unter den linden

in schweinfurt standen wir drei tage unter linden – im vorigen sommer haben wir „unter den linden“ in berlin eine traumatische erfahrung gemacht: der honigseim, der von den blühenden linden tropfte, schien sich nicht mit unseren solarpaneelen zu vertragen. unser akku war zum ersten mal besorgniserregend entladen …

ich lerne ja eifrig, mir keine sorgen zu machen und habe beschlossen, bei voller aufmerksamkeit vertrauen in das leben zu haben und bei näxter gelegenheit unser dach zu inspizieren & zu putzen – das war dann später die perfekte aufgabe für elias‘ ausbildung. geschenkt ! das vertrauen hat sich gelohnt.

rhythmusstörung

die digitale technik macht mir mal wieder schwer zu schaffen und ich gerate ins hintertreffen, weil ich meine beiträge umständlich per email an joshua schicken muß – dadurch geht mir viel spontanität verloren. da ich die bilder separat schicken muß, wird jeder groove zerstückelt. ich werde wohl so häufig von bots attackiert, daß ein sicherheits-plug-in mich rausschmeißt. ich fühle mich wie ein stotterndes ziviles opfer in einem digitalen krieg.

wie schön waren doch die analogen werkzeuge:

ich werde mich bemühen, trotzdem aufzuholen …

gemeinde bamberg

bamberg war mein zweiter versuch, nach besten kräften bei einem bürgerbegehren mitzuwirken – ein höhepunkt im vorigen jahr war ein bürgerbegehren in flensburg, das mir als rauschhaftes demokratie erleben in schönster erinnerung ist. damals war der OMNIBUS voll mit intrinsisch motivierten sammlerinnen, die sehr offensiv unterwegs waren. mit den aktiven vor ort entwickelte sich ein gut gelauntes zusammenspiel und ich habe einige naturtalente für diese arbeit kennengelernt. vor allen dingen haben wir in der bunten vielfalt dieser big band kein wort über politik verloren. kunst statt politik. besser gings nicht.

dieses mal kam ich solo und mit bangen erwartungen an und konnte mir nicht vorstellen, welchen beitrag ich hier in den vier aktionstagen leisten könnte. dann kamen die beiden jungs und versetzten mich in den siebten himmel – und dann lernten wir andreas kennen, die vertrauensperson dieses bürgerbegehrens, die ich bewundernd in meine demokratische heldengalerie aufgenommen habe:

obwohl er voll berufstätig war als verkäufer von eisenbahnen, hat er uns herzlich empfangen und während der ganzen zeit liebevoll betreut. er ist ein fahrradenthusiast und hat emsig unsere „bühnentechnik“ und alle utensilien mit einem schwerlastrad mit dicken reifen transportiert – er hatte auch schon einige bromptons. organisatorisch hatte er alles perfekt vorbereitet und dafür gesorgt, daß immer mindestens zwei menschen, die sich auskannten, uns am OMNIBUS unterstützt haben.

vor allem hat er uns diese spektakuläre bühne organisiert, auf der wir zwei tage und eine verbotene nacht verbracht haben – da war immer bis in die nacht hinein was los. samstags haben wir neben dem OMNIBUS einen pavillon aufgebaut für videoprojektionen und allerlei aktionsangebote …

das ist zum beispiel eine speichenkarte, die auf neutrale weise das anliegen der initiative veranschaulicht – eine im rahmen des möglichen konsequente verbesserung der urbanen lebensqualität und verantwortungsvolle pflege der altstadt, die als weltkulturerbe eine menge touristen anzieht.

ich hätte mir also wieder mal keine sorgen machen sollen, denn insgesamt war die aktion ein voller erfolg – auf eine völlig andere weise als in flensburg. andreas geht das genauso geduldig an wie ich und ist nach allen seiten hin offen. sie haben alle zeit der welt, denn es gibt keine frist für die sammlung. es gibt wohlwollen im stadtrat, der aber dieses mal gezwungen werden soll, einen verbindlichen maßnahmenplan vorzulegen und die vorschläge nicht in der schublade verschwinden zu lassen. dieser bürgerbegehrens-event war eine hoch interessante variante und alle haben ihr bestes gegeben …

die boyzz

das war mein erster landeplatz im westen: der maximiliansplatz in bamberg, wo wir unverhofft zu einem viertätigen gastspiel bei einem bürgerbegehren eingeladen waren.

