Monat: Juli 2015
vermaledeite technik
bei diesen temperaturen läuft unser neuer kühlschrank wahrscheinlich dauernd auf hochtouren und saugt die batterien leer:
gestern nachmittag erklang zum ersten mal ein gellender insistierender piepston aus unserem ladewandler, den ich noch nie gehört hatte. wir waren da vier tage ohne einen äußeren stromanschluß und die anzeige der batterien stand auf 23 volt. durch ein- & ausschalten habe ich den geheimnisvollen apparat erst einmal für ein paar stunden zum schweigen gebracht, aber es ging dann nachts und gleich heute morgen wieder los … und ich mußte das gerät abschalten, mit dem bewußtsein, daß dann der kühlschrank abtaut und die steckdosen nicht mehr funktionieren.
also: äußerste priorität: einen stromanschluß organisieren ! leon hat alle buden, eine außengastronomie und das domschatz-museum abgeklappert und sich nur absagen geholt (das kann ich nicht entscheiden, da muß ich erst den chef fragen / wo ist denn der chef ? / der chef ist nicht da / kommt erst in zwei stunden / usw.). hinter uns, am dom, hatte ich schon mindestens drei steckdosen in reichweite entdeckt, aber keine auskunftsperson – also habe ich mich durchgeschlagen durch die verschiedensten hierarchien, wo mir jeweils hilfbereite damen freundlich erklärten, das könnten sie nicht entscheiden … und mich jeweils zur nächsten eskalationsstufe begleitet. bis ich im vorzimmer des domprobstes als obersten chef gestrandet und durfte ihm aber nicht meine notlage und ihre lösung von angesicht zu angesicht vortragen. er hätte mir bestimmt geholfen. aber die sekretärin ist zu ihm hereingegangen und hat gesagt: „da ist jemand von diesem omnibus, der will strom.“ worauf er: „das machen wir nicht, der soll sich an die stadt wenden.“
ich dachte, mich trifft der schlag, als die sekretärin mir das dann ungerührt erklärte – und fragte, was für kristenmenschen mich in meiner not so kalt geschäftsmäßig abweisen könnten. sie hat mich nicht zum herrn domprobst gelassen – und dann noch gesagt, es tue ihr leid. die ehrwürdige äbtissin theophanu hat sich entsetzt im grab herumgedreht.
schwamm drüber, am ende hat sich ein angestellter der gastronomie, die leon schon gefragt hat, erweichen lassen, weil der besitzer der würstchenbude mit mir zusammen zu ihm gegangen ist (er brauchte seinen ganzen strom für seine kühltruhe, sogar sein mobiltelefon hat er anderswo aufgeladen). der mann hat das dann einfach auf seine kappe genommen und angedeutet, daß sein chef ziemlich gestreng sei. wir hatten dann strom bis zu unserer abfahrt. ich hab ihm gleich fünf euro gegeben.
heute waren es wieder über dreißig grad. bis auf weiteres werde ich wohl nicht mehr in diese hauptkonsummeile des ruhrgebiets fahren.
katharina ist von essen aus mit der eisenbahn nach hause gefahren. es war wirklich inter-essant, mit ihr zu arbeiten. ich hätte sie gern noch besser kennengelernt und hoffe sehr, daß wir uns bald wiedersehen. es war prima, daß sie während ihres aufenthalts am omnibus sofia, leon, brigitte, freya, jan, stephan, anna und und und kennengelernt hat – deep impact.
mit leon bin ich dann nach hattingen gefahren, wo uns brigitte schon mit ihrem auto erwartet hat. wir haben leon nach witten zum bahnhof gebracht und wir haben uns gleich für nächste woche verabredet – er war ein prima springer (eingesprungen für eine woche).
auf brigitte’s terrasse habe ich noch einen kaffee getrunken und bin dann mit ihrem auto zum omnibus gerollt, wo ich jetzt langsam herunterkomme von den anspannungen und dem zeitmangel der letzten woche.
was für ein kontrast
wir stehen vor einem tausend jahre alten dom gegründet von stiftsfrauen mit besten verbindungen zu den ottonischen kaisern. das ist der ursprung von essen. ich liebe diese stiftsfrauen des frühen mittelalters und finde überall ihre fährten (sie haben mein volles inter-esse).
in der anlage gibt es stille kreuzgänge zum nachdenken … und hinten links im dom steht die älteste bekannte madonnenfigur, angelehnt an uralte muttergöttinnen, mit gold beschlagen:
es war sehr beruhigend, dort zu wandeln. es gab moderne, abstrakte fenster in einem massiv gedrungenen steingebirge, das übrigens cosmas & damian gewidmet ist, den wanderärzten, die zu kristlichen märtyrern geworden sind. schöne märchenfiguren aus tausendfacher mündlicher überlieferung.
