wieder im osten

jetzt sind wir in der stadt, wo martin luther seine thesen gegen den ablaߟhandel an die tür der schloߟkirche genagelt hat: wittenberg. vor vielen jahren war ich schon einmal hier. das liegt schön an der elbe … die altstadt ist fein herausgeputzt – nächstes jahr feiern die hier ein 500-jähriges jubiläum.


nein, das ist nicht die schloߟkirche. bei meinem bummel habe ich danach gesucht – sie ist an ein gebilde geschmiegt, das gerade restauriert wird:

manno

jetzt bin ich in einer woche zweitausend kilometer gefahren – mit den unglaublichsten filmwechseln …

heute sind wir vom schloߟ freudenberg so ungefähr fünfhunder kilometer nach nordosten gefahren. in jena haben wir jonas abgesetzt, und kurz bevor wir von der a 4 auf die a 9 abgebogen sind, tauchte plötzlich ein lachend winkender kilian neben meinem seitenfenster auf als mitfahrer nach leipzig …

in wiesbaden ist springlebendig maike zu uns gestoߟen, die inzwischen mit bravour ihr abitur hinter sich gebracht hat – und christopher ist endlich mal nicht der jüngste am omnibus. maike erfrischt mich jedes mal, wenn sie kommt – für sie wurde das wort „blitzgescheit“ erfunden. sie war 15, als sie das erste mal am omnibus war und hat konsequent alle gelegenheiten genutzt, wieder zu kommen. bald geht sie für ein jahr nach nicaragua (auf eine vulkaninsel).

ich freue mich sehr, sie vorher noch einmal hier zu haben. jedes mal sieht sie schöner aus und hat ihren stil verfeinert. morgen gibts ein volk-foto !


 

da ist er schon wieder

der goldene punkt.

ich ergreife dankbar jede gelegenheit, die groߟen gongs zu spielen und koste das voll aus – analoger gehts nicht. ich bin nicht eingegrenzt in ein system von noten, takten, saiten, bünden, tasten, stöcken oder fellen und spiele immer ausgiebiger mit den bloߟen händen.

im winter hatte ich „nur“ eine barocke rosenholz-blockflöte zum musizieren. ich habe läufe geübt und mich wieder mal mit musiktheorie & harmonielehre befaߟt und mir vorgenommen, endlich mal im schlaf eine übersicht über das tonale system zu gewinnen (maria hilf).

bei den gongs gibt es keine grenzen, was intensität & bandbreite angeht  – und ich kann mich voll austoben …

haltestelle vitra campus

immer, wenn meine tour das dreiländereck da unten streift, fahre ich bei vitra vorbei … auf dem parkplatz dort habe ich schon einige nächte verbracht. dieses mal habe ich keine architektur-führung mitgemacht, weil ich ja gestern den ganzen tag in genf war, aber ich habe am freitag die wechselausstellung (alexander girard) angeschaut und im shop zwei üppige architektur-compendien namens „concrete“ & „brick“ erworben und ein büchlein mit gesprächen, die tadao ando mit seinen studenten geführt hat.

ich finde diese besuche immer überaus anregend. diesen winter habe ich schmerzlich einen lesesessel vermiߟt (meine tochter hatte mir den barcelona chair von mies van der rohe mit fuߟschemel in aussicht gestellt, aber das hat sich nicht verwirklicht) – also habe ich heute vormittag einmal gezielt alle möglichen varianten probegesessen.

am besten hat mit der soft pad reclining chair mit wippautomatik von ray & charles eames gefallen – wie für mich gemacht. ohne weiteres nicht erschwinglich, aber wer weiߟ: meine biografie führt geradewegs darauf zu. ich bin ganz beschwingt da raus gegangen.

jetzt verbringen wir an einer anderen, hunderte kilometer nördlich gelegenen omnibus-haltestelle die nacht und ich hoffe, noch zu dem groߟen gong zu kommen. im moment läuft im schloߟ freudenberg noch eine geburtstagsfeier.

miguel hat mir erzählt, daߟ der film von der plakat-aktion tatsächlich in new york am times square riesengroߟ gezeigt wurde.

der stratege

das ist daniel häni bei der übersicht über den weltrekord. ihm gelingt immer wieder erstaunliches: 

im spiegel von dieser woche steht ein langer artikel über das bedingungslose grundeinkommen … und es ist deutlich zu spüren, daߟ daniel dem journalisten durchaus sympathisch war. mit einem zitat von ihm fängt der artikel an … dann kommt zwischendurch auch viel geschreibsel in dem typischen spiegelstil (der schriftsteller dietmar dath hat den spiegel einmal treffend „das zentralorgan der lakonischen besserwisserei“ genannt) … und dann endet der artikel mit dem ausruf von daniel:

„hört doch einfach mal auf, die menschen erziehen zu wollen.“

also, lieber daniel, groߟes kompliment aus dem omnibus !!!

genf – eine weltstadt

heute morgen um acht hat mich michael auf dem vitra campus abgeholt und wir sind zusammen bis in den äuߟersten westlichen zipfel der schweiz gefahren, nach genf. der berühmteste sohn der stadt hat mich gleich auf einem stromkasten begrüߟt. ich war den ganzen tag total fasziniert: auf der langen fahrt von allem, von dem ich auch schon bei bern geschwärmt habe und von der wunderbaren landschaft.

