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400 kilometer später zeigte sich, daߟ der verbrauch wieder „normal“ bei 37 litern lag. und ich habe bei etwa 3.000 km bereits zweimal öl nachgefüllt. an mir kann das nicht liegen, denn ich bin so zart & einfühlsam gefahren wie möglich. bin ich etwa zu vertrauensselig?

da geht meine fantasie in der falschen richtung mit mir durch und ich spreche beschwörend auf mich ein:

immer schön lokker bleiben!

27,79 liter !!!

der niedrigste verbrauch aller zeiten – ich dachte erst, das sei ein rechenfehler oder die anzeige in der säule sei kaputt.

ich bin mit dem neuen motor jetzt etwa 2.500 kilometer gefahren und hab ihm gleich meinen besten willen gezeigt, indem ich ihn möglichst frei hab laufen lassen, bis er zufrieden brummte. ich hab brav öl & kühlwasser vermessen und dem neuen klang gelauscht: etwas rohrender – wie eine harley davidson, aber durchaus sympathisch.

er scheint mich auch zu mögen und ist als treibende kraft in unsere band eingestiegen.

halleluja

festlicher abschied

die rasselbande auf der ladefläche und mein bruder matthias sind mit mir im omnibus durch die rumpelige kleine allee und einmal links bis zur hauptstraߟe gefahren. meine liebe namensvetterin beate hat uns mit dem fahrrad begleitet und mein bruder johannes, der übrigens der erste war, für den ich diese verwandtschaftliche metapher verwendet habe, ist mit dem alten fendt hinter uns her getukkert und hat alle wieder heimgefahren.

ich habe mich während meines aufenthalts ohne viele worte ganz daheim gefühlt und ausgiebige heilbäder in dem urwüchsigen klang „meines“ gongs genossen – direkt mit meinem körper moduliert …

ich bin dann vom äuߟersten nordosten 400 kilometer um berlin herum in den westen des ostens gefahren, habe in stendal am bahnhof carl aufgelesen, den bruder von brigid (die mich vor zwei jahren als „gute-laune-sammlerin für das „bienen-volksbegehren in brandenburg begeistert hat) und bin bei einbruch der dunkelheit in kalbe (milde) gelandet, auch so ein „dorf“, auf das ich mich gefreut habe.

da beginnt ein neues kapitel mit einer neuen band und ich muߟ einige lükken lassen.

tausend dank, keno

keno ist im omnibus mein jüngster bruder geworden. sein wesen stimmt mich zuversichtlich und offen für alles. er hat unsere band mit gewitzter spielfreude bereichert und alle mit fragen gelöchert. seine praktische auffassungsgabe war fänomenal. ich habe ihm meinen alltag & meine arbeit & meine vorlieben erklärt. und zwei klavierkonzerte gegeben – was ich sehr selten mache, weil ich so selten die gelegenheit habe, klavier zu spielen.

er hat das wunderfitzig auf sich wirken lassen und mich nachher verblüfft gefragt: „hast du dir das alles gerade ausgedacht?“

ich war froh, daߟ er bis klein jasedow durchgehalten hat, weil ich ihm so „meinen“ gong zeigen und ihm vorspielen konnte. seine augen leuchteten, als ich ihn fragte, ob er auch mal spielen wolle. ich habe ihm meine gongjacke angezogen und er hat sich mit sensibler aufmerksamkeit in dieses gewaltige instrument hineingespürt und aus dem stegreif ein wohltuendes gongkonzert improvisiert.

inzwischen ist er wohlbehalten bei seiner wunderbaren mama gelandet: am freitag mittag ist lilith mit ihm zusammen von anklam nach berlin gefahren und hat ihn dort in den zug nach osnabrück gesetzt, wo julia ihn abgeholt hat – ihr wiߟt schon: die getrennt aufgewachsene zwillingsschwester meiner lieblingsbäuerin.

auch dieses bild ist eine koproduktion – ich habe mit groߟer freude gemerkt, daߟ ich mit keno künstlerisch zusammenarbeiten kann, weil er auf alle meine fragen mit mir einleuchtender gewiߟheit antwortet.

die arbeit am omnibus erfordert ständige geistesgegenwart, auch wenn es scheinbar langweilig ist oder sich die ereignisse überschlagen. von früh bis spät. bei jedem wetter & mit allen leuten. insofern ist das eine heftige herausforderung – auch für „erwachsene“. deshalb will ich gern keno in den höchsten tönen loben für die ernsthaftigkeit seiner mitarbeit. er hat mein herz erfrischt und ist mir immer willkommen.