das ist ein moderner märtyrer, den die nazis ermordet haben – der hing auch da im dom hinten rechts. ich finde, die zarten sprünge in der wandfarbe sehen aus wie ein umriß von afrika.
und schräg gegenüber:
ist primark. das wetter war heute schöner und katharina konnte auch mal so richtig loslegen. wir stehen vor & unter gigantischen platanen, die uns einen luftig-bewegten schatten gespendet haben. während katharina mit dem kochen begonnen hat, sind leon & ich noch eine weile länger vor dem omnibus geblieben …
das ist jetzt aus peek & cloppenburg heraus fotografiert.
und hier nochmal die äbtissin, etwas vornehmer:
in der konsumwüste
wir stehen in der mitte der kettwiger straße. es war ein gruseliger tag – und es hat auch wieder genieselt. exponiert in einer konsumwüste – viele menschen, wenig inter-esse. leon & katharina haben mir leid getan, die können überhaupt nicht auf touren kommen und ich hätte besonders katharina, die zum ersten mal am omnibus ist, wenigstens einen unternehmenslustigen tag wie zum beispiel in memmingen gegönnt. jetzt steht sie im nieselregen auf ungeeigneten, abseits gelegenen plätzen oder – wie hier – in der konsumwüste einer großstadt. ich glaube, es wäre viel besser, mal einen platz in essen-werden zu beantragen, da ist es jedenfalls nicht so bedrückend.
schräg gegenüber steht eines der ersten primark-kaufhäuser in deutschland. das sind wirklich bad vibrations. und nachts ist es wie ausgestorben, bis auf verzweifelt grölende betrunkene, die nach hause wanken. und brutal laute kehrmaschinen und sehr laute große kirchenglocken ganz nah. da steht die angeblich älteste madonna der welt. leon hat sie schon angeschaut – ich bin noch nicht dazu gekommen. habe meine papierbelege vom letzten quartal zusammengesucht oder geschrieben und geordnet an meinen steuerberater geschickt.
freya ist mit der eisenbahn gekommen und hat uns geholfen. sie fand das ambiente auch demoralisierend und wir haben unsere wahrnehmungen in einklang gebracht. freya tut mir immer gut. und ich danke dem himmel, daß ich katharina & leon bei mir habe – mit ihnen läuft die arbeit ganz leicht. am abend haben wir noch lekker gekocht & gegessen, was raffiniert improvisiertes asiatisches.
dann haben wir uns noch „chappie“ angeschaut, eine zeitgenössische variante von „nr. 5 lebt“.
und jetzt gute nacht !
heimspiel, zweiter tag
heute hats wieder genieselt, aber der tag war insgesamt angenehmer. freya hat uns geholfen und so habe ich auch einigen bürokram erledigen können. am nachmittag habe ich jan im (….) besucht – übrigens gibt es die buttons wieder (ich hatte meinen verschlampt). jan hat mir mein spezialgetränk zusammengebraut: heißer kakao mit einem espresso drin und aufgeschäumter milch. jan ist inzwischen ein meister der kunstvollen verzierung der crema – das geht ihm ganz flüssig von der hand.
im (….) waren wieder lauter sympathische menschen. und ein atemberaubend schönes mädchen (im sinne von „junge frau“), die mir auch vorher schon mal dort aufgefallen war. inzwischen weiß ich, daß sie lea heißt – das paßt wie angegossen.
vorher hatte ich im omnibus lange mit pujan gesprochen, der genau in der letzten zeit vor seinem studium in witten am omnibus gewesen war. das fiel in eine für uns schwierige zeit, die sich später im jahr explosionsartig entladen hat. deshalb habe ich ihn damals nicht so gut kennenlernen können, wie ich am liebsten wollte. er war ein freund von simon, der schon öfter am omnibus mitgefahren war. die beiden sind keine waldorfschüler. sie sind viel zielstrebiger und folgen konsequent ihren fragen. dabei sind sie sehr höflich und sich zu schade für smalltalk. ich freue mich immer, sie zu sehen. pujan hat mir seinen weg beschrieben und seine inter-essen erklärt. ich fand sofort viele anhaltspunkte, an denen ich anknüpfen konnte und die gegenwart hat sich plötzlich weit ausgedehnt.
er hat von pepe öh auf ku re gewechselt und will seinen master woanders machen. ich konnte alles, was er erzählte, voll nachvollziehen und wir haben vor lauter inter-esse die zeit aus den augen verloren.
