inzwischen

war ich am vorvorigen wochenende in wiesbaden und habe ausgiebig im rauschen der gongs gebadet:

 

von dort aus brach ich ja zu neuen ufern hoch im norden auf: 7 wochen intensives sammeln für die volksinitiative „rettet den bürgerentscheid!“ in schleswig-holstein – wo ich viele geschwister habe …

in wiesbaden ist elias eingestiegen. wir hatten uns schon beschnuppert und konnten uns gleich gut riechen. ein frischling, dem ich alles mögliche zutraue – er hat einen schnurrbart wie ein zirkusdirektor.

2 fahrtage mit allen schikanen -eine nacht an der autobahn – das präparieren des OMNIBUS einschließlich politur des goldenen gürtels – briefing mit ramona bei einem feinen italiener: aufgaben, an die ich normalerweise im vorfeld viele paranoide gedanken verschwendet hätte.

dieses mal war elias mein engel und hat ermöglicht, daß wir lokker das beste herausgeholt haben, obwohl alles für ihn neuland war.

 

an diesem platz in der landeshauptstadt kiel haben wir die ersten drei tage gesammelt – ganz in der nähe von ramona’s büro – sie ist die kompetenteste managerin dieser volksinitiative, die ich mir wünschen kann und hat uns liebevoll betreut.

auf jedem unterschriftsbogen kann sich nur eine person eintragen – aus datensicherheitsgründen. ich empfinde das eher als mißtrauenserregende heuchelei & grauenhafte papierverschwendung.

wir haben die „urne“ von „abstimmung 21“ umfunktioniert und neben dem eingang aufgestellt. er hat oben einen schlitz wie ein sparschwein. da werfen wir jetzt feierlich & ostentativ jedes blatt einzeln ein.

6

keine sorge ?

gegenüber vom geldautomaten überfällt mich aus der tiefe unsere akute geldnot, die ich nicht vergessen kann. ich erinnere mich an meine zuversicht, nachdem ich mit dem OMNIBUS verschmolzen war.

ich dachte, von diesem anatalen poster würden sich doch alle ganz persönlich angesprochen fühlen und meine unzähligen geschwister würden wenigstens mal einen hunni springen lassen.

nach dem motto „zeige deine wunde“ habe ich von meiner not berichtet – und die ersten versuche waren herzerwärmend erfolgreich und schienen meine erwartungen zu bestätigen …

… aber viele reden nur ganz abstrakt über geld – völlig an meiner konkreten frage vorbei. sie wollen kein geld begreifen und nehmen die frage überhaupt nicht persönlich. es wurde sehr bald still & stiller …

was natürlich auch damit zusammenhängt, daß ich mit meinen arbeitsumständen & meinem energiehaushalt voll beschäftigt war und die tour bisher wunderbar gelungen ist. meine arbeit ist mein ganzes leben – wenn das scheiß geld und die tükken der digitalen technik nicht wären, wäre ich ein rundum glücklicher flamingo.

da fällt mir ein, daß ich mir ja keine sorgen machen und vertrauen zur großen mutter haben will – ich bin der kleine mann auf dem bild:

also freu ich mich, ent-täuscht zu sein.

schweinfurt

mit jonas habe ich die drei ersten tage „normaler arbeit“ im westen bespielt – unter brüllender sonne trotz der linden. lässig & unverdrossen. es lebe die intrinsische motivation. ich staune immer wieder, wie mühelos & offenherzig die arbeit inzwischen gelingen kann, wenn nur eine person einsteigt. jonas‘ kurzes gastspiel war allseits gelungen. er hat mich am ende noch nach wiesbaden begleitet und wurde am tag unseres lebewohls 33 jahre alt.

danke nochmal & herzlichen glückwunsch.

in schweinfurt erwachten ein ganze reihe interessanter erinnerungen, an die ich wunderfitzig anknüpfen konnte: zum beispiel haben wir für christopher in einem gut sortierten antiquariat eine telefonbuchartige studienausgabe von „zettels traum“ aufgetrieben. der antiquar hat sich angesichts des OMNIBUS an unseren besuch erinnert, als er mit dem fahrrad in der stadt unterwegs war. da schlug das herz des bücherwurms schneller. dieses mal habe ich ein besonderes juwel gefunden. das mir bis dahin völlig unbekannte monumentale spätwerk von alfred döblin: „november 1918 – eine deutsche revolution“. ein zeitzeugenroman in vier bänden, in den ich mich sofort neugierig hineingestürzt habe …

zeitsprung

… inzwischen habe ich schon drei tage unter kreischenden möwen in kiel verbracht, wo alles begann.

