prezzemolo

noch nie habe ich so vitale petrasilie am omnibus gehabt wie die, die ich vor zwei wochen in ingolstadt in thomas‘ garten mit meinem winzigen opinelmesser selbst geschnitten habe. keine gelblichen verfärbungen, keine aufgeweichten stengel – immer noch lekker.

also widme ich dieses bild in dankbarer erinnerung thomas zur freien verfügung.

am neptunbrunnen

wir erwachten bei wolkenlosem himmel – und dann ging hinter uns die sonne auf. im windigen schatten war es bitter kalt, aber gegen mittag reichten zwei schritte nach vorn, um wärme zu tanken.

wir hatten wenig publikum und haben zu zweit alles lokker geregelt. ein mann, der die hoffnung für deutschland vollkommen aufgegeben hatte, hat uns voller sympathie 20 euro in die hand gedrückt. und eine frau, der ich zwei oya-hefte geschenkt habe (nr. 50 & 51 – meine lieblinge), hat mir 50 euro gegeben.

die fetten schlitten sind mir weiterhin auf den

gegangen – für mich paߟt das mit dieser satten landschaft überhaupt nicht zusammen. die ureinwohner halten diese schönheit & fülle wohl für selbstverständlich und die natur für unverwüstlich.

und ich bin schon wieder ganz woanders.

zum abschied

heute morgen sind chiara & yunus – bepakkt wie kamele – weitergezogen. mit diesen multilingualen turteltauben klang unsere band ziemlich exotisch.

bei mörderischer kälte & widrigen umständen – der alltag lief ganz lokker nebenbei. ich hab mir unplanmäߟige freiräume gelassen und an meinen bildern gearbeitet. ich hab mich früher ins bett gelegt – ohne plan.

in vollem vertrauen auf diese einmalige band – herzlichen dank, ihr lieben!

die kalte soffi

am neptunbrunnen in kaufbeuren mit schwankungen zwischen 4 und 8 grad. brrr. wir waren mit allem versorgt und es ist sogar ein team von der „allgäuer zeitung“ gekommen. ich bin mit vielen jahren abstand zum zweiten mal hier und habe mir wahrscheinlich diesen platz ausgebeten, auf dem wir beim letzten mal nicht stehen konnten. jetzt hat es sich ergeben, daߟ wir jeden abend des platz wechseln müssen, da am donnerstag rund um den neptunbrunnen der wochenmarkt ist.

am markttag stehen wir auf dem platz, auf dem ich beim ersten mal gestanden habe – direkt neben einem niedlichen zollhäuschen:

direkt hinter dem häuschen verläuft eine viel befahrene ringstraߟe mit ampelanlagen & fuߟgängerübergängen. jetzt habe ich den ganzen tag auf protzige autos geschaut und mir kam in den sinn, daߟ alle diese tdi’s, bluetec’s, eco’s dreiste kriminelle betrugsfälle sind. je fetter, desto mehr. wer sich solche karren leisten kann, steht vom status her wenigstens in der mitte der gesellschaft – häufig auch mit unlauteren mitteln. jedenfalls sind sie eher täter als opfer. es ist so viel die rede von der auto-nation – angeblich ist das identitätsstiftend – da wundert es mich sehr, daߟ die stolzesten autofahrer es einfach hinnehmen, mit dem objekt ihres stolzes so betrogen zu werden. die müssen doch eine stinkwut haben …

heute war es ein grad wärmer gewesen. es ist ein irreales gefühl, bei dieser kälte im vor grüner vitalität sprühenden allgäu zu sein. routinen helfen da nicht weiter – ich lasse so viel wie möglich bleiben und denke an die meditierende kugeltaube:

und gehe früh ins bett.

tausend kilometer

von seiner heimat entfernt, hängt hier direkt neben dem omnibus ein plakat von patrick, vertrauensperson der trinkwasser-initiative in schleswig-holstein, die das erfüllteste omnibusjahr so schön eingeleitet hat. er ist ein richtiger mensch – uneitel & voll aktiv. anscheinend ist er der spitzenkandidat der piraten für die europawahl.

beim wählen kann es ja höchstens darum gehen, möglichst viele vertrauenswürdige menschen in die parlamente einzuschleusen. ich kann so viel vertrauen nur menschen schenken, die ich kenne & erlebt habe – so habe ich susanne wiest vorbehaltlos gewählt, als sie bei der bundestagswahl angetreten ist. und so hätte ich auch joseph beuys gewählt, wenn das möglich gewesen wäre.

patrick ist auch so ein mensch und ich erwäge, ihm bei der europawahl meine stimme zu geben.

ohne strategische hintergedanken.

wexelbad

in marktoberdorf war ich zum ersten mal – eine kleine kreisstadt mit wohl proportionierten, voluminösen häusern, die am schönsten mit einer dicken schneehaube aussehen – eine assoziation, die bei der dräuenden, dunkelgrauen wolkendecke des ersten tages wie von selbst auftauchte.

am zweiten tag war dann die sonne da und strahlend blauer himmel – single cashmere & nackte füߟe. wir haben die gelegenheit ergriffen, yunus für den omnibus zu taufen:

dann war der himmel plötzlich wieder ganz schwarz und eine art schnee-graupel-schauer kam hernieder. zur rettung von yunus‘ arbeit haben die jungs huckepack die schiene abgewischt:

und heute morgen, in kaufbeuren, sind wir fassungslos bei vier grad celsius aufgewacht …

unsere rettung

an den beiden abenden in marktoberdorf war dieses wunderschöne kino unsere rettung vor der kälte (die gasflaschen flutschen nur so durch). christopher hat es während der fahrt digital ausgekundschaftet. es ist denkmalgeschützt und lag jahrzehnte im dornröschenschlaf. eine kinoenthusiastin hat es wachgeküߟt – es wird von freiwilligen in betrieb gehalten – ein saal und fast jeden tag ein anderer film. am ersten abend lief ein film über renzo piano und ein meisterhaftes ensemble, das er in santander in die mitte der uferpromenade gebaut hat. mein inter-esse war voll entflammt, besonders weil renzo piano, der inbegriff eines eleganten, kultivierten italieners, in italienischer & englischer sprache ausführlich über seine arbeit und seine künstlerische entwicklung geredet hat – das war ein ohren- & augenschmaus.

am zweiten abend lief „yuli“, die geschichte eines schwarzen kubanischen ballettänzers, der ein weltstar wird und am ende als choreograf nach kuba zurückkehrt … schöne, sinnlich aufregende menschen, traumhafte bilder von havanna – da könnte ich mich sehr wohl fühlen.

frieren schlaucht

da habe ich mir ein beispiel genommen an dieser taube, die den ganzen tag über in dieser kugeligen zen meditation auf einem bein neben uns am omnibus verharrte, ungerührt von ihren artgenossinnen, die rundum hektisch pickten & wakkelten & gurrten.

das hat mir sehr geholfen, das verrückt oszillierende wetter durchzustehen und in voller bereitschaft zu bleiben. heute gab es in wilder abwexlung warme sonne, nackte füߟe, regen, kalte böen, schnee und triple cashmere …

mateo

erster neffe von christopher, dessen entwicklung er von anfang an mit lebhaftem interesse begleitet, hat uns zusammen mit seinen eltern seinen onkel nach utting zurückgebracht.

und die eltern hatten hochzeitstag …

das wetter war furchtbar ungemütlich. wir haben uns nicht verdrieߟen lassen und uns am nachmittag in schönstem einvernehmen von gerda verabschiedet. zum abschied hat sie mir „das schwalbenbuch“ von ernst toller geschenkt.