krefeld zunehmend drückend

es wurde über tag wirklich heiߟ und drückend. was das angeht, hatten wir einen idealen platz unter groߟen platanen – prima klima:

  
ich warte weiterhin darauf, alte lieben & freundschaften wiederzusehen, zum beispiel die süߟe connie, die über jahre verteilt eine groߟe liebe war.

  
hallo connie – wo bist du ?

stattdessen hat mich marion aus düsseldorf besucht, die ich jetzt etwa acht jahre nicht gesehen habe. teenage love affair (sie 13, ich 16). nach 20 jahren total unterschiedlich mäandernder lebensläufe sind wir dann wieder zueinander gestoߟen (sie skorpion (wie meine mutter!), ich wassermann). mit ihr habe ich meinen ausflug in die modewelt gemacht: wir haben zusammen die firma questo e quello betrieben … eine superschnelle, überkandidelte welt, in die ich staunend eingetaucht bin. ich habe heute noch exquisite einzelstücke aus dieser zeit. zum beispiel mein riesiges seidentuch.

ich muߟte da irgendwann aussteigen, weil ich das unternehmen schon scheitern sah und nicht die autorität hatte, die entscheidenden veränderungen vorzunehmen. marion ist dann später wirklich unausweichlich & häߟlich pleite gegangen. dabei war sie ein richtiges arbeitstier und hat wie eine löwin gekämpft. eine zeit lang reihte sich in ihrem leben katastrophe an katastrophe und ich habe sie über die jahre verteilt immer mal wieder kurz getroffen. sie wird immer stärker und unabhängiger und hat ein liebevolles verhältnis zu sich selbst gefunden. sie läߟt sich durch nichts unterkriegen. dafür bewundere ich sie sehr.

es war sehr schön, sich mit ihr auszutauschen und wir haben die zeit völlig vergessen. wir haben eisbecher gegessen, sind flaniert und haben uns was kleines, feines zum essen im freien ausgesucht. währenddessen hatte es sich bewölkt und sah kurz nach einem erlösenden gewitter aus – es tröpfelte auch schon, aber das fällige gewitter ist krefeld im halse steckengeblieben – drauߟen war die luft kühl, drinnen stickig. wir haben einen schaufensterbummel gemacht und uns über kleider unterhalten und über gesundheit.

als ich sie am hauptbahnhof verabschiedet hatte, fiel mir schlagartig ein, daߟ ich jetzt leider das konzert von karin verpaߟt hatte – ich war auch nicht im entferntesten auf die idee gekommen, marion davon zu erzählen. ich glaube, karin wird das verstehen. ich habe dann später erfahren, daߟ lara & stephan, die sich heute wieder tapfer geschlagen haben, das konzert bis zur halbzeit gehört haben.

  
das ist einer der bäume auf unserem platz in aachen, die mir sehr gefallen haben. eine feingliedrige ahornart (die im frühling als erste hellgrün leuchtet). das bild soll hier sowas sein wie ein eselsohr in einem buch, weil ich noch was über eine begegnung in aachen erzählen muߟ:

  

puh, krefeld

ich habe so viele erinnerungen & vergleiche. depression drückt einen hier nieder und es gibt kaum gründe & anlässe für ein herzhaftes lachen. ich kämpfe gegen meine mögliche befangenheit und schaue erwartungsvoll in jedes gesicht. es gibt hier viele freundinnen (die jungs sind auch gemeint) aus meiner vergangenheit, aber sie kommen nicht vorbei …

nach & nach kamen die menschen von der grundeinkommensinitiative oder regelmäߟige teilnehmer der ringgespräche vorbei und schauten nach uns. zum beispiel karin mast. sie ist höchst lebendig & vital und darüber hinaus noch eine sängerin … morgen abend könnten wir sie in der friedenskirche mit jazz-standards hören (ich will meinen besuch überreden, das anzuhören). ich freue mich jedenfalls jedesmal, sie zu sehen.

  
heute hat lara uns den tag gerettet. ohne das geringste aufsehen hatte sie auf einmal eine liste voll. sie & stephan muߟ ich wirklich loben: das war hartes brot hier. und die verdammten zeitungen haben mal wieder nichts geschrieben, obwohl wir hier am samstag eine veranstaltung mit johannes & götz werner haben und jede menge leute vor ort.

