epistemologische askese

um die lükken zu füllen – hier – als kleine fingerübung – nur einige bilder von den beiden tagen rendsburg, wo wir vor flensburg waren …

… obwohl es so viel zu erzählen gäbe – also gut – zum nachtisch gibt es noch eine frische improvisation von heute unter dem gleichen titel:

jubiläum

vor etwa einem jahr erlebte ich hier, in flensburg, eine epochale premiere: in fünf tagen haben wir in einem konzert mit den aktiven vor ort 1.700 unterschriften für ein bürgerbegehren gesammelt – in bester laune – und ohne in der sehr heterogen zusammengesetzten big band ein wort über politik zu verlieren.

dieses mal begann unser auftritt an der hafenspitze – unsere zufahrt über einen schmalen laufsteg vor großem publikum erregte sehr viel freundliches aufsehen und wir konnten gleich loslegen und ein komfortables polster für den eigentlichen arbeitstag anlegen, der dann auch ein rekordergebnis brachte an diesem magischen ort.

und nach unserem ersten tag auf dem südermarkt (da war ich schon oft) haben wir wieder einen grund zu feiern: 1.057 unterschriften sind bisher am OMNIBUS zusammengekommen und wir haben uns von tag zu tag gesteigert. trotz scheußlichem wetter mit sturzregen & heftigen böen waren es heute 164 unterschriften, auch weil nachmittags einige bandmitglieder aus dem vorigen jahr mit allseits großer wiedersehensfreude in die arbeit eingestiegen sind. ich hatte dieses ergebnis im lauf des tages nicht für möglich gehalten. es ist vor allem elias zu verdanken, der den dreh mit der guten laune nach einem halben tag raushatte. er hat sich seinen schnurrbart redlich verdient – er ist ein echter artist, der alles, was er tut, so gut wie möglich machen will und die mühen der ebene nicht scheut. da geht mir das herz auf, denn es gibt einen dramatischen mangel an intrinsisch motivierten sammlerinnen.

erinnert ihr euch ?

this could be the last time

das wochenende haben wir – vielleicht zum letzten mal – bei holger & cordula an der alten lotsenstation in der mitte des nord-ostsee-kanals verbracht.

ich bewundere holger als meister der sozialen praxis und die alte lotsenstation ist seit anfang der nuller jahre eine meiner liebsten sinntankstellen.

er hat extra für uns samstags eine nudelparty veranstaltet und etwa dreißig menschen aus seinem umfeld eingeladen – mit lekkerem essen & trinken und live music. für ein wahlplakat für die basis, das er entworfen hatte, hatte er von einem basis mitglied aus baden-württemberg zwei paletten nudeln erhalten, die er großzügig austeilte – jetzt brauchen wir dieses jahr ganz gewiß keine nudeln mehr zu kaufen.

natürlich haben alle, die das noch nicht gemacht hatten, für die volksinitiative unterschrieben. einige haben unterschriftsbögen mitgenommen und wir haben uns an irgendeiner unserer stationen verabredet.

holger ist für die basis in den kreistag gewählt worden und hat mit zwei vertretern einer freien wählergemeinschaft eine fraktion gebildet und hatte interessantes aus dem innenleben dieses lokalen parlaments zu berichten. zum beispiel über die unglaublichen finanziellen zuwendungen, die schon auf dieser ebene damit verbunden sind. von unserem geld.

die traurige nachricht ist, daß wir wahrscheinlich zum letzten mal diese spektakuläre lieblingskarawanserei ansteuern konnten, denn holger & cordula haben eine kündigung (wg. eigenbedarf) erhalten. ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, daß die beiden woanders leben und traue holger durchaus zu, dieses dilemma spielerisch aufzulösen. also: keine sorge!


 

inzwischen

war ich am vorvorigen wochenende in wiesbaden und habe ausgiebig im rauschen der gongs gebadet:

 

von dort aus brach ich ja zu neuen ufern hoch im norden auf: 7 wochen intensives sammeln für die volksinitiative „rettet den bürgerentscheid!“ in schleswig-holstein – wo ich viele geschwister habe …

in wiesbaden ist elias eingestiegen. wir hatten uns schon beschnuppert und konnten uns gleich gut riechen. ein frischling, dem ich alles mögliche zutraue – er hat einen schnurrbart wie ein zirkusdirektor.

2 fahrtage mit allen schikanen -eine nacht an der autobahn – das präparieren des OMNIBUS einschließlich politur des goldenen gürtels – briefing mit ramona bei einem feinen italiener: aufgaben, an die ich normalerweise im vorfeld viele paranoide gedanken verschwendet hätte.

dieses mal war elias mein engel und hat ermöglicht, daß wir lokker das beste herausgeholt haben, obwohl alles für ihn neuland war.

 

an diesem platz in der landeshauptstadt kiel haben wir die ersten drei tage gesammelt – ganz in der nähe von ramona’s büro – sie ist die kompetenteste managerin dieser volksinitiative, die ich mir wünschen kann und hat uns liebevoll betreut.

auf jedem unterschriftsbogen kann sich nur eine person eintragen – aus datensicherheitsgründen. ich empfinde das eher als mißtrauenserregende heuchelei & grauenhafte papierverschwendung.

wir haben die „urne“ von „abstimmung 21“ umfunktioniert und neben dem eingang aufgestellt. er hat oben einen schlitz wie ein sparschwein. da werfen wir jetzt feierlich & ostentativ jedes blatt einzeln ein.

6

keine sorge ?

gegenüber vom geldautomaten überfällt mich aus der tiefe unsere akute geldnot, die ich nicht vergessen kann. ich erinnere mich an meine zuversicht, nachdem ich mit dem OMNIBUS verschmolzen war.

ich dachte, von diesem anatalen poster würden sich doch alle ganz persönlich angesprochen fühlen und meine unzähligen geschwister würden wenigstens mal einen hunni springen lassen.

nach dem motto „zeige deine wunde“ habe ich von meiner not berichtet – und die ersten versuche waren herzerwärmend erfolgreich und schienen meine erwartungen zu bestätigen …

… aber viele reden nur ganz abstrakt über geld – völlig an meiner konkreten frage vorbei. sie wollen kein geld begreifen und nehmen die frage überhaupt nicht persönlich. es wurde sehr bald still & stiller …

was natürlich auch damit zusammenhängt, daß ich mit meinen arbeitsumständen & meinem energiehaushalt voll beschäftigt war und die tour bisher wunderbar gelungen ist. meine arbeit ist mein ganzes leben – wenn das scheiß geld und die tükken der digitalen technik nicht wären, wäre ich ein rundum glücklicher flamingo.

da fällt mir ein, daß ich mir ja keine sorgen machen und vertrauen zur großen mutter haben will – ich bin der kleine mann auf dem bild:

also freu ich mich, ent-täuscht zu sein.