die aktion der grundeinkommensinitiative, dort das gröߟte plakat der welt auszulegen, hat perfekt funktioniert. die wettervorhersage war zwar schlecht, aber es hat nur ganz kurz ein wenig geregnet, ohne irgendwen zu bremsen. ich habe jonathan schon während der aktion einige bilder über ein offenes wlan für unsere facebook-seite geschickt, während unser wohlausgerüstetes kamerateam für eine umfassende dokumentation gesorgt hat, die dann später zu besichtigen ist …


beide, jan & michael, waren wiederholt da ganz oben auf diesem steiger … am ende der aktion überflog vier mal ein helikopter mit inländischen und internationalen medien das plakat. und eine drohne mit acht rotoren und ein groߟer milan kreisten lange darüber. auch am boden waren presse & fernsehen vertreten … und eine repräsentantin des „guiness buch der rekorde“ mitsamt amtlichem nachmesser. kurz gesagt: das medienecho war – wie auch bei der aktion mit den räppli vor dem bundeshaus – weltweit durchschlagend, während die genferinnen die aktion ganz beiläufig wahrnahmen, wenn sie von den flohmarktständen am rand des platzes mal vorbeikamen.

das mädchen auf dem unteren bild heiߟt übrigens tara – sie hat mit ihrer mutter einen stand mit paraphernalia betreut und ich hatte sie gleich am anfang kennengelernt:

es wird ganz viele tolle bilder von dieser aktion geben … deshalb hier nur noch ein paar in lokkerer folge:

über eine brücke von zwei berühmten schweizer architekten sind wir aus der stadt herausgefahren … und wie bei der aktion in bern haben auf der rückfahrt wolkenbruchartige regenfälle eingesetzt, nachdem wir erst einmal mit dramatischem himmel und guter aussicht durch die traumhafte landschaft am genfer see gefahren sind.

ich bin begeistert und rechtschaffen müde nach dieser zusammenballung von eindrücken …

die aktion

die aktion stand unter einem guten stern: tausend sachen hätten schiefgehen können (wir hatten keine genehmigung, auf dem platz wurde alles für der eröffnung einer europameisterschaft vorbereitet (ich hab vergessen, was fürn sport) und er hätte abgesperrt oder sonstwie besetzt sein können. wir hatten drei möglichkeiten ausgekundschaftet und guter dinge improvisiert – jonas hat aus der omnibus heraus unsere anfahrt über eine ganz hohe brücke, die nur für zehn tonnen zugelassen war, gefilmt und später noch einige schöne bilder eingefangen. edda, michael und jan waren mit film & foto vor ort …

es klappte alles ganz vorzüglich und als alles abgewickelt war, sind wir noch zusammen mit dem tesla für ein paar stunden auf einen platz vor dem bahnhof gefahren und haben anregende gespräche geführt. als ich einer sympathischen vertreterin der frauen für grundeinkommen erklärte, wie schade ich es fände, daߟ ich in der ganzen hektik so wenig von bern zu sehen bekäme, auf das ich wirklich neugierig bin, hat sie mich gleich für den winter eingeladen zu einem besuch. sie hat ein gästezimmer und heiߟt marianne. ihr sohn michael hatte eine baskenmütze an und schwenkte „die kernpunkte der sozialen frage“. er studiert volkswirtschaft und wir haben uns gut vertragen.

dann fing es an, immer stärker zu regnen. dieser wink des himmels hat mich in meiner entscheidung bestärkt, am samstag nicht mit dem omnibus nach genf zu fahren. die schweizer hatten auch spontan allergisch auf die idee reagiert, daߟ der omnibus dort auftauchen könnte. dafür hatte ich vollstes verständnis.

durch strömenden regen sind wir dann mit entsprechend schlechter sicht und vielen staus zum vitra campus gefahren, wo mir erst einmal ein stein vom herzen fiel.

morgen früh werde ich mit michael im auto nach genf fahren, während die jungs den omnibus bewachen und sich hier umschauen können. 

von der fahrt mit dem tesla am abend zum unternehmen mitte habe ich ja schon erzählt. aber nicht von dem traulichen gemeinsamen abendessen bei einem sehr lekkeren italiener namens latini.

so, jetzt habe ich bis heute aufgeholt.

der goldene punkt

mit dem ausdrücklichen goldenen ja, den die schweizer als markenzeichen ihrer initiative gewählt haben, wärmt mein herz. der gestus gefällt mir sehr: das unabdingbare ja zur übernahme von umfassender verantwortung für die welt in reichweite und tägliche praktische schritte.

mir gefällt auch, daߟ die gegner des bedingungslosen grundeinkommens ihren allerwertesten bewegen und mit „nein“ stimmen müssen, denn das meer der gleichgültigen ist unergründlich.

als ich mit dem goldenen tesla durch die nacht glitt, fühlte ich mich wie in einem traumhaften paralleluniversum: das technisch mögliche summte und glänzte und lockte „umweltfreundlich“. solchen lockungen nachzugeben ist bei meiner katholischen kindheit eine sündige angelegenheit, aber ich will gern ein armer sünder sein und habe es genossen.

auf der raststätte kurz vor bern haben wir uns getroffen. da war dieser schnittige gleiter schwanger mit den vielen abstimmungsbüchlein, denn er hat unter beiden hauben platz. nach unserer aktion durfte ich mich auch mal ans steuer setzen: das war die digitale antithese zu meinem analogen cockpit im omnibus.