ende kampfsammeln

mit einem sehr erfolgreichen & lebendigen dreiviertelsamstag in volksdorf ging das kampfsammeln erstmal zuende. dort war ein groߟer und gut besuchter wochenmarkt, auf dem mathias & jonas mit ihren sandwiches herumgelaufen sind, während lukas bei mir am omnibus geblieben ist.

puh, ich habe nach diesem wochenlangen chaos eine groߟe sehnsucht nach der „normalen“ arbeit in ruhigem fluߟ.

gleichwohl habe ich gern in berlin & hamburg in den vorstädten gesammelt und würde dringend dafür plädieren, sich in einer konzertierten aktion auf diese abstimmungen (und die bisher in deutschland unerreichten zustimmungsquoren für verfassungsänderungen) zu konzentrieren und gut vorzubereiten. was ich bisher miterlebt habe, war sehr unkoordiniert und schwach organisiert.

am ende hatten wir 1.150 anträge auf briefabstimmung gesammelt – mit der dunkelziffer von herausgegebenen anträgen. unter den gegebenheiten: stolze leistung. kompliment an die boygroup.

volksdorf in der sonne

wir stehen wirklich im zentrum des dorfs. hier war viel mehr los, als wir zu hoffen gewagt hatten. ich war froh über jede wolke und versuche, das milieu umfassend wahrzunehmen. 

das dorf hat einige moderne apartmentwucherungen. da lebt mittelständischer reichtum (wenn es sowas gibt). mit der welt verbunden durch eine ubahnstation.

 

 

mittags habe ich in einer historischen, mit stroh gedeckten kate labskaus gegessen. 

unser ergebnis summierte sich zu einem deutlich besseren als gestern und wir haben die tausendermarke geknakkt. vielleicht stehen wir morgen sogar in der zeitung.  ganz in der nähe ist morgen ein wochenmarkt – wir werden wohl eine halbe stunde früher anfangen …

zweiter tibarg

gestern ist noch lukas zu uns gestoߟen, ein sechzehnjähriger sozialpraktikant von der blote vogel schule. er hat sich das knochenmark an der stelle eines alten bruchs im fuߟgelenk verletzt und läuft auf krükken – er darf das bein nur mit fünfzehn kilo belasten. meist läuft er mit einer krükke und die andere sucht noch ihren platz in unserem durcheinander. ich finde das lustig und wir haben alle lukas freundlich in unsere boygroup aufgenommen und ihn heute bei gemächlichem betrieb eingearbeitet. jonas ist eine zuverlässige hand geworden („old hand“ würden die amerikaner sagen) und weiߟ, wie der laden läuft. und mathias ist ein naturtalent. er lebt bei der arbeit auf und kann sich mit dem kraftstrom synchronisieren. ein viriler bursche, der jetzt schon in den club der gutmütigen riesen aufgenommen ist, die mein herz so erfreuen: als männliche rollenvorbilder – komplementär zu den alfamädchen.

also: die band hat einen guten groove, ungerade synkopiert von den umfallenden krükken.

am abend sind wir zwanzig kilometer nach westen gefahren und sind jetzt in volksdorf direkt an der nördlichen landesgrenze. das ist so eine art edelschlafdorf für die hamburger, mit vielen alten bäumen und hecken, die so hoch sind wie die lärmschutzwände an der autobahn. bei einem edelitaliener haben wir lekker gegessen. 

wir hatten mal wieder für die absperrung unseres platzes viel geld bezahlt und es standen mal wieder autos auf dem abgesperrten platz … langsam gewöhne ich mich daran und bleibe einfach mitten auf der straߟe stehen, bis alle weg sind. 

immer schön lokker bleiben.

wir fragen uns, wer uns hier finden wird.

meine fantasie …

ist wohl mit mir durchgegangen, als ich von einem fünftel der schweizerinnen geschwärmt habe – ich habe doch glatt die hammelherde vergessen (nichts gegen hammel als solche). und jetzt will ich unbedingt „die realen zahlen“ wissen, als ob das irgendwas bedeuten würde.

qualität läߟt sich nur fühlend erfahren.

epochal war es auf jeden fall: die botschaft war an die menschheit gerichtet und ist auch bei der menschheit angekommen. wie ein blitz aus heiterem himmel ist der impuls voll in das biotische milieu eingeschlagen. mit analogen auswirkungen allenthalben.

also danke nochmals, helvetia, wenn du mich da oben hören kannst.

niendorf – tibarg

hoch oben am nördlichen rand. da fällt mir gleich zehlendorf ein und die verblüffenden ähnlichkeiten: flach bebaute weiten. hier in hamburg nur mehr ziegelsteine. durchschnitten von mehrspurigen autoschneisen mit ständigem alltagsverkehr. bussen, bahnen,  u & s bahnknotenpunkten, tankstellen usw. nichts ist zu fuߟ zu erledigen.

