bitte um nachsicht

ich leide an dem unfrieden & der angst um mich herum – ich suche schönheit & starre in masken – ich fühl mich von allen guten geistern verlassen. der groߟstadt marathon zerrt an meinen kräften. da muߟ ich mir manchmal luft verschaffen und auf die razis schimpfen. ich will mich nicht in solche stimmungen reinziehen lassen, aber es darf sich auch nichts energetisch aufstauen.

schwamm drüber!

wut – mut – liebe

salto rückwärts

nach altona – das sind die reste von san alfredo’s sachen, die ich zusammengeklaubt & neu arrangiert habe – daneben schläft schon einer der rumänen …

immer, wenn ich seit freitag mit ihm telefoniert habe, hat er gesagt, er komme gleich vorbei & bringe alles in ordnung. so auch heute wieder. er bedankt sich überschwänglich für meine hilfe und läߟt mich total im unklaren, wo er ist & was mit ihm geschieht & ob wir uns überhaupt wiedersehen … ich fühl mich ziemlich hilflos.

der ZOB ist gleich neben uns.

kurkonzert

heute gabs in manfred’s groߟem saal ein kammerkonzert zugunsten von fridays for future – ein streichquartett hat zum beispiel ein stück von joseph haydn gespielt, das „terremoto“ hieߟ – erdbeben. ich bemerke, daߟ mich „klassische“, vom blatt gespielte musik ziemlich kalt läߟt – wiewohl ich virtuosität & komplexes zusammenspiel durchaus genieߟen kann …

das wetter war schön und die zeit mit wanja läuft in bereitwilligem einklang. ich komme zum lesen & schreiben & malen

?

das ist das fragezeichen des nichtwissens, das ich in „dialogische intelligenz“ gefunden habe, einem buch, das tobi, der bauer vom hof pente, mir geschenkt hat. „das pflügende klassenzimmer“ hat mir so gut gefallen, daߟ ich jetzt wunderfitzig damit begonnen habe …

düstopie

wir fühlen uns wie zeitreisende in eine sozial zersplitterte düstopie – fragt sich nur: in welche richtung ? vor 100 jahren, in den goldenen zwanzigern, begann schon mal eine seuche mit den allseits bekannten blutigen folgen. ich sehe viele parallelen. ich male mir aus, was die nazis mit den digitalen medien angestellt hätten …

… und meine anthropologische fantasie geht mit mir durch. ich muߟ voll auf die bremse treten – um mich nicht aus der gegenwart reiߟen zu lassen. die zu studieren ich mich mühe. intensive ereignisse überschlagen sich. unter kriegsrecht. die medien verspritzen ein gift, das viel ansteckender ist als jedes virus. alte freunde weichen vor mir zurück und versuchen, mich mit diesem albernen ellbogenstoߟ zu begrüߟen, den die politik eifrig als neuen treueschwur propagiert. die razis kommen – schwer bewaffnet mit zahlen & daten. dank der asozialen medien ganz unblutig & antibiotisch.

als wunderfitziger raumfahrer vergegenwärtige ich mir, was es gleichzeitig sonst noch alles gibt und kann am ende ruhig & zufrieden sein. mit der band bin ich auf einer vertrauensvollen wellenlänge und in moorburg kann ich mich besinnen.

san alfredo bleibt im krankenhaus verschollen – am telefon klang er ganz kleinlaut. wir haben einige sachen im omnibus geborgen, aber seinen hausstand an der angestammten stelle zurücklassen müssen – mit einem leidenschaftlichen appell an die rumänischen trinker, die vor lauter alkohol über nacht alle wohltaten vergessen und immer bei uns ihre smartphones aufladen …

allzunah

rückt uns hier die kaltherzige verkommenheit der groߟstadt auf die pelle. wir stehen mitten in einem unablässigen gewimmel – viele gesichter sind nicht zu sehen und wir müssen lernen, augen zu lesen & gesichter zu erahnen. was nicht dem konsum & verkehr dient, ist in reichweite mit analen schmierereien bedeckt.

ich halte mich weiterhin an den fahrrädern fest und gehe früh ins bett.

wanja hat ganz schnell seinen omnibus bachelor gemacht und wir überstehen die strapazen in ruhigem einklang.

hard core

das ist der hausstand von san alfredo. letzte nacht um halb zwei klopfte er an den omnibus und rief um hilfe. ich lag nackt im bett und bin nur schnell in den strampelanzug geschlüpft:

eine horde betrunkener schläger hat versucht, ihre wut an ihm auszulassen und die herbeigerufene polizei war höchstens bereit, im streifenwagen aufzupassen, bis er seine sachen gepackt habe & verschwunden sei. meine appelle haben auch nicht gefruchtet.

„wohin soll ich denn gehen, mit all den sachen?“ – fragte er mich.

also haben wir zu zweit vier einkaufswagen & taschen & tüten & kartons & regenschirme in den omnibus verfrachtet und ich habe alfredo eingeladen, bei uns zu schlafen. die untere etage war proppenvoll und ich bin wieder mit wanja allein, der seinen schlaf braucht und nicht ahnte, was er morgens vorfinden würde … ich lag frühmorgens lange lauschend im bett.

morgens haben wir seinen sachen zum zweiten mal asyl unter dem mantel des omnibus gewährt. er sagte, er habe wegen seiner diabetes einen arzttermin, danach würde er sich um alles kümmern und ich solle mir keine sorgen machen …

… halb elf uhr abends und er ist nicht aufgetaucht – zwei seiner schäfchen haben mir tagsüber grüߟe von ihm ausgerichtet: ich solle mir keine sorgen machen – er käme gleich …

ich muߟte schon einige geier vertreiben, die seine sachen fleddern oder kaputtmachen wollten. die asoziale wirkung von alkohol kann ich hier in allen schattierungen erfahren.

so sitz ich da & will mir keine sorgen machen.

tagsüber

sieht der hausstand der alten dame so aus – während sie fröhlich & elegant & ohne zähne durch die stadt radelt – ich bin noch nicht dazu gekommen, sie nach ihrem namen zu fragen …

epistemologische askese

die fahrräder lassen mich nicht los und lisa hat mich auf den hausstand einer verrückten alten frau aufmerksam gemacht, die an einem s-bahn-zugang unter freiem himmel schläft. bei meinem abendspaziergang habe ich sie besucht und versucht, mich mit ihr zu unterhalten. ich hatte viele fragen, aber jedes wort, was ich sagte, war für sie nur anlaߟ, in einem schwer verständlichen bayrischen dialekt eine neue geschichte zu spinnen … wie wenn ich einen knopf gedrückt hätte. selbst ohne zähne wirkte sie wie eine dame. ich konnte nur staunen und muߟte mich irgendwann loseisen …