orakel

auf meinem ersten streifzug durch rotenburg (wümme) hat mir dieser wink des himmels ermöglicht, mich lachend in die pralle gegenwart fallen zu lassen. schöne erinnerungen tauchten auf und ein ganzes spektrum von möglichkeiten. wir sind mit dem bürgermeister und sabine holsten, einer polizeibeamtin, befreundet und haben schon mehrere veranstaltungen zusammen organisiert. das thema „fracking“ treibt die menschen um.

mein lieblingsbild des vorigen jahres heiߟt: „wie ein fisch im wasser“, weil es die idealen arbeitsbedingungen für den omnibus beschreibt und mir fällt ein, daߟ rotenburg (wümme) etwa die gleichen bedingungen bietet – ein stilles städtchen mit individuellen zweistöckigen häusern und einer „fuߟgängerzone“ aus den sechzigern, die völlig aus der zeit gefallen ist und deshalb ganz überraschende wirkungen entfaltet – sowas wie den konsumentenblues, da kann mensch gleich mal zwei gänge runterschalten und freundlich kontakt aufnehmen zu irgendwie zugänglicheren menschen. ich freue mich schon auf die arbeit.

lustig finde ich auch, daߟ der überaus sympathische bürgermeister andreas weber heiߟt wie der autor eines meiner lieblingsbücher: „alles fühlt“.

hof michael

von braunschweig aus sind wir freitag nach der arbeit vom südlichen rand her durch die geliebte lüneburger heide zum hof michael gegondelt, einer altbewährten omnibus haltestelle, wo wir ein traumhaft erholsames wochenende verbracht haben und uns ganz willkommen fühlten.

hof michael war auch die erste wexelstation: charlotte, die uns liebevoll betreut hat, hat mir ganz umstandslos ihren archetypischen volvo kasten geliehen, um am samstag christopher zum bahnhof von eschede zu bringen, wo in den siebziger jahren ein ice entgleist und gegen eine brücke geprallt ist – der super gau der eisenbahn im zwanzigsten jahrhundert.

jetzt verschwindet da ein ganz zarter moderner bahnhof hinter mächtigen eichen, die mir schon auf der hinfahrt überall aufgefallen waren. fast jede hofstelle ist von über hundertjährigen eichen umstanden. stellvertretend diese bilder vom eschweger bahnhof:

am sonntag habe ich dann in einem vorgang kolja an diesem bahnhof abgeholt & pia verabschiedet …

zum abschied noch ein bäuerliches morfo zum meditieren:

wo bin ich ?

winzig da ganz hinten ist der omnibus zu finden. der ereignisse sprudeln und ich gerate aus dem takt – soeben bot sich dieser anblick und ich bin noch nicht einmal dazu gekommen, von unserem erholsamen wochenende in der lüneburger heide zu berichten – die zeit ist angefüllt mit prallem leben.

mein sonnenschein

pia hat mir die erste woche geschenkt und mit ihrem wesen mein herz erfrischt. wenn sie da ist, scheint im omnibus die sonne – auch wenn es drauߟen kalt & regnerisch ist, ist sie stets ein atmosfärischer segen. alle haben gute laune!

also nochmal aus vollem herzen: danke, meine liebe, und komm bald wieder!

die löwenstadt

das wetter war naߟkalt & ungemütlich – wenige menschen waren unterwegs und das freie sammeln mit sandwich wollte beim besten willen & intrinsischer motivation nicht gelingen – wir sind in den dreieinhalb tagen bei etwas über 400 unterschriften angelangt und können damit zufrieden sein – mit einigen menschen hatten wir einen intensiven austausch und sind jetzt auch körperlich im omnibus ganz eingeschmiegt.

nachts mache ich wieder meine streifzüge und versuche, auch beim schreiben meinen besten puls zu finden, denn es stauen sich schon eine menge bilder und harren der bearbeitung.

unsere antipoden

am zweiten tag in braunschweig haben uns unsere antipoden vom bauernverband heimgesucht: ein super smarter und offensichtlich erfolgreicher landwirt & funktionär, der monsanto und bayer crop science für wohltäter der menschheit hielt und ganz viel über schädlinge & unkräuter wuߟte. er war sympathisch und ich habe ihm aufmerksam zugehört. er kam als erster und hat mich in ein interessantes gespräch verwickelt, während links hinter mir vier bauern mit riesigen blumensträuߟen aus ihren blühstreifen und demonstrationsschildern pia & christopher aus ihrer arbeit erzählt haben. der tenor war: daߟ wir ja wirklich keine ahnung von landwirtschaft hätten und ihnen ihre ehrliche arbeit unmöglich machen wollten.

alle behaupteten, landwirtschaft sei ohne pestizide nicht möglich und priesen die wissenschaftlichen innovationen der agrokonzerne. wer hat den dikksten trekker hat sich gewandelt hin zu präszisionsdrohnen und zum internet der dinge – anders kriegen wir die vielen menschen nicht satt.

sie hatten dieses verworren gestaltete flugblatt dabei und fühlten sich von den initiatoren des volksbegehrens hintergangen, weil sie doch mit dem „niedersächsischen weg“ schon alles getan hätten, was möglich sei.

die rolle des omnibus in diesem geschehen haben sie überhaupt nicht verstanden – sie haben auch nicht zugehört und unbeirrt ihren streifen gefahren – nicht unfreundlich. auf meine frage, was wir denn nun machen sollten, sagten sie, wir sollten aufhören und mit dem omnibus nach hause fahren …

wir haben noch zusammen fotos aufgenommen und sie haben sich mit unschuldsmiene von ihren rabiateren kollegen distanziert. erst als sie weg waren und wir nach gefäߟen für die vielen blumen suchten, wurde mir klar, daߟ dies eine sturm abteilung des bauernverbands war und wir uns darauf einstellen können, daߟ die unseren tourenplan kennen und überall wieder auftauchen werden. in braunschweig war nichts los – also haben sie auch niemanden davon abgehalten, bei uns zu unterschreiben, aber das muߟ ja nicht so bleiben …

ich bin nicht sonderlich beunruhigt.

theorie zum volksbegehren

dieses sinnfällige plakat hat jens zur eröffnung mitgebracht und ich habe ihn gleich gefragt, ob ich es am omnibus befestigen und für die fahrt behalten darf. bei dem ewigen regen hole ich es aufgerollt jedes mal aus dem omnibus hervor und hoffe, daߟ sich möglichst viele angesprochen fühlen – die rechnung ist so leicht zu verstehen.