traum geplatzt

kurz leuchtete zum ersten mal eine möglichkeit auf, den winter zu verbringen, auf die ich mich richtig freuen konnte. dieser traum wurde jäh durch eine art digitales fallbeil beendet und ich bin wieder zurück auf null mit meiner quartiersuche. das rückt mir jetzt echt auf die pelle. ich fühle mich so hilflos – ich habe doch auch hier schon meine not geschildert. ich kann ja nur daraus schlieߟen, daߟ ich für andere menschen als mitbewohner nicht zu ertragen bin.

so what ?
 
ich bin gleich heute fremdgegangen und habe mir von einer schönen selbstbewuߟten türkin die haare schneiden lassen. sie arbeitete mit energischen handbewegungen und hatte meine vorlieben sofort erkannt. sie wuߟte immer genau, was sie tat. sie war so schnell & professionell, daߟ sie mir gründlich meine geliebten ohrhaare ausrasiert hat, ehe ich auch nur piep sagen konnte. dabei hat sie mir eine blutende wunde in der ohrmuschel beschert (es hat nicht wehgetan) und ganz unschuldig gefragt: „haben sie sich verletzt?“ und dann: „soll ich auch an ihren augenbrauen was machen?“. als sie mit einem richtigen rasiermesser geschickt meinen nacken ausrasiert hat, hätte ich sie fast gefragt, ob sie mich nicht auch rasieren könne. vielleicht beim nächsten mal. ich habe ihr mit vergnügen fünfzig prozent trinkgeld gegeben und der erste kommentar meiner mitfahrerinnen war: „du siehst jünger aus.“ jetzt habe ich eine blutige schramme im ohr zur erinnerung.

hier in soltau gibt es ein mit eu-mitteln gesponsertes, nichtstädtisches filz-museum (das ist der geheimnisvolle turm von gestern) mit angeschlossenem laden, wo man alles mögliche aus filz erwerben kann. da werde ich morgen nachsehen, ob auch joseph beuys ausgestellt oder doch zumindest erwähnt ist.

  

einen hauch besser

war unser zweiter tag in lüneburg. das wetter hatte lichte momente. ich auch, denn mindestens zweimal hat mein traktorstrahl mitten ins herz getroffen.

und vornehme herren haben mir anerkennend gelauscht und „alle achtung!“ gesagt. gabriele wirbelt wirkungsvoll herum. ich könnte sie vom fleck weg engagieren.

  
diesen artikel haben wir valentin zu verdanken (die jeweils jüngsten mit der pressearbeit zu betrauen, war eine wirklich gute idee). wie auf dem foto bin ich ganz im hintergrund geblieben, aber irgendwie werde ich langsam von denen wie so eine art pop star abgehandelt. mir ist das kein biߟchen peinlich, denn es erweist sich als wirkungsvoller anknüpfungspunkt. was kann ich mir besseres wünschen als daߟ die menschen sich für mich inter-essieren ?

   
 
zwei gutmütige, mit maschinenpistolen bewaffnete polizisten standen mit ihrem bus vor dem omnibus (sie muߟten den weg für irgendeinen mafioso sichern, der in einem der amtlichen häuser in der nähe war). sie haben zum beispiel ganz freundlich verirrten touristen, die falsch in eine einbahnstraߟe fahren wollten, den richtigen weg erklärt.

  
inzwischen sind wir in soltau, einem kuscheligen städtchen mit 22.000 einwohnerinnen, die uns gleich neugierig begutachtet haben, als wir im schneckentempo auf den intimen kleinen platz gefahren sind. der wirt vom „don camillo“ hatte ein intensives dß©ja vu und wuߟte nur, daߟ er den omnibus vor kurzem irgendwo wahrgenommen hatte. wir haben dann bei ihm am fenster mit blick auf den omnibus lekker gespeist.

  
bei meinem abendspaziergang kam mir eine inter-essante idee:

wir müssen sowieso zu unserer eigenen orientierung am ersten morgen in einer stadt in die touristen-information (die wissen, wo alles ist und haben meist auch noch einen handlichen kostenlosen stadtplan). wir werden unser kommen einfach als attraktion für die stadt inszenieren und sie bitten, doch für die dauer unseres aufenthalts einige unserer unterlagen (und vielleicht postkarten-sets) auszulegen und uns anzupreisen … (das plakat mit den kühen wäre da auch ein schöner blickfang) …

   
   

voll verregnet

war unser erster tag – und gleich morgens kamen ganze pulks in den omnibus und wollten besinnungslos gegen fracking unterschreiben. sich da reinzugraben ist eine art von homo-archäologie und ziemlich kräftezehrend. gabriele & valentin hatten ihren ersten tag und kolja war nicht voll auf seinem posten, aber unsere ausbeute war höher, als wir für möglich gehalten hätten.