alle inter-essanten menschen habe ich an brigitte verwiesen und erklärt, daß sie gleich um die ecke wohnt. ich vermute, daß mehrere von ihnen mit ihr kontakt aufnehmen werden. ein fridjoff ist mir besonders angenehm aufgefallen. er hatte in den anfangszeiten als armer bafög-student an der wittener uni wirtschaft studiert und konnte das studium nicht abschließen, weil er keine reichen eltern hatte. es war inter-essant, aus seiner perspektive alles mögliche über die uni und ihre geschichte zu erfahren. er kannte daniel schily schon aus dieser zeit und war wahrscheinlich auch mitglied bei mehr demokratie e.v. er hatte das nie trennen können. er war ein sehr sympathischer mensch, mit dem ich gern zusammenarbeiten würde.
am abend sind wir zunächst nach hattingen gefahren, um meine bankauszüge aus dem briefkasten zu holen, die ich spätestens morgen zusammen mit allen papierbelegen an meinen steuerberater schicken muß. wir haben unseren wassertank aufgefüllt und sind auf seltsamen, verschlungenen wegen nach essen gefahren, von ausgefranstem stadtrand zu ausgefranstem stadtrand.
nach 20:00 uhr sind wir angekommen – wir haben hier einen guten platz mitten auf der einkaufsmeile …
und sofia fehlt mir
einen breitbandigeren analogen kontakt wage ich nicht, mir zu wünschen. wir tun uns ganz zwanglos gut. ich durfte ihre haare nachschneiden (einstellung der maschine: ein millimeter). ich liebe situationen zwischen menschen, bei denen keine worte gewechselt werden müssen und deshalb auch keine lügen möglich sind: haare schneiden, massagen, rasieren usw. (bei affen auch entlausen).
das ist noch einmal einen tick besser als geschichten erzählen, besonders mit menschen, mit denen ich so klar und unverblümt reden kann wie mit sofia, vom arbeiten ganz zu schweigen.
obwohl sie die längste zeit, seit wir uns kennen, nicht am omnibus verbracht hat, ist es uns gelungen, auf allen jeweils zur verfügung stehenden kanälen in engem kontakt zu bleiben. ich verneige mich dankbar.
vernieselt
der erste tag unseres heimspiels war völlig vernieselt und durchnäßt – wenige, manchmal besonders inter-essante menschen. katharina und leon arbeiten schon ganz souverän und wir hatten natürlich zwischendurch immer wieder besuche von freundinnen und alten bekannten. freya hat nachmittags für uns gekocht, so daß wir gleich nach der arbeit essen konnten bei brigitte. es war lekker und unterhaltsam. leider konnte freya nicht bleiben.
am abend sind wir ins kino gegangen, jungs (leon & ich) in einen jungsfilm, mädchen (katharina & brigitte) in einen mädchenfilm. na, ratet mal schön. wir jungs waren jedenfalls amüsiert hingerissen.
heimspiel
am späten nachmittag sind wir – im regen – nach witten rübergefahren. an die welle. ich war immer gern an diesem platz und habe hier inter-essante menschen gefunden und alte freundinnen getroffen.
am abend gab es einen willkommensempfang bei jan im raum und anna, stephan, freya, brigitte und jan waren da. zuletzt ist auch noch leon aus greater berlin zu uns gestoßen. er löst jetzt sofia ab, die morgen früh in refrath als kindermädchen engagiert ist. unsere zeit miteinander war eine labsal für uns beide. leon hat sofia dann auch noch nach hause gefahren.
erholung
da die höfliche katharina sich nicht getraut hat, mich lauthals zu wecken, habe ich lange geschlafen. aber wie hier neuerdings zu entnehmen ist: ich hab nie genug schlaf.
wir hatten einen entspannenden tag miteinander, sind zum bioladen gefahren, um die fehlenden zutaten für unser leibliches wohl zu kaufen. und waren dann jeweils mit ganz eigenen notwendigkeiten beschäftigt. ich habe lauter updates installiert, deren zum teil schauderhafte folgen ich gerade nach und nach entdecke.
wir haben lekker gegessen: frischen babyspinat mit einer käse-sahne-sauce, für mich mit liebevoll kleinstgeschnibbelten, knackig angebratenem schinken. dazu gabs orecchiette = öhrchennudeln.
nach dem abendessen haben wir „cloud atlas“ angeschaut – die mädchen kannten den noch nicht.
und jetzt ist es schon wieder so spät und ich habe noch nicht über christopher’s abschied am letzten mittwoch, über den zweiten tag in bad homburg vor der höhe und über unseren besuch bei der waldorfschule marburg, unsere heimfahrt, den besuch bei brigitte mit freya und jan als weiteren freundinnen usw. geschrieben. das wird die zeitangaben wahrscheinlich wild oszillieren lassen.