es klaffen hier also riesen lükken und ich frage mich, wen denn jetzt noch meine vielen anderen erkenntnisse in schweinfurt interessieren könnten – stichwort: epistemologische askese. hinzu kommt, daß es gleich zwei uhr morgens ist.

unter den linden

in schweinfurt standen wir drei tage unter linden – im vorigen sommer haben wir „unter den linden“ in berlin eine traumatische erfahrung gemacht: der honigseim, der von den blühenden linden tropfte, schien sich nicht mit unseren solarpaneelen zu vertragen. unser akku war zum ersten mal besorgniserregend entladen …

ich lerne ja eifrig, mir keine sorgen zu machen und habe beschlossen, bei voller aufmerksamkeit vertrauen in das leben zu haben und bei näxter gelegenheit unser dach zu inspizieren & zu putzen – das war dann später die perfekte aufgabe für elias‘ ausbildung. geschenkt ! das vertrauen hat sich gelohnt.

rhythmusstörung

die digitale technik macht mir mal wieder schwer zu schaffen und ich gerate ins hintertreffen, weil ich meine beiträge umständlich per email an joshua schicken muß – dadurch geht mir viel spontanität verloren. da ich die bilder separat schicken muß, wird jeder groove zerstückelt. ich werde wohl so häufig von bots attackiert, daß ein sicherheits-plug-in mich rausschmeißt. ich fühle mich wie ein stotterndes ziviles opfer in einem digitalen krieg.

wie schön waren doch die analogen werkzeuge:

ich werde mich bemühen, trotzdem aufzuholen …

gemeinde bamberg

bamberg war mein zweiter versuch, nach besten kräften bei einem bürgerbegehren mitzuwirken – ein höhepunkt im vorigen jahr war ein bürgerbegehren in flensburg, das mir als rauschhaftes demokratie erleben in schönster erinnerung ist. damals war der OMNIBUS voll mit intrinsisch motivierten sammlerinnen, die sehr offensiv unterwegs waren. mit den aktiven vor ort entwickelte sich ein gut gelauntes zusammenspiel und ich habe einige naturtalente für diese arbeit kennengelernt. vor allen dingen haben wir in der bunten vielfalt dieser big band kein wort über politik verloren. kunst statt politik. besser gings nicht.

dieses mal kam ich solo und mit bangen erwartungen an und konnte mir nicht vorstellen, welchen beitrag ich hier in den vier aktionstagen leisten könnte. dann kamen die beiden jungs und versetzten mich in den siebten himmel – und dann lernten wir andreas kennen, die vertrauensperson dieses bürgerbegehrens, die ich bewundernd in meine demokratische heldengalerie aufgenommen habe:

obwohl er voll berufstätig war als verkäufer von eisenbahnen, hat er uns herzlich empfangen und während der ganzen zeit liebevoll betreut. er ist ein fahrradenthusiast und hat emsig unsere „bühnentechnik“ und alle utensilien mit einem schwerlastrad mit dicken reifen transportiert – er hatte auch schon einige bromptons. organisatorisch hatte er alles perfekt vorbereitet und dafür gesorgt, daß immer mindestens zwei menschen, die sich auskannten, uns am OMNIBUS unterstützt haben.

vor allem hat er uns diese spektakuläre bühne organisiert, auf der wir zwei tage und eine verbotene nacht verbracht haben – da war immer bis in die nacht hinein was los. samstags haben wir neben dem OMNIBUS einen pavillon aufgebaut für videoprojektionen und allerlei aktionsangebote …

das ist zum beispiel eine speichenkarte, die auf neutrale weise das anliegen der initiative veranschaulicht – eine im rahmen des möglichen konsequente verbesserung der urbanen lebensqualität und verantwortungsvolle pflege der altstadt, die als weltkulturerbe eine menge touristen anzieht.

ich hätte mir also wieder mal keine sorgen machen sollen, denn insgesamt war die aktion ein voller erfolg – auf eine völlig andere weise als in flensburg. andreas geht das genauso geduldig an wie ich und ist nach allen seiten hin offen. sie haben alle zeit der welt, denn es gibt keine frist für die sammlung. es gibt wohlwollen im stadtrat, der aber dieses mal gezwungen werden soll, einen verbindlichen maßnahmenplan vorzulegen und die vorschläge nicht in der schublade verschwinden zu lassen. dieser bürgerbegehrens-event war eine hoch interessante variante und alle haben ihr bestes gegeben …