heute bin ich nach köln gefahren, um einmal nach clara, der 85-jährigen vermieterin meines geliebten dachkämmerleins am rhein, zu sehen. bei ihr ist alles im umbruch – sie ist jetzt in einem altenheim, in dem sie auch ganz ordentlich behandelt wird – relativ nah bei dem haus, in dem sie seit 1964 gelebt hat. vor fast 10 jahren hat sie mir dort unterschlupf gewährt. wir mögen uns sehr. die umstellung fällt ihr sehr schwer, weil sie jetzt untätig zusehen muß, wie ihr eigenes heim gefleddert wird und für möglichst viel geld verkauft werden soll.
dabei hat das ganz normale leben die glückliche gelegenheit geboten, daß ich eine solvente & solide käuferin für das haus gefunden habe, die volles verständnis für die komplexe situation der kinder von clara hat, und großzügig hilfe angeboten und vorschläge gemacht hat. sie ist bereit, einen angemessenen & fairen preis zu zahlen. außerdem hat sie clara zugesichert, daß sie jederzeit zutritt haben würde, wenn die sehnsucht sie packt.
ich könnte dort wohnen bleiben. mit diesem geliebten kämmerlein ist ein alter herzenswunsch von mir in erfüllung gegangen: direkt am rhein zu leben !!! nachts die schiffe zu hören !!! usw. dort war zwischen allen hochs & tiefs die tankstelle für mich, so umfassend, daß ich mir nichts anderes vorstellen möchte.
schon deshalb kann ich mich so gut in clara einfühlen, daß ich auch aus der entfernung ziemlich genau weiß, in welchem film sie jetzt ist. ich habe alles getan, um die sache zu einem glücklichen ende zu führen und ich habe mir vorgenommen, mir keine sorgen mehr zu machen, denn sorgen sind unnötige zeitverschwendung. der irrtum ist, daß sorglosigkeit immer mit geld in verbindung gebracht wird. scheiß auf die kohle, kann ich da nur sagen. und clara, aus der die kinder gekommen sind, sieht das genauso und wünscht sich nichts mehr als inneren frieden und die gewißheit, daß ihr geliebtes haus in gute hände kommt.
wir haben einen ganz vertraulichen langen spaziergang gemacht und ich habe ihren rollstuhl erst oben herum bis zum godorfer hafen und dann zurück über den uferweg geschoben. wir waren uns ziemlich einig und clara hat gelacht, als ich ihr erklärt habe, daß ich mir keine sorgen mehr mache.
alles wird gut.
und dann – ich dachte, ich seh nicht recht – fuhr dieses schiff stromaufwärts:
soprano hieß es und ich hab mich gefragt, ob es nach toni soprano, dem unvergeßlichen depressiven mafiaboß aus new jersey, benannt sei. aus der gigantischen tv-serie „sopranos“, die ich schon öfter angeschaut habe und sehr liebe.
clara war schon lange nicht mehr so weit am rhein entlang unterwegs gewesen und hat unseren spaziergang sehr genossen. wir haben uns herzlich verabschiedet und gleich für übernächste woche verabredet, wenn der omnibus in köln auf dem chlodwigplatz steht.
wir sind jetzt in meiner alten heimat unterwegs – und mir fallen lauter menschen aus meiner vergangenheit ein, die ich darauf aufmerksam machen könnte, aber andererseits bin ich ja wirklich leicht zu finden.
übrigens: das ist mein neues album von yasmine hamdan: