gelsenkirchen



wir mögen beide diesen verrückten, häߟlichen platz, der eine kontrastreiche lebendigkeit nicht hindern kann, den omnibus zu umflieߟen. mir fällt auf, daߟ ich im omnibus überall ein fremder bin. deshalb faszinieren mich die wilden kinder so sehr und die exotische sinnlichkeit der fremden frauen & männer. ich sehe meine welt durch ihre augen. viele grüߟen mich freundlich und wollen wissen, wer ich bin. wir reden über meine kleider, meine nackten füߟe, mein leben im omnibus und zwischendurch immer wieder ganz präzise & klar über unsere arbeit.

am grillo-gymnasium hat johannes stüttgen in den siebziger jahren neun jahre als kunstlehrer gearbeitet und tiefe spuren in gelsenkirchen hinterlassen. joachim, ein schüler von ihm, hat uns schon zweimal besucht und für heute abend zu sich nachhause eingeladen für alles, was wir brauchen. um halb sieben hat seine frau beate uns mit dem auto am omnibus abgeholt. wir waren uns alle gleich sympathisch und haben in ihrem heimeligen haus in trauter runde lekker gegessen und unser garn gesponnen. beate & joachim halten lokker einen beachtlichen familienclan zusammen – sie haben fünf kinder und eine kleine enkelschar. wir fühlten uns gleich ganz herzlich aufgenommen.

mal wieder: besser gehts nicht.




winzig ganz hinten in der mitte.


duo ultimativo

unverhofft ist ein traum in erfüllung gegangen: freya ist für zwei ausfälle in die bresche gesprungen und wir machen jetzt für drei tage die arbeit, für die eigentlich ein trio vorgesehen war.




der erste tag war ein juwel – sowas kommt nur alle paar jahre vor – friedlich & gelassen improvisieren wir mit dem leben und dem wetter und den menschen und bringen das duo lokker zu voller blüte.




und das in gelsenkirchen, wo ich das letzte mal war, als theo gerade geboren war – ich habe ihn jedenfalls dort zum ersten mal gesehen und im arm gehalten.

wir sind tief berührt von dieser seltsamen stadt – schon wieder stehen wir auf einem neuen & toten platz, dieses mal mit u-bahn zugängen und ohne standardbrunnen. das weitaus lebendigste sind die wilden & fröhlichen kinder der „fremden“, die hier gefühlt deutlich in der mehrheit sind.

die ureinwohnerinnen, mit denen wir sprechen, sind ganz ausgeprägte typen, zu denen wir einen freundlichen kontakt gewinnen  …



tag sei dank

ausgeschlafen und in aller ruhe allein gefrühstückt & gelesen. am mittag kam brigitte reich beladen zum omnibus mit lauter heiߟbegehrten sachen: 

meinen perfekten bleistift, den ich leider in koblenz verloren habe …

zwei restaurierte schwarze strampelanzüge und meine storchenbeinhose – fertig zum anziehen. und vor allen dingen der afrikanische strampelanzug in einem leicht veränderten schnitt. 

und lauter schwere & seltsame amerikanische bücher – meine sekundärliteratur zu charles eisenstein.




das liegt jetzt alles bereit für meine praktische anwendung – da kann keine äpp mithalten.

brigitte & ich hatten mal wieder ein „double feature“ bei saskia – mein kürzestes intervall: mir hat der schnitt am anfang der tour so gut gefallen, daߟ ich mir diese gelegenheit nicht entgehen lassen wollte.

in ihrem lieblingsanzug, frisch frisiert & ihr zuliebe unrasiert, hatte ich dann das vergnügen, mit freya ihre geburtstagsfeier auf der grünen wiese mit einer tänzerischen improvisation zu eröffnen. ich war ihr erster gast und konnte sie schon von weitem mitten auf der wiese sehen. auch sie hat mich gleich bemerkt. da hörten alle uhren auf zu ticken und zeitlose hundert meter lagen zwischen uns in voller unschuldiger aufmerksamkeit …

auf ausgebreiteten decken und in schön gelöster stimmung umlagerten später acht gäste die liebe jubilarin (ein viertel jahrhundert hat sie voll gemacht). es gab getränke und lauter süߟe & salzige köstlichkeiten. unwillkürlich fielen mir die picnic-szenen der französischen impressionisten ein.

ich hatte nie die absicht, diese schöne geburtstagsfeier selbst durch erinnerungsbilder zu entweihen.

danke, freya – ich fühle mich auch reich beschenkt.

mulimodus

so nenne ich das in zukunft, was ich bisher umständlich „der mann, den sie pferd nannten“-modus genannt habe.

nach der arbeit habe ich im mulimodus die mädels nach & nach zuhause abgeliefert und bin allein in den heimathafen eingelaufen. unter schön zerzaustem weiߟblau durch die eifel, schräg in den sonnenuntergang, mit gabriele als lotsin – ich habe es genossen.




intrinsisches mulisein macht freude! es hat sich alles mögliche aufs schönste gefügt. auf mich warten pakete und ich habe mit brigitte zusammen einen termin bei saskia zum haare schneiden. freya zuliebe werde ich mich allerdings nicht rasieren – das ist eines meiner geburtstagsgeschenke. es sieht so aus, als ob ich noch mehr zeit für die documenta gewinnen kann und ich lade alle freundinnen (auch die jungs) herzlich ein, den omnibus als hotel zu nutzen. anruf genügt.