auch die mädels haben keno geliebt & so gut wie möglich bemuttert – das ist eine koproduktion mit simone.

gute nacht von ganz woanders …

fortsetzung lüchow

am dritten tag habe ich dann den autor von „artgerecht leben“ und urheber dieses wachgeküߟten dorfes kennengelernt und mich spontan mit ihm angefreundet.

er hat mich in sein haus eingeladen und mir von einem jahrelangen administrativen drama erzählt: 2009 wurde die schule von der landesregierung geschlossen und das frisch entstandene dorf war total verschuldet, weil alle fördermittel mit dem betrieb der schule verknüpft waren. es folgte ein siebenjähriger rechtsstreit, der mit einer neuen genehmigung der schule einschlieߟlich sekundarstufe endete. jetzt ist sie eine „waldorfschule im aufbau“. gelobt sei die beharrlichkeit & kreative intelligenz, mit der johannes dieses drama überstanden hat.

und das schönste kommt noch: es ist ihm tatsächlich gelungen, drei brüdern, die 10.000 hektar land industriell bewirtschaften, 60 hektar für den aufbau eines biologisch-dynamischen betriebs abzuluchsen, der direkt an das dorf angeschlossen ist.

wir sind herzlich eingeladen, diese heilige oase als wallfahrtsort & omnibushaltestelle zu nutzen und uns gegenseitig auf dem neuesten stand zu halten.

efemena hat uns gefragt, ob sie mit uns fahren und unsere arbeit kennenlernen kann und hat unsere band bis gestern erweitert.

lüchow

ein doppelter salto rückwärts: „alle dörfer bleiben“ hat sich in lüchow, wo wir vor greifswald für einige tage waren, aufs schönste bewahrheitet.

vor mehr als zehn jahren habe ich ein buch gelesen, das mich sehr berührt hat: „artgerecht leben“ von johannes liess. die geschichte eines winzigen dorfs in mecklenburg vorpommern, in dem nur noch zwei menschen lebten. johannes lebte mit seiner familie in der groߟstadt und hatte dort ein haus geerbt, das er als wochenendhaus nutzte … fern von allem rummel …

die lebensbedingungen & entwicklungsmöglichkeiten seiner kinder waren ihm so wichtig, daߟ er sich vorgenommen hat, lüchow zu neuem leben zu verhelfen und dort eine freie schule zu bauen – das buch war eine herzerfrischende erfolgsgeschichte, die zeigte, was alles praktisch möglich ist – und ist mir nicht mehr aus dem kopf gegangen. an ein zitat von gerald hüther erinnere ich mich besonders gern:

„ein kind braucht zum aufwachsen ein dorf“

völlig unverhofft sind wir mitten in diesem dorf gelandet – im wendehammer für die (schul)busse. ich wuߟte nur, daߟ wir zu einer kleinen schule fuhren, in der eine alte freundin lehrerin ist. ich war hin & weg & voll begeistert. wir sind herzlich aufgenommen & wunderfitzig bestaunt worden. nach & nach haben wir die ganze dorfgemeinschaft kennengelernt. selma hat uns überall herumgeführt …

kindergarten, schule, senioren wohnheim, gärten, esel, wilde hühner & allerlei kleingetier.

und himmlische ruhe.

gegenüber von uns dorfladen & cafß©, wo es frische backwaren & preiswerte lebensmittel gibt, weil das hauptinteresse nicht profit war, sondern die einwohnerinnen im dorf mit günstigen & hochwertigen lebensmitteln zu versorgen.

es ist spät – fortsetzung folgt …

runde sache

auch der dritte tag unseres auftritts in greifswald war wieder vielfältig & lebendig. wir konnten uns bei herrn müller bedanken und ihm liebe grüߟe von brigitte ausrichten. menschen, die gutmütig & entspannt ihre spielräume nutzen, können den alltag so viel schöner machen. wir hatten bis zur letzten minute gut zu tun und haben interessante kontakte verknüpft.

inzwischen haben wir uns im „heimatlichen“ klein jasedow angedockt und werden nach & nach von allen begrüߟt & willkommen geheiߟen.