   
 

überraschung !!!

als wir in krefeld nach einem ersten kleinen rundgang zum omnibus zurückkamen, waren sofia & leon dort und fragten sich gerade, wo sie uns wohl finden könnten …

ganz groߟe wiedersehensfreude ! krefeld sah gleich freundlicher aus als beim letzten mal, als wir im november hier waren. unser platz ist proppenvoll mit auߟengastronomie und wir haben ein paar meter entfernt vom omnibus im cafe extrablatt gegessen und erzählt.

jetzt ist mitternacht und ich habe die beiden noch zu ihrem auto begleitet.

und sage zufrieden: gute nacht !

   
     

aachen, zweiter tag

mantelwetter. schleppender anfang mit wenigen seltsamen menschen. viel schlechterer betrieb als gestern … und ab mittag wurde es wärmer & besser. als ich was essen war, habe ich schon wieder ein didgeridoo gesehen (in wangen war der laden, als ich am nächsten tag entschlossen hinging, geschlossen – und ich habe das als wink empfunden, daߟ ich noch mal darüber nachdenken sollte). jetzt warte ich mal, ob dieser laden hier morgen geöffnet hat und dann würde ich das kaufen.

am nachmittag lief es dann plötzlich so gut, daߟ wir alle drei in gesprächen waren und immer wieder neue leute kamen. lara hat alte freunde getroffen und eine duschmöglichkeit klar gemacht für abends. stephan kommt richtig in fahrt – er war heute der meister und wir haben das gestrige ergebnis deutlich übertroffen.

wir haben nudeln alla pizzaiola mit thunfisch & kapern gemacht und lekker zu abend gegessen (die zutaten hatten wir vorsorglich schon gestern gekauft, weil wir noch nicht wuߟten, wie wir den abend mit petra rosen verbringen würden).

ich habe dann mit musik in den ohren nach plätzen in der altstadt gesucht: am schönsten wäre natürlich der platz vor dem rathaus. groߟ & mittendrin. dann gibt es noch den platz am elisenbrunnen … und den theatervorplatz (der aber auch nicht viel besser ist als unser jetziger platz).

   
   

am abend habe ich gaaanz lange mit sofia telefoniert – wir haben uns kurzgeschlossen und diese unmittelbarkeit beim telefonieren tut gut. da können wir richtig gas geben und lösungen finden.

   
     

lara

dieses mal hat lara eine presseoffensive gestartet (telefoniert und emails verschickt) …

  

kaiserstadt

ganz so schlimm, wie ich dachte, war unser platz dann doch nicht. das wetter war unentschieden. mich hat immer wieder gefröstelt … und dann knallte die sonne rein. am nachmittag hat mich petra rosen, die uns gerade mal wieder unverhofft & groߟzügig beglückt hat, besucht – wir hatten uns bei johannes‘ geburtstag das letzte mal gesehen. ich freue mich jedesmal ungemein, sie zu sehen. ich liebe ihr rheinisches temperament. nach der arbeit sind wir alle zusammen in die altstadt gelaufen und haben bei „macaroni“ köstlichst gespeist. in der altstadt gibt es viel schönere plätze für den omnibus. ich war schon einmal am theaterplatz und an einer anderen stelle.

gegenüber von uns wird so eine blubberartige konsumhölle gebaut: die soll wahrscheinlich dieses falsche ende der konsummeile aufwerten.

  
heute morgen habe ich erfahren, daߟ sofia nach ihrer superdichten orientierungs-odyssee endlich zuhause, aber noch nicht ganz bei sich gelandet ist … sie muߟ jetzt das stakkato der eindrücke erstmal verdauen. ich hatte eine schöne willkommensüberraschung für sie vorbereitet und war sehr gespannt auf ihre reaktion … und dann schwante mir, daߟ die sendung sie nicht wie verabredet erreicht haben könnte. ich fiel aus allen wolken, denn so war es dann auch. ok, nicht ärgern ! alles selber machen !

