dramatisch

  

war nur der himmel. das ergebnis war heute mager und der zeitungsartikel hatte einen engagierten kursleiter vom job center auf die idee gebracht, mit zwei kursen am omnibus vorbeizukommen, im abstand von ein paar stunden. er war auch durchaus interessiert an unserer arbeit und ich habe ihn mit zusätzlichen informationen versorgt. aber die teilnehmerinnen tun mir immer leid – sie werden zur teilnahme erpreߟt und geben sich in der regel noch nicht einmal die mühe, inter-esse zu heucheln. anna hat ganz souverän die zweite gruppe übernommen.

wir haben unser bestes getan, um sofia im krankenlager zu verwöhnen. wir haben von der gärtnerei aus mit deren schlauch unseren wassertank aufgefüllt. arme anna: sie hatte heute ihren vorletzten arbeitstag und kann natürlich noch nicht nachvollziehen, wie es läuft, wenn wir das erste mal in einer stadt sind – da müssen wir in zwei jahren noch einmal andocken, damit die botschaft da einsickern kann.

herr mahlzahn war das beste, was uns in wittmund passiert ist. von ihm habe ich erfahren, wie die stadt das mit den „netten toiletten“ handhabt – wer ist wohl besser geeignet, diese maߟnahme zu beurteilen als ich ?

  

die stadt zahlt gastronomen & bäckereien geld, damit sie sich mit dem „nette toilette“ aufkleber kenntlich machen und das tun, was für gute gastronomen selbstverständlich wäre: freundlich allen menschen den weg zur toilette zu weisen. das ist in jeder hinsicht effizienter als die wartung öffentlicher toiletten. und hat noch den seiteneffekt, daߟ die öffentlichen toiletten weniger vandalisiert werden. in wangen im allgäu war eine nagelneue, moderne & saubere öffentliche toilette sogar vierundzwanzig stunden geöffnet. sowas geht nur mit „nette toilette“.

herr mahlzahn hat meine wahrnehmungen in vollem umfang bestätigt.

premiere

  

hier war ich noch nie. wittmund ist durch eingemeindungen die flächenmäߟig gröߟte stadt in ostfriesland, aber mit zwanzigtausend einwohnern an fünfter stelle.
herr mahlzahn hat sich als gute fee entpuppt und für alles sofort eine gute lösung gesucht. er hat sich heute selbst davon überzeugt, daߟ mit dem stromanschluߟ alles glatt läuft. auf eine kleine bemerkung hin hat er sofort telefonisch den chef einer gärtnerei zum omnibus geschickt, damit er mir zeigt, wo ich jederzeit unseren wassertank auffüllen kann. und so freundlich sind die meisten menschen hier. 

das wetter hat wild gewechselt:

  

am himmel flogen die fetzen, in mehreren schichten und unterschiedlichen geschwindigkeiten. zwischendurch immer wieder kurze sprühregen, bei denen wir in einem lebendigen ballett das papier rein & raus geräumt und die regenschirme aufgespannt haben. anna & ich im duett, denn wir haben es tatsächlich geschafft, daߟ sofia ihre hart verdiente bettruhe eingehalten hat. danke für die hilfe – ich glaube, sie ist über den berg.

beim ersten mal läuft die arbeit ganz langsam an, besonders in so kleinen, abseits gelegenen städtchen. mit einem quantitativen erfolg ist nicht zu rechnen. qualitativ war unser tag mal wieder eine sensation: die quote lag bei über neunzig prozent, die anzahl war durchschnittlich. anna ist ein naturtalent – und so jung – ich staune. 

wir drei sind ein dream team. murmelnd wie ein bach floߟ unser tag dahin, am abend sind wir zusammen zum essen ausgegangen (wir verwöhnen uns). unsere gespräche sprudeln los, sobald wir zusammen sitzen oder stehen. wir lachen viel miteinander.

  

wittmund

gleich nach der arbeit sind wir nach wittmund gefahren und von einem freundlichen herrn mahlzahn auf einen exponierten platz vor dem rathaus gelotst worden. morgen werden wir mit strom versorgt – die zeitung ist von anna benachrichtigt und wird uns wohl zumindest ankündigen.

  
inmitten einer busladung badischer rentnerinnen haben wir zu abend gegessen. die mädels sind längst im bett. ich bin noch mit hip hop durch die altstadt spaziert.

auf dem eifohn habe ich mir schon das „ziggy stardust“-foto von mir angeschaut, das gerade kursiert und wellen schlägt. das sieht irgendwie postapokalyptisch aus. fehlt nur noch sofia als das äquivalent für „imperator furiosa“ (die rolle, die charlize theron in „mad max – fury road“ gespielt hat). 

ich könnte damit leben, aber ich vermute, daߟ mir das kuh-foto besser gefällt. das war ein wirklicher höhepunkt des jahres !

