rheinisch-westfälischer adel

als anarchist empört mich spontan allein die vorstellung von „adel“. in schloߟ türnich bin aufs schönste weise eines besseren belehrt worden: ich habe wundervolle menschen kennengelernt, wirkliche aristokraten – feinsinnig & handfest & vornehm: die gräfin ist das westfälische element und der graf ist ein waschechter rheinländer, mit dem ich sofort ein herz und eine seele war. ihn habe ich unter ganz abenteuerlichen umständen getroffen, nämlich als wir im dunkeln mit endlosen winzigen rangiermanövern versucht haben, auf den schloߟhof zu fahren, ohne daߟ irgendwer wuߟte, ob wir überhaupt über eine alte steinerne brücke und durch ein enges und vielleicht zu niedriges tor passen würden.

inmitten einer aufgebauten & abgedeckt-schlafenden biogartenmesse – wir hätten zum beispiel mit unseren manövern wertvolle keramik zerdeppern können. 

es stellte sich dann heraus, daߟ die brücke beschädigt war und wir alle manöver rückwärts im dunkeln noch einmal machen muߟten, um auf einen improvisierten neuen platz zu fahren. als der graf mir bei meinen barfüߟigen lenkmanövern zugeschaut hat, hat er beruhigt gelacht & gestaunt und mir damit sehr geholfen, gleichmütig zu bleiben. als alles gelungen war, hat mir der rheinische klang seiner stimme den rest gegeben und wir haben uns prächtig verstanden.

bevor wir ins bett gegangen sind, hat sich noch der junge graf, der sich ganz unprätentiös als „severin“ vorgestellt hat, für einen tee zu uns gesellt, obwohl er bis über beide ohren mit einem abwasserproblem im keller des schlosses beschäftigt war und überhaupt der hauptverantwortliche für das ganze geschehen dort. er hat uns von dem ungeheuren millionenprojekt erzählt, das er begonnen hat, ohne genau zu wissen, wo die millionen herkommen können. ich habe ihn gleich bewundert. und er hatte das gleiche rheinische temperament wie sein vater, bei dem mein herz weit aufgeht. 

leider gibt es von ihm kein volkfoto: ich habe es nicht übers herz gebracht, ihn damit zu behelligen.



die gräfin habe ich erst am sonntag kennengelernt – und mit ihr habe ich mich nicht weniger gut verstanden – eine wunderschöne donna, vor der ich mich jederzeit verneigen würde.

morgen mehr, denn das war noch lange nicht alles.