schweinfurt

mit jonas habe ich die drei ersten tage „normaler arbeit“ im westen bespielt – unter brüllender sonne trotz der linden. lässig & unverdrossen. es lebe die intrinsische motivation. ich staune immer wieder, wie mühelos & offenherzig die arbeit inzwischen gelingen kann, wenn nur eine person einsteigt. jonas‘ kurzes gastspiel war allseits gelungen. er hat mich am ende noch nach wiesbaden begleitet und wurde am tag unseres lebewohls 33 jahre alt.

danke nochmal & herzlichen glückwunsch.

in schweinfurt erwachten ein ganze reihe interessanter erinnerungen, an die ich wunderfitzig anknüpfen konnte: zum beispiel haben wir für christopher in einem gut sortierten antiquariat eine telefonbuchartige studienausgabe von „zettels traum“ aufgetrieben. der antiquar hat sich angesichts des OMNIBUS an unseren besuch erinnert, als er mit dem fahrrad in der stadt unterwegs war. da schlug das herz des bücherwurms schneller. dieses mal habe ich ein besonderes juwel gefunden. das mir bis dahin völlig unbekannte monumentale spätwerk von alfred döblin: „november 1918 – eine deutsche revolution“. ein zeitzeugenroman in vier bänden, in den ich mich sofort neugierig hineingestürzt habe …

zeitsprung

… inzwischen habe ich schon drei tage unter kreischenden möwen in kiel verbracht, wo alles begann.

es klaffen hier also riesen lükken und ich frage mich, wen denn jetzt noch meine vielen anderen erkenntnisse in schweinfurt interessieren könnten – stichwort: epistemologische askese. hinzu kommt, daß es gleich zwei uhr morgens ist.

unter den linden

in schweinfurt standen wir drei tage unter linden – im vorigen sommer haben wir „unter den linden“ in berlin eine traumatische erfahrung gemacht: der honigseim, der von den blühenden linden tropfte, schien sich nicht mit unseren solarpaneelen zu vertragen. unser akku war zum ersten mal besorgniserregend entladen …

ich lerne ja eifrig, mir keine sorgen zu machen und habe beschlossen, bei voller aufmerksamkeit vertrauen in das leben zu haben und bei näxter gelegenheit unser dach zu inspizieren & zu putzen – das war dann später die perfekte aufgabe für elias‘ ausbildung. geschenkt ! das vertrauen hat sich gelohnt.

rhythmusstörung

die digitale technik macht mir mal wieder schwer zu schaffen und ich gerate ins hintertreffen, weil ich meine beiträge umständlich per email an joshua schicken muß – dadurch geht mir viel spontanität verloren. da ich die bilder separat schicken muß, wird jeder groove zerstückelt. ich werde wohl so häufig von bots attackiert, daß ein sicherheits-plug-in mich rausschmeißt. ich fühle mich wie ein stotterndes ziviles opfer in einem digitalen krieg.

wie schön waren doch die analogen werkzeuge:

ich werde mich bemühen, trotzdem aufzuholen …

gemeinde bamberg

bamberg war mein zweiter versuch, nach besten kräften bei einem bürgerbegehren mitzuwirken – ein höhepunkt im vorigen jahr war ein bürgerbegehren in flensburg, das mir als rauschhaftes demokratie erleben in schönster erinnerung ist. damals war der OMNIBUS voll mit intrinsisch motivierten sammlerinnen, die sehr offensiv unterwegs waren. mit den aktiven vor ort entwickelte sich ein gut gelauntes zusammenspiel und ich habe einige naturtalente für diese arbeit kennengelernt. vor allen dingen haben wir in der bunten vielfalt dieser big band kein wort über politik verloren. kunst statt politik. besser gings nicht.

dieses mal kam ich solo und mit bangen erwartungen an und konnte mir nicht vorstellen, welchen beitrag ich hier in den vier aktionstagen leisten könnte. dann kamen die beiden jungs und versetzten mich in den siebten himmel – und dann lernten wir andreas kennen, die vertrauensperson dieses bürgerbegehrens, die ich bewundernd in meine demokratische heldengalerie aufgenommen habe:

obwohl er voll berufstätig war als verkäufer von eisenbahnen, hat er uns herzlich empfangen und während der ganzen zeit liebevoll betreut. er ist ein fahrradenthusiast und hat emsig unsere „bühnentechnik“ und alle utensilien mit einem schwerlastrad mit dicken reifen transportiert – er hatte auch schon einige bromptons. organisatorisch hatte er alles perfekt vorbereitet und dafür gesorgt, daß immer mindestens zwei menschen, die sich auskannten, uns am OMNIBUS unterstützt haben.

vor allem hat er uns diese spektakuläre bühne organisiert, auf der wir zwei tage und eine verbotene nacht verbracht haben – da war immer bis in die nacht hinein was los. samstags haben wir neben dem OMNIBUS einen pavillon aufgebaut für videoprojektionen und allerlei aktionsangebote …

das ist zum beispiel eine speichenkarte, die auf neutrale weise das anliegen der initiative veranschaulicht – eine im rahmen des möglichen konsequente verbesserung der urbanen lebensqualität und verantwortungsvolle pflege der altstadt, die als weltkulturerbe eine menge touristen anzieht.

ich hätte mir also wieder mal keine sorgen machen sollen, denn insgesamt war die aktion ein voller erfolg – auf eine völlig andere weise als in flensburg. andreas geht das genauso geduldig an wie ich und ist nach allen seiten hin offen. sie haben alle zeit der welt, denn es gibt keine frist für die sammlung. es gibt wohlwollen im stadtrat, der aber dieses mal gezwungen werden soll, einen verbindlichen maßnahmenplan vorzulegen und die vorschläge nicht in der schublade verschwinden zu lassen. dieser bürgerbegehrens-event war eine hoch interessante variante und alle haben ihr bestes gegeben …