aus dem rhythmus

jetzt bin ich einmal um sieben und einmal um acht uhr aufgestanden und war zwei tage nicht in meinem stillen kämmerlein …

und ich, der ich ja kaum was esse, wurde mit speis & trank üppigst verwöhnt.

und dann jeden tag drei stunden auf der autobahn.

jetzt bin ich mehrfach in meinem lesesessel weggedämmert und ruckartig aufgewacht.

besonders fruchtbar fand ich meinen differenzierten austausch mit johannes, für den wir kaum worte brauchten. vollkontakt. ich liebe das!

jetzt muߟ ich mich wieder einfinden.

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begeistert & tief beeindruckt

habe ich mir heute die letzte episode der „heimat-trilogie“ angeschaut – das war jetzt viel arbeit. jede episode war richtiges kino und dauerte zwei stunden und mehr. jetzt bin ich richtig froh, daߟ ich mich darauf eingelassen habe …

… der dritte teil spielte wieder im hunsrück. der zentrale ort war ein fachwerkhaus hoch über dem rhein (man konnte von dort den loreleyfelsen sehen). wenn ich das nächste mal mit dem omnibus meine lieblingsstrecke fahre, werde ich danach ausschau halten.

dieser dritte teil begann in berlin am tag des mauerfalls und endete mit der jahrtausendwende. überschrift: „chronik einer zeitenwende“. ganz ohne kitschige dramatisierungen wird da in epischer breite wahre zeitgenossenschaft geliefert (erinnert mich sehr an den ganzen riemen).

groߟe kunst! tief eingebettet in die zeit. an manchen stellen hab ich rotz & wasser geheult. dieses werk wird mich noch sehr beschäftigen …

und ich bedanke mich ganz herzlich bei der lieben petra, die mich darauf aufmerksam gemacht hat.

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studium

mit meinen studien bin ich jetzt bei den mikroorganismen angelangt und erfahre die erstaunlichsten tatsachen über sie. das sind die wahren weltmeister – die halten hier freundlich den laden am laufen. und uns blutigen anfängern fällt nichts anderes ein, als sie zu bekriegen und sie unserer untaten zu bezichtigen.

wir wissen so gut wie nichts über sie, weil wir ihre lebensweise mit unserem beschränkten verstand überhaupt nicht ermessen können. die wissenschaftlichen methoden reichen nur dazu, einzelne stämme zu isolieren … aber mikroorganismen leben immer und überall in unvorstellbaren massen in möglichst vielseitigen mischkulturen, die nur in einem hochkomplexen zusammenspiel ihre aufgaben erfüllen können. sie sind auch kommunikations- und stoffwechsel-weltmeister. ich werde jetzt versuchen, noch freundlicher als bisher mit ihnen umzugehen und aktiv kontakt aufzunehmen und von ihnen zu lernen …

tröstlich finde ich, daߟ sie uns jederzeit ausknipsen können, wenn wir zuviel unsinn machen.

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futsch

die unbefangenheit beim cellospielen ist futsch, seit die nachbarin sich beschwert hat – ich zupfe nur noch leise und übe meine linke hand …

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richtigstellung

edgar reitz hat nicht an der ulmer hochschule studiert, sondern dort zusammen mit alexander kluge und anderen jungregisseuren das „institut für filmgestaltung“ als erste bundesdeutsche filmschule gegründet und dort als dozent für regie und kameratheorie gearbeitet …

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das cello ist eine schöne erkundung

und verzweigte welten tun sich auf: clarissa, eine der protagonistinnen aus „heimat“ ist zum beispiel eine nervöse cellistin, die gerade (anfang der 60er jahre) eine abtreibung im muffigen keller einer arztvilla hinter sich hat.

ich höre mir lauter virtuosinnen an und versuche, die entspanntesten haltungen für die gröߟte geläufigkeit herauszufinden. ich hab schon dran gedacht, es mal für eine nacht mit ins bett zu nehmen. aber ich glaube, ich frage erst freya, ob das in ordnung ist.

als eingefleischter rechtshänder muߟ ich jetzt den fingern der linken hand nie verlangte komplexe koordinationsfähigkeiten – fast wie schreiben, aber mit viel mehr kraft – beibringen die kommt mir ganz verkümmert vor – wie konnte ich damit leben?

die bogenführung ist noch mal ein extra thema – da wird es dann laut …

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rätsel

welche lebensform hat im lauf des jahres diese spuren auf mein dachfenster geschrieben?

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trockenübungen

daߟ ich abends nicht mehr cello spielen kann, ärgert mich doch kolossal … also habe ich mir zwei teile von heimat angeschaut und isotonische kraftübungen für die finger der linken hand gemacht.

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heimat

mit diesem mir am herzen liegenden thema bin ich jetzt noch einmal auf mehreren ebenen in berührung gekommen.

(es gibt ja das ausführliche gespräch mit meinem freund johannes heim(r)at(h) zu diesem thema … und übrigens jetzt auch noch einen kleinen neuen film)

durch einen hinweis meiner tochter habe ich die „heimat trilogie“ von edgar reitz entdeckt, der in den bewegten achtundsechziger-zeiten in der filmklasse der ulmer hochschule, die von otl aicher gegründet wurde, studiert hat. er setzt sich darin auf eine ganz eigenartige weise mit der geschichte eines hunsrück-dorfes auseinander. beginnend mit dem ende des ersten weltkrieges wird der erzählfaden bis zur jahrtausendwende gesponnen …

da bin ich jetzt mitten drin – und es tun sich welten auf, die ich auch direkt auf meine biografie beziehen kann. das ist ein echtes lebenswerk mit den inter-essantesten weiterungen & verästelungen.

und dann habe ich noch ein buch von maria mies entdeckt, das ich noch nicht kannte:

Maria Mies
Das Dorf und die Welt
Lebensgeschichten – Zeitgeschichten
PapyRossa Verlag
ISBN 978-3-89438-387-9

darin erzählt sie sehr kohärent und klar ihre unglaubliche lebensgeschichte: sie ist 1931 als tochter von bauern in einem „armen“ eifeldorf geboren und hatte elf geschwister. sehr schön fand ich ihre aussage, daߟ sie sich nie arm gefühlt hat. sie ist eines meiner groߟen weiblichen vorbilder; und es paߟt sehr gut zu ihr, daߟ sie sich als alte frau regelrecht verpflichtet fühlte, ihre ganze geschichte selbst zu erzählen – fast wie eine orale überlieferung – und als schutz vor lügen & verdrehungen. ich liebe dieses buch und kann es nur wärmstens empfehlen!

das führt mich unmittelbar zu einem absatz über die epen des „analphabeten“ homer, den ich heute in „im bann der sinnlichen natur“ von david abram gelesen habe:

„… offenbar setzte homer eine formelhafte wendung nach der nächsten ein, um in den gesängen das treibende versmaߟ einer trancehaften, rhythmischen improvisation zu bedienen. damit soll nicht homers genialität in abrede gestellt, sondern lediglich gezeigt werden, daߟ seine poetische brillanz ebenso darstellerischer wie kreativer natur war – sein genius war wohl weniger der eines schriftstellers, der einen groߟen roman verfaߟt, als der eines inspirierten und wortgewandten rappers.“

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