die meisterhäuser
und dann habe ich die meisterhäuser entdeckt (so hießen die beim bauhaus dessau, das bei mir als hochschule an zweiter stelle kommt).
von unserem platz führten zwei stichstraßen an zwei gestuften, hangwärts eingebauten häuserreihen vorbei, deren volumen von der straßenseite überhaupt nicht zu erkennen war. sie waren jeweils nur an der hangzugewandten seite zugänglich. diese häuser stammen nicht alle aus der bauzeit der hfg, aber sie ordnen sich liebevoll & organisch in den ganzen großen entwurf ein. ich würde sofort in jedes dieser häuser einziehen und würde mich völlig zuhause fühlen …
und noch zwei zur nacht, denn es ist schon spät und ich muß jetzt ins bett:
unverhoffte glückseligkeit
träume erfüllen sich ganz selbstverständlich: samstag nach der arbeit sind wir nach ulm auf den kuhberg gefahren zu meiner geliebten hochschule für gestaltung gefahren, mitbegründet von otl aicher, die progressivste hochschule nach dem zweiten weltkrieg – ich behaupte mal unerreicht bis heute – inkompatibel mit dem besinnungslosen staat des wirtschaftswunders, glorios 1968 vom staat kaputtgemacht … und die protagonisten der hochschule haben alle schleimigen annäherungsversuche einhellig zurückgewiesen.
global war die hochschule so ziemlich das beste, was in dieser zeit aus der wissenschaft herausgeholt werden konnte. absolute avantgarde, mit heute noch spürbaren wirkungen besonders in ländern der dritten welt, die bereit oder gezwungen sind, einmal ernsthaft alle ihre sinne auf die praktische verarbeitung der wirklichkeit zu richten und verantwortung zu übernehmen.
übrigens hat hier auch das eifohn seine wurzeln!
wir haben uns hoch oben einen platz gesucht, wo bei entsprechendem wetter die alpen zu sehen sind. gestern konnte man so ungefähr siebzig kilometer ins land sehen. da fühlten wir uns schon unverschämt gut.
ich bin dann rumgewandert und habe versucht, alles aufzunehmen, was da für mich zu spüren war und ich war von der schlichten schönheit wirklich überwältigt. sowas brauchen wir jetzt immer drängender. für mich war die hochschule immer ein großes vorbild und otl aicher ein wahrer meister, einer der ganz wenigen einsamen solitäre, die aus dem allgemeinen stumpfsinn herausragen.
ich habe ein paar bilder gemacht und war schon richtig glücklich:
diese architektur ist fast so alt wie ich! 1953 gebaut von max bill, mit viel unterstützung von den amerikanern, die keine ahnung hatten, was sie nun mit diesen deutschen anstellen sollten. geholfen hat auch, daß so kurz nach dem krieg fast alle deutschen bei dem namen inge scholl sozusagen automatisch ein schlechtes gewissen hatten. ich bin unter genau diesen heuchlern großgeworden. lauter feiglinge.
diese architektur ist so zweckmäßig und schlicht, so schön eingebettet in diese spektakuläre topologie – ich könnte weinen vor freude. und die pflanzen sind auch in ihrer komposition schon sechzig jahre alt und bringen bringen die intelligent eingesetzte spitzentechnologie wieder zum verschwinden. mit meiner ddr-affinität würde ich als kompliment sagen: wunderschöne plattenbauten.
presse
sophia hat sich gestern als presse-agentin versucht und ist zweimal in die redaktion der neu-ulmer zeitung gegangen. mittags kam dann auch ein fotograf zum omnibus, für den wir noch den stehtisch herumgetragen haben, damit er uns und den omnibus schön ins bild setzen konnte. und sophia hatte den ziemlich guten artikel aus gunzenhausen als beispiel mitgenommen (den hat die redakteurin sich kopiert).
aber dann hat sie auch gleich die ganzen frustrationen miterlebt, mit denen sich andrea und wir alle am omnibus immer wieder herumschlagen müssen, denn heute war nur eine schwer auffindbare kurze notiz in der dicken samstagsausgabe, in der vom „bundesweiten bürgerentscheid“ die rede ist. es gruselt mich, wenn ich so was grundfalsches lese.
und gestern hat sie schon ganz selbständig die fühler nach der „neuen presse“ in ulm ausgestreckt und dort eine redakteurin angerufen – die muß jetzt von andrea noch mit material gefüttert werden.
trübsal
heute hat es den ganzen tag genieselt, nur fröstelnd auszuhalten mit mantel & schal. entsprechend war das ergebnis. aber wir haben lekkere kohlrabi gekocht und schweinelendchen gebraten. mmh.
anschließend sind wir zum kino gelaufen und haben uns einen bombastischen, postapokalyptischen kostüm- und maskenschinken angeschaut, völlig überdreht und fast wie ein ballett arrangiert, mit fahrzeugen, die wie wilde tiere aussehen und überall explodieren und schleudern und durch die luft fliegen. und es gibt kein grün in der landschaft, nur wüste und felsen in dramatischem licht.
alles in einer abgenutzten, stacheligen ästhetik – ich mußte immer an sophia’s piercing denken. auch an den körpern der protagonistinnen war alles mögliche geflickt und vernarbt. charlize theron hatte so kurze haare wie sophia und eine ziemlich gut gearbeitete handprothese und war damit so eine art cyborg. aber sie hatte wenigstens einen guten grund, was technisches an ihren schönen körper zu flicken.
der film sprang uns in 3d plastisch ins gesicht, bestens geeignet, alle eventuell angestauten verspannungen aufzulösen und war dabei durchaus amüsant, aber maßlos übertrieben.
nach dem kino mußten wir den omnibus noch rückwärts in eine sacksituation manövrieren, weil morgen auf dem platz wochenmarkt ist.

























