es war die sparda

nicht die volksbank – und ich ahne, daß nicht nur die genossenschaft hier erfunden, sondern auch die idee der sparkasse hier geboren wurde.

am roßplatz ist gegenüber eine riesen buchhandlung – da will ich mir unbedingt eine biografie von schulte delitzsch besorgen … auf papier!

delitzsch

da habe ich zum ersten mal wieder einen gemächlichen erkundungsgang gemacht. wir sind drei tage hier – am dienstag kommt lisa – und ich muß den OMNIBUS jeden abend umstellen, weil dienstag hier markt ist. also hab ich mir schon mal den ausweichplatz angeschaut, der außerhalb der

liegt, die die altstadt ringförmig umschließt – vier meter hoch. der turm auf dem nächsten bild ist kein kirchturm, sondern ein torturm, dessen zwillingsbruder am ende des neunzehnten jahrhunderts abgebaut wurde.

den roßplatz find ich genauso schön wie den marktplatz – vermute sogar, daß da mehr leute vorbeikommen.

ich glaube, daß die abendspaziergänge auch meinem rücken gut täten, dessen beweglichkeit ich tastend ausprobiere – auch meine schlafhaltungen sind die reinste gymnastik.

und es entstehen bilder …

lebt wohl !

bei der ausfahrt von hofgut kreuma bin ich nochmal rausgesprungen … mein bad in der landwirtschaft ist wohl erst mal zuende. das war eine runde sache – ich konnte üben, lokker zu lassen – auch und gerade, weil ich alleine war. mein leben ist mit nichts zu vergleichen – also versuch ich besser, auch als solist einen lässigen groove zu entwickeln.

paßgenau habe ich auch „what your food ate“ von david r. montgomery & anne biklé zuende gelesen.

und bin mit gespannter erwartung nach delitzsch gefahren, wo die erste genossenschaft gegründet wurde und die volksbank entstanden ist. es gibt da ein schulte-delitzsch-museum – bin mal gespannt, ob ich dazu komme, das anzuschauen.

bei meinem spaziergang habe ich in der volksbank diese lustige werbung entdeckt: die zahlen 100 euro „begrüßungsgeld“ – wie wohl schulte-delitzsch das finden würde?

hofgut kreuma

in schönstem intuitiven einvernehmen mit malte bauer, einem sproß des dottenfelder hofs, haben wir den OMNIBUS an die einzig richtige stelle bugsiert, obwohl dafür ein paar felsen an die seite gerollt werden mußten.

da bade ich jetzt in der landwirtschaft – ich habe nicole & malte kennengelernt, die verantwortlichen bauersleute. wir hatten viele persönliche anknüpfungspunkte und „verwandschaft“ über drei generationen verteilt. aber alle um mich herum sind sehr beschäftigt – also halt ich mich zurück mit fragen und weiß noch nichts genaues über den betrieb. heute war der hofladen geöffnet und ich habe den stehtisch rausgestellt, ein paar gespräche geführt und in einem buch über „regenerative agriculture“ gelesen, was ich als gewaltfreie landwirtschaft übersetze. für alle, mit allen, durch alle. es freut mich vor allem, zu erfahren, daß ausgerechnet in den usa immer mehr farmer zu dieser wirtschaftsweise umsteigen und für ihren mut reich belohnt werden …

bis zum frühen nachmittag tobte & kreischte eine schulklasse um den OMNIBUS herum und – höflich fragend – durch den OMNIBUS. sie kamen von einer waldorfschule, die im moment in containern haust und muster von handlungspädagogik entwickelt – noch eine verbindung zum hof penthe und zu peter guttenhöfer und der veranstaltung im september …

der klang der kinder war wie ein springbrunnen.

das wetter ist weiterhin verrückt – ein tag knallend heiß – ein tag sonnig kalt – und der vollmond naht …

allein

da bin ich mit den grenzgebieten des machbaren konfrontiert. nichts da mit lokker & lässig. heavy duty. himmelweit entfernt vom groove einer gut eingespielten band. ich muß alles alleine machen. einmal habe ich den OMNIBUS für ein paar minuten abgeschlossen, um die toilette der eisdiele zu benutzen und mir ein eis zu holen.

eingedenk meiner rückenschmerzen habe ich mich in letzter zeit nicht an den außenaufbauten beteiligt – wir haben einfach passanten gefragt. da war es eine bewährungsprobe, mir nur von einer person mit dem schweren stehtisch helfen zu lassen – die ich gut überstanden habe. ich habe einige frauen gefragt, ob sie mir auf ihrem hypothetischen rückweg eine zeitung mitbringen könnten – eine hat das ganz selbstverständlich gemacht, nachdem sie unterschrieben und sich in die telefonliste eingetragen hat. zeige deine wunde !