es klafft noch eine groߟe lükke in der kronologie – ich hoffe, die morgen füllen zu können. gute nacht.

heavy duty

das ist mein remix eines bildes, das keno für mich aufgenommen hat. es versinnbildlicht sehr schön unseren festlichen auftritt in greifswald. das flüssige gelingen haben wir einem herrn müller zu verdanken, der im hintergrund dafür gesorgt hat, daߟ wir alle drei tage einen ausgezeichneten platz haben und mit allem versorgt sind. er hielt es nicht mal für notwendig, uns eine schriftliche genehmigung zu schicken. ich würde mich so gern persönlich bei ihm bedanken.

das war unser platz am montag, von dem aus wir zur mahnwache gefahren sind. als wir am abend wieder zurückkamen, fand genau auf diesem platz eine montagsdemonstration von nicht vom coronawahn befallenen menschen statt, die uns bei unserer einfahrt spontan applaudierten. ich habe später am offenen mikrofon unsere arbeit und alle praktischen optionen vorgestellt und um mitwirkung gebeten. das hat dazu geführt, daߟ fast alle teilnehmer nach der demo zu uns gekommen sind und auf jeden fall unterschrieben haben. wir hatten hochbetrieb bis zum anbruch der dunkelheit und konnten dann erst mit dem kochen beginnen.

die band war glücklich & zufrieden – es war auch quantitativ der beste & vollste tag des jahres. wir haben musik angehört und einen lustigen & tiefsinnigen abend miteinander verbracht.

heute standen wir dann so am eingang des marktes, auf dem ich mich endlich mal wieder mit sanddornhonig & wildsalami & hiesigen tomaten versorgen konnte. wir hatten lebhafte gespräche. susanne & karsten haben uns besucht und blumen & kuchen mitgebracht.

bei diesen backsteinmorfos habe ich mich von keno beraten lassen – ich habe motive für eine serie aufgenommen, die irgendwann im vorigen jahr begonnen hat und habe sie zusammen mit keno bearbeitet und auf sein urteil vertraut.

menetekel

mitten im nirgendwo markiert dieses kreuz eine grauenhafte wunde in unser aller mutter erde: hier sind im märz mehr als fünfzigtausend schweine in einer monströsen agrarindustriellen anlage verbrannt – eine undefinierbare schwarze wolke ist bis nach polen gezogen und noch immer liegt ein ekliger geruch in der luft.

diese katastrophe hat sich vor den augen unserer lieben mitstreiterin susanne wiest abgespielt, mit der ich mich schon lange verschwistert fühle. ich bin brigitte & susanne sehr dankbar dafür, daߟ sie organisiert haben, daߟ der omnibus am frühen nachmittag von greifswald aus zu einer mahnwache fahren konnte und mir kam gleich die mahnwache am braunkohlekrater garzweiler zwei in den sinn, deren slogan „alle dörfer bleiben“ ich seitdem am revers herumtrage.

die regionalen aktivistinnen hatten schon seit jahren jeden montag sogenannte „inspektionen“ gemacht, um auf diesen technologischen irrsinn aufmerksam zu machen – jeden montag, auch an feiertagen. durch meine arbeit fühle ich mich immer tiefer mit diesen menschen verbunden und will alles tun, um meine uneingeschränkte solidarität zu bekunden und nach formen der zusammenarbeit zu suchen.

susanne & brigitte haben einen offenen brief an die „terra grundwerte ag“ in der schweiz geschrieben, die eigentümerin der lfd holding gmbh ist, die die anlage betreibt. lauter juristische personen, was letztlich bedeutet, daߟ niemand verantwortlich ist. gleichzeitig kann ich mir keinen menschen vorstellen, der so etwas will. wenn wir nichts dagegen unternehmen können, ist das ein demokratischer totalschaden, denn wir sind als menschen sowieso für alles gemeinsam verantwortlich.

„terra grundwerte ag“ – ich könnte kotzen angesichts dieser perversen verdrehung der tatsachen. die megamaschine rattert besinnungslos weiter.

am 28. august findet unter dem motto „wir haben es satt“ eine demonstration statt, zu der ich hier aus vollem herzen aufrufe.

keno wurde von allen seiten neugierig ausgefragt und hat sich mit vielen menschen ausgetauscht.

unser arbeitstag ging am abend in greifswald noch weiter – aber jetzt ist es zwei uhr morgens und ich muߟ ins bett.