  

willy-brandt-platz

da stehen wir jetzt drei tage. in aachen. ich war hier auch schon mindestens einmal. damals gab es noch keine smartphones – und bei uns allen war die verwirrung groߟ, weil google diesen platz nicht findet. irgendwie scheint das ein inoffizieller name zu sein. auf einem beigelegten lageplan von der feuerwehr stand „willi-brand-platz“. den findet google auch nicht.

wir stehen hier neben c&a am falschen ende der fuߟgängerzone, wo promenadenstraߟe und blondelstraߟe aufeinandertreffen. ich hoffe sehr, daߟ wir in die zeitung kommen, damit uns hier auch jemand findet. und werde mich nach einem besseren platz für die zukunft umschauen.

heute war es sehr erholsam bei ulrike & michael. um drei habe ich dann brigitte & stephan in witten abgeholt und brigitte konnte ihr auto wieder mit nach hause nehmen. auf meinen fahrten damit habe ich einen rekord im spritsparen aufgestellt: 5,4 l auf hundert kilometer ! brigitte’s söhne, die sonst viel mit diesem auto fahren, haben gestaunt.

gleich kommt lara zum omnibus, die im januar das treffen der jungen mitarbeiterinnen bei jan im raum mit organisiert hat – ich bin gespannt, was sie zu erzählen hat. wir sind jetzt zu dritt.

   
 

clara

heute bin ich nach köln gefahren, um einmal nach clara, der 85-jährigen vermieterin meines geliebten dachkämmerleins am rhein, zu sehen. bei ihr ist alles im umbruch – sie ist jetzt in einem altenheim, in dem sie auch ganz ordentlich behandelt wird – relativ nah bei dem haus, in dem sie seit 1964 gelebt hat. vor fast 10 jahren hat sie mir dort unterschlupf gewährt. wir mögen uns sehr. die umstellung fällt ihr sehr schwer, weil sie jetzt untätig zusehen muߟ, wie ihr eigenes heim gefleddert wird und für möglichst viel geld verkauft werden soll.

dabei hat das ganz normale leben die glückliche gelegenheit geboten, daߟ ich eine solvente & solide käuferin für das haus gefunden habe, die volles verständnis für die komplexe situation der kinder von clara hat, und groߟzügig hilfe angeboten und vorschläge gemacht hat. sie ist bereit, einen angemessenen & fairen preis zu zahlen. auߟerdem hat sie clara zugesichert, daߟ sie jederzeit zutritt haben würde, wenn die sehnsucht sie packt. 

ich könnte dort wohnen bleiben. mit diesem geliebten kämmerlein ist ein alter herzenswunsch von mir in erfüllung gegangen: direkt am rhein zu leben !!! nachts die schiffe zu hören !!! usw. dort war zwischen allen hochs & tiefs die tankstelle für mich, so umfassend, daߟ ich mir nichts anderes vorstellen möchte.

schon deshalb kann ich mich so gut in clara einfühlen, daߟ ich auch aus der entfernung ziemlich genau weiߟ, in welchem film sie jetzt ist. ich habe alles getan, um die sache zu einem glücklichen ende zu führen und ich habe mir vorgenommen, mir keine sorgen mehr zu machen, denn sorgen sind unnötige zeitverschwendung. der irrtum ist, daߟ sorglosigkeit immer mit geld in verbindung gebracht wird. scheiߟ auf die kohle, kann ich da nur sagen. und clara, aus der die kinder gekommen sind, sieht das genauso und wünscht sich nichts mehr als inneren frieden und die gewiߟheit, daߟ ihr geliebtes haus in gute hände kommt. 

wir haben einen ganz vertraulichen langen spaziergang gemacht und ich habe ihren rollstuhl erst oben herum bis zum godorfer hafen und dann zurück über den uferweg geschoben. wir waren uns ziemlich einig und clara hat gelacht, als ich ihr erklärt habe, daߟ ich mir keine sorgen mehr mache. 

alles wird gut.

und dann – ich dachte, ich seh nicht recht – fuhr dieses schiff stromaufwärts:

 

soprano hieߟ es und ich hab mich gefragt, ob es nach toni soprano, dem unvergeߟlichen depressiven mafiaboߟ aus new jersey, benannt sei. aus der gigantischen tv-serie „sopranos“, die ich schon öfter angeschaut habe und sehr liebe.

clara war schon lange nicht mehr so weit am rhein entlang unterwegs gewesen und hat unseren spaziergang sehr genossen. wir haben uns herzlich verabschiedet und gleich für übernächste woche verabredet, wenn der omnibus in köln auf dem chlodwigplatz steht. 

wir sind jetzt in meiner alten heimat unterwegs – und mir fallen lauter menschen aus meiner vergangenheit ein, die ich darauf aufmerksam machen könnte, aber andererseits bin ich ja wirklich leicht zu finden.
übrigens: das ist mein neues album von yasmine hamdan: