seltsamer vorort von wiesbaden. so ähnlich wie schierstein, wo unsere pension ist. wir stehen fünfhundert meter vom rhein entfernt – im zentrum (wenn man davon überhaupt sprechen kann). wir stehen der straße zugewandt in einer komischen drive-by-situation und von rechts kommt ein strom von autos. das wetter ist sehr schön, aber im schatten noch kühl. um mich diesen verhältnissen anzupassen, ziehe ich mich dauernd um und hole auch schon mal – wie jetzt bei meinem abendspaziergang – meinen legendären ledermantel hervor.
wir haben nur wenige gespräche, aber insgesamt eine freundliche und wohlwollende atmosphäre – und ich hatte heute mindestens drei wundervolle gespräche mit menschen, mit denen ich mich unvermittelt verbunden gefühlt habe (ohne großes argumentieren).
kolja hat experimente mit unseren neuen mikrobiellen reinigungsmitteln gemacht und auf der rückseite des omnibus die obere fensterreihe geputzt und die schiene eingesprüht und gewischt. jetzt können wir langsam vergleiche anstellen im hinblick auf dosierungen und häufigkeiten. und vor allen dingen mit der antibiotischen giftspritzerei, mit der wir vorher geputzt und schauderhaft die umwelt verschmutzt haben. es macht mir viel freude, völlig selbständig angewandte wissenschaften zu betreiben. auf menschen bezogen mache ich das ja sowieso die ganze zeit. jetzt beziehe ich ergriffen staunend unsere kleinen lieferanten mit ein, die uns immer schon fleißig versorgen. ich bin verblüfft, daß ich erst jetzt diese zusammenhänge wahrnehmen und würdigen kann, obwohl ich die maximale öffnung nach außen intuitiv schon immer für meine gesundheit erfolgreich zelebriert habe.
und jetzt erfahre ich, daß meine maximale außenfläche mein darm ist: voll ausgebreitet sind das 2.000 quadratmeter, mit milliarden, wenn nicht billionen von emsigen organismen. denen will ich jetzt mein volles inter-esse schenken. eine schöne umstülpung. und ein großes geheimnis.