wieder winzig

mittwoch abend haben mich maya & wilma sicher nach ulm gelotst – da war ich zum ersten mal auf der „probefahrt im regen“ (der text müsste unter meinen texten auf der omnibus-seite zu finden sein) im märz 2001. schon damals habe ich darüber spekuliert, ob „ulm“ ein adjektiv sei, das die stimmung hier beschreibt.

um den platz vor dem münster ist hundert jahre gestritten worden. herausgekommen ist das vielseitig nutzbare, transparente „stadthaus“ von richard meier, das einen krassen kontrapunkt zum greisen münster bildet, auf das sich die touristenmassen stürzen.

die tage waren verregnet & kalt und die stimmung war m“ulm“ig. ich will aber, daß die mädels gute laune haben und mache sie auf alle möglichen sehenswürdigkeiten aufmerksam, jeweils passend für die fünfzehnjährige maya & die bald siebzigjährige wilma.

ich bin sowieso nur in ulm, weil ich den hundertsten geburtstag von otl aicher feiern will. also haben die mädels ihre heimfahrt für samstagvormittag gebucht und mich noch auf den „kuhberg“ geführt, wo 1953 der grundstein für die hochschule für gestaltung gelegt wurde:

bei klarem wetter sind von dort aus die alpen zu sehen.

wir haben uns umgesehen und noch eine nacht zusammen gefroren. nach unserem letzten gemeinsamen frühstück habe ich sie morgens zur straßenbahn begleitet.

jetzt bin ich allein an diesem besonderen ort und friere.

gleichwohl bin ich mit dem ersten tag ganz zufrieden und gehe jetzt in das vorgewärmte bad …

zu heidenheim

… ist noch nachzutragen, daß am zweiten tag ein großer artikel in der lokalzeitung erschien, der einige menschen veranlaßt hat, zum unterschreiben extra in die stadt zu kommen. maya hat schon gleich ihre ersten förderkandidatinnen gewinnen können und so waren wir qualitativ & quantitativ während der drei tage ziemlich erfolgreich.

wobei das wetter verrückt spielte und es in den nächten saukalt war.

meine spaziergänge kann ich immer nur im dunkeln unternehmen – dieses mal habe ich nachdenklich eine „moderne“ wohnanlage für die leitenden angestellten von voith auf mich wirken lassen.

wie fühlt es sich wohl an, so zu leben ?

heidenheim an der brenz

am montag fing in bawü die schule wieder an. gleich am vormittag haben uns katrin (die mutter von carl) und eine kollegin von der waldorfschule besucht und viele eltern waren mit ihren kindern unterwegs, um schulsachen zu kaufen. ein interessierter junger lokalredakteur kam vorbei und hat mich ausgefragt.

ich habe einen der drei männer getroffen, die unser getriebe nach langer krankheit geheilt haben – die ultimativen spezialisten. ihr schwäbisch klang angenehm authentisch. der älteste war schon längst in rente und ist abends noch aus seinem kleingarten hinzugerufen worden. der ist inzwischen verstorben.

christopher’s bruder aaron ist vorbeigekommen – von dem ich niemals vermutet hätte, daß er neun jahre älter ist als christopher. da fiel mir ein, daß auch vater pinnekamp wie ein junge aussieht. aaron ist klassenlehrer in der waldorfschule und lebt mit seiner italienischen frau und drei kleinen kindern irgendwo an der periferie.

vor allem konnte ich mich mit zwei schwestern voll analog kurzschließen. mit nadja aus giengen haben wir einen lebhaften & allseits anregenden montagabend verbracht – im besten asiatischen restaurant. ich habe leider kein bild von ihr. ich fühle mich für immer verbunden mit ihr, obwohl ich sie im lauf der letzten jahre nur zweimal gesehen habe. wenn wir uns sehen, sind wir sofort in voller analoger bandbreite verbunden und können uns viele worte sparen.