   
 
hier hat es jetzt auch schon heftig geregnet & geblitzt.

ein tag in aurich

es ist immer völlig unkalkulierbar, wenn wir nur einen tag in einer kleinen stadt sind. das wetter war zuerst furchtbar – es hat heftig geregnet & gewittert. 

sofia zögert noch am rande der rekonvaleszenz … der tag voller arzttermine … und arbeit, immer wieder, wenn ich nicht aufpasse … sie kann sich so schlecht erholen – immerzu fragt sie sich, ob sie jemandem zur last fällt. mir jedenfalls nicht. ich bin froh, daߟ sie hier ist und ich direkt an ihrer seite. ich werde sie nach Kräften bemuttern.

also, ihr freundinnen da drauߟen, tut mir den gefallen und helft ihr auf die sprünge. sie braucht nur noch einen kleinen schubs, dann bleibt sie morgen im bett und schläft sich total aus. nur, wenn sie richtig lust hat, darf sie noch arbeiten. ansonsten ist strikte bettruhe angesagt und pflichterfüllung verboten.

  
nina hagen: (der song heiߟt: „unbeschreiblich weiblich“)

„… ich hab keine lust, meine pflicht zu erfüllen, für dich nicht, für mich nicht, ich hab keine pflicht …“ (sie meint da ihre rolle als frau und kotzt sich richtig aus)

   
 

hier sind beide mit wärmflaschen schwanger.
der himmel riߟ dann auf und sofort war eine heiߟe sonne da. anna hat uns mal wieder den tag gerettet. dank ihr hatten wir am ende ein gutes ergebnis. es hat den ganzen tag nicht danach ausgesehen.

  
achtet mal auf das profil – ha ha

  

das war in aurich. da war ich vor vier jahren das letzte mal. ich mag den platz. es gibt die aktion „nette toilette“ und eine moderne markthalle, die wie ein gewächshaus aussieht. daneben steht ein verrückter turm mit riesigen hörnern und einer antenne für die kommunikation mit auߟerirdischen. auf dem platz sind drei eisdielen und eine riesige steinkugel, die sich sehr träge auf einem wasserfilm bewegt – wahnsinns-drehmoment. hier ist einer der gröߟten windkraft-anlagen-hersteller der welt ansässig. das museum, wo ich etwas über die sieben friesischen seelande hätte erfahren können, hatte heute geschlossen, aber ich hätte sowieso keine zeit dafür gehabt.

wie gesagt: einzelne tage sind seltsam !

p.m.

das sind die häufigsten initialen im züricher telefonbuch … ich weiߟ inzwischen, wie der autor heiߟt und wie alt er ist und wo er lebt – aber ich finde das schön mit dem pseudonym. eine unverkennbare solostimme, die nicht berühmt werden will. das ist kunst.

da fällt mir gleich das unsichtbare komitee ein und das geheimnis seiner besetzung.

nach „kartoffeln und computer“ und „bolo ‚bolo“ habe ich jetzt 

  
gelesen und rufe besonders den digital natives und orientierung suchenden eine dringende empfehlung zu – das sollte sich alles viral so weit wie möglich verbreiten.

wirkt wie ein analoger tick-tack-wecker mit riesenglocken. sehr gut lesbar. nüchtern & märchenhaft. null geschwollen. realistisch mit feiner selbstironie. überall praktisch zu beginnen. freilassend & sinnlich.

und nochmal zur erinnerung: bolo ‚bolo erschien 1983 !

sofia heilen

sofia hat diffuse unterleibsschmerzen und die symptome einer blasenentzündung. wir machen alles mögliche, um ihr zu helfen: effektive mikroorganismen, regelmäߟiges honigschlecken, wärmflaschen, kissenlager & wolldecken, streicheleinheiten, inter-essante & kurzweilige gespräche, ausdehnung der zeit.

und sie hat summa summarum doch voll mitgearbeitet: sie hat nämlich oben, in ihrem lager, in zwei langen schüben gestern & heute 169 datensätze in meinen schoߟcomputer eingegeben, was für uns alle dokumentiert, daߟ wir gerade einen langstreckenrekord aufgestellt haben.

morgen früh um sieben will sie zu einer ärztin gehen, um sich mal ein schulmedizinisches bild von ihrem zustand machen zu können. einstweilen quält sie sich zum gotterbarmen.

könnt ihr euch bitte alle mal kurz konzentrieren und ihr – auf welchen wegen auch immer – eure energetische zuneigung rüberbeamen, damit sie wieder gazelle sein kann, wie es sich für sie gehört. ich habe ihr vor dem schlafen ausführlich ihre ohren massiert: sie kann euch also gut hören !!!

beten, meditation, telepathie, telekinese, telefonieren (015786525084), fernheilung, zauberei, schweigeminuten, schamanismus, wunder … alles willkommen. hauptsache, sie wird wieder gesund.