als ich nach 150 solokilometern auf dem platz einlief, war jonas schon dort und hatte sogar die nötigsten einkäufe erledigt. schlagartig stülpte sich qualitativ etwas um und wir waren das schlagende herz einer einmalig groovenden band. das schönste war, daß jonas schon einen tag früher auftauchte als versprochen. nach stressigen wochen mit zeugnisschreiben ist er gleich am anfang seiner sommerferien zum OMNIBUS gekommen, um sich in der alltäglichen wirklichkeit innerlich blank zu machen und bereitwillig auf unser zusammenspiel einzulassen.

sein cello hat mich über den ersten coronawinter gerettet.

dann flatterte am abend des ersten tages – auch früher als erwartet – danilo bei uns ein und hatte vieles zu berichten. jonas hatte sich schon darauf gefreut, danilo kennenzulernen. die beiden bildeten gleich ein interessantes gespann und es kam richtig leben in die bude. abends saßen wir in trauter runde und ließen unsere gedanken zusammenfließen zu einer lebendig ausbalanzierten homöostase – seit einiger zeit eines meiner lieblingswörter.

leider ist danilo auch mehrere tage als erwartet früher davongeflattert … gleichwohl kann ich kaum beschreiben, was es für mich bedeutet, teil einer lässig groovenden band zu sein. besser gehts nicht !

meine engel

als wir aus dieser raum / zeit konstellation vertrieben wurden, wäre ich ohne die beuys verloren gewesen – sie fühlten sich an wie glieder, die emsig etwas größeres antrieben, denn ich funktionierte nur noch im leerlauf. so haben wir es zügig hinter uns gebracht …

die kettenbrücke, auf der wir zwei brüllend heiße tage und eine eher unruhige nacht verbracht haben, war eine spektakuläre bühne für den OMNIBUS. als die sonne senkrecht über uns brannte, haben wir heute den OMNIBUS mit einem publikumswirksamen manöver um 180 grad gewendet, so daß wir fast den ganzen tag
schatten hatten – fix dazugelernt.

lieber joshua,

danke – ich weiß noch nicht, ob ich die lükken überhaupt noch kronologisch füllen will – es passiert so viel und die lükken werden immer größer – wie wär’s, wenn immer dann, wenn ich nicht schreibe, wenigstens ein bild & datum von diesem standort eingefügt würde – ich würde dir die wahl lassen …

ich will dir nicht auf den wecker gehen oder dich bedrängen – mir ist klar, daß du auch einen harten streifen laufen hast, der dich schon so völlig in anspruch nimmt.

aber ich habe ja auch von meinen oszillierenden prioritäten gesprochen, zu denen noch hinzugekommen ist, daß ich mir unter höllischem stress böse den rücken gezerrt habe. die filetstücke rechts & links der wirbelsäule. ich hatte noch nie was am rücken. da kann ich ja nicht besonders lokker gewesen sein. ich bin wütend auf mich und humpele unter schmerzen herum wie ein alter mann – da bin ich nicht in der stimmung, menschen anzusprechen und um geld zu bitten. gleichzeitig muß ich ja nach außen hin voll dem publikum zugewandt sein und für gute laune sorgen. ich kann mir also überhaupt nicht leisten, krank zu sein.

da ist für mich das schreiben ein heilmittel, das mir über die runden hilft – und außer telefonieren auch das geeignetste medium – nach dem motto: so analog wie möglich.

ich schlage vor, daß du diesen ausführlichen brief, den ich dir von herzen gern geschrieben habe, einfach als schönes intermezzo in den blog einfügst, um allen zu zeigen, daß wir voll bei der sache sind und wunderbar zusammenarbeiten.

ein dreifaches hoch für joshua !

weizen statt kies zweiter teil

das wetter besserte sich – es hörte auf zu regnen und nach & nach kam immer mal wieder die sonne durch, was jedes mal ein rechter jahreszeitenhüpfer war, denn wenn sie wieder weg war, fing das große frieren wieder an.