und endlich sarah, allein erziehende mutter von drei tollen töchtern an der schwelle zur pubertät und gute seele des „haus der gesundheit“, die ich von anfang an bewundert habe als inbegriff weiblicher vitalität. ich würde ihr am liebsten mal ein paar tage über die schulter schauen, um zu ermessen, was sie alles leistet. ich habe tausend fragen und mit jeder antwort gefällt sie mir besser.

am dienstag ist sie mit zweien ihrer töchter das erste mal vorbeigekommen – hier posieren wir für ihre kamera.

sie hat mir gleich einen herzenswunsch erfüllt und den kontakt hergestellt zu dr. thomas hardtmuth, dessen bücher für mich eine heilige oase in der coronawüste bildeten. leuchtendes vorbild eines nicht korrumpierbaren wissenschaftlers. wir haben uns zwar dieses mal nicht persönlich treffen können, aber in einem schnellen imehlwexel unsere kontaktdaten ausgetauscht und uns gegenseitig alles gute gewünscht.

ich habe sarah & ihre töchter herzlich für näxtes jahr in die omnibus band eingeladen – und sarah hat gesagt „au ja, da hätte ich lust drauf“. ich konnte mein glück nicht fassen.

es ist jetzt spät & kalt und dieser beitrag, den ich zum ersten mal in zwei etappen geschrieben habe, ist ja irre lang geworden, aber ich fühle mich beim schreiben wie auf einer aufholjagd, um auf den neuesten stand zu kommen, denn ich bin natürlich schon längst ganz woanders.

talhof

wegen der frühen dunkelheit sind wir mal wieder in zwei etappen nach heidenheim gefahren, wo wir den ultimativen ankerpunkt auf dem talhof gefunden haben, einem der ältesten biologisch dynamischen bauernhöfe. da haben wir in himmlischer stille das restliche wochenende verbracht. wir konnten duschen und waren mit allem versorgt. nur manchmal hupten die esel.

am sonntag nachmittag gings dann los in die stadt, an die ich im lauf der jahre schon viele fäden geknüpft habe.

wilma wird beim navigieren immer besser.

dort erwartete uns schon maya, eine 15-jährige schülerin, die für eine schnupperwoche am omnibus schulfrei hat und zwischendurch ihre hausaufgaben macht.

der tag gipfelte dann darin, daß völlig unverhofft carl mit zeh & seine mutter für einen blitzbesuch vorbeikamen.

vor vielen jahren

hat maxie, meine lieblingsbäuerin, auf dem engelplatz an ihrem geburtstag joshua, der damals noch schüler war und aussah wie ein blonder jesus, in einer rituellen aktion die haare & den bart rasiert … und eine ganz frische persönlichkeit kam zum vorschein. seine mutter war ganz begeistert. heute ist joshua filmemacher und neuerdings mein digitaler betreuer.

engelplatz

in miltenberg standen wir auf dem engelplatz vor der alten post. die einfahrt war so ein atemberaubendes & langwieriges manöver, daß die passanten mit offenem mund stehenblieben und einer sogar die polizei alarmiert hat.

die polizisten fragten mich dann ungläubig, wie ich denn auf den platz gekommen sei, denn ringsum war alles eng zugebaut.

bei der ausfahrt, die genauso kompliziert war, hat mir ein busfahrerkollege geholfen, in mehreren anläufen den einzig möglichen ausweg zu finden.

opa & oma

das fehlte mir noch, als ich gestern „oma & opa“ geschrieben habe. das V steht für victory, denn wir haben mal wieder die notlage in friedlichem einklang gemeistert. wilma ist eine lebenskluge großmutter, die schon mehrfach beherzt eingesprungen ist, wenn ich es am meisten gebraucht habe. sie hat als pflegerin ganz nah am leben & an den menschen gearbeitet und erkennt mit untrüglichem gespür, was notwendig ist, damit unser gesamter betriebsorganismus optimal läuft. sie fügt sich nahtlos ein.