nach dem frühstück kam ein sehr angespannter sparkassendirektor, der krampfhaft entschlossenheit & autorität ausstrahlen wollte mit seiner visitenkarte und seinem grübchenkinn. er verwies uns des platzes und fing gleich an, von der polizei zu reden … er war vollkommen unzugänglich. wie ein roboter. und das am frühen morgen. scheiߟ drauf !

ich bin auf den einzig möglichen anderen platz gefahren und habe keinen gedanken mehr daran verschwendet. der sparkassenfuzzi hat die polizei auf die jungs gehetzt und behauptet, sie würden die leute belästigen. die polizei tauchte dann auch auf: der archetyp eines streifenpolizisten, der seine arbeit als seelsorgerisch begreift, sich um seinen kiez wirklich kümmert und alles im auge hat. sachlich & friedfertig. ich kannte diesen polizisten und hatte ihn schon gleich bewundert, als ich ihn kennengelernt habe. er waltete gutmütig seines amtes und hob später auf seinem rundgang anerkennend den daumen.

alles cool

vorn rechts saߟ mathias und telefonierte, als ich von meinem spaziergang zurückkam. es war heute deutlich kälter und ich habe wieder mein storchenbein-outfit angezogen. darin fühle ich mich dieses jahr am wohlsten.

die jungs

waren heute sehr fleiߟig und unser ergebnis war viel besser als gestern. mathias hat sich das sandwich ausgezogen, weil alle bei dem anblick sofort „afd“ assoziierten. die materialien der kampagne hier sind wirklich gräߟlich, aber die sache selbst ist so wichtig, daߟ wir uns nicht darüber grämen können. 

ich habe keine not, das auch deutlich zu sagen. die schweizerinnen haben uns gerade vorgeführt, wie wichtig es ist, auf schönheit & groߟzügigkeit zu achten. das ist ein viel direkterer breitbandiger ansatz, spannend wie das leben selbst. und letztlich nur durch kunst vermittelbar. das läߟt sich nur durch machen nachempfinden.

irina hat uns leider heute zum letzten mal geholfen – sie muߟ sich um ihr studium kümmern. zum abschied ist sie noch mit groߟer selbstverständlichkeit groߟzügige omnibus-förderin geworden. irina hat uns jetzt zwei halbe tage in unserer arbeit erlebt und versteht genau, was wir machen. hoffentlich fährt sie mal mit. ich depp hab mal wieder kein volk-foto von ihr gemacht.

das ist ein poster von tibarg, wo wir jetzt nach einer dreiߟig-kilometer-fahrt, vom tiefsten osten quer durch die stadt,  zwischen binnen- & auߟenalster hindurch, gelandet sind. am ende war es kompliziert, auf unseren platz zu kommen. vor der sparkasse und gegenüber der konsumhölle.

bergedorf

wir muߟten uns am morgen umständlich & fragwürdig umstellen – poller rausnehmen und zwischen laternen, bäumen und plakatständern zentimeterweise manövrieren. 

immer schön lokker bleiben.

es war heiߟߟߟ und ich stand den ganzen tag in der sonne. mathias hat sich zum fliegenden sammler entwickelt und läuft dynamisch & freundlich neben den menschen her. er läߟt sich nicht die gesprächsführung aus der hand nehmen und in allgemeine gespräche verwickeln, die nur zeit vergeuden und erkennbar zu keinem ziel führen. das hat er sehr schnell begriffen.

gegen mittag ist irina gekommen, eine aus ruߟland stammende politikstudentin, und war uns für ein paar stunden eine groߟe hilfe. sie hat schon mit benjamin gesammelt. sie ist gut gelaunt und beherzt – ein naturtalent. morgen kommt sie wieder …

die ergebnisse sind – verglichen mit der woche im vorigen jahr – eher bescheiden. aber da waren wir immer zu fünft und hatten auch noch hilfe von freundinnen aus der umgebung.

es war so heiߟ, daߟ wir keine lust hatten, zu kochen und die jungs sind auf die reeperbahn gefahren (mathias war bei seinem ersten besuch in hamburg noch 17 und durfte nicht in die herbertsstraߟe). ich hab derweil einige essays von wendell berry gelesen, auf den ich durch ein sehr liebevoll & sorgfältig übersetztes büchlein aus der think oya-reihe gestoߟen bin:

mir ist ein schönes englisches wort für landwirtschaft aufgefallen: husbandry. das will als mehr als menschlicher haushalt verstanden werden. als unergründliches zusammenspiel. darüber habe ich bei meinem abendspaziergang nachgedacht.