – und standen während unserer drei aktionstage auch vor dem OMNIBUS.

die aktion begann unter widrigsten umständen: es war scheußlich kalt und hat erbarmungslos geregnet. das hat sich insofern als vorteil erwiesen, als sich die aktivisten, zwei cdu-bezirksvorstände, ein sachbearbeiter aus der verwaltung, eine aufmerksam zuhörende redakteurin der tageszeitung und wir in den OMNIBUS quetschen mußten, daß alle scheiben beschlugen und eine anregend intime atmosfäre entstand, in der sich alle bangen erwartungen, was unsere arbeit angeht, leicht auflösen ließen. das ist eine erfahrung, die ich immer wieder mache – wenn die menschen den OMNIBUS endlich erleben und mich kennenlernen, fällt ihnen ein stein vom herzen.

es hat mich sehr beeindruckt, daß es der initiative gelungen ist, den stadtrat, der ursprünglich für den kiesabbau war, durch informationsveranstaltungen und eine unterschriftensammlung davon zu überzeugen, daß dieser abgehobene plan einen ewigkeitsschaden in der gemeinde verursachen würde. der bürgermeister hat inzwischen ausdrücklich erklärt, daß er keinem kiesabbau zustimmen würde. nun gilt es, zu verhindern, daß auf der übergeordneten ebene des regierungsbezirks und des landesentwicklungsplans keine tatsachen geschaffen werden, denn wenn eine schaufel abgebaggert wird, ist es zu spät.

für mich, der ich diese beiträge nur umständlich über joshua veröffentlichen kann, wird es jetzt auch zu spät, weshalb ich hier nur noch ein paar bilder von unserem standort in heinsberg anhänge, um hoffentlich morgen meinen bericht über die aktionstage fortzusetzen …

die sammlerin

regine hat eifrig im schloßpark kräuter gesammelt und wir haben lekkeren brennesselspinat gefuttert.

schloß türnich

zum fünften oder sechsten mal waren wir auf der biogartenmesse im wunderbaren park von schloß türnich, die dieses mal so umfangreich war wie noch nie. wie jedes mal war sie ein inspirierender anfang für die tour. wir haben interessante menschen kennengelernt und unsere freundschaft zum jungen grafen severin und seiner tollen familie vertieft. prinzessin philomena, die sonst immer viel zeit mit uns im OMNIBUS verbracht hat und uns durch das schloß geführt hat, das nicht genutzt wird und eine denkmalpflegerische baustelle ist, war in norwegen und ihr bruder in kanada, so daß wir dieses mal nur jolanda & aimeé getroffen haben.

natürlich treffen wir dort ganz andere menschen als bei unserer arbeit in den städten. aber mit den meisten themen wie landwirtschaft, heilkunde usw. fühlen wir uns herzlich verbunden. vor allem bewundere ich das gesamtprojekt, das unter der marke „schloß türnich“ realisiert werden soll – und den mut des jungen grafen, eine solche verantwortung zu übernehmen. abschließend zeige ich noch die ersten morfos, die dort entstanden sind.