  

sonntag mit den mädels

was besseres finde ich nicht im reich der phantasie. wir lernen uns richtig gut kennen und forschen uns aus. ganz friedfertig & unbekümmert.

  
beide finden übrigens ihr profil (ihre ungeschützte breitseite) aus jeweils komplementären gründen nicht schön und so eins wie das der anderen hätten sie am liebsten. was sollen sie denn da machen ?

vor zwei tagen haben wir eine volksabstimmungshonigtherapie angefangen und nehmen unsere tagesdosis gemeinsam ein und können uns kreuz & quer im profil dabei betrachten.

als ich anna fragte, was denn ihr liebstes sei, war es nicht ihr diszipliniertes cellospielen als teil eines orchesters, was ja schon an sich eine hohe qualität ist: mit einer dienenden geste das groߟe ganze im auge haben. und auch nicht die pferde, die sie so liebt. sie sagte ohne zögern, daߟ das schreiben ihr am meisten gibt. und das mir, dem eingefleischten literaturliebhaber. so überrascht sie mich immer wieder. sie wuߟte auch die richtige übersetzung für dschihad: „der innere kampf“ hat sie gesagt.

  

timmeler meer

  

sofia hatte für uns einen campingplatz ausgekundschaftet, wo wir auߟerhalb mit strom & wasser versorgt stehen konnten und zugang zu duschen & waschmaschinen hatten.

die fahrt dorthin war wunderbar:  in die tiefe gestaffelte cumuli, ganz viel platz in der landschaft und zwischen den häusern, kaum zäune. die backsteinhäuser sahen aus wie die ersten häuser, die kinder zeichnen. menschenmaߟ, wie aus dem boden gewachsen – wenn die steine hier gebacken wurden, ist es ja auch so.

   
 

ganz friedlich & entspannt sind wir zum strand spaziert und haben anschlieߟend wie nebenbei drei waschmaschinen angeworfen und mit dem putzen angefangen. sofia hat sich meinen schoߟcomputer geschnappt, sich oben ein kuscheliges lager bereitet und begonnen, unsere reiche ausbeute in eine excel-tabelle einzugeben. dabei trinkt sie unmengen von blasen/nieren-tee und macht sich wärmflaschen. es war richtig gemütlich da oben.

   

 

anna, die noch wenig erfahrung mit kochen hat, hat für uns gekocht und wir haben alle zwei teller gegessen – es war richtig lekker. sie ist genauso fleiߟig wie sofia und wir sind inzwischen gut miteinander vertraut. schon nach so kurzer zeit kann anna seelenruhig schweigen, während ihre gesprächspartnerinnen sich in die unterschriftenlisten eintragen – sie redet nicht auf menschen ein, sie diskutiert nicht über politik und kann trotzdem jederzeit erklären, warum sie selbst die direkte demokratie wichtig findet. sie ist eine unschuldige autorität und behält immer die gesprächsführung in der hand. das können nur profis, die für sich selbst geradestehen.

  

sie ist erst siebzehn – und ich bewundere sie. (das foto hat sofia gemacht)

jähes erwachen

ein insistierendes klopfen riߟ mich heute morgen aus den tiefsten träumen. wir waren einfach noch für eine nacht auf unserem platz geblieben und konnten uns nicht vorstellen, daߟ dort am samstag morgens etwas los sein könnte. die mädels wollten am liebsten ausschlafen und haben das klopfen in ihre träume eingebaut.

ich also – völlig verschlafen & zerstrubbelt – paar klamotten übergezogen und ohne brille nach unten … und eine frau redet auf mich ein über folter in der psychiatrie und überreicht mir flugblätter (die sie auch schon unter die scheibenwischer geklemmt und durch ein klappfenster in den omnibus geworfen hatte). sie sagt mir auch beiläufig, daߟ jetzt gleich auf dem platz eine veranstaltung der jäger & fischer stattfinden wird mit ganz vielen besucherinnen. (!!!)

wir sind dann ohne waschen & frühstück auf einen omnibus-parkplatz im hafen geflüchtet und haben es dort langsam angehen lassen. sofia, die es an der blase hat, ist mit ihrer notdurft einfach zum erstbesten haus gegangen und hat bei hoffmann geklingelt. frau hoffmann hat sie sehr freundlich & verständnisvoll empfangen und mit dem spruch: „oh ja, kindchen, das kenn ich!“ auf ihre toilette gelassen.

  
wir standen an einem strang, wo drei klappbrücken (für fuߟgängerinnen, für die eisenbahn und für autos) nebeneinander über einen hafenarm führten.

wir sind dann in einer ausgedehnten bummelrunde um das wasser herum spaziert und haben einen wohnmobilstellplatz erkundet und auf unserem platz die veranstaltung begutachtet: als wir ankamen, standen dort  lauter stände und imbiߟ- und bierwagen und wir konnten waldhornbläsern zuhören und bekamen jagdhunde präsentiert (deutsch drahthaar usw.) nebst informationen über ihre stärken & schwächen. an mehreren stellen standen falkner mit verschiedenen greifvögeln auf dem arm. einer lieߟ sich einfach herunterfallen und hing mit angelegten flügeln am arm seines meisters.