wir haben gemüse-risotto mit speck zubereitet und alles ganz lokker aufgegessen. während die jungs gespült haben, bin ich mit gabriele in der dämmerung durch die wasserstadt gebummelt – ich sehe hier überall altes ziegelfachwerk, das mich rückwärts an die zeche zollverein erinnert und wie sofia aussah, als wir uns dort gesehen haben. in ihrer rekonvaleszenz hat sie jetzt snow crash gelesen und kann nachvollziehen, was ich meinte, als ich sie mit y.t. verglichen habe. 

hallo, liebe sofia – machs gut !!!

  
 du bist schon ganz verschwommen.

das ist mir jetzt hier einfach so reingerutscht im geknatter der assoziationen.

die anderen sind längst im bett und ich habe noch andere korrespondenzen.

  
nacht zusammen

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auf normalbetrieb. nachdem wir nach einem ausgiebigen sonntagsfrühstück alle noch mal die regendusche in manfred’s palast genossen hatten, sind wir 50 km über die autobahn nach lüneburg gefahren.

hier war ich schon oft. nach dieser stadt ist eine meiner lieblingslandschaften benannt. die ersten siedlungsspuren sind 150.000 jahre alt. später dann hansestadt mit wunderbarer backsteingotik, kunstvoll, aber nicht abgehoben. selbstbewuߟt. im hanse-zeitalter wurde der bargeldlose zahlungsverkehr erfunden … ich schweife ab …

  
  
hier hatte kolja vor drei jahren seinen ersten normalen arbeitstag am omnibus. hier wird nächsten monat sofia studieren.

gabriele hat unsere einfahrt in einem cafß© auf sich wirken lassen und uns gleich anschlieߟend zu den köstlichsten sahnetorten eingeladen. anschlieߟend bin ich mit ihr kreuz und quer durch die altstadt gelaufen und wir haben die über tausend jahre alte michaeliskirche von innen angeschaut.

  
giebel wie gesichter, individuell, aber auch abgestimmt, auf der suche nach einklang. immer wieder begegneten uns menschen in historischen kostümen und es fing an, ganz leicht zu nieseln.

am omnibus haben wir die jungs aufgesammelt und zur feier des tages beim italiener zu abend gegessen. auf meinem abendspaziergang bin ich auf die wasserstadt gestoߟen, die einen ganz anderen charakter hat.

  
da will ich unbedingt im hellen noch mal nachsehen. und so steht unsere lady da:

  

arbeitsaustausch

morgen kommt gabriele, die lieber inkognito bleiben will. ich freue mich ganz entspannt auf alles, was ich von ihr lernen kann.

keine digitale eingeborene wie die, die mich sonst so umgeben, dafür umso er-fahrener.

bingo

  

war die summe dieser woche ! wir holen, was zu holen ist – danke an das team und unsere gastgeber !!!

runter kommen

im omnibus herrschte ein unsägliches durcheinander. alles war nicht zu ende gemacht und schmutzig, so daߟ ich kurzentschlossen mindestens zwei gänge runtergeschaltet und ausgeschlafen und allein im omnibus ausgiebig gefrühstückt und mir einen ersten überblick verschafft habe, um dann in ruhe die notwendigen schritte abzuarbeiten und ordnung zu schaffen. 

wenn das kein workshop war. an denen konnte ich nämlich deshalb nicht teilnehmen. ich bin auf meiner eigenen spur und habe meine eigenen inter-essen & vorlieben.

  
am nachmittag kamen kolja & benjamin und haben dem aufgeräumten omnibus eine grundreinigung verpaߟt und tatkräftig geholfen. 

ich habe mich mit manfred ausführlich über die vertrackten implikationen der offensiv feindlichen manöver des parteienstaats ausgetauscht (er rechnet mit weiteren zehn jahren arbeit für sich auf allen ebenen). ein liebenswürdiger held, wenn es sowas gibt. er zauberte dann noch einen topf lekkere suppe für uns herbei.

und dann kam valentin aus hamburg, der bis jetzt zu hause geschlafen hatte. und mit ihm die allerletzten zahlen.

   
 

nine eleven

war der letzte tag der kampfsammelwoche. wir haben noch einmal bis 17:00 uhr gas gegeben, dann sind wir quer durch die stadt zum neuen gebäude der gls-bank gefahren – dort konnten wir den omnibus während der veranstaltung schräg gegenüber in der katholischen akademie abstellen.

  

während die anderen hektisch zur vorbereitung der veranstaltung herumwuselten, habe ich dort nach jahren sui dschen wiedergesehen und wir haben uns auf den neuesten stand gebracht. 

(nach der veranstaltung waren wir zu einem buffet im dachgeschoߟ eingeladen – vom dach aus hatten wir einen schönen überblick und konnten sogar noch ein feuerwerk zu den cruising days im hafen anschauen).

neben götz werner und johannes stüttgen war als dritte referentin noch ise bosch da, eine unprätentiöse sympathische frau, die aus der sicht einer erbin (enkelin von robert bosch) über das schenken geredet und nüchtern & ehrlich über ihre „arbeit“ als stifterin gesprochen hat (da fallen mir meine geliebten stiftsfrauen aus dem hochmittelalter ein).

obwohl das thema „schenken“ war, hat johannes in seinem vortrag sehr schön & paߟgenau die dreistufige volksgesetzgebung erklärt.

 

leon ist aus berlin zu der veranstaltung gekommen und konnte so heute seinen groߟen kleinen bruder mit nach hause nehmen. florentine & natascha wollten noch auf die rolle gehen und haben ihr gepäck schon aus dem omnibus in brigitte’s hotelzimmer gebracht, denn brigitte ist erfüllt & zufrieden nach dieser vollen woche aus dem omnibus ausgezogen.

unser wassertank war leer und für heute war eine groߟe nazi-demonstration angekündigt (mit all den üblichen räuber & gendarm-begleiterscheinungen) – da wollte ich unbedingt in der nacht noch nach moorburg fahren. die fahrt durch den elbtunnel und den hafen bei nacht ist auch eine der schönsten abschiedsfahrten von hamburg.

mein stelldichein mit gabriele fischer, der chefredakteurin von brand eins, hat leider nicht geklappt, aber wir hatten wenigstens einen kleinen herzlichen ihmehlwechsel wie alte bekannte.

   
 

die hütte brennt

  

beim kampfsammeln habe ich immer eine seltsame rolle – ich muߟ den Laden zusammen halten. wenn ich vollkommen gegenwärtig bin, kann ich zur höchstform auflaufen. völlige professionalität erreichen. traktorstrahl voll auf sendung. dann erlebe ich natürlich auch immer wieder analogen vollkontakt mit den inter-essantesten menschen …

  

die zeit ist kostbar. es gilt also, die erklärungen der situation immer schnittiger zu machen. heute habe ich, um die dringlichkeit zu betonen, meine erklärungen eingeleitet mit: „die hütte brennt“. das haben alle sofort verstanden und im weiteren verlauf aufmerksam zugehört. irgendwie theatralisch – ich kam mir vor wie auf einer bühne.

ich befehle mir selbst: immer locker bleiben und weit offen zur welt hin !!! 

heute waren wir wieder voll in betrieb. brigitte hat sich ein beispiel an freya genommen und erst aufgehört, als sie die hundertermarke überschritten hatte. die jungen sind fleiߟig als trio überall herumgewieselt. brigitte & kolja waren die springer zum omnibus und haben die stellung gehalten, wenn ich nicht da sein konnte. 

   
   

wenn ich gestern von helferinnen gesprochen habe, so waren damit lauter jungs gemeint: jens, christoph und die beiden riesen vom vorabend, stephan & julian. das ergab die inter-essantesten kombinationen und ein stolzes ergebnis. fast hätte es sich ergeben, daߟ stephan, der jetzt in bremen wohnt, für eine woche mitgefahren wäre. oh, wär das schön.

auf die kerntruppe konzentriert haben wir uns heute noch einmal gesteigert und fast fünfhundert unterschriften gesammelt, wenn wir benjamin & valentin nicht dazuzählen. 

bravissimo.

puh, im gewimmel

heute haben wir über fünfhundert unterschriften gesammelt (es können auch leicht noch siebenhundert werden, wenn wir valentin & benjamin, die für uns in der stadt unterwegs waren, dazuzählen).

  

alte freundinnen haben uns geholfen und vereinzelt tauchten sehr schöne menschen und alte persönliche erinnerungen auf. das ist der vorteil von groߟstadtgewimmel und insofern genieߟe ich dieses wiedersehen mit hamburg – je geistesgegenwärtiger, desto besser.

aber auch im omnibus herrscht gewimmel, denn heute ist noch natascha dazugekommen, mit der florentine gerade in berlin eine wohnung bezogen hat. florentine hatte noch farbe in ihren üppigen langen haaren, als sie zum omnibus kam. die beiden schlafen sowieso in einem bett, also können sie jetzt auch zusammen im prinzessinnenbett schlafen. 

wir sind also zu sechst und da fangen die abläufe meist an, zu stottern. und ich glaube, mich besonders konzentrieren zu müssen – dann wird es anstrengend und ich muߟ mich besinnen und inseln von „quality time“ schaffen, wo ich ganz bei mir bin oder in breitbandig flieߟendem analogen kontakt zu anderen menschen. dann versorgt das pulsierende netzwerk des lebens mich direkt mit energie. ständig online ohne strom. schwieriges unterfangen, aber es lohnt sich, daran immer weiter zu arbeiten. geschmeidigkeit entwickeln …

deshalb höre ich jetzt auf und füge dem gewimmel im omnibus noch ein paar milliarden kleine helferlein hinzu.