ich hoffe, sie kann sich wenigstens daran erfreuen, was ich für ein schrulliger vogel bin. ich bin ihr jedenfalls unendlich dankbar für ihre mütterliche zuwendung und bewundere ihren mut, sich freiwillig in unseren völlig ungewissen alltag zu stürzen.

nach gabriele erkläre ich sie feierlich zur zweiten „omi da lang“ !!!

danke für alles !

oma & opa

mit wilma, die nächsten monat siebzig wird, bin ich am lebhaft mäandernden main entlang nach miltenberg gefahren, am linken ufer. in ihrer blütezeit im 15. jahrhundert schmiegte sich die stadt wie ein schlauch an die außenflanke einer mainschleife – im osten durch das würzburger tor und im westen durch das mainzer tor verschließbar …

miltenberg war eine wichtige zollstation und hat die wegelagerei geschickt professionalisiert: alle mußten einen auszuhandelnden teil ihrer ladung dort lassen und regionale produkte am zielort vermarkten – ein knotenpunkt für händler & diplomaten.

sie konnten im gasthaus „zum riesen“ unterkommen, das von sich behauptet, das älteste gasthaus deutschlands zu sein. heute lebt die in der neuzeit auf die andere mainseite erweiterte stadt vom industriellen tourismus und es gibt viele kleine boutiquen, cafés, kunsthandwerker, in denen die touristinnen durchaus schöne sachen kaufen können. es gibt gut ausgebaute wander- & radwege, campingplätze am fluß und anlegestellen für die unglaublich langen kreuzfahrtschiffe, bei denen ich mir nie vorstellen kann, wie sie durch die engen schleifen passen.

die alten fachwerkhäuser haben mir zu anregenden & besinnlichen zeitreisen verholfen. das wetter spielte verrückt wie im april und die nächte werden deutlich kälter – am freitag war vollmond.

ich geh jetzt schlafen – was „oma & opa“ angeht, kann ich nur sagen: fortsetzung folgt.

heinrich & valentin

nachdem ich zwei tage allein auf dem stummplatz in neunkirchen gearbeitet und das wochenende auf einem parkplatz verbracht habe, bin ich sonntags allein nach merzig gefahren …

dort hat mich heinrich aus saxen erlöst, der vor drei jahren als 16-jähriger schon mal mitgefahren und umstandslos in die arbeit eingestiegen ist. wir hatten uns viel zu erzählen.

am dienstag ist valentin aus thüringen zu uns gestoßen, der den omnibus in eisenach getroffen und auf unseren hilferuf reagiert hat. mit diesen beiden jungs aus dem osten hat sich die band endlich mal wieder in einen lässigen groove eingeschwungen.

weil es abends so früh dunkel wird, hat es sich eingebürgert, daß wir nach der arbeit so lange fahren, bis es dunkel wird und die nacht auf einer raststelle verbringen, um am nächsten tag im hellen die landschaft genießen zu können. wir waren zusammen bei unserem mitarbeitertreffen in schloß freudenberg und sind sonntags nach bad kreuznach gefahren – da ist das märchen-bild entstanden, denn wir konnten die letzten beiden tage auf der berühmten brücke stehen.

gleich um die ecke vom kornmarkt, wo wir am ersten tag standen

dort hat uns heinrich schon wieder verlassen und ich war mit valentin allein. anschließend waren wir für zwei tage in ludwigshafen, von dem die einheimischen sagen, es sei die häßlichste stadt deutschlands – gleich gegenüber auf der anderen rheinseite hat mannheim viel mehr urbane lebendigkeit zu bieten.

freitag abends ging es wieder so weit, wie es hell war: bis zur raststelle spessart und samstags zu dem parkplatz in würzburg, von dem ich schon berichtet habe. valentin blieb bis dienstag vormittags, nachdem sonntag abends wilma zu meiner rettung kam und sichergestellt war, daß ich nicht alleine unterwegs sein mußte.

ich will mich hier ganz ausdrücklich bei den beiden jungs aus dem osten bedanken für das einmütige zusammenspiel – sie sind immer am omnibus willkommen.