fast den ganzen tag knallte die sonne erbarmungslos. da schwellen meine füße und mir wird manchmal schwindlig. also habe ich im OMNIBUS alle türen & fenster geöffnet, auf daß im schatten ein lüftchen wehe – es ist schließlich niemandem zuzumuten, länger als eine viertelstunde in der prallen sonne zu stehen. also habe ich mich im schatten in die tür gestellt und erfolgreich meine traktorstrahlen auf die passanten gerichtet.

gleichzeitig mußte ich herausfinden, wo genau das hofgut kreuma ist und wie ich aus der stadt herauskomme. es ging abwechslungsreich 50 km durch jungfräuliche landschaft – bis zur autobahn auf halber strecke. der diesel wurde knapp und ich habe die prompt auftauchende raststelle genutzt, um zu tanken und mich für den rest der strecke zu orientieren. bin dann in irgendeinem dörfchen in der nähe gestrandet, wo mir zwei freundliche radfahrerinnen erklärt haben, wie ich in einem großen bogen von hinten ans ziel komme – am ende über gepflasterte straßen …

als ich um halb neun ankam, waren die entscheidenden personen ausgeflogen und mir wurde ein provisorischer platz angeboten, wo das hinterteil des OMNIBUS von der seite in die fahrbahn hineinragte. da hab ich eine seltsame nacht verbracht und bin um sechs uhr aufgewacht, aber nicht aufgestanden.

ich bin erst mal heilfroh, daß die beiden tage in wurzen ausgefallen sind und ich hier zur besinnung kommen kann.

riesa

gestern abend sind wir in riesa gelandet – soweit wir sehen – ein hübsches städtchen an der elbe – mit dem ungeschminkten charme des ostens. wir hatten keine lust, zu kochen, sind durch die einkaufsstraße gebummelt und haben griechisch gegessen. auf dem rückweg gings durch einen klassischen park mit uralten bäumen zur elbe, die wir unbedingt noch sehen wollten …

… und wir haben uns von hinten herangeschlichen:

heute war danilo’s letzter tag und ich werde ab morgen für sechs tage allein unterwegs sein – das kitzelt im bauch. zum glück ist wurzen ausgefallen und ich fahre zurück in die landwirtschaft – zum demeter hofgut kreuma – weiß der himmel, wo das ist …

unser platz ist prima – vielleicht sind wir (der OMNIBUS & ich) morgen in der zeitung. ich hoffe, mir hilft jemand bei tischen & stühlen.

das flamingo hemd

heute habe ich zum ersten mal das flamingo hemd angehabt, das lisa mir mit den worten: „wenn es dir nicht gefällt, verschenk es an jemand anderen.“ geschenkt hat – ich hab laut gelacht und mich tierisch gefreut!

und es macht auch spaß, damit rumzulaufen …

voll des heiligen geistes

schon wieder verbringe ich die pfingsttage in der landwirtschaft – das ist das einzig echte leben – gerade habe ich einige bücher über regenerative landwirtschaft gelesen – bin also theoretisch voll auf dem laufenden: da brenne ich darauf, mit bäuerinnen & bauern von mensch zu mensch zu sprechen und habe tausend fragen …

dieser melkstand ist so konstruiert, daß der melker die ganze kuh von der seite sieht – und jede kuh unabhängig von der reihenfolge rein & raus laufen kann. ich war im siebten himmel. friedrich, ein jungmeisterbauer, der mittelfristig in die betriebsgemeinschaft einsteigen möchte, hat uns durch den betrieb geführt. ich habe ganz viel direkt aus der praxis erfahren – wie der stand der dinge ist – und auf meine vielen fragen sehr inspirierende & ermutigende antworten bekommen.

aus berufenem munde. und weil pfingsten die feier des heiligen geistes ist, taucht bei mir das bild einer gewaltlosen landwirtschaft auf, bei der alle beteiligten lokker lassen und sich dem leben hingeben könnten. wenn das keine ausgeburt des heiligen geistes ist, dann verstehe ich die ganzen feierlichkeiten nicht mehr …

das volle spektrum – mir sind die oben sympathischer, aber wir sollten alle beteiligten freundlich und vor allem friedlich einbeziehen – alle haben recht und krieg ist immer falsch. das gilt auch immer mehr für meine arbeit mit den menschen. ich zähle mich solidarisch zu den „kleinen leuten“, die die ganze zeit STILL den laden am laufen halten. die sind meine primäre zielgruppe. den „kulturellen überbau“ halte ich für ein krankhaft entartetes system, in dem niemand verantwortlich ist, das aber unbarmherzig totalitäre gewalt anwendet. kulturelle gewalt als steigerung von struktureller gewalt. da wirkt die blutige gewalt gleich ganz märchenhaft – damit überfüttert das system uns über die digitalen medien, die mir immer mehr wie hinterhältig ausgeklügelte waffensysteme vorkommen.

für alle, mit allen, durch alle ! ihr seht, ich habe einen gewaltigen epistemologischen stau – die saxentour ist schon jetzt für mich ein voller erfolg, abgesehen von lauter wehwehchen, über die ich rumquengeln könnte, wenn ich wollen würde …

aber ich bin voll des heiligen geistes !