und heute war vollmond:



ade trier

ich bin gern hier gewesen, obwohl es am zweiten tag geregnet & gewittert hat. dieser platz ist immer für drei tage gut. mir hat heute das wetter ganz intensive kontakte herausgefiltert, bei denen ich einen bleibenden eindruck hinterlassen habe.




heute war der letzte tag der unvergeߟlichen moselfahrt, die freya uns organisiert hat – und morgen (eigentlich jetzt schon) hat sie ihren fünfundzwanzigsten geburtstag. danke, freya & herzlichen glückwunsch. ich hoffe, dir heute noch voll analog gratulieren zu können.




dieses bild leuchtet auf meinem eifohn im hintergrund auf, wenn du mich anrufst. ich wünsch dir einen schönen geburtstag.

berichtigung

errichtet wurde die konstantin-basilika ab 305 als repräsentativer audienzsaal für die römischen kaiser bzw. ihre in trier residierenden statthalter im vierten jahrhundert – und ist der gröߟte säulenlose raum aus der römerzeit.

im august 1944 wurde die basilika, die inzwischen als evangelische kirche genutzt wurde, durch einen luftangriff zerstört. es gab damals eine orgel, die in dem feuersturm von selbst zu spielen begann: das muߟ ein gespenstisches konzert gewesen sein …

übergangsweise gab es dann ab 1962 die schuke-orgel in dem seitenfenster … und heute gibt es die:



hier noch ein paar bilder von der porta nigra:



trier

das ist die berühmte porta nigra – das schwarze tor. trier rühmt sich, die älteste stadt deutschlands zu sein und meinen nackten füߟen fällt dankbar auf, daߟ die ganze fuߟgängerzone alt gepflastert ist …




wir sind weithin sichtbar und ringsum ist auߟengastronomie. und das wetter ist immer schöner geworden – ehe es uns zu heiߟ werden konnte, standen wir schon wieder im schatten. wir haben unsere erfolgsquote gleich verdoppelt und der tag glitt schnell dahin – besser gehts nicht.




ich habe sogar zeit für ein paar erkundungsgänge gefunden: ich wollte unbedingt die konstantin-basilika sehen, einen fast zweitausendfünfhundert jahre alten kirchenraum von berückender schlichtheit. als ich das letzte mal hier war, ist mir als miߟklang nur die asymmetrisch in ein seitenfenster geklemmte kleine orgel aufgefallen – bei diesem fantastischen raum leuchtete mir das überhaupt nicht ein.




inzwischen – nämlich 2014 – wurde dort die „eule-orgel“ axensymmetrisch in die rückwärtige giebelwand eingebaut.




da gerate ich gleich ins schwärmen, wenn ich mir die akustik vorstelle – ich habe mir spontan die einzige tonaufnahme und ein buch über diese besondere orgel gekauft – als reiseandenken.






ein schönes zitat:

aus „the ascent of humanity“ von charles eisenstein:

„viele lehrer betrachten kinder als unreife erwachsene. es würde wohl zu besserer und „respektvollerer“ lehre führen, wenn wir erwachsene als verkümmerte kinder ansähen.

keith johnstone


im leerlauf

die arbeitstage flieߟen im leerlauf dahin – es kommen nur wenige menschen zu uns. carla kommt kaum zum üben und ich kann meine möglichkeiten selten ausschöpfen. wir machen das beste draus, aber ich mach mir auch geldsorgen, obwohl ich weiߟ, daߟ das nicht gesund ist.




als brigitte mir erzählte, daߟ die telefonistinnen von sieben kontakten fünf neue förderinnen gewonnen haben, war das balsam für meine seele – so eine quote habe ich nicht für möglich gehalten. ein löwenanteil kommt von gabriele, mit der ich mich in schönster eintracht entwickeln kann – oszillierender rollentausch.




dem omnibus ist deutlich anzumerken, wie er ihren umsichtigen haushalt genieߟt. wir reden freimütig über alles. ich freue mich jedesmal mehr, wenn sie kommt. noch eine meistin!




wir sind jetzt übrigens für zwei tage in trier – seit jahren wieder. auf den bildern oben ist die uralte römerbrücke über die mosel zu sehen.


wettersturz

wenn ich im bett liege, ist der omnibus die beste regentrommel, die ich mir vorstellen kann. wenn ich morgens davon aufwache, versuche ich, mich keinen spekulationen über den tag hinzugeben. es hat nicht geholfen: es hat lange geregnet und die temperatur ist um mindestens 15 grad gefallen. beim abendspaziergang habe ich den groߟen kaschmirschal und die leguanos angezogen.




bitte ein bit – diesen spruch kennt wahrscheinlich jeder. die bitburger brauerei dominiert dieses städtchen wie eine brütende henne – und die firmenwagen habe alle so ein nummernschild. wahrscheinlich finanziert die brauerei auch alle anstrengungen der regionalentwicklung. ich würde dem gemeinderat mal einen ausflug nach bernkastel-kues vorschlagen – da könnten sie eine menge lernen.