obwohl unsere gastgeber in ihren normalen arbeitsalltag eingespannt waren, haben sie uns liebevoll betreut und immer waren mindestens zwei von ihnen am OMNIBUS, um ihren mitbürgern die hintergründe & auswirkungen des kiesabbaus zu erklären. es hat mir viel freude gemacht, mich mit allen einzeln anzufreunden, denn sie haben sich auch wirklich ernsthaft für unsere arbeit interessiert und mich neugierig begutachtet.

ich habe ehrlich über unseren finanzcrash gesprochen und eine unglaubliche großzügigkeit erfahren, die balsam für meine geschundene seele war: spontan sind jährliche förderbeiträge in höhe von 450 euro gezeichnet worden; einer hat mir ohne weiteres einen 100 euro schein in die hand gedrückt (neben einer ganzen reihe kleinerer beträge für unsere spendendose); wir haben für 40 euro bücher verkauft; claus hat nicht nur mit seinem auto aus dem baumarkt zwei neue gasflaschen besorgt, sondern einfach abgewunken, als ich ihm die 50 euro dafür zahlen wollte; und zu guter letzt wurde uns vor der abfahrt von der enkelin von claus ein briefumschlag überreicht, in dem eine schöne, von allen unterschriebene karte steckte und 190 euro in kleinen scheinen.

den krönenden abschluß bildete eine fahrt zum haus von suse & klaus, wo wir unseren wassertank auffüllen konnten. klaus & claus & seine enkelin sind im OMNIBUS mitgefahren und die anderen in ihren autos hinterher – unser auftritt hat in der nachbarschaft großes aufsehen erregt – und – wie wir inzwischen erfahren haben – viele neugierige fragen ausgelöst.

und der abschied hätte schöner nicht sein können – alle haben gewunken & gestrahlt … ich war mit diesen drei aktionstagen rundum glücklich & zufrieden.

weizen statt kies

das sind suse & klaus krenkers. klaus ist der bruder von brigitte, die vor 36 jahren die folgenreiche idee hatte, den OMNIBUS FÜR DIE DIREKTE DEMOKRATIE ins rollen zu bringen. nebenbei stellte sich heraus, daß beide in den universitätskliniken in düsseldorf arbeiten, wo ich vor über 50 jahren einen teil meines zivilen ersatzdienstes absolviert habe.

sie sind mitbegründer einer bürgerinitiative, die sich gegen einen plan richtet, auf über 100 hektar kies abzubaggern, was die umgebung von zwei ortsteilen von heinsberg vollständig und für immer brutal zerstören würde. das in einer landschaft, in der es sowieso schon viele baggerlöcher gibt. die roten kreuze auf ihren t-shirts sind die embleme ihres widerstands und stehen in den betroffenen ortsteilen vor jedem haus – und standen während unserer drei aktionstage auch vor dem OMNIBUS.

die aktion begann unter widrigsten umständen: es war scheußlich kalt und hat erbarmungslos geregnet. das hat sich insofern als vorteil erwiesen, als sich die aktivisten, zwei cdu-bezirksvorstände, ein sachbearbeiter aus der verwaltung, eine aufmerksam zuhörende redakteurin der tageszeitung und wir in den OMNIBUS quetschen mußten, daß alle scheiben beschlugen und eine anregend intime atmosfäre entstand, in der sich alle bangen erwartungen, was unsere arbeit angeht, leicht auflösen ließen. das ist eine erfahrung, die ich immer wieder mache – wenn die menschen den OMNIBUS endlich erleben und mich kennenlernen, fällt ihnen ein stein vom herzen.

es hat mich sehr beeindruckt, daß es der initiative gelungen ist, den stadtrat, der ursprünglich für den kiesabbau war, durch informationsveranstaltungen und eine unterschriftensammlung davon zu überzeugen, daß dieser abgehobene plan einen ewigkeitsschaden in der gemeinde verursachen würde. der bürgermeister hat inzwischen ausdrücklich erklärt, daß er keinem kiesabbau zustimmen würde. nun gilt es, zu verhindern, daß auf der übergeordneten ebene des regierungsbezirks und des landesentwicklungsplans keine tatsachen geschaffen werden, denn wenn eine schaufel abgebaggert wird, ist es zu spät.

für mich, der ich diese beiträge nur umständlich über joshua veröffentlichen kann, wird es jetzt auch zu spät, weshalb ich hier nur noch ein paar bilder von unserem standort in heinsberg anhänge, um hoffentlich morgen meinen bericht über die aktionstage fortzusetzen …